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Eiger Ultra Trail: Nur die Harten können starten

Es ist das Rockkonzert unter den Trail Runs. Dresscode: Kompressionsstrümpfe. Veranstalter Ralph Näf und Trail Runnerin Kathrin Goetz berichten vom Eiger-Event.

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Die Eiger Nordwand ist vielen als die härteste Wand für Kletterer bekannt. Seit 2013 kann man sie auch zu Fuß erklimmen – auf Trails mit verschiedenen Schwierigkeitskategorien. Die härteste ist die E101: Auf 101 km führt der sogenannte Eiger Ultra Trail durch die Schweizer Natur. 6.700 Höhenmeter gehts dabei insgesamt nach oben und genau so viele Meter müssen auch wieder nach unten gelaufen werden. Wer diesen Lauf machen will, muss körperlich topfit sein – sonst kann er vom Veranstalter auch ausgeschlossen werden. Und wer den Lauf plant, muss auf alles vorbereitet sein: Wind, Regen, Steinschlag.

Ralph Näf, Mitbegründer und Veranstalter des Eiger Ultra Trails, lässt uns hinter die Bergkulissen blicken. Kathrin Goetz berichtet uns weiter unten aus Teilnehmersicht. Sie erzählt von ihren Trail-Erfahrungen, den Glücksmomenten und dem Zähne-Zusammenbeißen.

Steinharte Fakten zum Eiger Ultra Trail

Wo: Grindelwald, Schweiz
Distanz: 101 km
Höhenunterschied: 6.700 m
Startplätze: 3.000
Startgeld: 180 CHF (ca. 160 €)
Helfer: 500
Funkgeräte auf der Strecke: 140
Verpflegungsposten: 12
Bananen: 4.000
Cola: 800 Liter

Ralph Näf gibt Einblicke hinter die Bergkulissen

#BeatYesterday: Wie bist du darauf gekommen, einen Trail Run zu organisieren?

Ralph Näf: Es hat alles ganz romantisch angefangen. Wir saßen zu dritt zusammen: Einer mit einem Sportgeschäft, ein Trail-Läufer, der eigentlich aus dem Skibereich kommt, und ich. Wir sind Strecken auf der Karte abgegangen und so kam die Idee.

#BeatYesterday: Jetzt veranstaltet ihr das Event schon zum sechsten Mal. Mit wie vielen Leuten seid ihr an dem Tag vor Ort?

Ralph: Insgesamt haben wir 500 Helfer, viele davon ehrenamtlich. 20 davon tragen eine große Verantwortung. Bei ihnen geht es um Sicherheitsfragen und Technikbelange. Drei bis sechs Leute sind von Anfang an dabei.

Auf Kilometer 33 befindet sich der höchste Punkt mit 2.681 m. © Thomas Senf
Auf Kilometer 33 befindet sich der höchste Punkt mit 2.681 m. © Thomas Senf

#BeatYesterday: Ralph, du bist Sicherheitsbeauftragter. Was bedeutet es, für die Sicherheit beim Eiger Ultra Trail verantwortlich zu sein?

Ralph: Ich habe ein Motto, dem ich auch beim Bergführen folge: Ich mache alles guten Gewissens und habe immer eine Absicherung, einen Plan B. Alles muss in Betracht gezogen werden. Was passiert bei einem Steinschlag? Wie läuft eine Rettung ab? Es macht einen Unterschied, ob das Wetter gut oder schlecht ist. Wie entscheiden wir bei Gewitter und wie sieht unser Evakuierungsplan aus?

Sicherheit ist ein großer Punkt auf der Liste und wir wenden dafür viel Budget auf. Es gibt 140 Funkgeräte auf der Strecke. Kommunikation und Informationsverteilung sind extrem wichtig, wenn es um Sicherheit geht. Außerdem haben wir einen externen Sicherheitsausschuss, der die ganze Zeit mit vor Ort ist. Dieser ist enorm wichtig, weil er Empfehlungen fürs Wetter ausspricht, die objektiv sind.

Ich, als Veranstalter und Teil der Trail Community, bin an dem Tag emotional aufgeheizt. Natürlich will ich, genau wie die Läufer, dass das Rennen stattfindet. Deswegen ist der Ausschuss so wichtig. Von ihm bekommen wir objektive Urteile.

#BeatYesterday: Von der Sicherheit zum Essen: Wie sieht die Versorgung auf dem Trail aus?

