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Guido Kunze: Der Friedensfahrer

Extremradsportler Guido Kunze fährt nicht nur für persönliche Erfolge, sondern auch für den guten Zweck. Nun will er auf einer einmaligen Strecke Fahrräder für Afrika sammeln. Besondere Menschen sollen helfen.

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„Hab die halbe Welt gesehn. Von Singapur bis Aberdeen“, singt Achim Reichel in seinem berühmten Seemannschanson Aloha Heja He. Es könnte auch eine Hymne auf Guido Kunzes Karriere sein.

Guido, ein Extremradfahrer aus Mühlhausen, Thüringen, trieb sich bereits weltweit herum. Für sein Projekt Abenteuer Schokolade erntete er beispielsweise in Kolumbien und Ecuador Kakaobohnen. Diese transportierte er von den südamerikanischen Plantagen mit dem Mountainbike nach Erfurt. Er fuhr über staubige oder schlammige Dschungelpisten, bucklige Schotterstraßen und den Atlantik. Alles mit Muskelkraft oder mithilfe der windigen Launen der Natur. Eine Segeljacht brachte ihn über den Ozean.

Für den guten Zweck

Insgesamt sechs Wochen war Guido – inklusive Havarie auf dem Meer – unterwegs. In Erfurt verarbeiteten Chocolatiers den Kakao und brachten ihn in Tafelform. Dabei ging es den Beteiligten um mehr als einen süßen Bissen und eine große sportliche Herausforderung. Es sollte auch ein Akt mit Symbolkraft sein. „Ich wollte den Leuten vermitteln, welchen Wert das Produkt Schokolade hat. Dass es nicht sein kann, dass es im Supermarkt nur 39 Cent kostet“, sagt Guido.

Wenn Guido seine extremen Touren plant, dann fährt er meist für einen höheren Zweck. Als er neulich um die berühmte Sellaronda in Südtirol und Trentino fuhr, warb er für den pandemiegeplagten Tourismus. Vor ein paar Jahren radelte er auf den Spuren Martin Luthers von Erfurt nach Rom, 1.600 Kilometer in unter 86 Stunden. Im Gepäck hatte er gemeinsame Botschaften von jungen Katholik*innen und Protestant*innen. Im Vatikan traf Guido Kunze Papst Franziskus für ein kurzes Gespräch. Guido wirkt wie ein wahrhaftiger Friedensfahrer.

Guido Kunze beim Papst im Vatikan
Guido Kunze traf schon Papst Franziskus auf einer seiner vielen Reisen. © Vatican

Deutschland auf dem Rad erkunden

Im Herbst plant Guido nun sein nächstes Projekt. Er will Deutschland auf dem Rad erkunden. Aber nicht irgendwie. Sondern von Landeshauptstadt zu Landeshauptstadt mit zusätzlichen Stopps im Berliner Bundeskanzleramt und im nahegelegenen Schloss Bellevue, dem Sitz des Bundespräsidenten.

Momentan schreibt Guido die Politiker*innen in den Bundesländern an. Er möchte, dass die sogenannten Landesmütter und -väter jeweils ein Fahrrad spenden. „Die Bikes kosten nur 139 Euro. Das sollte kein Problem sein für etwas Überschaubares, das den Menschen aber sehr hilft. Und noch dazu eine große Geste ist”, sagt Guido.

18 Fahrräder sollen auf seiner Mission für den World Bicycle Relief zusammenkommen. Das ist eine Organisation, die in Afrika Bikes an bedürftige Menschen aus entlegenen Regionen verteilt. Durch die Fahrräder sollen sie mobiler werden. „Allein in Berlin will ich drei Räder einsammeln. Bei der Bundeskanzlerin, dem Bundespräsidenten und dem regierenden Bürgermeister“, fasst Guido noch mal zusammen.

