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Wim-Hof-Methode: Frieren und Atmen für die Gesundheit

Niemand erträgt Kälte so gut wie der Extremsportler Wim Hof. Der Niederländer brach im Eisbad viele Rekorde, lief in Shorts am Polarkreis. Und das alles mithilfe einer Atemtechnik. Wie kann das funktionieren?

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Minus zehn Grad Celsius. Dicke Flocken wirbeln durch die Luft. Sie glasieren die finnischen Wälder nahe der Großstadt Oulu mit einer eisigen Schicht. Der Schnee ist nahezu unberührt. Hin und wieder knacken Äste unter der weißen Last.

Viele Menschen würden allein bei der Vorstellung instinktiv zu Mütze, Schal und Handschuhen greifen. Nicht so Wim Hof. Der 62-Jährige lief am Nordpolarkreis einen Halbmarathon. Nur in Shorts.

Dem Extremsportler scheint Kälte nichts auszumachen. 2009 erklomm er nur in Schuhen und einer kurzen Hose den Kilimandscharo. Einmalig. Wie viele seiner Projekte. Auch im Kältebaden hält er mehrere Weltrekorde – ganze 112 Minuten und 14 Sekunden verharrte er schon in einer Eistonne. Seine starke Kälteresistenz erklärt der „Iceman” mit der nach ihm benannten Wim-Hof-Methode.

Warum er das alles tut? „Ich will der Welt zeigen, wozu der Mensch fähig ist, und Aufmerksamkeit für die medizinische Bedeutung meiner Methode erzeugen”, antwortete er der ZEIT. Weltweit vertrauen Fans auf die Praktik – und schwören auf ihren Nutzen für die eigene Gesundheit.

Wie funktioniert die Wim-Hof-Methode?

Die Wim-Hof-Methode vereint Atem- und Konzentrationstechniken sowie Kälte. Durch die Kombination der Parameter sollen gesundheitliche Vorteile entstehen.

Die tibetische Meditationspraxis Tummo inspirierte den Niederländer zu seiner Atemtechnik. Übersetzt bedeutet der Name „innere Hitze“. Und genau diese soll die Anwendung entfachen. Dafür atmen Wim Hof – und jene, die es ihm gleichtun – mehrmals hintereinander schnell und tief ein, um dann die Luft möglichst lange anzuhalten. Dieser Vorgang wird mehrmals wiederholt.

Wim Hof kombiniert diese Übungen mit dem Eisbaden. Die Kältetherapie ist ein Schock für den Körper, der sofort gegen die Kälte „anheizt”. Mit seiner Atemtechnik unterstützt Wim Hof diesen Prozess. Unerlässlich dabei: die Konzentration. Ohne die könnte er unter den schwierigen Bedingungen nicht kontrolliert atmen.

Wird die Wim-Hof-Methode richtig durchgeführt, verspricht sie neben der kurzfristigen Wärme viele gesunde Langzeitwirkungen. „Der Körper verkraftet kalte Duschen und nicht nur das, man kann durch die Kälte aktiv sein Herz-Kreislauf-System stärken. Das ist ein wichtiges Investment, denn Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems sind die Todesursache Nummer eins in Deutschland”, sagte Wim Hof dem Magazin Business Punk.

Mann steigt im Winter in den zugefrorenen See
Die Wim-Hof-Methode soll das Herz-Kreislauf-System stärken. © iStock / Getty Images Plus / mihtiander

Mit Methode zu mehr Gesundheit

Anwender*innen der Wim-Hof-Methode sollen gesünder sein. Doch was taugt der unkonventionelle Ansatz wirklich?

Ein zentraler Punkt der Vorteile ist die bewusste Beeinflussung des autonomen Nervensystems. Wer Wim Hofs Praktik anwendet, kann – angeblich – die ansonsten selbstständig ablaufenden Funktionen des Körpers wie Herzschlag und Atmung manueller steuern. Wissenschaftlich bewiesen ist dieser Teil der Methode nicht – doch finden sich mehr und mehr Fürsprecher*innen.

