Hand-gegen-Koje
Mit 28 Jahren bekam Marc die Diagnose eines Gehirntumors, welcher nach einem Rückfall nach 2 Jahren mit einer Hochdosis-Chemo therapiert wurde. Für ihn ein Grund etwas zu ändern. Bereits zwei Monate nach Abschluss der Therapie ging Marc Hand-gegen-Koje segeln: Mit Schauspieler und Hobby-Segler Boris Aljinovic und dessen Segelyacht Contessa 32 stach Marc im September 2013 von Cuxhaven nach Calais in See. Für seinen noch geschwächten Körper war es eine große Herausforderung. Seinem Skipper verheimlichte er zunächst die Krankheit, um nicht abgelehnt zu werden. Zu zweit kämpften sie sich zehn Tage durch Herbststürme und ungemütliches Wetter. Am Ziel angekommen fühlte er sich wieder gesund und „unbesiegbar“, wie er mit einem Schmunzeln verrät. Zweimal hinderte ihn die Krankheit am Abschluss des Juraexamens. Nach dem Törn schaffte er auch das und gründete im Anschluss die Segelrebellen. Mit seiner Idee von Segeltörns für junge Erwachsene mit Krebs, die ähnliches durchmachen mussten, möchte er ihnen die gleichen Erfahrungen ermöglichen: Sich auf das Meer und den Wind einlassen, um seinen Weg zum nächsten Ziel zu finden und den eigenen BeatYesterday-Moment zu erleben.
© Segelrebellen
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Segeln – Wellness-Schub für die Seele
Jährlich sind in Deutschland über 120.000 junge Erwachsene (18-49 Jahre) von Krebs betroffen. Mit der Therapie endet auch die Versorgung. Der Wiedereinstieg ist nach der langen und kräftezehrenden Therapie schwierig, und genau an diesem Punkt setzt Segelrebellen an: Segeltörns bieten die Gelegenheit, sich eine echte Auszeit zu nehmen und das pure Leben während des Segelns zu spüren.
Gerade junge Erwachsene haben nach der Therapie häufig mit Fatigue (Erschöpfungssyndrom), fehlendem Selbstvertrauen, Depressionen, Ängsten und auch physischen Einschränkungen zu kämpfen. Segeln, weit draußen auf dem Meer und dabei körperlich wie mental aktiv mitzuwirken, in einer kleinen Gruppe wieder Bestätigung und Verständnis finden, hilft den Betroffenen eine positive Perspektive und Pläne für die Zukunft zu entwickeln.
#F*ck Cancer-Go Sailing
Anstatt klassischer Urlaubstörns, bietet Marc den Teilnehmern nach dem Motto #F*ck Cancer-Go Sailing ein Abenteuer und echte Herausforderungen. Segeln soll das Bewusstsein für Selbstverantwortung und den Kampfgeist wecken, der in jedem von uns steckt. Gegen die Widrigkeiten der Krankheit rebellieren, um wieder ein gesundes und zufriedenes Leben zu führen. Als Segelrouten bevorzugen sie One-Way-Törns, um neue Ziele mit Willenskraft und Durchhaltevermögen zu erreichen – zurück soll keine Option sein. Wenn das Wetter rauer wird oder ein Sturm aufkommt, dann wird jeder Teilnehmer sein Bestes geben und zum gemeinsamen Erfolg beitragen. Mit dieser Erfahrung verlieren dann auch viele Alltagssorgen schnell ihren Schrecken. Wieder Kraft schöpfen und gesundes Selbstvertrauen entwickeln, das wollen wir beim Segeln vermitteln.
Im dritten Jahren organisiert Marc mit den Segelrebellen nun bereits Segeltörns für junge Erwachsene, die an Krebs erkrankt sind oder waren. Gestartet mit einer Gruppe von 6 Teilnehmern wurden inzwischen 10 Törns mit über 70 Teilnehmern durchgeführt und das übereinstimmende Feedback war positiv: Nebenwirkungen der Chemotherapie wurden gemildert, die Teilnehmer sind nach dem Segeln aktiver und vor allem psychisch stabiler.
Anhand einer wissenschaftlichen Studie mit Prof. Dr. Michael Schoenberg (LMU München) werden zudem seit April 2017 die Effekte des Segelns über die nächsten 2 Jahre untersucht. Dabei kommen auch die Fitnesstracker vivosmart von Garmin zum Einsatz, die die Teilnehmer und die Studie unterstützen.
© Segelrebellen
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Magic – die eigene Segelyacht
Und getreu dem BeatYesterday-Motto steht auch schon das nächste Ziel, für das Marc mit den Segelrebellen kämpft. Der große Traum vom eigenen Schiff! Bisher segelten sie schwerpunktmäßig mit gecharterten Schiffen, welche nie vollständig den Anforderungen gerecht wurden. Nach langer Suche hat sich nun ein passendes Angebot ergeben: die Segelyacht Magic. Die Magic wurde 1992 von German Frers für sportliches Fahrtensegeln konstruiert. Das Konzept der Yacht richtet sich an eine mehrköpfige und aktive Crew.
Im Juni und Juli werden die Segelrebellen daher mit der Magic auf Nord- und Ostsee unterwegs sein, um sich und das Schiff medienwirksam zu präsentieren und so genug Sponsoren für das Traumschiff zu erhalten. Der Hauptsponsor steht bereits.
Die Segelrebell-Erfahrung von Hauke (31 Jahre, MDS):
„Mein Gesundheitszustand hat sich nach über drei Jahren wieder verschlechtert. Das zeigte mir, dass ich jetzt aktiv werden muss und mein Leben nutzen sollte. Deshalb bin ich mit der Erwartung neue Erfahrungen zu sammeln mitgesegelt. Der Törn hat mich mental gestärkt und aus dem eintönigen Alltag entführt. Besonders beeindruckend fand ich, wie schnell ein intensives „Wir-Gefühl“ entstehen kann. Auch das Erlebnis eines Starkwindes auf einem kleinen Segelschiff will ich nicht missen. Ich kann mir gut vorstellen noch einmal mit Marc segeln zu gehen.“
Die Segelrebell-Erfahrung von Andrea (35 Jahre, Morbus Hodgkin):
„Ich habe den Aufruf der Segelrebellen im Internet gesehen und war begeistert von der Vorstellung, dem Alltag zu entfliehen und etwas Neues zu erleben. Neue Länder zu sehen und die Weite des Meeres zu genießen. Der Törn hat mir einiges gebracht: Ich bin über mich hinaus gewachsen. Das Erleben der Naturgewalten, aber auch die intensiven Gespräche mit Menschen, die fast dasselbe durchmachen mussten wie ich, haben mir gut getan. Ich bin mir jetzt vielem neu bewusst geworden und habe sogar schon meine ersten Konsequenzen gezogen. In der Situation mitten auf dem Meer zusammen mit Gleichgesinnten, ließ es sich ohne Angst über die erlebte Vergangenheit reden. Ich wäre wieder am Start!“
Über Marc Naumann
Marc Naumann ist in Niederbayern aufgewachsen, er ist Journalist, Skipper und hat sein erstes Staatsexamen im Rahmen seines Jurastudiums erfolgreich abgeschlossen. Mit 28 Jahren bekam er die Diagnose eines Gehirntumors, welcher mit einer Hochdosis Chemo therapiert werden musst. Doch er gab nicht auf. Segeln wird für Marc direkt nach seiner Therapie seine neue Motivation und Herausforderung und so gründete er die Segelrebellen, um anderen jungen Krebspatienten auch den Glauben an sich durch die Erfahrung und beim Segeln zurück zu geben.
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