Was bedeutet Sabbatical?
Der Begriff „Sabbatical“ hat seinen Ursprung in der Bibel und leitet sich vom hebräischen Wort „Sabbat“ ab. Ursprünglich bezeichnete es eine Ruhephase für das Ackerland. In der modernen Arbeitswelt steht der Begriff für eine längere Auszeit, die meist unbezahlt ist und der Erholung oder persönlichen Weiterentwicklung dient.
Während eines Sabbaticals pausierst du als Arbeitnehmerin oder Arbeitnehmer deine berufliche Tätigkeit. Die Dauer des Sabbaticals wird individuell mit dem Arbeitgeber oder der Arbeitgeberin vereinbart. Meistens beträgt diese ein Jahr, weshalb auch der Begriff „Sabbatjahr“ gebräuchlich ist. Nach der Pause kehrst du in deine ursprüngliche Position zurück, da dein Arbeitsvertrag bestehen bleibt. Dennoch ist es wichtig, alles im Detail zu planen und die Rahmenbedingungen sorgfältig mit der Arbeitgeberin oder dem Arbeitgeber abzusprechen.
Brauche ich ein Sabbatical? Gründe für den Wunsch nach einer Auszeit
Endlich die lang ersehnte Weltreise antreten, mehr Zeit für die Familie verbringen oder die eigenen Batterien wieder aufladen: Die Gründe für ein Sabbatical sind vielfältig.
Falls du mit dem Gedanken spielst, bist du nicht allein. Der Wunsch nach einer Auszeit vom Job ist weiter verbreitet, als man vermuten könnte. Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Bildungsministeriums wünschen sich 57 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland ein Sabbatjahr.
Die Grafik unten zeigt die Ergebnisse einer Statista-Umfrage zu den häufigsten Gründen für ein Sabbatical in Deutschland. Die Top-Antworten umfassen den Wunsch nach mehr Zeit für sich selbst (57 Prozent), Reisen (57 Prozent) sowie das Streben nach neuen Perspektiven oder Selbstfindung (54 Prozent). Auch Aspekte wie Burnout-Prävention (50 Prozent) oder das Erlernen von Fremdsprachen (30 Prozent) spielen eine wichtige Rolle.
Eine berufliche Auszeit wirkt sich nachweislich positiv auf die Gesundheit und Regeneration aus, was eine Studie der Universität Siegen unter Lehrkräften zeigt.
Gründe, die gegen ein Sabbatical sprechen
Flucht vor Stress
Möchtest du dem stressigen Alltag entkommen? Eine Flucht vor Stress durch ein Sabbatical ist nicht unbedingt der richtige Weg. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass dich alte Routinen schnell wieder einholen. Nach kurzer Zeit könnten die alltäglichen Belastungen erneut die Oberhand gewinnen.
Das bestätigt auch eine Studie der Universität Siegen: Bereits sechs Monate nach der Rückkehr aus einer beruflichen Auszeit kehrten bei vielen Teilnehmenden die stressbedingten Probleme zurück. Die Empfehlung der Studienleitung lautet daher: Entwickle Strategien und Ansätze, um langfristig besser mit Stress umzugehen. Eine einmalige Auszeit allein ist nicht immer eine nachhaltige Lösung.
Allerdings bietet ein Sabbatical auch die Chance, sich gezielt Zeit für persönliche Entwicklung und das Erlernen neuer Bewältigungsstrategien zu nehmen. Wenn du die Zeit sinnvoll nutzt, kannst du einen wichtigen Grundstein für einen gesünderen Umgang mit Stress legen.
Familiäre Vereinbarkeit
Eine berufliche Auszeit und die Pläne, die du währenddessen umsetzen möchtest, lassen sich nicht immer leicht mit privaten Verpflichtungen in Einklang bringen. Dies könnte beispielsweise daran liegen, dass Familienangehörige nicht zustimmen oder ein Sabbatical den gewohnten Familienalltag stark durcheinanderbringen würde.
