Running

Für die rennen, die nicht mehr laufen können

Beim Wings For Life World Run rennen weltweit Läuferinnen und Läufer für den guten Zweck. Die gute Nachricht: Interessierte können auch virtuell am aufregenden Wettbewerb teilnehmen.

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Das Letzte, was Lukas Müller sah, ehe es für ihn plötzlich ein altes und ein neues Leben gab, war eine weiße Wand aus Schnee und Eis. Müller, seit seiner Kindheit Skispringer, hatte beim Skifliegen am Kulm (Steiermark) die Kontrolle über sein Material verloren. Mit voller Wucht schlug er auf den Hang auf. Die Tragweite seines Unglücks verstand Lukas bereits unmittelbar nach einem kurzen Moment der Schockstarre: Trotz des Aufpralls spürte er fast keine Schmerzen. Er fühlte nichts. Wirklich gar nichts.

Aus Gründen. Lukas Müllers Rückenmark wurde beim Aufschlag irreversibel verletzt. Er erlitt eine Querschnittslähmung. Aus dem Skiflieger wurde ein Rollstuhlfahrer. Seine Geschichte vom Stürzen und Wiederaufstehen hat Lukas Müller für #BeatYesterday.org aufgeschrieben.

Viele sind betroffen

So wie Müller geht es in Mitteleuropa hunderttausenden Betroffenen. Allein in Deutschland erleiden pro Tag etwa sechs Menschen eine Querschnittslähmung, meistens sind Arbeits- oder Sportunfälle die Ursache. Eine komplette Heilung ist bislang nicht möglich. Doch beweisen Athletinnen und Athleten wie Lukas Müller, Rollstuhlbasketballerin Svenja Mayer oder Rollstuhlsurfer Johannes Grasser, dass durch hartes Training eine Rückkehr in den sportlichen Alltag gelingen kann.

Damit die Diagnose Querschnittslähmung irgendwann ihren Schrecken verliert und heilbar ist, wurde der sogenannte Wings For Life World Run etabliert. Veranstaltet wird dieses Event von der Stiftung für Rückenmarksforschung. Am 7. Mai 2023 werden um 13:00 Uhr mitteleuropäische Zeit unzählige Profi- und Freizeitlaufende sowie Rollstuhlfahrende parallel für die Mission „Querschnittslähmung heilen” starten. Du kannst entweder an einem Flagship Run in verschiedenen Städten teilnehmen und gemeinsam mit anderen Laufenden Kilometer machen oder via App im Renngeschehen mitmischen.

Über die ConnectIQ-App kannst du dir das digitale Catcher Car auf deine Smartwatch laden. Dafür musst du im IQ-Shop die Funktion „Wings For Life Catcher Car Distance“ installieren. Anschließend kannst du das Display deiner Uhr so konfigurieren, dass du während des Laufs das Verfolgungsfahrzeug im Blick behältst. Deine Garmin-Smartwatch zeigt dir dann nicht nur Puls, die eigene Pace und die zurückgelegte Distanz an, sondern verrät dir über ein alternatives Datenfeld, wie viel Vorsprung du auf das Catcher Car hast. Auch kannst du dir individuelle Alarme einstellen, die dich warnen, sobald das Catcher Car dir nahe kommt.

In einem Team mit Florian Neuschwander

Für 20 Euro Startgeld (geht komplett an die Stiftung Wings For Life) können die Mitmachenden von überall aus an dem virtuellen Rennen teilnehmen. Dafür brauchen sie in diesem Jahr die Wings For Life World Run App, mit der am Wettkampftag die gelaufene Distanz erfasst wird, und möglichst flinke Füße. Denn das sogenannte Catcher Car wird nach 30 Minuten die Verfolgung aufnehmen und mit der Zeit alle Startenden einholen. Dafür erhöht das digitale Fahrzeug in regelmäßigen Abständen seine Geschwindigkeit. Erst wenn die letzten Laufenden eingeholt sind, ist das Rennen vorbei.

Ein Praxisbeispiel

Wer 15 Kilometer schaffen will, hat dafür etwa 1 Stunde und 31 Minuten Zeit und muss eine Pace von 6,07 km/h rennen. Wer diese Durchschnittsgeschwindigkeit nicht durchhält, wird vorher eingeholt und die App stoppt die Distanzmessung. Die besten Läuferinnen und Läufer schaffen bei dieser Verfolgungshatz mehr als 90 Kilometer. Da das Catcher Car sein Tempo unermüdlich erhöht, gibt es auch für die flinksten Teilnehmenden kein Entkommen.

Beim Wings For Life World Run können die Laufenden einem Team beitreten. Populäre Sporttreibende wie Laufband-Weltrekordler Florian Neuschwander fungieren als Teamkapitäninnen und Kapitäne. Auch andere Profis wie Langstreckenläufer Peter Herzog, Läuferin Judith Wyder oder Ultraradfahrer Michael Strasser schnüren ihre Running Sneaker für die gute Sache und wollen mit der Garmin-Smartwatch am Handgelenk möglichst viele Kilometer machen. Florian, Judith, Michael und Peter haben #BeatYesterday.org im Vorjahr erklärt, warum ihnen der Wettbewerb besonders wichtig ist.

