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Unter vollen Segeln ins Abenteuer

Für seinen Lebenstraum überwarf sich Ümit Uzun mit seinen Eltern. Aufhalten konnte ihn das nicht. Eine Geschichte über gewagte Lebensträume und den Stolz des Vaters.

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Seine Geschichte beginnt mit einer Enttäuschung. Der Job in der Bankfiliale langweilt Ümit Uzun. Er will raus in die Welt, die Meere des Planeten auf dem Surfbrett erkunden. Doch seine Eltern, die sich für die Zukunft ihrer Kinder aufgerieben haben, wollen etwas anderes: Sicherheit.

Die Arbeit ist den Uzuns wichtig. Anfang der Siebzigerjahre wagte Recep Uzun einen mutigen Schritt. Er hatte seinen Besitz in einen kleinen Koffer gepackt und war mit vielen Gleichgesinnten mit dem Zug ins Ungewisse gefahren, aus der Türkei nach Deutschland. Ohne die Sprache zu beherrschen, suchte er nach Arbeit. Bewerbung, Hoffnung – Zusage. Hätte er diese nicht bekommen, hätte er zurückgemusst.

In Deutschland lehren die Eltern Ümit und seine älteren Schwester Fleiß und Zielstrebigkeit. Nach seiner Schulzeit beginnt Ümit eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Er ist gut in seinem Job. Der geschniegelte Anzug steht ihm. Ümit ist für das Geld vieler Menschen verantwortlich, die ihn mögen. Er ist höflich und scherzt mit ihnen. Ümit hat es geschafft. Ein anständiger Beruf mit Zukunft. Die Eltern sind stolz. Die Existenzsorgen, mit denen sie früher lebten, sollen ihre Kinder nicht plagen.

Ümit Uzun beim Spielen mit Leguanen am Strand
Reisen ist Ümits große Leidenschaft. Sie gibt ihm die Möglichkeit, einzigartige Dinge zu erleben. © CHARTERBAR Yachting / Marcel Gollin

Wirklich glücklich?

Aber Ümit ist unzufrieden. Er realisiert, dass er hinter dem Tresen einer Bank nicht glücklich werden wird. Anzug und Krawatte liegen wie eine Last auf ihm. Ein Kostüm, in das er sich jeden Tag zwängen muss. Er will die Welt entdecken, fremde Länder und Kulturen kennenlernen. Ümit kündigt. Und es kommt zum Telefonat mit seinem Vater.

Kurz bevor er das schwerste Gespräch seines Lebens führen wird, weiß Ümit, dass er seine Eltern mit seiner Entscheidung nur enttäuschen kann. Er wünscht sich, dass das Klingeln unbeantwortet bleibt. Der Vater geht ran. Obwohl er den Telefonhörer weit weg vom Kopf hält, hört er die Stimme seines Vaters. „Er war sehr aufgebracht. Ich war froh, ihm in diesem Moment nicht gegenüberstehen zu müssen”, sagt Ümit.

Trotz des väterlichen Zorns wird er die Bankfiliale gegen den Ozean eintauschen. Der Verlust des Stolzes der Eltern ist der Preis für den Lebenstraum. Das ist der Anfang seiner Geschichte.

Liebe zum Wasser

Es war Ümits Vater, der ihm das besondere, das leichte und zugleich aufregende Gefühl auf dem Wasser gezeigt hatte. In Deutschland fand Recep Uzun nicht nur Arbeit, sondern auch Freunde und ein neues Hobby: Windsurfen. Der Gastarbeiter mit dem Surfbrett auf dem Autodach. Damals ein skurriler Anblick. „Wann immer ein Blatt am Wochenende im Wind wackelte, sind wir an den See gefahren”, sagt Ümit.

Sein Vater liebte es, auf dem Brett zu stehen, und vererbte die Leidenschaft an seinen Sohn. Er ließ ihn ein Segel schneidern, das er mit seinen Kinderhänden halten konnte. Ümit war begeistert und verliebte sich mit den Jahren immer mehr in sein Hobby. Als Jugendlicher verbachte er mit Freunden jede freie Minute auf dem Board, mit peitschendem Wind im Segel.

Ümit sitzt am Strand und schaut aufs Wasser
Ümit folgt dem Motto seines Vaters: Verdiene dein Geld in Deutschland und gib es an den schönsten Stränden aus. © CHARTERBAR Yachting / Marcel Gollin

Raus in die Welt

Sein Vater knallt den Hörer auf. Das Geräusch schmerzt. Trotzdem fällt eine Last von Ümit ab. Er fühlt sich befreit, ist nicht mehr gezwungen, täglich acht Stunden in der Bank zu stehen. Er hatte kündigen müssen, es fühlt sich richtig an. Von seinen Ersparnissen reist Ümit nach Südafrika und genießt losgelöst von beruflichen Verpflichtungen seine neu gewonnene Freiheit. Er lernt das Land kennen und entdeckt seine Leidenschaft fürs Reisen.

Als nach sechs Monaten das Geld aufgebraucht ist, kehrt er nach Deutschland zurück, jobbt nebenbei. In seiner Freizeit macht er den Tauch- und Segelschein. Mit einem Segelboot unterwegs zu sein, erschien Ümit immer als langweilig. Zu wenig Action. Auf einem Ausflug mit Freunden verliebt er sich in das Gefühl der absoluten Entspannung auf dem Wasser. Ümit ist dem Segeln verfallen.

