Bio-Lebensmittel werden immer beliebter. Aber ist da, wo Bio draufsteht, überhaupt Bio drin?
Aus gutem Grund zieren immer mehr Bio-Siegel die Produkte in den Supermarktregalen. Dabei entsteht bisweilen ein buntes Wirrwarr. Mal zeigen die Abbildungen Tiere oder Pflanzen, andere nur verwirrende Buchstabenkombinationen. Das kann beim Einkaufen verwirren!
Möchtest du aber auf Aspekte wie Tierwohl, die Nutzung von Pflanzenschutzmitteln oder Nachhaltigkeit achten, solltest du ihre Bedeutung kennen. Was die verschiedenen Logos aussagen und welche Kriterien sie dafür erfüllen müssen, erfährst du in diesem Beitrag.
Was darf „Bio“ sein?
Die Begriffe „Bio“ und „Öko“ sind in der EU-Öko-Verordnung definiert. In dieser ist seit 1991 vorgegeben, wie Bio-Lebensmittel produziert, kontrolliert, importiert und gekennzeichnet werden müssen. Nur dann dürfen Produkte die Siegel tragen. Das soll Täuschung beim Einkauf verhindern und Verbraucher und Verbraucherinnen schützen. Wo „Bio“ drauf steht, ist garantiert auch „Bio“ drin.
Vorsicht vor schwammigen Begriffen
Wieso die Übersicht trotzdem so schwer ist? Nicht alle Begriffe, die sich auf den Verpackungen tummeln, sind geschützt. Herstellende können sie frei verwenden, ohne bestimmte Auflagen zu erfüllen. Garantierte Bio-Qualität kannst du also nicht erwarten. Diese Bezeichnungen sind frei verfügbar.
- „aus kontrolliertem Anbau“
- „von staatlich anerkannten Bauernhöfen“
- „unter unabhängiger Kontrolle“
- „ungespritzt“
- „ohne Spritzmittel“
- „aus integrierter Landwirtschaft“
- „aus Vertragsanbau“
- „aus alternativer Haltung“
- „aus umweltschonendem Anbau“
EU-Bio-Siegel und Deutsches Bio-Siegel
Alle in der EU produzierten und verpackten Bio-Lebensmittel müssen das grüne EU-Bio-Siegel tragen. Herstellende aus Deutschland können freiwillig das deutsche Bio-Siegel ergänzen. Je nach Produkt, müssen sie die unterschiedlichsten Voraussetzungen erfüllen, damit sie das Siegel nutzen dürfen.

Regeln des Bio-Pflanzenanbaus
Pflanzen müssen beispielsweise auf echtem Boden gedeihen, dürfen das Wasser nicht verschmutzen und sollten die Erde fruchtbar hinterlassen. Gewächshäuser mit Nährstofflösungen sind verboten. Welche Dünge- und Pflanzenschutzmittel erlaubt sind, regelt eine Durchführungsverordnung der EU. Zudem müssen 95 Prozent der Zutaten aus biologischem Anbau stammen. Nur 70 der mehr als 400 Zusatzstoffe sind erlaubt.
Regeln der Öko-Tierhaltung
Die Tierhaltung muss artgerecht sein. Kühe, Schweine oder Hühner müssen demnach ausreichend Platz und Auslauf im Freien haben. So sollen sie ihren Bewegungsdrang und soziales Verhalten ausleben können. Zudem ist das Abtrennen von Schnäbeln oder Schwänzen strengstens untersagt. Der präventive Einsatz von Antibiotika ist ebenfalls verboten.
Viel weiter gehen die Kriterien aber nicht. Ein Zustand, den verschiedenste Organisationen immer wieder kritisieren. Ein Report von Foodwatch zeigte beispielsweise, dass auch in Bio-Betrieben viele Tiere krank sind oder unter Schmerzen leiden. Außerdem kritisiert die PETA, dass das Schlachten auch nach artgerechter Haltung viel Angst und Stress für die Tiere bedeutet.
Wie nachhaltig ein Produkt sein muss, ist kaum geregelt. Dadurch können Unternehmen CO2-Zertifikate erwerben, die den Eindruck eines nachhaltigen Produktes vermitteln. Klimaschutz ist das aber nicht.
Die Bio-Siegel der Anbauverbände
Deutlich strengere Regeln erlegten sich die unabhängigen Anbauverbände auf. Die Siegel bedingen hoher Ökostandards, die über die Anforderungen des EU-Bio-Siegels hinaus gehen.
Sie fokussieren unterschiedlichste Bereiche wie den Klimaschutz, das Tierwohl oder den biologischen Anbau. Zudem setzen sie voraus, dass der gesamte Betrieb ökologisch arbeitet. Diese Siegel sind empfehlenswert und garantieren echte Bio-Qualität:
Demeter
Demeter ist der älteste Bio-Anbauverband Deutschlands und für seine strengen Kriterien bekannt. Bereits seit 1932 ist der Begriff für bio-dynamische Produkte geschützt. Der Verband steht für eine konsequent nachhaltige und naturnahe Landwirtschaft. Die Demeter-Methode soll das Tier, die Natur und den Menschen ganzheitlich schützen.
Deshalb dürfen Herstellende nur 24 Zusatzstoffe verwenden. Kompost muss aus tierischem Mist bestehen und die Bewirtschaftung des Ackerlandes soll die Fruchtbarkeit des Bodens langfristig fördern.
Betriebe, die Tiere halten, ist die Enthornung dieser untersagt. Zusätzlich sollte das verwendete Futter artgerecht sein und aus biodynamischen Erzeugnissen des eigenen Betriebs bestehen.
Die Verarbeitung der erzeugten Produkte soll diese veredeln und nicht verändern. Ein Demeter-Siegel darf nur tragen, wer die Grundqualität des Erzeugnisses erhält.
Die Einhaltung der Richtlinien wird regelmäßig durch durch eine Öko-Kontrollstelle geprüft, teilweise auch ohne Ankündigung.
Mehr Infos findest du auf www.demeter.de.

