Sie sind die Arztpraxis. Die Bank. Der Fahrdienst. Die Psychotherapie. Die Wäscherei. Der Zirkus. Und noch sehr viel mehr.
Eltern haben zahlreiche Jobs. Früh morgens beginnt die Chose mit Weckdienst und Frühstücksservice. Kakao in die Emailletassen füllen, die Brote mit Nougatcreme bestreichen, an das Zähneputzen erinnern. Womöglich Kritik kassieren, weil der umweltbewusste Nachwuchs – richtigerweise – die Cellophanhaut der umwickelten Pausenstullen bemängelt. Beim nächsten Mal bitte Brotpapier aus recycelten Materialien.
Dann holpert der Minivan durch die Vorstadt. Kein Deutschlandfunk, kein sunshine live, auch keine #BeatYesterday-Playlist auf dem Schulweg. Die Kids wollen Charts. Miksu, MacLoud und T-Low. Wie bitte? Und selbst dann ist der Tag nicht mal halb rum. Aber ey: Eltern sein ist der tollste Job der Welt. Schwören Eltern.
Du bist nicht allein
Du findest aufgrund von Familie und Job keine Zeit für dich? Du bist nicht allein! Nach Angaben der Bundeszentrale für politische Bildung existieren in Deutschland acht Millionen Haushalte mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren.
1. Der Schlamassel: Die Angst vor weiteren Umständen
Mütter und Väter kennen den Schlamassel. Man gibt sein Bestes, und das reicht für beinahe alles, für Familie, Haushalt und Job. Für einen selbst bleibt oft keine Zeit. Und genau das ist das Problem. Die Liste mit den Sorgen wächst, die Nächte schrumpfen. Stress wird bei manchen zum alltäglichen Begleiter. Das Treppensteigen sogar vom eigenen Keuchen begleitet. Dieser verdammte Rückenschmerz! Dabei steht in den dick gebundenen Elternratgebern: „Nur wenn du selbst glücklich bist, kannst du andere glücklich machen.” Oje.
„Immer mehr Erwachsenen fehlt die Zeit für Me-Time. Kein Sport, keine Regeneration, kein Raum für gesundheitliche Selfcare“, bestätigt Gino Singh. Der Hamburger Fitnesstrainer und Ernährungscoach arbeitet seit Jahren mit Müttern und Vätern. Viele eint ein weiteres Problem.
„Der Begriff Gesundheit wird von Eltern irgendwann mit weiteren Umständen assoziiert, mit Aufwand. Bevor sie den auch noch in ihren Alltag zwängen, fangen die meisten gar nicht erst an”, sagt Gino.
Warum sich Eltern schwertun – drei Analysen von Gino Singh
Informationsüberschuss: Ist mehr Sport gesund oder zu viel Bewegung ungesund? Auf Kohlenhydrate verzichten? Imitierend fasten? Was ist das überhaupt? Eltern, die etwas tun und sich schlaumachen wollen, verheddern sich im Dickicht der Informationen.
Ausbleibende Erfolge: „Ich war im vergangenen Monat viermal Laufen und merke noch keine Veränderung. Dann kann ich auch wieder aufhören” – genauso denken einige Betroffene.
Alle wollen fitter werden: Aber was heißt „fit” genau? Die meisten kennen ihr Ziel allenfalls schemenhaft. Das trägt nicht zur Erfüllung des Vorhabens bei.
2. Das Paradoxon: Wie vermeintlicher Mehraufwand Zeit spart
Wenn ein Mensch in einer wohlhabenden Region der Welt mit einem vor Schmerzen wummernden Kopf aufwacht, hilft eine Tablette aus der Hausapotheke. Ins Bad stapfen, Schublade auf, die Pille aus dem Blister pulen und rein damit. Kopfschmerzen lassen sich meist rasch lindern. Gegen Dauerstress in Quengelgewittern, bleierne Müdigkeit und mangelnde Bewegung gibt es noch keine bequemen Medikamente. Es hilft nur Einsatz für sich selbst. Oder euphorische Elternstolzmomente.
Aus Angst, sich durch Sport, Me-Time und eine ausgeklügelte Ernährung noch mehr aufzuhalsen, wird auf dieses Gegenmittel verzichtet. Dass der vermeintliche Mehraufwand die Alltagsprobleme lindern kann, wird nicht verstanden. Coach Gino appelliert: „Alltägliche Entspannung ist ein wesentlicher Faktor für die physische und psychische Leistungsfähigkeit. Wer Zeit investiert, sich richtig erholt, wird danach die Aufgaben schneller erledigen können. Noch dazu stärken Sport und Gesundheit das Selbstvertrauen. Und Eltern brauchen dieses Zutrauen im Alltag.“
3. Ein gutes Beispiel: Alltagsmenschen mit Alltagsproblemen
An Selbstvertrauen mangelt es den Schröckerts nicht. Silke und Daniel sind verheiratet, Eltern zweier Kinder (fünf und acht Jahre alt), beruflich erfolgreich. Mit den Filmgorillas haben sie ihr eigenes Fernsehformat im ZDF.