Florian Neuschwander, Weltrekordhalter und Lauffluencer

„Den Wings For Life World Run unterstütze ich seit 2015. Mit meinem „Run with the Flow-Team“ erreichten wir von 2016 bis 2020 jedes Jahr den ersten Platz in der globalen Wertung. Das wollen wir dieses Mal wieder schaffen. Momentan sind wir mit rund 1.300 Teilnehmenden das zweitgrößte Team weltweit. Da geht noch was! In der Einzelwertung bin ich bisher auf den Plätzen sieben bis drei gelandet. Dieses Jahr soll es mindestens der zweite werden. Das wäre genial.

Zuallererst geht es mir bei diesem Rennen um den guten Zweck. Wir wollen wieder viele Laufende motivieren mitzumachen. Bisher hatte mein Team in jedem Jahr über 1.000 Mitglieder, die Spenden für die Stiftung gesammelt haben. Das ist mir wichtig! Denn mir bedeutet das Laufen alles und es wäre ein Schock, wenn ich es plötzlich nicht mehr könnte. Deshalb laufe ich für alle, die in irgendeiner Form gehandicapt sind. Das ist für mich die größte Motivation.“

Florian Neuschwander beim Aufstellen seines Weltrekords auf dem Laufband
Florian Neuschwander rannte auf dem Laufband zum Weltrekord über 100 Kilometer. © Pushing Limits / Garmin

Michael Strasser, extremer Extremradfahrer

„Mich motivieren bei diesem Lauf das Konzept und die Charity dahinter. Die Idee mit dem Catcher Car ist genial. Mit diesem Modus ist es gelungen, Laufeinsteigende und professionelle Athletinnen und Athleten an dieselbe Startlinie zu bringen.

Über die Jahre durfte ich beim Wings For Life World Run einige Rollstuhl-Athletinnen und Athleten kennenlernen. Aufgeben ist für sie keine Option. Das motiviert mich. Diese Menschen haben im Rollstuhl lernen müssen, dass die Gesundheit das oberste Gut ist. Als gesunder Athlet vergesse ich das manchmal. Bei diesem Event werde ich daran erinnert, dass es eben nicht selbstverständlich ist, fit und mobil zu sein.”

Michael Strasser beim Laufen
Michael Strasser ist für seine extremen Rad-Unternehmungen bekannt. Für die gute Sache schlüpft er trotzdem in die Laufschuhe. © Markus Frühmann

Judith Wyder, Laufcoach

„Der Lauf ist für mich ein wichtiger Teil meiner Saison. Sonst laufe ich immer für mich, jetzt renne für andere, dafür, dass ihnen bald geholfen werden kann. Dass ich für die Rückenmarksforschung laufen darf, ich einen ganz kleinen Beitrag leiste, motiviert mich sehr.

Als ausgebildete Physiotherapeutin bin ich mit dem Thema Querschnittslähmung vertraut, ich habe mit Betroffenen zusammengearbeitet. Wie diese Menschen durch Höhen und Tiefen gehen, wie hart sie für kleine Schritte arbeiten und wie man ihnen Kampf auch ansieht, wenn die Muskeln krampfen – diese Szenen haben mich bewegt und nachdenklich gemacht. Wir Gehende können uns von dieser Stärke eine Scheibe abschneiden! Als ich einmal einen Rollstuhlfahrer beim Wings For Life World Run bei einem steilen Anstieg über die Kuppe helfen durfte, war das ein sehr intensiver Moment für mich.

Außerdem ist der Lauf mit seinem besonderen Format eine nette Abwechslung in einer ansonsten dicht getakteten Saison. Ich habe dieses Mal eine eigene Crew und darf mit Laufenden für das „Team Judith Wyder” rennen. Wie viele wir am Ende sein werden und wie weit wir kommen – für mich ist das nicht das Wichtigste. Ich möchte, dass einfach viele mitmachen und wir eifrig Spenden sammeln.”

Judith Wyder beim Laufen
Judith Wyder ist Lauftrainerin und führt ihr eigenes Team in den Wings For Life World Run. © Romina Amato

Peter Herzog, Langstreckenläufer aus Österreich

„Wenn ich mit meiner großen Leidenschaft für das Laufen auch noch etwas Gutes für andere Menschen machen kann, dann bin ich immer gern dabei!

2021 startete ich für das Team OESV Biathlon und für Philipp Kuttin. Philipp war Nordischer Kombinierer, er sprang von der Skisprungschanze und flog als Skilangläufer förmlich über die Loipe. Seit einem Unfall ist er querschnittsgelähmt. Sein Schicksal hat mich berührt.

Bei diesem Rennen laufe ich für kein Zeit- oder Distanzziel, sondern für Menschen, die sich hart ins Leben zurückkämpfen mussten. Für die es vermutlich nichts Schöneres geben würde als eine Laufrunde. Ich möchte an diesem Tag meinen kleinen Beitrag dafür leisten, dass wir Querschnittslähmungen irgendwann heilen können.”

Peter Herzog beim Trailrunning
Peter Herzog läuft beim Wings For Life World Run nicht für die Bestzeit, sondern für Menschen. © Johannes Langer
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