Fitness

Professioneller Esport: Fördern, ohne zu überfordern

Millionen träumen von einer Esport-Karriere. Doch genau die birgt auch Schattenseiten. Viele Aktive sind mit 24 das erste Mal mental ausgebrannt. Wie Coach Christoph Würger mit seinem Team dagegen vorbeugt – Teil zwei des Interviews.

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Einfach nur Zocken? Mitnichten. Zur Esport-Karriere gehört viel harte Arbeit. Was die Aktiven leisten und mitbringen müssen, verriet EPF-Coach Christoph Würger bereits im ersten Teil des Interviews.

Im zweiten Abschnitt konkretisiert der Fachmann die Ansätze der esports player foundation (EPF), die dafür sorgen sollen, dass ambitionierte Spielende nicht – wie so häufig – schon mit Anfang 20 das erste Mal mental ausbrennen.

#BeatYesterday.org: Eure Betreuung geht weit über die Spielinhalte hinaus. Wie organisiert ihr eure Zusammenarbeit?

Chris: Es gibt viele Möglichkeiten. Schon bei meiner vorherigen Station bei Schalke 04 war beispielsweise das gemeinsame Mittagessen üblich. Um 12:15 Uhr trafen wir uns in einem Café und begannen erst, wenn alle ihre Bestellung vor sich hatten. Rituale wie diese sind ein fester Bestandteil des Tages. Dazu gehört auch ein Meeting vor dem Training und die Meditation. Wenn wir merken, dass Spieler*innen ihre Übungen schon morgens nach dem Aufstehen machen – wir bremsen sie nicht. Denn das ist genau das, was wir wollen. Einen solchen Ablauf sollte man eine möglichst lange Zeit aufrechterhalten, damit sich Gewohnheiten, in denen sich die Spieler*innen neben dem Training persönlich weiterentwickeln, etablieren.

Esportler*innen beim Training
Bewegung muss sein: Bei der EPF stretchen sich die Spieler*innen vor dem Konsolentraining. © EPF MEDIA

#BeatYesterday.org: Wie geht ihr damit um, wenn es in euren etablierten Abläufen zu Verzögerungen kommt?

Chris: Auch auf diesen Fall bereiten wir die Esportler*innen vor. Läuft etwas nicht nach Plan, schnellt die Nervosität nach oben. So haben wir Brettspiele für uns entdeckt. Einmal verschlief ein Spieler des gegnerischen Teams und wir konnten nicht mit dem Match starten. Also haben wir einige Runden „Werwolf“ gespielt, hatten Spaß und das Match nicht mehr im Kopf. Kurz vor Beginn des Matches gab es noch eine kurze Besprechung und die Partie lief fantastisch. Wann immer es geht, befreien wir die Spieler*innen vom Leistungsdruck und lehren, dass Emotionen etwas Gutes sind. Wenn wir eine Taktik festlegen, brauchen wir nicht nervös zu sein. Während andere an ihren Fingernägeln knabbern, haben wir gemeinsam Spaß. Dadurch werden Matches und ganze Events nicht zu einer psychischen Belastung für die Sportler*innen. Das fördert die Leistung.

#BeatYesterday.org: Spaß und Ausgeglichenheit verlängern sicher auch die Karriere.

Chris: Richtig. Und genau das ist unser Ziel. Die meisten Esportler*innen sind mit 24 Jahren mental ausgebrannt. Der Fokus lag bei ihnen nur auf dem schnellstmöglichen Erfolg, nicht auf der Erholung. Unsere Denkweise ist anders. Wenn Geförderte das Potenzial haben, erreichen sie ihr Ziel sowieso. Wir geben ihnen die Zeit dafür. Deshalb vermitteln wir, dass Erfolge nicht so schnell wie möglich eintreten müssen. Wie bieten Spieler*innen die Möglichkeit für Fehler im kleinen Rahmen.

#BeatYesterday.org: Du sprichst von mentaler Belastung. Wie geht ihr in eurer Betreuung damit um?

Chris: Alle Geförderten können mit Sportpsycholog*innen sprechen. Sie geben ihnen die nötigen Werkzeuge. Was sie damit anstellen, überlassen wir allen selbst. Im Team entwickeln sie aber Routinen, die das Beste aus allen Esportler*innen herausholen. Wie gut das funktioniert, realisieren die Teilnehmen von ganz allein.

#BeatYesterday.org: Das Ganze verbindet ihr mit körperlichem Training. Welchen Einfluss hat das?

Chris: Selbstvertrauen und Fitness ist essentiell. Wir bieten ein ausgewogenes Training mit Mobilitätsübungen, Stretching- und Cardioeinheiten, auch sogenannte Tabata-Einheiten sind bei uns beliebt. Bewegung ist nicht nur für die Karriere wichtig, sondern für das gesamte Leben. Es fördert außerhalb unseres Programms die Gesundheit. Manche Spieler*innen haben beispielsweise bedenklich große Probleme, einzuschlafen. Sie greifen deshalb zu Arzneimitteln und die benötigte Dosis steigt regelmäßig. Das ist kein gesunder Schlaf, wie die Analysen der Garmin Instinct Esports zeigen. Mit körperlicher Ertüchtigung gelingt das besser. Wer unser Programm durchläuft, wird in erster Linie ein Mensch sein, den wir nicht für Leistung verheizen.

Fünf Dinge, die du von Chris lernen kannst

  • Erfolg definiert sich nicht nur durch Leistung
    Wie gut du in etwas bist, entscheidet nicht immer die Zahl, die auf der Anzeigetafel prangt. Nicht jeder Erfolg lässt sich in Statistiken widerspiegeln. Ein wichtiges Learning aus deinem Training kann dich stärker beflügeln als eine neue Bestleistung.
  • Erfolge benötigen Zeit
    Höchstleistungen verpuffen, wenn du danach ausgelaugt bist und nicht trainieren kannst. Durchgängige Belastungen zehren an deinem Körper. Nimm dir Zeit, um deine Ziele zu erreichen. Erst dann profitierst du nachhaltig von Steigerungen.
  • Keine Höchstleistungen ohne Regeneration
    Es scheint verlockend, nach einem guten Workout direkt am nächsten Tag weiterzumachen. Förderlich für deine Leistungen ist das aber nicht. Gönne deinem Körper Ruhe. Verbesserungen spürst du nicht innerhalb eines Tages.
  • Gesund auch außerhalb des Trainings
    Fitness bereichert auch deinen Alltag. Du schläfst besser, sitzt schonender am Schreibtisch und verbesserst deine Haltung. Erkenne selbst, in welchen Bereichen dich ein trainierter Körper voranbringt.
  • Ein Plan B bringt Sicherheit
    Wenn du für ein Thema brennst, dann fokussiere dich darauf. Vergiss dabei aber nie die Zukunft. Wenn du einen Plan hast, der Sicherheit „für danach” bietet, kannst du deine Ziele unbeschwerter verfolgen.
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12.02.2024

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