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Kettenöl oder Kettenwachs: Was passt besser zu deinem Rad?

Öl oder Wachs – was kommt auf die Kette? Die Entscheidung klingt banal, wirkt sich aber direkt auf Sauberkeit, Laufverhalten und Lebensdauer aus. Dieser Beitrag hilft dir bei der Entscheidungsfindung.

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Eben noch rauschte dir der Fahrtwind um die Ohren. Dann plötzlich ein unangenehmes Knarzen. Dein Drahtesel ächzt, als würde er um die letzte Ölung betteln. Du hältst am Straßenrand, gehst in die Knie und siehst sofort, wo das Problem liegt.

Die Kette: staubgrau und trocken. Also schmieren. Du tastest nach der kleinen Ölflasche in deiner Satteltasche – und zögerst. Ist Öl wirklich die richtige Wahl? Erst neulich hast du ein Reel gesehen, in dem jemand von Kettenwachs schwärmte. Solltest du deine Entscheidung langfristig überdenken?

Was wirklich zu dir und deinem Bike passt, findest du hier heraus.

Zwei Wege zur sauberen Kette

Die Kette ist das Herzstück deines Fahrrads. Ohne sie läuft nichts. Und darum will sie auch gut gepflegt sein.

Eine gut geschmierte Kette…

  • macht Schaltvorgänge präziser.
  • reduziert den Verschleiß.
  • schützt vor Rost.
  • und steigert so die Effizienz.

Bleibt die Frage: Öl oder Wachs? Das sind zwei Welten für sich – jede mit ihren Eigenarten. Für welche du dich letztendlich entscheidest, hängt vor allem von deinem Fahrstil und deinen Vorlieben ab.

Aus einer kleinen Flasche fließt Öl auf eine Fahrradkette.
© Stefan Simonovski / iStock / Getty Images Plus

Kettenöl – der treue Klassiker

Wer jemals eine alte Fahrradkette neu geölt hat, kennt das: Tropfen für Tropfen läuft sie wieder leichter und leiser. Dabei braucht es nicht viel: ein Lappen, ein paar Handgriffe, ein kurzer Moment. Genau das macht Kettenöl zum Klassiker – es ist unkompliziert und schnell.

Alle Vorteile im Überblick:

  • Einfache Anwendung: Tropfen auf jedes Glied auftragen, Kette drehen, überschüssiges Öl abwischen, fertig.
  • Wasserabweisend: Kettenöle sorgen auch bei nassen Bedingungen für eine gute Performance.
  • Verfügbarkeit: Kettenöle findest du in vielen Varianten und Preisklassen in jedem Fahrradshop.
  • Verschleiß- und Korrosionsschutz: Es reduziert Reibung und schützt vor Rost, weil es tief in die Kettenglieder eindringt. Und: Je nach Fahrverhalten musst du erst nach einigen hundert Kilometern nachölen.

Dry Lube versus Wet Lube

Dry Lube ist ein Schmiermittel für das Fahren bei trockenen Bedingungen. Dementsprechend kann es bei Nässe schneller abnutzen.

Wet Lube hingegen eignet sich für nasse Strecken und schlammige Untergründe. Es haftet länger, bindet aber auch mehr Dreck.

Drei Tipps zur Anwendung

  1. Öl auf die Innenseite der Glieder geben. Möglichst nah an den Rollen. Die Kette solltest du dann rückwärts laufen lassen, damit das Öl so tief wie möglich eindringen kann.
  2. Lass das Kettenöl einwirken. Herstellerangaben unterscheiden sich in diesem Punkt. Meist reichen fünf bis zehn Minuten. Manchmal sind aber auch mehrere Stunden nötig. So kann das Öl auch wirklich in jede Ritze ziehen.
  3. Weniger ist mehr. Geh sparsam mit dem Öl um. Ein Tropfen pro Glied reicht. Das überschüssige Öl wischst du später mit einem Tuch ab.

Aber wo Licht ist, ist auch Schatten. Denn einen großen Nachteil hat das gute alte Kettenöl: Es ist ein Schmutzmagnet. Es verbindet sich mit Staub, Sand und Metallabrieb – und verwandelt sich in eine klebrige Schleifpaste. Diese trägt Metall ab, greift Glieder und Zahnräder an und lässt den Antrieb schneller verschleißen.

Eine Person reinigt die Gangschaltung ihres Fahrrads mit einem Handbesen.
© SimonSkafar / E+ / Getty Images

Kettenwachs – der moderne Saubermann

Kettenwachs kommt in zwei verschiedenen Varianten daher: als Flüssig- und Heißwachs. Beide schmieren zuverlässig – und binden deutlich weniger Schmutz als Öl. Flüssigwachs trägst du ähnlich wie Öl auf. Beim Heißwachs verpasst du deiner Kette einen kurzen Tauchkurs im Wachsbad.

