Ich bin gefangen. Gefangen zwischen schlechten Gerüchen und alten Socken. So muss es sich im Gefängnis anfühlen. Kein Körperkontakt. Das Rausgehen ist weitestgehend eingeschränkt. Einzelhaft Homeoffice. Der Lagerkoller hat mich erwischt. Eigentlich bin ich gern in meiner Wohnung. Eigentlich.
Was ich noch mit Ironie verarbeite, kann für andere Menschen deutlich belastender sein. Die psychischen Symptome und Folgen eines Lagerkollers sind ernst. Schlaflosigkeit, Frustration oder mentale Erschöpfung drohen. Wer unter der Situation arg leidet, kann sich Hilfe suchen. Auf einer Online-Plattform bieten Psychologen und Life Coaches eine halbe Stunde kostenlose Beratung an. Über Skype, Zoom, Hangouts oder sogar Whatsapp. Danke Digitalisierung!
Zum Glück darf ich momentan noch meine Wohnung verlassen. Ich möchte etwas Neues ausprobieren und einfach mal draußen im Freien arbeiten. Alleine die Vorstellung belebt mich. Für meine nächste Kolumne suche ich mir einen abgelegenen Platz im Wald. Ich tausche meinen ergonomischen Stuhl und Schreibtisch gegen eine Holzbank. Back to the roots – zurück zu den Wurzeln. Oder: Arbeiten auf Eiche rustikal.
Das hilft. Die frische Luft beflügelt mich. Inspiriert werde ich von der Kulisse des Waldes. Das Gezwitscher verschiedener Vögel tut mir gut. Ich sehe Meisen und Meisen. Aus mir wird kein Ornithologe, also kein Vogelkundler mehr. Meinen Text beende ich nach zwei Stunden. Erfolgreicher Ausflug. Danke Natur. Waldbaden ist immer eine gute Idee.
Doch ich kehre nicht allein heim. Mein unliebsames Mitbringsel ist eine Zecke. Sie hat sich über meinem Knöchel festgebissen. Wenigstens hängt dieser Tage überhaupt irgendjemand an mir. Lustig ist das trotzdem nicht. Zu Corona gesellt sich nun die Borreliosegefahr, eine langwierige und tückische Erkrankung. Die Zecke wird rasch filigran entfernt und ich sehe mir das Biest an. Ich google kurz „Zecke als Haustier”, verwerfe den Gedanken aber schnell. Bleibe ich eben allein.
Mit meinen Tipps für die 10.000 Schritte indoor bist du auch eine Weile beschäftigt.
Wer keinen Wald vor Haustür hat oder in Quarantäne ist, sollte sich mental fordern, empfehlen Experten. Ablenkung vom Alltag tut gut. Ich gehe jetzt meine „das wollte ich schon immer machen”-Projekte an. Bereite mich aufs Reisen nach der Krise vor und lerne die Sprache eines meiner Wunschländer. Mein dilettantisches Französisch wird jeden Tag besser. In diesem Sinne: Arrivederci.
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