Body & Soul

Technostress: Ab wann das Smartphone krank macht

Viele Menschen nutzen dauerhaft digitale Geräte wie Smartphones oder Laptops. Was im Alltag unbedenklich wirkt, kann auf Dauer Folgen für Körper und Geist haben. Ab wann Technostress gefährlich wird!

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Kaum ist das Klingeln des Weckers verhallt, folgt oft schon der erste Griff zum Smartphone. Ein kurzer Check der Nachrichten und sozialen Netzwerke leitet den Tag ein. Auf dem Weg zur Arbeit vertreibt das Handy die Langeweile in Bus oder Bahn, ehe am Schreibtisch der nächste Bildschirm erstrahlt. Der Abend zieht vor dem heimischen Computer oder Fernseher vorbei.

Kein Scherz: Allein in Deutschland verbringen Menschen durchschnittlich 69 Stunden pro Woche im Internet. Digital Natives, also Frauen und Männer, die mit dem Internet aufgewachsen sind, sind sogar bis zu 84 Stunden online. Das sind dreieinhalb Tage!

Durch die Digitalisierung begleiten die Technologien viele Menschen den ganzen Tag. Das bringt nicht nur Vorteile mit sich. Denn auf Dauer kann sich das permanente Onlinesein negativ auf deine Gesundheit auswirken.

Was Technostress ist und wie du dich vor den Folgen schützen kannst.

Was ist Technostress – und was löst ihn aus?

Technostress ist eine Form von Stress, die durch den ständigen Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien entsteht. Dazu zählen das Smartphone, der Computer oder relativ neu, Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz.

Das Phänomen des Technostresses entstand durch die rasante Weiterentwicklung digitaler Technologien in den vergangenen zwanzig bis dreißig Jahren. Digitale Geräte sind mittlerweile für beinahe alle Menschen zugänglich und allgegenwärtig. Und selbst dann, wenn du unterwegs bist und dein Handy bewusst in der Tasche lässt, prasseln digitale Anzeigen und Werbetafeln dauerhaft auf dich ein.

Zu den Hauptursachen von Technostress zählen:

  • Ständige Erreichbarkeit: Die Erwartung, jederzeit erreichbar zu sein und schnell auf Anfragen zu reagieren, verwischt die Grenze zwischen Arbeit und Privatleben. Das führt zu einem ständigen Gefühl der Anspannung und beeinträchtigt die Erholungsphasen.
  • Anpassungsdruck: Die ständige Weiterentwicklung und die Notwendigkeit, sich an neue Technologien und Systeme anzupassen, erzeugen Unsicherheit und das Gefühl, nie auf dem neuesten Stand zu sein.
  • Technologische Überforderung: Die Vielzahl an Funktionen und Informationen, die durch moderne Technologien verfügbar sind, führt oft zu Überforderung und Stress.
  • Technologische Komplexität: Viele Menschen empfinden moderne Technologien als kompliziert und schwer verständlich. Das Erlernen und die Nutzung neuer Geräte oder Software können Frustration, Angst und Stress hervorrufen.
  • Unsicherheit am Arbeitsplatz: Die Angst, aufgrund technischer Neuerungen den Arbeitsplatz zu verlieren oder von jüngeren, technologisch versierteren Kollegen und Kolleginnen überholt zu werden, kann ebenfalls Technostress auslösen.
  • Ständige Unterbrechungen: Häufige Unterbrechungen durch Benachrichtigungen, Anrufe oder E-Mails stören die Konzentration und erhöhen den Stresspegel.

Diese verschiedenen Faktoren können einzeln oder in Kombination zu einem Gefühl der Überforderung führen und sowohl die mentale als auch die körperliche Gesundheit beeinträchtigen. Christoph Golz, Co-Leiter des Innovationsfeldes Gesundheitsversorgung und Personalentwicklung, erklärt im Gespräch mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung:

Technostress ist ein Ausdruck von Unbehagen, Angst, Anspannung und Beklemmung.

Christoph Golz, Co-Leiter des Innovationsfeldes Gesundheitsversorgung und Personalentwicklung,

Was sind die Symptome von Technostress?

