Du wolltest eigentlich Alpenbraunellen und Steinröteln zwitschern und singen hören. Jetzt vernimmst du stattdessen das Geräusch einer Duschbrause, die ihr warmes Wasser in eine Badewanne spuckt. Sodann mischt sich das Geräusch des Aufreißens einer Blasenpflasterverpackung unter das Tosen.
Es ist passiert. Gleich am ersten Tag. Eine Blase an der Ferse und eine unter dem Fußballen. Jeder Schritt schmerzt. Der Wanderurlaub scheint für die Tonne.
Viele Menschen, die im Urlaub aktiv sein möchten, fürchten sich vor diesem Szenario. Blasen sind meist ungefährlich, dafür aber umso lästiger. Das, was sonst Spaß macht, bereitet nun Unbehagen. Gut, dass es diesen Beitrag gibt. Denn mit diesem Artikel verhinderst du ziemlich sicher, dass du dir eine Blase läufst.
Wie entstehen eigentlich Blasen?
Blasen unter den Füßen entstehen zumeist durch Reibung. Wenn deine Füße beispielsweise im Schuh viel hin- und herrutschen, reibt sich die äußere Hautschicht (in der Fachsprache: Epidermis) nach und nach ab. Zwischen den oberen und unteren Hautschichten entstehen Freiräume.
Genau darauf reagiert dein Körper, indem er im besagten Freiraum eine Gewebeflüssigkeit ansammelt. Es entsteht eine „Polsterung“ – die typische, mit klarer Flüssigkeit gefüllte Blase. Diese Mixtur, auch seröse Flüssigkeit genannt, ähnelt deinem Blutplasma. Sie besteht aus Wasser, Proteinen, Elektrolyten – jedoch fehlen ihr, anders als beim Plasma, die roten Blutkörperchen.
Wichtig: Der Körper will dich mit Blasen nicht plagen, sondern schützen. Er meint es gut. Die Polsterungen sollen die kleinen Hautverletzungen schützen und indirekt dazu führen, dass du die betroffenen Stellen schonst.
Was sind die Hauptrisikofaktoren für Blasen?
- Falsches Schuhwerk: Sich für den Urlaub neue Wander- oder Laufschuhe gönnen? Absolut verständlich, aber leider nicht immer klug. Zum Beispiel, weil deine Füße sich erst mal an die neuen Treter gewöhnen müssen. Sitzen sie zu Beginn noch etwas zu eng an der Ferse, entsteht Druck, der die Abreibung der Epidermis beschleunigt. Sitzen die Schuhe zu locker, weil du eine „Nummer größer“ gekauft hast, rutschen deine Mauken hin und her – auch das erhöht die Reibung.
- Apropos Druck: Dieser kann nicht nur durch zu enge Schuhe entstehen, sondern auch durch kleine Nahtstellen an den Socken oder einen unbemerkten, kleinen Stein, der sich unter deine Fußsohle mogelt. Alles, was auf deine Füße drückt oder an ihnen reibt, steigert das Blasenrisiko.
- Feuchtigkeit: Schwitzen deine Füße stark oder watest du durch eine Pfütze und hast danach nasse Socken, steigt ebenfalls die Gefahr für unerwünschte Pölsterchen auf deiner zarten Fußhaut. Der banale Grund? Feuchte Haut ist empfindlicher für Verletzungen, weil die schützende Hornhaut aufquillt und dadurch ihre Schutzwirkung verliert.
- Hitze: Nicht nur weil sich durch Wärme der Schweißfluss erhöht, ist sie ein Risiko für Blasen an den Füßen. Du musst wissen: Wenn der Körper Hitze loswerden will, kann er das besonders gut über die Füße. Dabei treibt der Körper viel Blut in deine unteren Extremitäten. Deine Haut reagiert darauf, indem sie weicher und dehnbarer wird. Das macht sie verletzungsanfälliger.
- Viel Bewegung aus dem Nichts: Wanderst du regelmäßig, wird deine Haut durch die Belastung widerstandsfähiger gegenüber Druck. Gehst du hingegen ohne vorheriges Training auf große Wanderschaft, sind deine zarten Füßchen schlicht nicht auf die Menge an Druck und Reibung vorbereitet. Akute Blasengefahr!
Wann sind Blasen gefährlich?
Es gibt zwei Sonderformen von Blasen, über die du einiges wissen solltest:
- Blutblasen: Sie entstehen meist durch akute Ereignisse. Dazu zählen ein plötzlicher Druck bei einem Sturz oder wenn du mit viel zu engen Schuhen eine längere Strecke zurücklegen musst. Das passiert dann, wenn du dir zum Beispiel Schuhe leihst, die dir nicht passen. Bei einer Blutblase sammelt sich – wie der Name es sagt – auch Blut in der Flüssigkeit. Das ist problematisch. Denn öffnet sich die Blase, dient das Blut als Nährboden für eindringende Keime.
- Infizierte Blasen: Bist du in einer sehr feuchten und warmen Umgebung unterwegs, können sich Keime in deiner Blase besonders gut vermehren. Das ist sehr schmerzhaft, womöglich kann die Stelle sogar pochen. Eine Entzündung erkennst du beispielsweise daran, dass sich die Flüssigkeit gelblich verfärbt oder die benachbarte Haut gerötet ist. Damit keine Komplikationen wie eine Wundrose (eine bakterielle Hautentzündung, die sich ausbreiten kann) oder sogar eine Sepsis (eine Blutvergiftung) entstehen, solltest du infizierte Blasen unbedingt ärztlich behandeln lassen.
Wie vermeidest du Blasen unter den Füßen?
