Body & Soul

Kein Witz: Testosteron hemmt die Denkfähigkeit

Testosteron steigert das Selbstbewusstsein – gut so, mag man denken. Aber kalifornische Forscher fanden heraus: Dafür beeinträchtigt es stark die Denkfähigkeit.

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Es klingt wie ein mäßig origineller Männerwitz, aber es ist das Resultat der größten Studie, die es je zu dem Thema gab – und das ist eindeutig: Wer zu viel Testosteron im Blut hat, kann nicht mehr richtig nachdenken und neigt zu überstürzten Entscheidungen.

Dass das Sexualhormon aggressiv macht und die Impulskontrolle verhindert, ist keine neue Erkenntnis. Schließlich hat Testosteron vor allem eine Aufgabe: Es soll die menschliche Fortpflanzung garantieren und fördert gezielt Machtkämpfe zwischen männlichen Rivalen. Doch es hat offenbar mehr Risiken und Nebenwirkungen als bislang bekannt. Forscher des „California Institute of Technology“ wollten wissen, wie sich Testosteron auf die Denk- und Urteilsfähigkeit von Männern auswirkt.

Die Probanden antworteten schneller – und fehlerhafter

Der normale Testosterongehalt im Blut eines Mannes liegt bei 2,4 bis 8,3 Mikrogramm pro Liter. Für die Studie gaben die kalifornischen Wissenschaftler 243 Männern eine Dosis Testosteron oder ein Placebo. Anschließend sollten die Testpersonen ihre intellektuellen Fähigkeiten beim Nachdenken unter Beweis stellen – mithilfe eines sogenannten CRT (Cognitive Reflection Test). Die zentrale Frage: Sind sie in der Lage, falsche gefühlsmäßige Einschätzungen durch Nachdenken zu erkennen? Das Ergebnis fiel überraschend deutlich aus: Die mit Testosteron getunten Männer schnitten durchgehend deutlich schlechter ab als die Probanden, die nur ein Placebo eingenommen hatten. Sie beantworteten Fragen öfter schnell und aus dem Bauch heraus – obwohl es bei dem Test kein Zeitlimit gab.

Eine typische Frage etwa lautete: Ein Baseball-Schläger und ein Ball kosten zusammen 1,10 Dollar. Der Schläger kostet einen Dollar mehr als der Ball. Wie teuer ist der Ball? Ha, ist doch ganz einfach, dachten sich viele der Testosteron-Testpersonen: Der Ball kostet 10 Cent. Falsch. Denn dann hätte der Ball ja nur 90 Cent mehr als der Schläger gekostet und nicht einen Dollar. Die korrekte Antwort lautet deshalb: Der Ball kostet 5 Cent, der Schläger 1,05 Dollar.

Testosteron steigert das Selbstbewusstsein

Insgesamt beantwortete die Testosteron-Gruppe 20 Prozent weniger Fragen korrekt, sie gab schneller falsche Antworten und brauchte länger für die richtigen. Die Forscher glauben, dass das Phänomen mit dem steigenden Selbstbewusstsein durch Testosteron zusammenhängt. Je selbstbewusster Männer sind, desto weniger Selbstzweifel haben sie offenbar und desto weniger Bereitschaft zeigen sie auch, fehlerhafte Entscheidungen zu korrigieren. Oder wie es der kalifornische Forscher Colin Camerer auf der Website des California Institute of Technology ausdrückt: „Das Testosteron verstärkt bei Männern das intuitive Gefühl: ‚Hey, ich habe definitiv Recht!’“

Aber was bringt das nun für unseren Alltag? Zunächst einmal die Erkenntnis: Nicht nur Frauen werden von ihren Hormonen beeinflusst. Mögliche Nebenerscheinungen des Prämenstruellen Syndroms (PMS) reichen bekanntlich von Stimmungsschwankungen, Depressionen, Kopfschmerzen und Müdigkeit über Reizbarkeit, Schlaflosigkeit und Ängsten bis zu Gewichtszunahme und dem Gefühl von Kontrollverlust.

Da erscheint es nur gerecht, wenn auch Männer unter ihrer schwankenden Körper-Chemie zu leiden haben. In der Steinzeit war viel Testosteron im Blut der bärtigen Jäger im Übrigen ja durchaus noch positiv: Wenn ein wütender Bär aus dem Wald brach, waren schnelle Entscheidungen sinnvoller als ein sorgfältiges Abwägen der Handlungsoptionen.

Testosteron-Ersatzmittel boomen

In der Gegenwart allerdings wirft die Studie ein fragwürdiges Licht auf die zunehmende Zahl von graumelierten Männern, die der Pharmaindustrie weltweit Milliarden-Umsätze bescheren. Denn der Markt mit Testosteron-Ersatzmitteln, die das Altern aufhalten und den Sex-Trieb ankurbeln sollen, boomt seit geraumer Zeit.

Männer, die auf künstliches Testosteron setzen, mussten sich schon vorher den Verdacht gefallen lassen, ihre Aggressionen nicht im Griff zu haben. Jetzt kommt noch wissenschaftlich erhärtet der Vorwurf dazu, dass sie – erinnert uns das wirklich nur zufällig an einen Präsidenten? – mit dumpf-übersteigertem Selbstbewusstsein die falschen Entscheidungen treffen.

 

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