Technostress ist in der heutigen digitalen Welt eher eine stille Gefahr. Damit ist Folgendes gemeint: Du bist ihm täglich ausgesetzt, spürst aber die Folgen nicht direkt. Erst auf Dauer stellen sich verschiedene Symptome an, die dich mitunter stark einschränken oder belasten können.

Forschende der Sapienza Universität in Rom listen in einer Forschungsarbeit etliche Symptome auf. So soll Technostress besonders den Sympathikus im autonomen Nervensystem aktivieren. Das ist der Zweig, der für kurze Zeit die menschliche Leistungsfähigkeit erhöht. Dabei erhöht sich die Herzfrequenz und die Muskelspannung.

Was positiv klingen mag, verkehrt sich auf Dauer ins Gegenteil. Denn eine regelmäßig und vermeintlich grundlos (ohne Sport) gesteigerte Herzfrequenz ist alles andere als gesund. Als Folge von Dauerstress kann die gesamte Verdauung oder die Schlafqualität erheblich gestört sein. Heißt: Technostress kann deinen Körper in einen Alarmzustand versetzen, obwohl es dafür gar keinen plausiblen Grund gibt. Das macht auf Dauer krank.

Die Symptome im Überblick

  • Psychische Symptome: Emotionale Erschöpfung, Angstgefühle, Zwangsgedanken, depressive Verstimmungen, Reizbarkeit und Nervosität
  • Kognitive Symptome: Konzentrations- und Gedächtnisprobleme
  • Physische Symptome: Kopfschmerzen, erhöhte Herzfrequenz, anhaltende Muskelspannung, Rücken- und Nackenschmerzen, Verdauungsprobleme
  • Visuelle Symptome: Augenschmerzen, verschwommenes Sehen, trockene Augen (Digital Eye Strain)
  • Schlafstörungen und Müdigkeit: Schlaflosigkeit, Müdigkeit und Erschöpfung
  • Kardiovaskuläre Symptome: Herzrasen, Blutdruckschwankungen
  • Soziale und Verhaltenssymptome: Soziale Isolation, weniger persönliche Kontakte
Junge Frau sitzt mit Freunden auf der Couch und alle starren auf ihr Smartphone
© miodrag ignjatovic / E+ / Getty Images Plu

Welche Folgen hat Technostress?

Bist du durch die Nutzung von digitalen Geräten oder der Informationsflut in sozialen Medien dauerhaft gestresst, kann besonders die erhöhte Herzfrequenz deinem Körper schaden. Denn mit ihr steigt auch das Risiko auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose oder Herzinfarkt. Das belegten Forschende des Universitätskrankenhauses in München.

Die erhöhte Muskelspannung kann außerdem Beschwerden des Bewegungsapparats auslösen. Dadurch kannst du beispielsweise an Rücken- und Nackenschmerzen leiden, die dein allgemeines Wohlbefinden einschränken und deine Arbeitsleistung mindern. Forschende der Universität in Cleveland belegten außerdem, dass Technostress ein myofasziales Schmerzsyndrom begünstigen kann. Leidest du darunter, schmerzen einzelne Stellen innerhalb deiner Muskeln.

Ein Forschungsteam an der Charité in Berlin untersuchte außerdem die Auswirkungen auf die mentale Gesundheit. Laut den Forschenden könnte ständiger Technostress die Gefahr auf einen Burn-out erhöhen. Ähnliches gilt für Angstzuständen und Panikattacken.

Wer ist besonders anfällig für Technostress?

Durch die dauerhafte Präsenz von Technologie und digitalen Produkten kann grundsätzlich jeder Mensch unter Technostress leiden. Manche Gruppen sind aber besonders anfällig dafür. Nutzt du bei der Arbeit viele digitale Geräte, steigt beispielsweise das Risiko für Technostress.

Während der Corona-Pandemie litten außerdem vermehrt Schülerinnen, Schüler und Lehrende unter Technostress, da sie von heute auf morgen einen Laptop für den Unterricht nutzen mussten.