Eine Blase im Urlaub – du kannst sie relativ leicht vermeiden. Dafür musst du die Risikofaktoren nach und nach ausschließen. Folgende Punkte helfen dir dabei. Übrigens: Du darfst mir vertrauen. Ich – der Autor des Artikels – lief zwischen Juni und Juli in 27 Tagen eine Million Schritte und 853 Kilometer. Ohne eine einzige Blase unter den Füßen.
- Wähle das richtige Schuhwerk: Starte keinesfalls mit neuen Modellen in den Urlaub. Eingelatschte Sohlen unter den Füßen sind eine gute Idee. Ausgelatscht sollten sie aber nicht sein, denn sie dämpfen die Aufprallkräfte beim Gehen nicht mehr ausreichend. Das erhöht den Druck auf die Fußhaut signifikant.
- Wechsle die Schuhe: Erfahrene Wanderinnen und Wanderer schwören auf diesen Hack. Denn jede Sohle passt sich anders an deine Füße an. Wenn du sieben Tage lang dieselben Schuhe trägst, entstehen immer wieder dieselben Druckpunkte – Blasen werden wahrscheinlicher. Indem du die Schuhe wechselst, verteilst du die Belastung für deine Füße immer wieder neu.
- Bei den Socken entscheidet Nahtlosigkeit: Sportsocken sind ideal – besonders, wenn sie aus Funktionsfasern bestehen. Diese leiten Feuchtigkeit besser ab als Baumwollvarianten. Profis wechseln übrigens auch während ihrer Etappen ihre Socken, wenn sie feucht werden. Alternativ solltest du deine Füße zwischendurch abtrocknen. Auch das macht sie widerstandsfähiger.
- Arbeite präventiv mit Pflastern: Oft greifen Aktive erst dann zu Hilfsmitteln, wenn die Blase schon da ist. Spezielle Pflaster oder Tape können auch vorbeugend helfen. Der Ansatz ist einfach, aber klug: Bevor dein Körper gefährdete Stellen polstert, übernimmst du das – schmerzfrei – schon im Vorfeld.
Vaseline und Hirschtalg – warum sie wirklich helfen
Beide Fette wirken wie ein unsichtbarer Schutzfilm auf deiner Haut. Sie machen sie zwar etwas „glitschig“, aber genau das ist der Trick: Dort, wo es sonst reiben würde, gleiten Haut und Socke jetzt aneinander vorbei.
Hirschtalg ist übrigens ein altbekanntes, tierisches Hautfett (heute meist als pflanzliche oder synthetische Variante erhältlich), das die Haut geschmeidig hält und vor Austrocknung schützt. Obwohl Vaseline und Hirschtalg die Haut ein bisschen feuchter machen, verhindern sie effektiv die Blasenbildung, weil sie die Reibung minimieren. In diesem Fall wirkt die Feuchtigkeit nicht als Risiko, sondern schützt – weil sie die Reibung stark reduziert.
Behandlung: Und wenn die Blase doch da ist?
Alles umgesetzt, und trotzdem kommt eine Blase? Die gute Nachricht: Je mehr Tipps du beherzigst, desto kleiner fällt das kleine Ungetüm an Ferse oder Ballen in der Regel aus. Und die Größe der Blase ist bei der Behandlung wichtig!
- Kleine, intakte Blase: Einfach den Fuß schonen und mit Pflastern die Reibung reduzieren. So kann die Blase ohne Infektionen in Ruhe abheilen. Nach ein, zwei Tagen ist die nächste Wanderung meist wieder schmerzfrei möglich.
- Große Blase unter Spannung: Nur dann öffnen, wenn ein Platzen wahrscheinlich ist. Die Hände, die Nadel und die umliegende Haut gut desinfizieren. Die überstehende Haut nicht entfernen. Sie dient weiter als natürlicher Schutz. Anschließend eine sterile Kompresse oder ein Blasenpflaster aufkleben. Offene Blasen heilen darunter besser als an der frischen Luft.
- Bereits offene Blasen: Mit idealerweise sterilem Wasser reinigen und Fremdkörper (beispielsweise Sand) entfernen. Dann die Wunde desinfizieren und abdecken. Wichtig: Sobald sich Eiter bildet oder die Schmerzen mit der Zeit zunehmen – unbedingt ärztlichen Rat einholen.
Zum Abschluss ein Mythos: Blasen müssen an die Luft, dann trocknen sie besser?
Klingt logisch – ist aber Quatsch! Was viele nicht wissen: Wenn du eine offene Blase an der Luft lässt, trocknet die Wunde rascher aus, aber das ist kein Vorteil. Im Gegenteil:
Die frische, verletzte Haut wird spröde, bildet Schorf und reißt schneller ein. Außerdem haben es Keime einfacher und Infektionen werden wahrscheinlicher. Die moderne Wundmedizin setzt auf das Prinzip des „feuchten Milieus“: Spezielle Blasenpflaster schützen die Wunde und ermöglichen eine ruhige, tiefere Heilung von innen heraus.
Quellen
- https://www.bepanthen.de/haut/blasen
- https://www.aok.de/pk/magazin/sport/sportverletzung/blasen-am-fuss-tipps-zur-vorbeugung-und-behandlung/
- https://www.draco.de/blasen
- https://efasit.de/ratgeber/blase-am-fuss/
- https://www.oekotest.de/gesundheit-medikamente/Blase-am-Fuss-So-heilen-Blasen-schnell-wieder-ab–oder-tauchen-gar-nicht-erst-auf_14063_1.html
- https://www.bergzeit.de/magazin/blasen-behandeln-und-oeffnen/
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37166255/
- https://www.researchgate.net/publication/264556189_The_Enemy_of_the_Feet_Blisters_in_Ultraendurance_Runners
- https://www.hansaplast.at/magazin/gesundheit-und-schutz/offene-blase-behandeln
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