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Alena Maurer: Karriere mit Kindheitsheldin

Millionen Jugendliche träumen von einer Karriere an der Konsole. Die allerwenigsten wagen den Weg in den bezahlten Esport. Alena Maurer hat sich getraut. Ein Gastbeitrag.

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Videospiele sind wie Bücher, deren Geschichten ich selbst bestimmen kann. Ich versetze mich in die Hauptcharaktere. Adaptiere und lerne die Werte, für die sie stehen. Ich gewinne oder verliere mit ihnen.

Schon als Kind faszinierten mich die virtuellen Welten. 1996 saß ich mit drei Jahren das erste Mal vor einer Konsole. Meine Cousins daddelten Crash Bandicoot auf der Playstation 1. Sie gaben mir irgendwann den Controller und ich war sofort begeistert. Mit einem kleinen Beuteldachs hüpfte ich durch abenteuerliche Kosmen. Noch heute legen wir das Spiel ein, wenn wir uns treffen.

Games wie Super Mario oder Pokémon begleiteten mich durch meine gesamte Jugend. Das Geld, das ich an Geburtstagen und zu Weihnachten bekam, gab ich immer für neue Spiele und Konsolen aus.

Kind spielt Videospiele
Schon als Kind faszinierten Alena die virtuellen Welten. © andreswd / E+ / Getty Images Plus

Viereckige Augen

Wie bei allen anderen Kindern gab es bei mir gewisse Regeln. Meine Eltern sahen es nicht gern, wenn ich den ganzen Tag vor dem PC saß. Sie warnten mich vor viereckigen Augen. Es gab Zeiten, da durfte ich nur am Wochenende spielen. Ich sollte mich besser auf die Schule konzentrieren. Bei Eltern ist das anscheinend normal. Sie wollen Sicherheit für ihre Kinder und begründen beinahe alle Probleme mit dem PC-Spielen. Aufhalten konnten mich ihre Regeln nie. Ich wartete, bis sie schliefen und startete dann heimlich den Computer.

Damals wurde ich für meine Verspieltheit von Mitschüler*innen oft ausgelacht. Selbst meine Eltern fragten, ob es nicht peinlich sei, mit 15 Jahren noch Pokémon zu spielen. Aber ich stand dazu.

Meine Kindheitsheldin

Beruflich, also online, heiße ich nicht Alena, sondern Tifa. Das ist der Name einer Figur aus „Final Fantasy“, einem meiner Lieblingsspiele. Als Charakter verkörpert sie Hilfsbereitschaft und setzt sich immer für ihre Freunde ein. Das beeindruckte mich als Kind. Eine gutherzige, selbstbewusste Frau, die selbst bei Problemen positiv bleibt. Das möchte ich auch anderen Spieler*innen in der Szene vermitteln.

Das Game League of Legends lernte ich auf einer LAN-Party kennen. Ein Freund lud mich ein. Er und die anderen Gäste wollten mich vom Spiel überzeugen. Ich mochte es zunächst nicht, ließ mich dann aber auf eine Runde ein. Bald darauf war ich besser als meine Freundinnen und Freunde. Dadurch endeten einige Freundschaften.

Esportlerinnen stehen vor dem Pc
Das Rollenbild von untalentierten Gamerinnen löst sich langsam auf. © iStock / Getty Images Plus / fpphotobank

Das Rollenbild löst sich auf

Auf meinem Weg in den Esport musste ich mich oft beweisen. Auch weil ich eine Frau bin. Ich bekam viele unschöne Nachrichten. In manchen wurde mir vorgeworfen, dass ich “geboosted” wurde. Damit meinten sie, dass ich nur durch fremde Hilfe so erfolgreich werden konnte. Besonders nach miesen Matches gab es häufig Anfeindungen. Die guten Leistungen seien nur Glück, hieß es dann.

Ein Mann forderte mich anmaßend zu Eins-gegen-Eins-Duellen heraus. Ich ließ mich darauf ein und gewann so schnell wie nie zuvor. Daraufhin beleidigte er mich. Eine Woche später fragte er, ob wir ausgehen wollen.

Noch heute erreichen mich missgünstige Nachrichten. Aber das Rollenbild der untalentierten Gamerin löst sich in der virtuellen Welt langsam auf. Endlich.

Mein Weg in den Esport

Der Sprung in den professionellen Esport gelang nicht mit einem Anlauf, ich brauchte Ausdauer. Ich spielte gern und nahm ab 2018 an den ersten Turnieren teil. Der Wettkampfgedanke reizte mich. Und je erfolgreicher ich auftrat, desto seriöser wurde alles. Die Turniere. Die Gegner*innen. Ich selbst. Ich erkannte das finanzielle Potenzial meiner Leidenschaft.

Der Kontakt zur esports player foundation (EPF) entstand über Twitter. Coach Chris Würger schrieb mir Anfang 2020 eine Nachricht. Meine Leistung war ihm aufgefallen. Wir vereinbarten einen Call, in dem er mir die Idee und die Vorzüge der EPF vorstellte. Ich konnte es zuerst nicht glauben, weil die Versprechen so positiv klangen. Eine Organisation, die keine Forderungen stellte, sondern mich wirklich unterstützen wollte.

Das kannte ich so nicht. Zuvor hatte ich schlechte Erfahrungen gemacht. Einmal blieb ein Jahr lang die vereinbarte Bezahlung aus. Deswegen bin ich umso dankbarer für eine seriöse Chance. Durch die EPF konnte ich beispielsweise 2020 an der League of Legends Frauen-Weltmeisterschaft in Dubai teilnehmen. Wir erreichten den sensationellen zweiten Platz.

Viel mehr als Gaming

Auch im Alltag profitiere ich von der Förderung. Ich lerne, wie wichtig Sport, Gesundheit und mentale Stärke sind. Jeden Tag kann ich an Kursen teilnehmen, in denen die Coaches meinen Spielstil individuell verbessern. Ich fühle mich fit und kann mich in allen Lebenslagen stärker konzentrieren. Besonders in den Matches.

Als “normale” Gamerin war ich es lange Zeit gewohnt, dass alles sehr schnell geht. Eine Taste drücken und schon beginnt ein Abenteuer. Beim Esport braucht es dagegen Geduld und eine langfristige Strategie. Vor allem einen stabilen Alltag. Nur wer glücklich ist, kann besser performen und sich persönlich weiterentwickeln.

Den Stolz erarbeitet

Früher war die Esport-Szene noch eher klein und etwas für Nerds. Mittlerweile ist die Sportart angesehener. Meine Eltern begriffen, dass ich mit dem Gaming Geld verdienen konnte. Das beruhigte sie. Zusätzlich habe ich ein Linguistik-Studium abgeschlossen, weil mich Sprachen schon immer sehr interessierten. Mit dem Abschluss als Sicherheit konnten Mama und Papa meinen wahren Karrierewunsch besser akzeptieren.

Mittlerweile schätzen sie meine Leidenschaft zum Gaming und unterstützen mich in all meinen Vorhaben. Sie sind glücklich, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte.

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