Auch können ältere Menschen schnell unter Technostress leiden. Besonders, wenn sie im Umgang mit den Technologien unerfahren sind und diese nur schwer verstehen. Sie fühlen sich überfordert und sind dadurch noch zusätzlich gestresst.

Wie lässt sich Technostress vermeiden?

Tipp 1: Nutzung begrenzen

Eine Umstellung, die vermutlich vielen schwerfällt. Technische Geräte sind stetige und vor allem lieb gewonnene Begleiter in vielen Lebenslagen. Möchtest du dich aber vor Technostress schützen, solltest du dir Grenzen setzen. Begrenze beispielsweise die Bildschirmzeit. Manche Apps können dir zusätzlich eine Warnung anzeigen, wenn du dein Smartphone zu oft nutzt. Verzichte am Abend so gut es geht auf digitale Geräte, da sie deinen Schlaf verschlechtern können.

Wie lange warst du heute schon am Smartphone online? Schau in die Funktion Bildschirmzeit und mach bei unserer Umfrage mit!

Tipp 2: Regelmäßige Pausen

Bei der Arbeit kann dir die 20-20-20-Regel helfen. Sie besagt, dass du nach 20 Minuten Arbeit für 20 Sekunden deine Augen vom Bildschirm abwendest und auf etwas schaust, das etwa 20 Fuß (rund sechs Meter) entfernt ist. Das kann deine Augen schonen und Schmerzen verhindern.

Tipp 3: Work-Life-Balance etablieren

Du kennst es sicher: Stunden nach dem Feierabend noch schnell eine fixe Mail schreiben oder die Nachrichten im Teamchat lesen. Das ist ein Fehler! Möchtest du dich vor Technostress schützen, solltest du dein Berufs- und Privatleben klar trennen. Die dauerhafte Verfügbarkeit stresst und du wirst schnell die Folgen spüren. Auch kannst du beispielsweise unwichtige Benachrichtigungen deaktivieren, damit sie dich in deiner Freizeit nicht ablenken.

Tipp 4: Körperliche Aktivität

Körperliche Aktivität kann auch gegen Technostress helfen. Eine Studie an der Universität im schottischen Stirling belegte, dass du mit regelmäßiger körperlicher Aktivität das Stresshormon Cortisol abbauen kannst.

Dafür muss es kein hochintensives Workout sein. Schon während einer moderaten Aktivität baust du Cortisol ab und schüttest Endorphine aus. Wie gut Bewegung hilft, kannst du mithilfe der Funktion Stresslevel auf deiner Smartwatch nachvollziehen. Zusätzlich kannst du beispielsweise Atemübungen mit deiner Uhr absolvieren. Diese können deinen Körper nach stressigen Tagen beruhigen und den Folgen von Technostress vorbeugen.

Fazit

Expertinnen und Experten raten, dass die Bildschirmzeit von Erwachsenen außerhalb der Arbeit maximal zwei Stunden betragen sollte. Das ist sportlich! Näherst du dich etwas diesem Wert an, hast du schon was für deine Gesundheit getan. Auch ein wöchentlicher Digital Detox kann Wunder bewirken. Der Tipp für die Arbeit: Alles, was du nicht am Bildschirm tun musst, solltest du vielleicht nicht am Bildschirm erledigen.

Was dich sonst noch vorwärts bringt

Behalte dein Stresslevel im Blick

Finde heraus, ob du einen ruhigen, ausgeglichenen oder anstrengenden Tag hast. Lass dich zur Entspannung an kurze Atemübungen für zwischendurch erinnern.

Quellen
  1. https://hubstaff.com/blog/relieve-technostress-in-the-workplace/
  2. https://www.huffpost.com/entry/technology-depression_b_1723625
  3. https://whatfix.com/blog/beat-workplace-technostress/
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  7. https://www.bibb.de/dienst/publikationen/de/17775
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Über diesen Artikel

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Kevin Berg

Kevin Berg ist seit 2019 #BeatYesterday-Redakteur mit vielen Interessen. Als Journalist wurde Kevin an einer …

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