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Annas Training für die Straßenlauf-EM auf Madeira #3

Stürmische Böen, raue Landschaft – Sylt. Anna war während der Feiertage auf der Nordseeinsel. Sie nimmt dich mit auf einen läuferischen Ausflug ans Wattenmeer.

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„Rüm hart – klaar kiming”. Das ist ein friesisches Sprichwort, bedeutet so viel wie „weites Herz – klarer Horizont” und beschreibt die Weite dieses Nordsee-Ödlands Sylt allzu treffend. Die Insel ist rau, jedenfalls im Winter, stürmisch und teilweise bissig. Aber sie ist auch zum Verlieben, sehr charmant und doch wieder sanft. Als Läufer findet man dort viele verschiedene Trainingsmöglichkeiten, die keine Wünsche offenlassen. Ich war über die Weihnachtstage mit meiner Familie dort und bin begeistert.

Aber von vorn. Vor der Reise hatte ich die Vorstellung, dass mein Training sehr entspannt verlaufen würde. Es ist ja schließlich eine Nordseeinsel, also flach. Beste Bedingungen also, um etwas gemächlicher ins neue Jahr zu starten, so dachte ich.

Wiese im Winter auf der Insel Sylt
Sylt ist gerade einmal 38 Kilometer lang, bietet aber trotzdem genug Möglichkeiten, um sich auszupowern. © Anna Niendorf

13 Inselkilometer, die es in sich haben

Für mein erstes Training auf der Insel war ein „lockerer Lauf” von Jeff vorgesehen. Diese Trainingseinheit kommt alle paar Wochen vor und beinhalten lediglich ein Warm-up, eine lange Strecke lockeren Laufens und ein Cool-down. Die Strecke steigert sich von Mal zu Mal, so sind bei der nächsten geplanten Einheit schon 17,7 Kilometer zu absolvieren.

Nun galt es aber erst einmal, die 13 Kilometer zu schaffen. Auf Garmin Connect habe ich mir eine schöne Strecke geplant, von Kampen am Watt entlang nach Morsum. Knapp 13 Kilometer. Als ich loslief, war mir richtig kalt, der Wind kroch durch die Kleider, obwohl ich natürlich an wettertaugliche Kleidung gedacht hatte. Beim Warm-up habe ich also rasch die Intensität gesteigert, um nur nicht weiter zu frieren. Wie sich später herausstellte, war dies nicht die beste Taktik. Die verbrauchte Energie hätte ich später besser einsetzen können.

Wattenmeer auf Sylt
Das Wattenmeer ist eine echte Herausforderung für Läufer. © Anna Niendorf

Laufstrecke zwischen Sand, Dünen & Asphalt

Meine Strecke verlief zunächst auf Asphalt. Als ich aber nach wenigen Kilometern die Straße verließ, um direkt entlang des Wattenmeers zu laufen, fand ich meinen Meister – wie schon bei den Tempoläufen.

Es ging durch lockeren Sand, eine absolut neue Erfahrung für mich, denn sonst sind Schweizer Wiesen oder felsige Trails mein Untergrund. Der Sand tat sein bestes und so wurde mir schnell warm und meine Beine fingen an zu brennen. Weiter ging es dann über verschiedenen Treppen, Brücken und Holzstege, die zu allem Übel auch noch rutschig waren. Wie war das: Die Insel ist flach? Für eine kurze Weile zweifelte ich daran. Und der Wind? Dieser war nicht auf meiner Seite, sondern blies unentwegt von vorn in mein Gesicht.

Weiter ging die Strecke dann über schmale Pfade, mit teilweise recht zähem Matsch. Zeitweise war ich froh, dass ich meine Schuhe immer recht fest zubinde, sonst hätte ich sie womöglich verloren, so sehr klebte der Matsch an den Sohlen. Nach einer Weile zwischen hohem Schilf lag es wieder vor mir: das Wattenmeer mit seiner spiegelnden Oberfläche, gerade zwischen den Gezeiten. Die Belohnung für den bisherigen Weg, die bereits gelaufenen sechs Kilometer. Die Blicke auf die Natur waren Lohn für die Anstrengung und Treibstoff für die restliche Strecke – es lagen immerhin noch rund sieben unbekannte Kilometer vor mir.