Alle Vorteile im Überblick:

  • Kaum Schmutzbindung. Das Wachs bildet eine trockene Schutzschicht auf der Kette. Dreck bleibt damit kaum haften. Das gilt auch für Kettenblatt und Ritzel.
  • Leise, effiziente Laufleistung. Ein trockener Film bedeutet weniger Reibung. Damit läuft deine Kette optimal. 
  • Weniger Verschleiß. Durch den trockenen, schmutzfreien Betrieb nutzen sich Kettenglieder, Kettenblätter und Ritzel langsamer ab. Das spart Kosten.
  • Längere Schmierintervalle. Je nach Fahrbedingungen musst du Flüssigwachs erst nach 200 bis 300 Kilometern nachschmieren. Heißwachs hält etwa 1.000 Kilometer.

Drei Tipps zur Anwendung: 

  1. Entfette deine Fahrradkette gründlich. Noch bevor du dein Bike das erste Mal wachst. Trägst du es auf einer Kette mit Ölrückständen auf, haftet es nicht. 
  2. Nutze eine Hybridstrategie. Heißwachs kann als Grundschutz dienen, Flüssigwachs zum Nachschmieren. So musst du die Kette auch nicht alle 1.000 Kilometer ausbauen.
  3. Reibe deine Kette nach jeder Regenfahrt trocken. Auch nach der Radwäsche. Sonst bekommst du Probleme mit Rost.

Allerdings gibt es wie beim Kettenöl auch Nachteile. Auch hier ein kurzer Überblick:

  • Das erste Wachsen ist aufwändig. Vor allem, wenn du die Kette entfetten musst. Das passiert idealerweise im ausgebauten Zustand. Bei Heißwachs ist das Pflicht. Ob heiß oder flüssig – spontan ist Wachsen nicht. Nach dem Auftragen muss es aushärten. Im Fall von Flüssigwachs bedeutet das: eine Nacht lang warten. Dann kannst du wieder in die Pedale treten. 
  • Der Korrosionsschutz ist geringer. Im Vergleich zu Öl schützt Wachs schlechter gegen Wasser. Deshalb solltest du dein Fahrrad mit einer gewachsten Kette auch nicht im Freien lagern. Die Feuchtigkeit könnte deine Kette rosten lassen.
  • Du bist wetterabhängig. Bei Regen oder Matsch kann sich die Wachsschicht selbst schneller auswaschen. Heißt für dich: häufigeres Nachwachsen.
  • Es ist nicht überall verfügbar. Gerade hochwertiges Heißwachs lässt sich nicht in jedem Fahrradladen finden.

Die Vor- und Nachteile im Überblick

Du schwankst noch? Dann hilft dir vielleicht dieser direkte Vergleich. Hier siehst du alle Vor- und Nachteile im Überblick.

AspektKettenölFlüssiges Kettenwachs
BasisÖl (mineralisch, synthetisch, pflanzlich)Wachs (Paraffin, Bienenwachs, pflanz. Wachse)
KonsistenzBleibt flüssigTrocknet zu festen Film
SchutzwirkungSehr guter Rostschutz, bleibt lange in MetallporenGuter Rostschutz (bei intaktem Film), weniger kriechfähig
SchmutzaufnahmeStarkSchwach
ReibungGering, vor allem im NassenSehr gering, vor allem im Trockenen
HaltbarkeitLänger bei Nässe, kürzer bei staubigen BedingungenKürzer bei Nässe, länger bei Trockenheit
WartungsintervallMeist 100 – 300 kmMeist 200 – 500 km (bei Regen deutlich kürzer)
AnwendungDirekt auf Kette, kurz einwirken lassenAuf saubere, trockene Kette, bis zu 12h trocknen lassen
PflegeaufwandEinfach nachölen, auch auf schmutziger KetteKette muss gründlich gereinigt und fettfrei sein
GeräuschentwicklungAnfangs leise, wird bei Verschmutzung lauterMeist länger leise, wird bei fehlendem Film schlagartig lauter
UmweltaspektOft petrochemisch, Additive teilweise kritischKann umweltfreundlicher sein (wenn pflanzlich- oder wasserbasiert)
VerschleißÖlpaste erhöht VerschleißSaubere Kette fördert die Langlebigkeit des Antriebs

Ob Öl oder Wachs: Entscheidend ist das Gesamtpaket. Wie viel Pflege willst du investieren? Wie viel Sauberkeit brauchst du? Und was ist dir wichtiger – schnelleres Nachschmieren oder längere Wartungsintervalle? Kosten und Umweltaspekte sind auch relevant. Während Öl günstiger und weit verbreitet ist, punktet Wachs bei der Nachhaltigkeit (je nach Produkt).

