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Esports: Mehr als Mausklicks

Einfach nur Zocken? Mitnichten. Zur Esport-Karriere gehört viel harte Arbeit. Was die Aktiven leisten und mitbringen müssen, verrät EPF-Coach Christoph Würger.

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Der Bildschirm taucht das Gesicht in bläuliches Licht. Rollläden verdunkeln den Raum. Es herrscht Stille, die allein durch eintönige Klickgeräusche durchbrochen wird. So vergehen viele Stunden. Tageslicht dringt nur ein, wenn eine Zwangspause für ein menschliches Bedürfnis ansteht. Soziale Interaktion, gesunde Ernährung oder körperliche Ertüchtigung – Fehlanzeige. So stellen sich Außenstehende den Alltag von Esportler*innen vor. Ein Irrtum.

Wer einen Blick hinter diese Vorurteile wagt, dem offenbart sich eine professionelle und strukturierte Welt, die längst aus mehr besteht als das stupide Trommeln auf Mäusen und Tastaturen. Christoph Würger ist Teil dieses Esport-Kosmos.

Früh erkannte er als Spieler das Potenzial, aber auch die Risiken dieser Sportart. Vor einigen Jahren wechselte er auf die Trainerposition. Seitdem versucht er als Teil der „esports player foundation” (EPF) den Spieler*innen Chancengleichheit und eine langlebige Karriere zu ermöglichen. Im Interview erläutert er die zunehmende Professionalität des Esports und warum die intensive Begleitung durch eine EPF-Fördermaßnahme wichtig ist.

Chris Würger
Christoph „Chris“ begleitet Gamer auf dem Weg in den Profibereich. © EPF MEDIA

#BeatYesterday.org: Mit der EPF bietet ihr Geförderten ein umfangreiches Programm. Neben spielerischen Qualitäten auch körperliches Training und das richtige Mindset. Welche Ziele verfolgt ihr mit eurer Arbeit?

Christoph Würger: Wir haben erkannt, dass es in der ganzen Welt noch Unentdeckte gibt. Esportler*innen, die es ohne Kontakte nur schwer in die Szene schaffen oder schon auf dem Weg dahin verbraucht wurden. Dabei haben sie das Potenzial, die Stars dieses Sports zu werden. Deshalb begleiten wir sie auf ihrem Weg, knüpfen die Förderung aber an Bedingungen. Dazu zählt zweimal wöchentlich körperliches Training (Mobilität, Stretching, Krafttraining), ein positiver Auftritt in den sozialen Medien – und der wichtigste Faktor ist: Respekt. Wer im Esport erfolgreich sein will, muss mit voller Überzeugung dabei sein. In unserer Arbeit geht es aber nicht nur um die Leistung im Spiel. Wir bieten allen Geförderten beispielsweise eine rechtliche Beratung bei Verträgen an. Die meisten haben vorher noch nie einen dergleichen unterzeichnet.

#BeatYesterday.org: Was gehört noch dazu?

Chris: Wir wollen gleichzeitig sicherstellen, dass unsere Schützlinge auch nach der aktiven Karriere Alternativen haben. Ein Star im Esport sein, viele Länder bereisen und vor jubelnden Fans auftreten – das scheint verlockend. Aber was kommt dann? Wer sich diese Frage erst nach der aktiven Laufbahn stellt, hat den richtigen Moment verpasst. Also setzen wir von Anfang an Akzente. Unser großes Netzwerk bietet die Möglichkeit für Praktika in verschiedensten Bereichen. Das nimmt den Druck des unbedingten Erfolgs und beeinflusst die Sicht auf den Sport. Für diese Unterstützung sind unsere Geförderten sehr dankbar.

#BeatYesterday.org: Esport-Events füllen riesige Hallen. Was im Hintergrund geschieht, realisieren nur die wenigsten. Wann beginnt eure Vorbereitung?

Chris: Wir starten an Tag eins mit dem Mindset und den Grundlagen außerhalb des Spiels. Zu Beginn lehren wir unseren Geförderten, wie sie mit Stresssituationen umgehen. Viele zögern, wenn es um den Wettkampf vor Publikum geht oder sie mit ihrem eigenen Charakter konfrontiert sind. Doch wir wollen erreichen, dass diese Faktoren sie nicht beeinflussen und sie als Einheit auftreten, selbst wenn beispielsweise die Kommunikation erschwert ist. Daran arbeiten wir jeden Tag.

#BeatYesterday.org: Wie gelingt das bei so vielen verschiedenen Charakteren, mit denen ihr arbeitet?

Chris: Wir betrachten sie als Individuen. Vor jeder Saison führen wir Einzelgespräche, um sie noch besser kennenzulernen. In vielen anderen Sportarten werden Spieler*innen verkauft oder verliehen, wenn die Leistung nicht stimmt. Das wollen wir nicht. Wir evaluieren ihre Erwartungen und suchen einen Weg, diese zu übertreffen. Dafür müssen wir ihren Background verstehen und erkennen, womit wir ihr Feuer entfachen können. Wenn wir das schaffen, entwickeln sie eine unbändige Leidenschaft zu ihrem Sport.

Für das Spiel selbst bereiten wir Präsentationen vor. Diese umfassen Statistiken, Ergebnisse und Analysen unserer Trainings und Matches. Damit zeigen wir den Spieler*innen klar auf, wie sie am besten performen. Diesen Fakten können sie nicht widersprechen. Sie realisieren, dass wir uns um sie kümmern und auf ihre eigene Einschätzung setzen. Allein das stärkt das Vertrauen.

Mit welchen Strukturen und Werkzeugen die EPF arbeitet und warum das Thema mentale Gesundheit besonders wichtig ist, erfährst du im zweiten Teil des Interviews.

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