Dass Eisbaden hingegen abhärtet, wird wissenschaftlich nicht angezweifelt. Beim Eisbaden gerät der Körper beabsichtigt in eine Stresssituation, die er jedoch bewältigen kann. Das trainiert die Abwehrmechanismen und macht diese widerstandsfähiger gegen Infektionen. Sportler*innen, die das Eisbad dem lange obligatorischen Warmbad vorziehen, regenerieren rascher. Die entzündungshemmende Wirkung von Kälte ist mittlerweile gut erforscht.

Im kalten Wasser ziehen sich die Blutgefäße zusammen, um die wichtigsten Organe zu versorgen. Nimmt der Kältereiz nach dem Eisbad ab, weiten sie sich wieder. Das Herz kann mehr Blut durch den gesamten Körper pumpen. Der Strom versorgt etwaige Entzündungen mit ausreichend Immunzellen und Leukozyten, weiße Blutkörperchen, die die Krankheitserreger bekämpfen.

Was die Wim-Hof-Methode genau bewirkt

Eine Studie an der Uniklinik in Den Haag bestätigte, dass Menschen, die die Wim-Hof-Methode anwandten, gegenüber Grippeviren resistenter waren als Nichttrainierte. Auch kann das Kältebad im Stile eines Ganzkörper-Kühlakkus Schmerzen lindern.

Neben den körperlichen Effekten hilft Wim Hofs Ansatz bei der Stressreduktion. Die kontrollierte Atmung und der meditative Zustand im eisigen Wasser reinigen die Gedanken, schwören Praktizierende. Da der Körper während des „Aufheizens” Adrenalin und Endorphine ausschüttet, setzt sogar eine Verbesserung der Laune ein. „Eisbademeister“ Gabriel Rath bestätigt in seinem Gastbeitrag diese Wirkung.

Frau ist glücklich beim Eisbaden in einem See
Das Bad im eiskalten Wasser kann bei der Stressreduktion unterstützen und die Laune verbessern. © Anastasiia Shavshyna / E+ / Getty Images Plus

Ablauf der Wim-Hof-Methode

Für die Wim-Hof-Methode muss es kein Eisbad sein. Die kalte Dusche oder eine eisige Badewanne erfüllen auch den Zweck. Wer die Methode mit dem Eisbad ausprobieren möchte, kann sich mit den heimischen Lösungen herantasten. Egal, ob zu Hause oder in der Natur – eine leichte Erwärmung ist zuvor empfehlenswert. Beim Bad in wilden Gewässern wie Seen, Meere oder Flüsse sollte immer mindestens eine Begleitperson dabei sein, falls die Kälte stärkere Auswirkungen hat.

Die Atmung

  • Suche dir einen ruhigen Ort, an dem du entspannt liegen, sitzen oder stehen kannst
  • Atme tief durch die Nase ein und wieder aus
  • Nach 30 Wiederholungen hältst du so lange es geht die Luft an
  • Atme einmal tief ein und halte die Luft erneut für etwa 15 Sekunden an

Drei Wiederholungen des Ablaufs bereiten optimal auf das Eisbad vor.

Das Baden

  • Gehe schrittweise ins Wasser und atme dabei ruhig und kontrolliert. Das verhindert, dass dir die Kälte die Luft raubt
  • Tauche langsam bis zu Brust ab
  • Verweile maximal fünf Minuten im Wasser
  • Wärme dich danach auf

Wichtiger Hinweis: Nur fit ins kalte Wasser

Die Wim-Hof-Methode hilft nicht bei akuten Krankheiten und soeben erlittenen Infekten. Symptome wie eine verstopfte Nase, Halsschmerzen oder Husten verschlimmern sich durch ein Eisbad eher. Das Immunsystem ist durch den Infekt ohnehin geschwächt, die Kälte verstärkt diesen Effekt nur. Der Körper ist dann noch empfänglicher für weitere Bakterien und Viren. Deshalb sollten Interessierte nur bei voller Gesundheit in das Eiswasser steigen. Wer unter Vorerkrankungen leidet, sollte vorbeugend mit ärztlichem Fachpersonal sprechen. Sie können die Risiken besser einschätzen und eine Empfehlung abgeben.

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