Guido Kunze beim Fahrradfahren am Meer
In seinem neuen Projekt möchte Guido Fahrräder in Deutschland für die Organisation World Bicycle Relief sammeln. © Michael Günter

Ein sportlicher Husarenritt

Seine Deutschlandtour wird Guido einiges abverlangen. Insgesamt 16 Landeshauptstädte gilt es zu befahren, auf manchen Etappen wird er vier oder fünf an einem Tag passieren. Im Oktober soll es nach politischer Sommerpause und Bundestagswahl losgehen. Der Start erfolgt in München, das Ziel ist Erfurt, Guidos Heimat. In der Gemeinde Mühlhausen, direkt nebenan, betreibt er mit seiner Frau ein Sportfachgeschäft.

Die Strecke fährt der Extremsportler aber nicht nur aus dem altruistischen Motiv der Weltverbesserung. Er will zwischen den Regionen vernetzen und den Menschen im Land zeigen, wie abenteuer- und facettenreich Deutschland ist. „Noch immer suchen die meisten Reisenden die Ferne, wollen weit wegfliegen. Mir ging es früher ähnlich. Jetzt möchte ich zeigen, wie viele atemberaubende Reisemöglichkeiten es hierzulande gibt“, erklärt Guido.

Guido Kunze fährt mit dem Rad einen Berg hoch
Auf seiner Mission will Guido zeigen, wie facettenreich Deutschland ist. © Christian Habel

Weltrekordversuch im nächsten Jahr

Die Charity-Tour durch 16 Bundesländer ist außerdem ein Probelauf für einen offiziellen Weltrekord. Im Jahr 2022 will er für Guinness World Records eine neue Bestmarke etablieren, das schnellste Abfahren aller Landeshauptstädte hintereinander. „Ich habe mit einem Redakteur darüber gegrübelt. Uns kam irgendwann diese Idee. Bevor ich so eine Zeit aufstelle, will ich aber erst mal ein Gefühl für die Strecke bekommen“, verrät Guido.

Die Strecke plant Guido aufgrund seiner sportlichen Ambitionen mit taktischem Geschick. So sollen die Distanzen nicht nur möglich kurz, sondern auch einfach zu befahren sein. Der 55-Jährige orientiert sich sogar an den saisonalen Wetterbedingungen. Meteorolog*innen der TU Dresden helfen bei der Planung. „Im Herbst überwiegt eine Westwindlage. Deshalb beginne ich die Route so, dass ich später viele Kilometer mit komplettem oder zumindest schrägem Rückenwind fahren kann“, sagt Guido.

Guido Kunze fährt mit dem Rad an einem Stausee. Im Hintergrund Berge
Guido will im Jahr 2022 einen Weltrekord aufstellen und alle Landeshauptstädte Deutschlands in Rekordzeit abfahren. © Christian Habel

Zu Beginn wird es am schwierigsten

Auf der ersten Etappe geht es mit fitten Beinen einmal halb durch Deutschland – von Ost nach West. Guido strampelt von München über Stuttgart bis nach Saarbrücken. Etwa 450 Kilometer und über 3.100 Höhenmeter gilt es zu überwinden – wahrscheinlich mit Westwind, also erstmal von vorn. Eine Königsetappe. „Ich nehme mich zu Beginn extra härter ran, damit es auf den kommenden Etappen leichter wird“, sagt Guido.

Nach Saarbrücken geht es über die Zwillingsstädte Mainz und Wiesbaden bis nach Düsseldorf. Von dort über die nördlichen Bundesländer nach Schwerin. Und zum Schluss über Magdeburg und Dresden wieder in den Süden. Die Rohdaten der Gesamtstrecke: über 2.400 Kilometer, mehr als 13.000 Höhenmeter. Eine Strecke, die fast so lang und schwierig ist wie die berühmte Tour de France. Nur dass Guido sie als Einzelkämpfer und nicht in einem Tross meistern will. Auch plant er für die Distanz fünf Tage und nicht wie die Profis drei Wochen. Ein Husarenritt, den allein seine Frau und treue Freunde in zwei Begleitfahrzeugen flankieren sollen.

Guido ist trotzdem optimistisch, dass ihm das kühne Vorhaben gelingen wird. Schließlich spornt ihn nicht nur sein sportlicher Ehrgeiz an, sondern auch die Kraft der guten Tat. Vielleicht ist das der wertvollste Antrieb, den es im Leben gibt.

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