Holzsteg über moorigem Untergrund auf Sylt
Über Stege und Treppen ging es für Anna über den moorigen Untergrund. © Anna Niendorf

Mit der Run-Walk-Run Methode zum Ziel

Nun, da ich das Wattenmeer wieder verlassen hatte und auf asphaltierten Feldwegen unterwegs war, hätte ich wieder Tempo aufnehmen können, aber mein zu energetisches Warm-up und die verschiedenen, mir unbekannten Trainingsreize hatten schon einiges an Energie gefordert. Ich erinnerte mich an ein Video, das mir mein Coach zur Run-Walk-Run Strategie für längere Läufe gezeigt hatte. Ein Intervall, bei dem man jeweils zwei Minuten läuft und anschließend eine 30-sekündige Gehpause einlegt. Erinnert und getan. Es half. Ich hatte während der Laufintervalle das Gefühl, einiges an Strecke zu schaffen, während ich die Gehpausen zur Erholung und zum Genießen der Natur nutzen konnte.

Es stellte sich als sehr wertvoll heraus, Energie zu sparen, denn die letzten zwei Kilometer überraschten mit wunderschöner Unbarmherzigkeit. Sie gingen entlang eines Deichs. Ich lief auf mittelhohem Gras und auf nassem, matschigem Untergrund. Das Einhalten der Intervalle war, so kurz sie auch sind, zum Schluss eine wirkliche Herausforderung. Mit dem Wind von vorne fühlte es sich an, als liefe ich rückwärts. Ich sackte immer wieder in den weichen Untergrund ein.

Schließlich war ich am Ziel. 1.39 Stunde hatte ich gebraucht. Erschöpft, stolz und ja „Rüm hart – klaar kiming”. Es fühlte sich großartig an. Völlig unerwartet, neu. Ich hatte die sandige Herausforderung geschafft. Der Kommentar von Jeff in der App war zu meiner großen Überraschung: „Ausgezeichnet”.

Leerer Strand auf Sylt im Winter
Menschenleere Strände laden zu einer ausgedehnten Einheit am Strand ein – oder zu einem gemütlichen Spaziergang. © Anna Niendorf

Meine Empfehlung: das Rote Kliff

Am nächsten Tag spürte ich hier und dort ein Zwicken. Muskelkater nach dem Laufen? An diesen Stellen? Das war eine besondere Erkenntnis für mich, welche Muskelgruppen mich letztlich über die Distanz getragen hatten. Ich nutzte den Tag für einen Spaziergang mit meiner Familie an der Meerseite der Insel. Wieder im Sand, aber nahe der Gischt, wo der Untergrund fester ist. Eine gute Lockerung und leicht aktive Erholung war das.

Während der nächsten Tage fand ich noch weitere, sehr spannende Wege für mein Training. Der Beeindruckendste war sicher entlang des „Roten Kliffs”. Fünf Kilometer ging es an Dünen, Klippen und am Meer entlang. Da ich wusste, dass die anderen Einheiten, die Jeff für mich parat hielt (laufen mit Zielpace, Tempoläufe) hier nicht gut funktionieren würden, habe ich die Aktivitäten jeweils manuell aufgezeichnet. Schade ist, dass Jeff diese Trainings nicht anerkennt. Man muss also konkret Jeffs Trainingseinheiten durchführen und sie auf der Uhr starten, damit diese dann auch in den Plan einfließen. Nun ja, so bin ich dann zu neuem Inhalt gekommen: „Auswirkungen ausgefallener Trainingseinheiten auf das adaptive Training”. Bisher hatte das noch keine Folgen für meinen Trainingsplan. Ich hätte wohl länger „schwänzen“ müssen. Aber natürlich wäre es super, wenn der Garmin Coach auch diese Trainings akzeptieren würde. Dann fühlte sich der Trainierende mit dem Alternativprogramm nicht so faul. Andererseits ist es natürlich verständlich, dass ein Coach das Training vorgibt – und der Sportler die vorgegebenen Einheiten auch absolviert und sich keine eigenen Trainings ausdenkt.

Ich bin gespannt, ob sich meine „fehlenden” Einheiten noch bemerkbar machen. Gelohnt haben sie sich in jedem Fall!

Das rote Kliff auf Sylt
Das Rote Kliff ist eine bis zu 30 Meter hohe Steilküste auf der Westseite der Insel. © Anna Niendorf
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