Beachte daher, dass ein Sabbatical nicht nur dich betrifft, sondern auch Auswirkungen auf dein Umfeld haben kann. Überlege stattdessen, wie du gezielt Zeit für dich und deine Träume in deinen Alltag integrieren kannst. So kannst du schrittweise an deinen Zielen arbeiten, ohne größere Einschnitte in euer Familienleben vornehmen zu müssen.
Berufliche Verpflichtungen
In manchen Berufen ist es schwierig, eine Position für längere Zeit unbesetzt zu lassen – so zumindest der weit verbreitete Konsens. Auch wenn immer mehr Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber auf Flexibilität setzen, lässt sich ein Sabbatical in der Praxis häufig nicht realisieren.
Findest du keinen Kompromiss mit deinen Vorgesetzten, solltest du dir ehrlich die Frage stellen, ob eine berufliche Umorientierung möglicherweise die sinnvollere Lösung sein könnte.
Finanzielle Faktoren
Ein Sabbatical ist in der Regel unbezahlt oder wird nur teilweise vergütet. Es ist daher wichtig, dass du genau durchrechnest, ob und wie du dir die Auszeit leisten kannst. Solltest du finanziell ins Minus rutschen, überlege, ob du noch etwas länger darauf sparen kannst oder ob es alternative Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung für diese Zeit gibt.
Die Entscheidung steht: So planst du dein Sabbatical Schritt für Schritt
Hast du dich für ein Sabbatjahr entschieden? Wunderbar! Damit hast du den ersten wichtigen Schritt schon getan. Jetzt geht es an die richtige Planung. Unseren 6-Stufen-Plan für dein Sabbatical findest du hier auch als Download.
Schritt 1: Das Gespräch mit der Familie und anderen nahestehenden Personen
Ein Sabbatical dreht sich natürlich in erster Linie um dich und deine Bedürfnisse. Dennoch ist es wichtig, die Familie und andere nahestehende Personen frühzeitig in deine Pläne einzuweihen. Scheue dich nicht davor, Überzeugungsarbeit zu leisten! Wenn du die Unterstützung deiner Liebsten gewinnst, kann das ein wertvoller Motivationsschub sein. Zudem erleichtert es dir die organisatorische Planung und sorgt für einen reibungsloseren Ablauf.
Schritt 2: Dauer und inhaltliche Planung deines Sabbaticals
Die Dauer deiner beruflichen Auszeit hängt eng mit deinen Sabbat-Plänen zusammen. Möchtest du die Welt bereisen, sind mehrere Monate sinnvoll. Arbeitest du hingegen an einer Business-Idee oder möchtest sportliche Ziele verfolgen, können auch einige Wochen ausreichen.
Formuliere deine Wünsche und Ziele so konkret wie möglich. Auf dieser Grundlage kannst du die optimale Dauer deines Sabbaticals festlegen, um deine Pläne bestmöglich umzusetzen.
Schritt 3: Das Gespräch mit den Vorgesetzten
Wenn ein Sabbatical in deinem Unternehmen nicht üblich ist, ist eine gründliche Vorbereitung auf das Gespräch mit deinen Vorgesetzten entscheidend. Ein überzeugendes Argument könnte sein, dass deine Auszeit auch dem Unternehmen Vorteile bringt.
So kannst du beispielsweise darauf hinweisen, dass du dein Sabbatjahr für eine intensive Weiterbildung nutzen möchtest, von der dein Arbeitgeber langfristig profitiert. Neue Impulse und frische Ideen fördern deine Kreativität und helfen, Überlastung oder Routine zu vermeiden.
Ein weiterer wichtiger Punkt für deine Vorgesetzten ist der finanzielle Vorteil: Unternehmen profitieren finanziell von der unentgeltlichen Auszeit der Mitarbeitenden.
Im Gespräch solltest du zudem konkrete Lösungsvorschläge für mögliche Herausforderungen präsentieren, wie etwa die Umverteilung deiner Aufgaben oder eine klare Vertretungsregelung. Mit einem durchdachten Plan erhöhst du die Chancen auf Zustimmung.
