Ich habe Zeit. In der Selbstisolation mehr als jemals zuvor. Acht Stunden Arbeit am Tag. Und dann? Filme und Serien gibt es reichlich. Ich könnte mich Folge um Folge durch die Angebote der Streaming-Dienste wühlen. Hab ich gemacht. War langweilig. Höchste Zeit, das zu ändern. Ich setze mich an all die Dinge, für die mir sonst die Zeit fehlt. Oder die Lust. Na gut, meistens die Lust. Ich stelle vor: Meine Bucket List in der Corona Edition.
Gärtnern mit Hindernissen
Ich starte mit einem Klassiker. Einen Baum pflanzen. Gut fürs Ego und fürs Klima. Voller Tatendrang suche ich im Internet nach einem Baumsetzling. Die Euphorie hält jedoch nicht lange. Scheinbar gibt es sogenannte Gesetze, die mir verbieten, einfach so einen Baum zu pflanzen. Auf meinem eigenen Grundstück wäre das erlaubt. Für Land fehlt mir aber das nötige Kleingeld. Ein gutes Argument in der nächsten Gehaltsverhandlung.
Für den ersten Punkt auf meiner Liste fehlen also der Baum, das Grundstück und die Genehmigung. Der Start könnte leichter sein. Ich möchte trotzdem etwas pflanzen und entscheide mich für Tomaten. Der „Baum“ des kleinen Mannes. Die Umsetzung läuft deutlich reibungsloser. Erde, Samen und ein großer Topf – jetzt wird gegärtnert. Samen in die Erde, Wasser drauf und ein Platz an der Sonne auf meinem Balkon. Unspektakulärer könnte es wohl nicht sein. Ein Baum hätte sich besser angefühlt.
Vielleicht Popstar
Auf beinahe jeder Bucket List steht ein Instrument. Auch auf meiner. In der Grundschule war ich ein Virtuose an der Triangel. Konzerthallen füllt man damit nicht. Neuerdings spiele ich Kalimba. Das ist ein afrikanisches Instrument, das aus einem Holzbrett und Metallzinken besteht. Gekauft, weil es nahezu unmöglich ist, einen schiefen Ton zu erzeugen. Genau richtig für mein geringes musikalisches Talent.
Ich will hoch hinaus und wage mich an die Intro-Musik von Game of Thrones. Nach einer Stunde habe ich exakt fünf Noten gelernt, schmerzende Daumen und erboste Nachbarn. Mein Durchbruch als Popstar steht kurz bevor. Album kommt. Es ist die Symphonie des Scheiterns.
Auch weniger erfreuliche Dinge schleichen sich auf meine Liste. Fenster putzen, den Balkon auf Vordermann bringen und Unterlagen sortieren. Langweilig. Was früher Mama erledigt hat, bleibt nun an mir hängen. Das Erwachsensein sollte eigentlich Spaß machen. Bewaffnet mit Eimer und Lappen mache ich mich an die Fenster. Zum Glück habe ich nur drei. Hausbesitzer tun mir leid. Obwohl? Nein. Die dürfen wenigstens Bäume pflanzen.
Mein Abgesang
Die Selbstisolation geht weiter, meine Kolumne endet. In knapp sechs Wochen habe ich gelernt, auch im Homeoffice 10.000 Schritte zu schaffen, dass Blutspenden wichtig ist und meine Mitleidszwei in Französisch wirklich mit viel Wohlwollen meiner Lehrerin entstanden sein muss. Ein erfolgreiches Experiment. Auf die nächste Pandemie bin ich vorbereitet.
Danke, für eure Aufmerksamkeit!
Diskutiere über diesen Artikel und schreibe den ersten Kommentar:
Jetzt mitdiskutierenDiskutiere über diesen Artikel