Naturland
Naturland ist einer der größten ökologischen Anbauverbände und verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Dieser beinhaltet eine gesunde Ernährung und den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen. Mit seinem dynamischen Ansatz fokussiert der Verband nicht nur eine nachhaltige Landwirtschaft. Auch fließen Aspekte wie soziales Engagement und praktizierter Natur- und Klimaschutz ein.
Auch die Kriterien für das Tierwohl sind detailliert geregelt und strenger als beim EU-Siegel. Die Anforderungen umfassen die Haltung, aber auch den Transport und die Schlachtung. Anhand regelmäßiger Prüfungen durch die EU entwickelt der Verband den Rahmen Öko-Tierhaltung stetig weiter.
Mehr Infos findest du auf www.naturland.de.

Biopark e.V.
Der Biopark-Verband entstand 1991 in Mecklenburg-Vorpommern. Heute gehören ihm mehr als 500 landwirtschaftliche Betriebe in ganz Deutschland an, die sich dem kompromisslosen ökologischen Landbau verschreiben.
Der Verband fokussiert den Umweltschutz, die Landschaftspflege und eine artgerechte Tierhaltung. So ist beispielsweise die Anbindehaltung komplett verboten. Auch sollte das Futter für die Tiere vollständig aus dem eigenen Betrieb stammen. Der Verband fokussiert den Umweltschutz, die Landschaftspflege und eine artgerechte Tierhaltung. So ist beispielsweise die Anbindehaltung komplett verboten. Auch sollte das Futter für die Tiere vollständig aus dem eigenen Betrieb stammen. Der Verband lässt regelmäßige Checks durch ausgewählte Kontrollstellen in den Betrieben durchführen.
Mit dem Verbandsprojekt „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ setzen die teilnehmenden Betriebe außerdem standortbezogene Naturschutzmaßnahmen um.
Mehr Infos findest du auf www.biopark.de.

GÄA e.V.
Der Name des Verbandes Gäa leitet sich vom griechischen „Gaia“ („Urmutter Erde“) ab. Genau diese will der Verein mit seinen Richtlinien schützen. Dafür sind sie besonders streng formuliert. Beispielsweise müssen Betriebe, die sich vom Verband zertifizieren lassen wollen, ihre gesamte Produktion auf ökologisch umstellen.
Beim Anbau sind die Landschaftspflege und der Naturschutz essenzielle Kriterien. So ist beispielsweise Gentechnik streng verboten. Für teilnehmende Betriebe bietet der Verband außerdem eine Warenbörse an. Auf dieser können die Mitglieder Geräte, Ressourcen oder Tiere anbieten.
Mehr Infos findest du auf www.gaea.de.

Biokreis
Der Verband Biokreis entstand ursprünglich aus einer Verbraucherinitiative. Heute fördert der Verband die traditionelle bäuerliche Landwirtschaft auf Basis des Öko-Landbaus. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Nachhaltigkeit und dem Ausbau regionaler Netzwerke, die faire Preise für alle Beteiligten ermöglichen sollen.
Dafür müssen die Teilnehmenden ihren Betrieb auf eine ökologische Bewirtschaftung umstellen. Die Produkte dürfen keine Zusatzstoffe enthalten und sollen aus handwerklicher Verarbeitung stammen. Außerdem darf ein Betrieb nur so viele Tiere halten, wie es die verfügbaren Flächen zulassen.
Mehr Infos findest du auf www.biokreis.de und www.regional-und-fair.de.

Ecoland e. V.
Die Prinzipien des Ecoland-Verbands gehen noch etwas weiter. Neben dem Fokus auf ökologische und klimaresiliente Land- und Ernährungswirtschaft setzt sich die Organisation für die Rechte der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern indigener und ruraler Gesellschaften ein.
Zum Schutz des Klimas und der Umwelt dürfen teilnehmende Betriebe keine Pestizide oder mineralische Düngemittel verwenden. Bei der Tierhaltung sind Auslauf oder Weidegang verpflichtende Bedingungen. Zudem unterliegen die Verarbeitung und sogar die Verpackung der Produkte klaren Vorgaben. Die Einhaltung dieser kontrollieren unabhängige Prüfinstitute.
Mehr Infos findest du auf www.ecoland.de

Quellen
- https://www.boelw.de/themen/eu-oeko-verordnung/
- https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/essen-trinken/biolebensmittel
- https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/ALL/?uri=CELEX:32021R1165#d1e32-21-1
- https://www.boelw.de/themen/eu-oeko-verordnung/tier/
- https://www.peta.de/themen/bio-fleisch-gute-haltung/
- https://www.wwf.de/aktiv-werden/tipps-fuer-den-alltag/tipps-fuer-ernaehrung-und-einkauf/was-bedeutet-welches-siegel
- https://demeter.ch/qualitaetslabel/
- https://www.biokreis.de/ueber-uns/wer-wir-sind/
- https://www.naturland.de/de/
- https://www.biopark.de/ueber-uns
- https://www.gaea.de/richtlinien.php
- https://www.biokreis.de/ueber-uns/wer-wir-sind/
- https://ecoland.de/ueber-uns/leitbild
- https://www.bund.net/massentierhaltung/haltungskennzeichnung/bio-siegel/
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