Schritt 4: Finanzielle Planung
Finanzielle Sicherheit ist essenziell für ein erfolgreiches Sabbatical. Das bedeutet: Taschenrechner raus und kalkulieren! Wie viel Geld benötigst du für Lebenshaltungskosten, Versicherungen und eventuelle Reisekosten? Plane dabei großzügig, um auch Unvorhergesehenes wie Krankheiten oder Komplikationen auf Reisen abzudecken.
Falls du das Thema Finanzen noch nicht mit deinem Arbeitgeber oder deiner Arbeitgeberin besprochen hast, solltest du ein separates Gespräch dazu einplanen. Denn auch hierfür ist in der Regel eine Zustimmung erforderlich.
Drei gängige Finanzierungsmodelle für ein Sabbatical:
- Gehaltsverzicht im Vorfeld: Du verzichtest über einen festgelegten Zeitraum auf einen Teil deines Gehalts und sparst das Geld für deine Auszeit an. Ein Beispiel: Du arbeitest ein Jahr lang Vollzeit, erhältst aber nur 75 Prozent deines Lohns. Der angesparte Restbetrag wird dir dann während des Sabbaticals ausgezahlt.
- Überstunden abbummeln: Du sammelst Überstunden an und nutzt diese als Freizeitausgleich während deines Sabbaticals.
- Unbezahlter Urlaub: In diesem Fall finanzierst du deine Auszeit aus eigenen Ersparnissen. Plane hier besonders sorgfältig, um finanzielle Engpässe zu vermeiden.
Schritt 5: Krankenversicherung während der Auszeit
Klär frühzeitig, wie dein Krankenversicherungsschutz während des Sabbaticals geregelt ist. Bei unbezahltem Urlaub, der länger als einen Monat dauert, musst du möglicherweise deine Sozialversicherungsbeiträge selbst übernehmen. Dies solltest du rechtzeitig mit deinem Arbeitgeber oder deiner Arbeitgeberin besprechen.
Planst du, die Auszeit im Ausland zu verbringen, prüfe unbedingt, ob dein Krankenversicherungsschutz auch für die jeweilige Reiseregion gilt. Gegebenenfalls ist eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung erforderlich, um im Ernstfall abgesichert zu sein.
Schritt 6: Vertragliche Regelung der Arbeitspause
Besprich mit deinem Arbeitgeber oder deiner Arbeitgeberin die Bedingungen für deine Rückkehr und halte alle Vereinbarungen schriftlich fest – idealerweise in deinem Arbeitsvertrag oder in einem speziellen Sabbatical-Vertrag. Dieser Vertrag sollte klare Regelungen zu folgenden Punkten enthalten:
- Vergütung während der Auszeit
- Versicherungsschutz
- Fortzahlung der betrieblichen Altersvorsorge
- Andere freiwillige Leistungen
Wichtig ist auch, dass deine Rückkehr in deine bisherige Position vertraglich festgehalten wird. Kläre zudem, ob und wie du während deiner Abwesenheit erreichbar sein sollst und wer deine Aufgaben übernimmt.
Lass den Vertrag bei Bedarf von einer Anwältin oder einem Anwalt prüfen, um mögliche Unklarheiten auszuschließen. So kannst du sicher sein, dass es nach deiner Rückkehr keine bösen Überraschungen gibt.
Das neue Normal: Zurück im Arbeitsalltag nach deinem Sabbatical
Während deiner beruflichen Auszeit hast du sicher viele Erfahrungen gesammelt. Doch was erwartet dich nun? Schließlich hat sich auch im Büro während deines Sabbaticals einiges verändert. Dein Team könnte sich gewandelt haben, und möglicherweise warten neue Kundinnen und Kunden oder Projekte auf dich.
Der Wiedereinstieg in deine alten Aufgaben sollte gut mit deinen Vorgesetzten abgestimmt sein. Lass dich nicht sofort von neuen Aufgaben überhäufen, sondern betrachte die Rückkehr als eine Art Onboarding in dein „neues Normal“.
Idealerweise startest du mit frischer Energie und Vorfreude in deinen Job. Deine Zeit außerhalb des Berufsalltags hat dir vielleicht einen neuen Blickwinkel auf alte Herausforderungen und Routinen eröffnet – nutze diese Perspektive, um gezielt Veränderungen anzugehen.
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