Homeoffice #6: Keine Ausreden mehr

Wozu ziehe ich überhaupt eine Hose an? Draußen bin ich mittlerweile nur noch auf dem Balkon. Von hier aus zähle ich die 236 Fenster vom Schweriner Feuerwehrmuseum. Das steht direkt vor meinem Haus. Ich kontrolliere mehrmals täglich, ob noch alle Fenster da sind. Meine Erkenntnis? Die Anzahl bleibt gleich. Das Homeoffice nervt mich. In unserer Whatsapp-Gruppe sagen mir Freunde nach, ich sei gereizter als sonst. Meine Antwort? Haltet die Fresse! Ich finde immer häufiger Ausreden.

Was du heute kannst besorgen…

Einkaufen? Mach ich morgen! Reflexartig zucke ich zusammen. Für diesen Satz gab es sonst einen Ordnungsgong von Mutti. Aber der Schweinehund scheint stärker. Hole ich meine Lieferung aus der Packstation? Die liegt auch nächste Woche noch da. Die 26 Liegestütze meiner Challenge prügele ich lieblos durch. Nun ist Schluss mit dem Faulenzen. Zur Selbstkasteiung habe ich mir ein Workout vorgenommen, für das es eine keine Ausreden gibt.

Tabata! Was klingt wie die Hauptstadt von Indonesien, ist ein höllisch intensives Training. Ein paar Zahlen: Acht Übungen. Jeweils 20 Sekunden Workout und 10 Sekunden Pause. Zusammengerechnet sind das vier Minuten. Nur marginal kürzer als der durchschnittliche Geschlechtsverkehr. Der dauert in Deutschland fünf Minuten und vierzig Sekunden. Traurig. Zum Glück hab ich erst gar keinen. Zurück zum Training.

Trainingseffekt für einen ganzen Tag

Tabata ist ein Intervalltraining in der Länge einer Frühstückspause. Ungemein effektiv. Der Körper steht vier Minuten lang unter Stress und verbrennt schneller Kalorien als bei gewöhnlichen Workouts. Durch den sogenannten Nachbrenneffekt bleibt dein Stoffwechsel bis zu 24 Stunden nach dem Training angeregt. Dein Grundsatz erhöht sich und du verbrennst auch in Ruhe mehr Kalorien. Vier Minuten Aufwand für einen ganzen Tag Trainingseffekt. So lange hab ich sonst nur etwas von feucht fröhlichen Samstagabenden. Eine Einheit Tabata wirkt wie 20 Minuten Cardiotraining. Habt ihr das gehört, Laufschuhe?

Ich habe ein Tabata-Workout gefunden und bin bereit. Zur Auswahl stehen verschiedene Trainingsinhalte. Ich entscheide mich für ein Ganzkörpertraining. Wie anstrengend können vier Minuten schon sein?

Vier Minuten später.

Ich hasse Tabata. Vor Schnaufen kann ich kaum sprechen. Zum Glück. Sonst würde es wüste Beleidigungen hageln. Fast schon süffisant fordert mich die App auf, noch eine Runde zu machen. Ich drohe mit der Deinstallation. Fühle mich mächtig. Doch dann setzt das Hecheln wieder ein.

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