Während die Filmjournalistin, 38, außerdem erfolgreich bloggt, Ratgeberin für Großeltern ist, moderiert der Filmjournalist, 45, für den Internetsender Rocket Beans TV oder legt als DJ auf. Für beide sind schon Wikipedia-Beiträge rausgesprungen. Eine harte Währung im Medienbusiness.
Trotz der Erfolge und des Familienglücks gibt es ein Problem: Teilweise wurden diese schönen Dinge mit Aufopferung und Verzicht bezahlt. Daniel hat chronisch Rücken, schläft schlecht. Über sich selbst sagt er: „Ich bin faul.” Leider auch dort, wo das Nichtstun zwingend gesund ist: beim Dösen. Nachts liegt Daniel oft wach da, im Kreuz zwickt und zwackt es. „Es ist nie schlimm genug gewesen, um irgendwas zu machen. Aber jetzt hab ich keinen Bock mehr drauf.”
Silke war früher sportlich, im Volleyball richtig gut. Dann kam die Arbeit. Die Schwangerschaften. Die Kids. Und irgendwann noch mehr Jobstress. „Ich merke, wie sich meine Priorisierung verändert hat. Alles, was mir guttun würde, fällt im Alltag hinten über”, erklärt Silke. Ihr Ziel: Sich in den nächsten zwölf Wochen wieder im eigenen Körper wohlfühlen.
Gemeinsam mit Coach Gino werden die Schröckerts von Ende April bis Juli in der Webserie „BeatYesterday – Faul wird fit” an einem sportlichen und gesunden Alltag arbeiten.
BeatYesterday – Faul wird fit für Eltern
Einen Klimmzug schaffen. Den Halbmarathon packen. Mehr Muskelmasse aufbauen. Dank der Sendung BeatYesterday – Faul wird fit, die seit mehreren Jahren auf dem Internetsender Rocket Beans TV läuft, haben schon viele Frauen und Männer ihre Lebensgewohnheiten angepasst.
In den kommenden Wochen wagt erstmals ein Ehepaar die Challenge. Gemeinsam mit Coach Gino werden die Schröckerts an der eigenen Lebensqualität arbeiten. Am 20. April startet die erste Folge. Regelmäßig können die Zuschauenden die Fortschritte des Paares verfolgen.
4. Richtig loslegen: Wie Bewegung logistisch in den Alltag passt
Doch wie beginnen, wenn kein Fernsehteam und Coach zwölf Wochen lang mitläuft? „Gut planen! Eine Lebensveränderung hin zu mehr Gesundheit und Bewegung bedarf einer sinnvollen Logistik”, weiß Gino.
Zu ihr gehört ein einfacher Hinweis: bloß nicht überreizen. Wer mit aufwendigen Sessions beginnt, wird an ihnen verzweifeln. Oder gar nicht erst zum Trainieren kommen. Schmale Routinen sind eine pragmatische Lösung. Sie geben Struktur und fügen sich trotzdem dem Alltag.
Wer die wiederkehrenden Abläufe lange genug durchhält, etabliert langfristig neue Maßstäbe. Und wenn keine Me Time am Stück verfügbar ist, müssen Eltern sie eben aufteilen. Morgens, mittags, abends: Aus dreimal zehn Minuten wird auch eine halbe Stunde. „Für erste Impulse sind kurze Einheiten vollkommen ausreichend”, weiß Gino.
Für Silke und Daniel Schröckert hat der Fitnessguru bereits einen Masterplan ausgeheckt. Nicht, weil die beiden wie Kino-Bösewichte eine besondere Behandlung benötigen. Vielmehr soll das Happy End dieses Projekts andere Mamas und Papas zum Nachahmen ermutigen.
Wie du jetzt loslegst – 5 Tipps von Gino
- Ziele nicht zu hoch stecken. Das kann schnell zu Frustration führen!
- Einfach anfangen! Du hast Bock auf eine Laufrunde? Geh laufen! Aber bitte nicht zwei Wochen lang an einem Trainingsplan arbeiten, der unrealistische Erwartungen schürt. Deine Motivation solltest du nicht aufschieben – denn dann verbleicht sie.
- Langsam, aber kontinuierlich den Trainingsumfang steigern. Gewichte und Wiederholungen mit jeder Woche leicht erhöhen, genauso Strecke oder Laufzeit verlängern.
- Vielen von den eigenen Plänen erzählen und noch besser: Gleichgesinnte suchen. Zusammen trainiert und motiviert es sich besser!
- Alltägliche Bewegung wertschätzen! Der Begriff NEAT („Non-exercise activity thermogenesis“) beschreibt jegliche Bewegung, die nicht sportlicher Natur ist. Dazu zählen Gartenarbeit, Spaziergänge oder das Reinemachen der Wohnung.
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