Fitness

Engadin Skimarathon: Sarah kämpft um jede freie Lücke

Platz ist beim „Engadiner“ ein Luxus, den es sich zu erkämpfen gilt. Wie sich der größte Schweizer Volkslauf aus Sicht einer ambitionierten Teilnehmerin anfühlt, liest du hier.

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Meine Augen sind konzentriert nach vorne gerichtet, meine Arme stoßen die Stöcke schwungvoll in die Loipe, die Beine ziehen kraftvoll nach. Es ist schwierig, zwischen all den vielen Läuferinnen und Läufern eine freie Lücke zu finden, die breit genug ist, um zu überholen. In schnellem 2:1-Schritt stoße ich mich im Zickzackkurs vorwärts und weiche rechtzeitig allen Läufern aus, die mir in die „Bahn“ geraten. Ich befinde mich in Maloja, wo ich um 8:47 Uhr, 22 Minuten nach der Elite zum 51. Engadin Skimarathon gestartet bin.

Für diesen Lauf habe ich das ganze Jahr hart trainiert. Im Sommer und Herbst wechselte ich mein Training zwischen Rennrad fahren, Spinning, Fitness und Bergsteigen. Seit im November 2018 der erste Schnee gefallen ist, stehe ich drei Mal die Woche auf Langlaufski. Daneben stähle ich meine Arm-, Bein- und Rumpfmuskulatur mit Krafttraining.

14.200 Langläuferinnen und Langläufer beim Engadiner
14.200 Langläuferinnen und Langläufer laufen am „Engadiner“ ihren ganz persönlichen Marathon. | © Swiss-image.ch/Photo Andy Mettler

Stürze gehören beim „Engadiner“ dazu

Während ich mich im Rennen weiter vorarbeite, geht auf einmal alles ganz schnell. Ich gehe in die Hockposition und setze in voller Fahrt zum Überholen meines Vordermanns an.  Plötzlich gerät der Langläufer in meine Spur. Im nächsten Moment schlittere ich bäuchlings mit bestimmt 50 km/h auf einen abgestellten Sanitätsschlitten zu. „Hoffentlich komme ich zum Stehen, bevor ich kopfvoraus in den Schlitten knalle“, schießt es mir während meines Sturzfluges durch den Kopf. Ich habe Glück. Nur wenige Zentimeter vor dem Fahrzeug ist Stillstand. Ich kann es kaum fassen: Ich bin tatsächlich gestürzt, gerade, als ich die berühmt-berüchtigte Stazer Wald-Abfahrt heil hinter mich gebracht zu haben glaubte.

Die Stazer Wald-Abfahrt

  • Die Stazer Wald Loipe führt von St. Moritz Bad nach Pontresina (Ziel Halbmarathon).
  • Bei den Aufstiegen ist Geduld gefragt: Die Läuferinnen und Läufer stehen Schlange.
  • Kurz nach dem Stazersee geht es steil hinunter.
  • Die Bäume sind mit Schutzkissen bezogen.
  • Hier entstehen spektakuläre Sturzbilder: Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer purzeln wortwörtlich den Wald hinunter.
  • Schön fahren können hier nur die Eliteläufer.

Der Kampf ums Ranking

„Jetzt erst recht“, denke ich, und fahre entschlossen weiter. Die kurz auflodernde Enttäuschung über meinen jähen Sturz schlucke ich hinunter. Als ich Pontresina passiere, informiert der Speaker die Zuschauer, dass Dario Cologna soeben den Engadin Skimarathon gewonnen hat. Für mich ist erst Halbzeit. 21 Kilometer liegen noch vor mir.

Zwei Stunden, 20 Minuten. Das ist die Zeit, die ich erreichen möchte. Letztes Jahr bin ich den Engadin Skimarathon in 2 Stunden 40 Minuten gefahren. In der Hauptklasse B, einer Kategorie weiter hinten als dieses Jahr. Nun fahre ich in der Hauptklasse A. Mein Ziel: eine Kategorie weiter, in die Elite C zu fahren. Damit könnte ich nächstes Jahr endlich in einer Eliten-Kategorie starten.

Mit Leistungsnachweis und Zeit gelingt der Sprung in die nächsthöhere Kategorie.

Das sind die Kategorien:

  • Elite (1% aller Platzierten), Elite A (2–6%), Elite B (7–12%), Elite C (13–28%)
  • Hauptklasse A (29–46%), Hauptklasse B (47–64%), Hauptklasse C (65–82%)
  • Volksläuferinnen und Volksläufer (übrige Platzierte)
Skilauf Start in Olympiaschanze St. Moritz
An den Aufstiegen wie hier an der Olympiaschanze St. Moritz ist Geduld gefragt. Je weiter vorne du in einer Kategorie starten kannst, desto weniger lange ist die „Ansteh-Zeit“. | © Swiss-image.ch/Photo Andy Mettler

Mit einem Stock ins Ziel

Ab Samedan Flughafen kann ich endlich wieder mein Tempo fahren. Die Läuferinnen und Läufer sind nun besser verteilt, es gibt größere Lücken. „Heja Sarah, super Zeit!“, ruft mir meine Mama in Bever zu. Motiviert stoße ich mich weiter. Die Strecke von Bever nach S-chanf ist quasi meine Heimstrecke.

„Das darf nicht wahr sein“, denke ich, als ich bei einem Überholmanöver erneut stürze. Mein rechter Stock bricht entzwei. „Nein!“, schreie ich verzweifelt. Ich raffe mich auf und kämpfe mich mit einem Stock den Hang nach La Punt hinauf.

Meine Rettung: Ein Helfer mit Ersatzstöcken. Der Stock, den er mir in die Hand drückt, ist mir zwar zu lang, und hat keine Schlaufe zum Befestigen. Doch dadurch lasse ich mich nicht entmutigen. Ich weiß, dass ich zeitlich gut drin bin. Also gebe ich alles, was noch in meinen Armen und Beinen steckt.

Sarah Walker beim Skilaufen
Die beste Lücke finden: So sieht der Engadin Skimarathon aus Sicht der Läuferin Sarah Walker aus. | © Christian Walker, Bever

Die „Golanhöhen“ ab Zuoz fliegen an mir vorbei. Gleich bin ich im Ziel. Dort wartet mein Freund auf mich, der in der Elite A gestartet ist. Die letzte Kurve, dann die letzte Gerade und vor mir die Ziellinie: In meinem schönsten 1:1-Schritt sprinte ich ins Ziel. 2:07:45. Wow!!! Mein persönliches Ziel habe ich damit übertroffen. Trotz zweier Stürze und eines Stockbruchs. Und so müde und ausgelaugt bin ich gar nicht. Mission #BeatYesterday ist abgeschlossen. Beim Engadin Skimarathon 2020 gilt dann, „#BeatLastYear“.

Sarah Walker kurz vor und nach dem Ziel
Sarah Walker kurz vor dem Start in Maloja. … und strahlend im Ziel in S-chanf – nach 42 Kilometern, zwei Stürzen und einem Stockbruch. | © privat

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