Sein Vater hat die Enttäuschung nicht überwunden. Ümit arbeitet mal auf einer Baustelle, mal als Fitnesstrainer. Eine Katastrophe für seinen Vater. Vom Zweigstellenleiter in der Bank auf den Bau. Wie konnte das passieren?

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Langeweile auf dem Segeltrip? Keinesfalls. In Südafrika verfällt Ümit dem Segeln und genießt die Vorzüge. © CHARTERBAR Yachting / Marcel Gollin

Die erste Firma

Ümit lässt sich nicht beirren, er verfolgt seinen Traum. Stoisch, kreativ, mit viel Willen. Mit 26 gründet er 2003 seine erste eigene Firma. „Hot Spot Tours“ organisiert Erlebnisreisen, der Chef selbst begleitet diese Trips als Guide. Seinen Vater beruhigt das keineswegs. Die Firma ist klein und birgt ein zu großes Risiko. Auf einen Schlag könnte alles vorbei sein. Aber Ümit glaubt an sich und seine Vision.

Sieben Jahre lang bereist er mit seinen Kunden die aufregendsten Spots auf der ganzen Welt. Im Januar 2005 lernt er seine Frau kennen. Liebe auf den ersten Blick. Die Hochzeit findet 2006 statt und Tochter Emilia kommt ein Jahr später auf die Welt. Er ist selten zu Hause. Frau und Kind warten daheim, während Ümit die Welt bereist. Obwohl sein Beruf ihn erfüllt, er in keinem Kostüm mehr untertauchen muss, steht für Ümit eine Sache immer über dem Job – die Familie. Das hat er von seinem Vater gelernt.

Ümit sitzt auf einem Felsen und schaut auf das Meer
Ümit genießt die Freiheit, an die schönsten Orte der Welt reisen zu können. © CHARTERBAR Yachting

Ümit beschließt, die Firma aufzugeben. Über Kontakte beginnt er einen Job bei einer Vermittlungsagentur für Yachten. In ihm keimt schnell ein neuer Wunsch: Seine eigene Charterfirma, die er nach seinen Vorstellungen gestalten kann. Segelreisen sind für ihn mehr als Urlaub. Sie sind ein emotionsgeladenes Erlebnis, mit dem er Geschichten erzählen kann. Mit der Hilfe von Investoren gründet er 2016 CHARTERBAR Yachting.

Er vermittelt Segelyachten, Katamarane und Motorboote auf der ganzen Welt. Seine Mission: Ümit will die Liebe zum Reisen mit anderen teilen. Er feilt akribisch an seiner Vision. Er will einzigartige Erlebnisse schaffen, den Menschen Momente schenken. Mit seiner Hingabe überzeugt er Kollegen, seine Firma mit aufzubauen. Nach nur drei Wochen bucht ein Bekannter die erste Charteryacht über seine neue Agentur. Es sollte das erste von vielen weiteren Schiffen sein, die er seinen Kunden vermittelt.

Inzwischen produziert er zusätzlich das jährlich erscheinende Yachtcharter-Magazin mit mehr als 150 Seiten über Segelreviere auf der ganzen Welt – jedes Wort davon schreibt er selbst. In seinen wöchentlich erscheinenden YouTube-Videos und Audio-Podcasts teilt er sein Wissen über das Thema Yachtcharter und Meer und versorgt seine wachsende Community zudem mit traumhaften Segelvideos und Geschichten. Ümit ist angekommen.

Ümit sitzt in einem dunklen Treppenhaus auf einer Stufe
Ümit weiß zu schätzen, was er hat und erleben darf. Das hat ihm sein Vater beigebracht. © CHARTERBAR Yachting / Marcel Gollin

Ein Mann, sein Vater und das Meer

Die Zweifel seines Vaters verfliegen. Er realisiert, dass die Firma seines Sohnes Erfolg hat. Aus der anfänglichen Enttäuschung erwächst Stolz. Er ist der Grund, weshalb sein Sohn Ümit das Meer so sehr liebt.

Vor 19 Jahren führte Ümit das wegweisende Telefonat. Jetzt steht er mit seinem Vater nebeneinander an Deck eines Katamarans. Gemeinsam blicken sie über die unendliche Weite des Indischen Ozeans, der Sonnenuntergang färbt den Himmel blutorange. Vater und Sohn sind auf Segeltour zwischen den Malediven. Der Groll ist verflogen, als hätten ihn die Wellen fortgespült. Das, was der Vater nur als Hobby ausüben konnte, ist Ümits Beruf geworden. Der schönste Job der Welt in der eigenen Firma. Ümits Reise, angetrieben von Leidenschaft, Sehnsucht und Mut, führte ihn zu seinem Lebensglück – und zurück zum Stolz seines Vaters.

Ümit sitzt mit Freunden auf einem Segelboot am Strand
Beim Segeln fühlt sich Ümit frei. Dieses Gefühl will er mit anderen teilen. © CHARTERBAR Yachting / Marcel Gollin
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