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Auf den Spuren von Hygge: mehr als ein Lifestyle-Phänomen

Wieso die Dänen so hyggelig sind und wie es dein Leben ebenfalls wird, ohne dafür in skandinavisches Design investieren zu müssen, erklärt dir Lilly.

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Hygge, dieses dänische Wort, nach dem alle Welt verrückt zu sein scheint, versinnbildlicht sich für mich in einer Kindheitserinnerung: Hin und wieder konnten mein Bruder und ich unsere Eltern am Wochenende davon überzeugen, auf das Anziehen von tagestauglicher Kleidung zu verzichten. Stattdessen, so die Forderung, wollten wir den ganzen Tag in unseren Schlafanzügen verbringen. Wir tauften dieses besondere Erlebnis „Schlamper Tag“.

Unbedingte Voraussetzung für einen hemmungslosen „Schlamper Tag“ war die Abwesenheit von Terminen, strahlendem Sonnenschein und der Motivation, das Haus zu verlassen. Aktivitäten beschränkten sich dabei auf den Konsum von Soul Food und Dauerfernsehen – idealerweise in Anwesenheit der Liebsten.

Selbst bei heftigster Hektik helfen dir bestimmte Rituale, entspannt zu bleiben. I © iStock.com/Mkovalevskaya

Hygge: Was ist dran an der dänischen Wohlfühlformel?

Dem Schwung von mit „Hygge“ betitelten Lebensratgebern, Kochbüchern, Designfibeln und Zeitschriften nach zu urteilen, handelt es sich bei dem Trendwort aber um mehr als die Umschreibung für einen gemütlichen Sonntag auf der Couch: Hygge scheint fast so etwas wie die dänische Haltung zum Leben zu sein.

Aber wie lässt sich diese entspannte skandinavische Mentalität eigentlich erklären?

Der historische Ursprung von Hygge

Eine Erklärung für die dänische Mentalität lässt sich in der Geschichte des Landes finden: 1864 in Folge des deutsch-dänischen Krieges musste Dänemark 40 Prozent seines Gebiets an Preußen und Österreich abtreten. Wichtiger als die Rückeroberung der verlorenen Gebiete war jedoch die nationale Selbstbesinnung. Statt Rache wurde Hygge zum Staatsziel erklärt.

Erreichen konnten das die Dänen durch die Akzeptanz der Niederlage und den Fokus auf Werte wie Einfachheit, Gemeinschaft und Gemütlichkeit. Dieser Besinnung auf sich selbst und seine Mitmenschen entsprang ein neues hyggeliges Nationalbewusstsein, das mittlerweile in die dänische DNA übergegangen ist.

Zudem erklärt sich das dänische Faible für Gemütlichkeit auch durch die verdammt langen nordischen Winter. Denn um die dunkle Zeit und die vielen grauen Tage ohne Depression zu überstehen, braucht es schließlich eine „Überlebensstrategie“.

Katzen und Kamin sind ein sicherer Hygge-Garant. I © iStock.com/MargarytaVakhterov

How to Hygge

Auch bei uns steht nun der Herbst vor der Tür und mit ihm die grauen, dunklen Tage. Was du tun kannst, um mehr Hygge in dein Leben zu bringen, und was du dabei beachten solltest:

Hygge und Geld passen nicht zusammen

Hygge ist nichts, was sich herstellen lässt, sondern etwas, das sich einstellt, sagt Tine Damsholt, Professorin für Ethnologie an der Universität Kopenhagen, gegenüber dem Philosophie Magazin.Oder anders formuliert: Hygge ist eigentlich keine Tätigkeit, sondern ein Gefühl.

Verlockende Angebote, die dir dieses Gefühl versprechen, gibt es dennoch ohne Ende. Es spricht auch nichts dagegen, in kuschelige Socken, warme Decken und gut riechende Kerzen zu investieren, jedoch solltest du dir bewusst machen, dass Hygge sich damit nicht automatisch einstellt. Und Hygge im Zweifel auch ohne all das auskommt.

Kerze an: Hygge-Zeit jetzt!

Hygge bedeutet, die scheinbar kleinen Dinge zu genießen. Für die Dänen ist die Kerze ein Sinnbild für Hygge, kein Wunder also, dass Dänemark den höchsten Kerzenverbrauch pro Kopf hat: Stolze 4,3 kg pro Kopf! Zum Vergleich: In Deutschland sind es nur 2,4 kg.

Hygge ist aber auch Glück dabei zu empfinden, wenn die schnurrende Katze auf dem Schoß liegt, wenn gute Freunde zum Abendessen kommen oder man ein Stück selbst gebackenen Kuchen isst. Während all diese Dinge natürlich keine spezifisch dänischen Tätigkeiten sind, besteht der Unterschied darin, das Gefühl, das dabei entsteht, entsprechend wertzuschätzen. Letztlich ist die Message hinter dem Konzept von Hygge simpel: Statt sich ständig dem Druck zu beugen, etwas erobern zu müssen, sich permanent anzustrengen und sich selbst zu behaupten, musst du dir manchmal einfach etwas Hygge-Zeit gönnen. Statt das Glück in zukünftige Momente zu projizieren, ist es manchmal so offensichtlich vor uns, dass wir es einfach übersehen und als zu selbstverständlich erachten.

Finde dein Hygge-Ritual

Eigne dir dein persönliches Wohlfühl-Wissen an. Beobachte dich dafür eine Weile selbst. Höchstwahrscheinlich kommst du schnell dahinter, welche kleinen Dinge für dich den Unterschied machen und welche Menschen du gerne um dich hast, sodass du dich geborgen fühlst. Dabei ist es fast egal, was du tust, wichtig ist, sich dabei zu verinnerlichen, dass es momentan eigentlich nichts Besseres geben kann.

Auch wenn es für dich bedeutet, dass du dabei gerade im Schlafanzug vor dem Laptop sitzt und Binge-Watching betreibst. Vielleicht zündest du dazu jetzt in Zukunft noch eine Kerze an. In diesem Sinne: Happy Hygge-Time!

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