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Dirk Rohrbach: Im Zwiebellook gegen Windkühle

Wenn der Wind peitscht, fühlen sich Plustemperaturen wie Minusgrade an. Der sogenannte Windchill ist Schockfrost für die menschliche Haut. Da helfen nur viele Lagen-Kleidung.

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Über Nacht hat es wieder gefroren. Kein Wunder, ich bin immer noch auf über 1.600 Meter Höhe. In meinem Trailer surrt das Heizöfchen schon seit gestern Abend. Zum ersten Mal campiere ich im Winter, zum Glück nicht im Zelt. Vor Wochen habe ich einen kleinen Wohnwagen gefunden, Baujahr 1974, genau wie mein Truck Loretta. Mit Truck und Trail reise ich entlang der Southern Border durch die amerikanischen Südstaaten von Alabama bis Kalifornien. Ich sammle neue Geschichten für den Podcast 50 STATES.

So warm wie sich „südliche Grenze” anhört, war es in den vergangenen Wochen nur selten. Im Fernsehen haben sie von einem „arctic blast“ gesprochen, einer gewaltigen Kaltfront aus dem Norden. Der hat die Temperaturen in vielen Regionen des Südens auf Rekordtiefe fallen lassen. Mit Schlafsack, zwei Decken und dem schon erwähnten Heizöfchen habe ich mich nachts gut warmhalten können. Draußen war das schon schwieriger, weil ich keine Wintersachen im Gepäck habe.

Dirks Truck Loretta ist momentan mit Anhänger unterwegs. Rohrbach campt im Herbst.
Rohrbach campt im Herbst in seinem Truck Loretta. Der ist momentan mit Anhänger unterwegs. © Dirk Rohrbach

Die gefühlte Temperatur

Da helfen nur viele Lagen Kleidung. Vom Zwiebelprinzip haben die Outdoorratgeber früher gesprochen. Unterwäsche, T-Shirt, Pulli, leichte Fleecejacke, Daunenjacke. Je mehr Lagen, desto wärmer. Mein liebstes Kleidungsstück ist eine feste Fleecejacke, die sich flauschig anfühlt aber trotzdem den Wind stoppt. Der macht es nämlich auch an Tagen mit Plusgraden mitunter frostig kalt. Die Meteorologen nennen das Windchill oder gefühlte Temperatur. 1 Grad wird bei einem Herbststurm mit 100 Kilometer pro Stunde zu gefühlten minus 10.

Noch krasser habe ich den Windchill mal bei einem Gedenkritt durch die Prärie von South Dakota erlebt. Es war Mitte Dezember. Ich habe die Reiter für ein Fotoprojekt begleitet. Vor allem jugendliche Lakota-Sioux-Indianer sind jedes Jahr zwei Wochen lang unterwegs, um an ihre Vorfahren zu erinnern, die im Jahr 1890 beim Massaker von Wounded Knee ums Leben gekommen waren. Ich begleitete den Gedenkritt in meinem Auto. Das Thermometer zeigte minus 27 Grad Celsius an. Draußen tobte ein Sturm, der den dick vermummten Reitern und Pferden den Schnee entgegen peitschte. Wenn ich ausstieg, um zu fotografieren, waren meine Finger innerhalb weniger Minuten gefühllos. Im Radio sagten sie, dass der Windchill die Temperatur auf minus 50 Grad drückte. Unvorstellbar.

Die Lakota-Sioux-Indianer reiten zum Gedenken an ihre Vorfahren durch die Landschaft Dakotas.
Die Lakota-Sioux-Indianer reiten zum Gedenken an ihre Vorfahren durch die Landschaft Dakotas. Hier kann es eisig kalt werden. © Dirk Rohrbach

Laufen, Springen, Liegestütz – ein Mittel gegen Kälte

Abends im Camp habe ich einen der Anführer interviewt. Ich wollte wissen, wie sie die Kälte ertragen. „Don’t complain“, war seine Antwort. „Do something.“ Nicht rumjammern, sondern etwas dagegen tun. Denn wenn erst einer jammert, beklagen sich bald alle, ergänzte er noch. Eine der Lektionen, die die jugendlichen Reiter lernen sollten: Statt rumsitzen und weiter frieren, aufstehen und sich bewegen. Laufen, springen, Liegestütz. Egal was. Hauptsache aktiv, um den Kreislauf anzukurbeln. Weiß eigentlich jeder, trotzdem macht es kaum einer, wenn’s kalt wird.

Wobei die Reiter zu einem großen Teil miserabel ausgestattet waren. Viele trugen Turnschuhe, Baumarkthandschuhe und alte Winterjacken, die sie mit Tape umwickeln mussten, weil der Reißverschluss nicht mehr funktionierte. Zwei Tage später kam die Warmfront, fast 20 Grad und T-Shirt-Wetter. Das werde ich in den nächsten Tagen auch wieder haben. Ich will runter zum Colorado River, zwei Tage zwischen Arizona und Kalifornien paddeln. Dafür werde ich dann hoffentlich nur eine Lage brauchen.

Ein Tipi-Camp in der Prärie. Das Feuer ist die wichtigste Wärmequelle am Abend.
Ein Tipi-Camp in der Prärie. Das Feuer ist die wichtigste Wärmequelle am Abend. © Dirk Rohrbach
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