So kannst du von Öl zu Wachs umrüsten

Du willst von Kettenöl auf Wachs wechseln? Dann solltest du keine halben Sachen machen. Der Umstieg braucht Sorgfalt – aber er lohnt sich. So geht’s:

Schritt für Schritt Anleitung
Eine Person überprüft den Verschleiß ihrer Fahrradkette mit passendem Werkzeug.

1. Prüfe den Zustand der Kette

Bestenfalls mit einer Kettenlehre. Ist sie gelängt oder verschlissen, lohnt sich das Reinigen nicht. Dann lieber gleich austauschen.

Eine Person öffnet seine Fahrradkette mit einem Nietdrücker.

2. Baue die Kette aus

Öffne die Kette mit einem Kettenschloss oder Nietdrücker und nimm sie ab.

Eine Person gießt Waschbenzin in ein Glas, in dem ihre Fahrradkette liegt.

3. Entfette die Kette gründlich

Leg sie in ein Glas Waschbenzin, schließe den Deckel und schüttle kräftig. Lass das Ganze mindestens 10 Minuten einwirken. Wische die Kette zwischendurch mit einem Lappen ab und wiederhole den Vorgang insgesamt dreimal. Tipp: Alternativ kannst du auch ein Ultraschallbad benutzen.

Eine Person entfernt Dreck vom Kettenblatt ihres Fahrrads mit einem Pinsel.

4. Reinige das Kettenblatt

Säubere das Kettenblatt mit Waschbenzin und einem Pinsel.

Eine Person reinigt ein Kettenrad ihres Fahrrads mit einem Tuch.

5. Reinige das Schaltwerk

Baue die Schaltrollen aus und wische alles gründlich ab. Danach kannst du es wieder montieren.

Eine Person reinigt die Kassette ihres Fahrrad mit einem Tuch.

6. Reinige die Kassette

Wische zwischen den Ritzeln mit einem Lappen durch – wie mit Zahnseide.

Eine Person fädelt ihre gereinigte Kette wieder ins Rad.

7. Baue die Kette ein

Wieder einfädeln, Kettenschloss schließen – fertig für die neue Schmierung.

Eine Person trägt auf eine Fahrradkette Kettenwachs auf.

8. Trage das Wachs auf

Einen Tropfen auf jedes Glied. Danach: Kurbel rückwärts drehen, gleichmäßig verteilen. Zum Schluss: Geduld. Lasse den Film über mehrere Stunden aushärten – am besten über Nacht.

Fazit: Für wen eignet sich Kettenöl oder Kettenwachs?

Du achtest auf jedes Gramm und jede Reibung zwecks Geschwindigkeit? Dann solltest du dich für Heißwachs entscheiden. Es läuft leiser, sauberer und sorgt für optimale Performance.

Du bist Bikepacking-Fan oder liebst es, mit dem Mountainbike unterwegs zu sein? Dann passt Flüssigwachs. Da es effizient, sauber und gut nachpflegbar ist – ohne dass gleich eine halbe Werkstatt nötig wird.

Wenn du möchtest, dass dein Fahrrad zuverlässig im Alltag funktioniert, dann greif zum Kettenöl. Ob für den Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen: Mit dem pflegeleichten Klassiker machst du zu keiner Jahreszeit etwas falsch. Du fährst nur ab und zu, bei schönem Wetter, ohne viel Technik-Gedöns? Dann reicht dir ebenfalls Kettenöl.

Tipp: Wenn du es wirklich genau wissen willst: Die Plattform Zero Friction Cycling testet Schmiermittel unter verschiedenen Bedingungen. Mit Fokus auf Reibung, Verschleiß und Haltbarkeit. Es ist die weltweit am meisten referenzierte unabhängige Testeinrichtung.

Edge MTB – der Radcomputer für das Mountainbiken

Gebaut für den Trail. Gemacht für dein Limit – der Edge MTB Radcomputer speziell für Gravity Mountainbiker. Die neuen Profile Enduro-MTB und Downhill-MTB bieten dank Multi-Frequenz Empfang und GPS-Aufzeichnung in 5 Hertz eine noch genauere Track-Aufzeichnung.

Was dich sonst noch vorwärts bringt
Quellen
  1. https://www.chain-nerds.com/de/pages/fahrradkette-wachsen-oelen
  2. https://www.youtube.com/watch?v=k6GOWpdM_YI
  3. https://fahrradshop-rother.de/kettenwachs_vs_kettenoel/
  4. https://fitfortrails.ch/blog/kettenwachs-ist-das-neue-kettenoel
  5. https://www.rotwild.com/magazin/kettenoel-kettenwachs-co-was-schmiert-am-besten
  6. https://www.bike-x.de/blog/kette-fahrrad-wachsen-rennrad-mountainbike-v1/

Über diesen Artikel

Redakteurin Alina Scheibe

Autor:in:

Alina Kuhnert

Als Redakteurin bei BeatYesterday.org hat Alina ein Faible für psychische Gesundheit, Ernährung – und für …

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