Ralph: Wir bieten von Bananen bis lokalem Käse und regionaler Wurst vieles an. Genau wie bei der Sicherheit muss hier einiges beachtet werden. Nicht jeder Posten ist zum Beispiel zu Fuß erreichbar. Manche müssen per Helikopter angeflogen werden. Die Menge der einzelnen Produkte spielt eine Rolle. Auch der Reifegrad der Bananen muss zum Beispiel beachtet werden. Solche Sachen eben.

#BeatYesterday: Woher wisst ihr, wie viele Lebensmittel ihr braucht?

Ralph: Wir bauen auf die Erfahrungswerte der letzten Male. Die Geschmäcker sind aber jedes Jahr verschieden. Es hängt auch vom Wetter ab, was die Runner essen.

#BeatYesterday: Kommen wir zum Eiger 2019. Wie sieht die Lage in diesem Jahr aus?

Ralph: Wir hatten 3.000 Startplätze in diesem Jahr. Nach drei Minuten waren alle ausverkauft. Wie bei einem Rockkonzert quasi. 21.000 Leute haben an dem Tag die Website besucht, die aber durchgehalten hat. Das war super!

#BeatYesterday: Wie kann man sich als Nicht-Läufer das Trail Run-Universum vorstellen?

Ralph: Netzwerk und Community sind wichtig für den Trail Run. Aber der Boom erschwert die Kommunikation. Vor einigen Jahren hatten wir noch 2.000 Anlässe pro Jahr, inzwischen sind es 10.000 aus 70 Nationen von den USA bis Hongkong. Trotzdem bestätigen uns die Rückmeldungen, dass es beim Eiger Ultra Trail immer noch familiär zugeht.

Was hat es mit dem Eiger Quarz Club auf sich? Ist das die Businessclass der Läuferszene?

Ralph: Wir haben festgestellt, dass einige immer wieder kommen und Kilometer sammeln – Meilen, wenn man so will. Deswegen und im Zuge des fünfjährigen Jubiläums entstand der Eiger Ultra Trail Quarz Club. Für uns sind die Leute Botschafter. Sie verbreiten das Event und wichtiger: Sie geben uns das Feedback, das wir brauchen, um ein gutes Event zu machen. Sie sind unsere Meinungsmacher.

#BeatYesterday: Habt ihr mithilfe der „Meinungsmacher” schon etwas verändert?

Ralph: Ja, wir haben bereits zwei konkrete Veränderungen vorgenommen. Erstens haben wir einen neuen Partner bei der Verpflegung gesucht. Zweitens wollen wir ab 2020 Startplätze verlosen. Das wurde vom Club und den Trail Runnern in den Raum geworfen, weil die Plätze in diesem Jahr so schnell weg waren. Jetzt diskutieren wir über Möglichkeiten der Verlosung.

#BeatYesterday: Eiger Finisher Stein: Warum ein Stein als Medaille?

Ralph: Alles dreht sich um den Eiger. Deshalb ist auch klar, dass jeder so einen Stein bekommt.

#BeatYesterday: Danke für die Einblicke.

Die Eiger Finisher Steine werden per Hand gesammelt und von Steinmetzen bearbeitet. © Thomas Senf
Die Eiger Finisher Steine werden per Hand gesammelt und von Steinmetzen bearbeitet. © Thomas Senf

Kathrin Goetz über ihre Trail-Erfahrungen

Eine, die den Eiger Finisher Stein in der Schrankwand hängen hat, ist Kathrin Goetz. Bereits zwei Mal hat sie an dem Event teilgenommen. Im ersten Jahr ist sie unverhofft, wie sie selbst sagt, auf Platz zwei gelaufen. Zwei Jahre danach hat sie den Siegerstein mit nach Hause genommen. Wie sie die Liebe zum Trail Run entdeckt hat, was sie daran fasziniert, und was ihre Lieblingsklamotte ist, hat sie uns verraten.

Laufstarke Fakten von Kathrin Goetz

Jahrgang: 1979
Aus: Bellach, Kanton Solothurn, Schweiz
Erster Marathon: Junfrau Marathon 2010 in Interlaken (Schweiz)
Erster Ironman: 2003 auf Hawaii (und 2004 erneut)
Vom Trail Run-Fieber gepackt seit: 2015
Erster Ultra Trail: Eiger Ultra Trail 2016 in Grindelwald (E101)
Trainerunterstützung seit: 2014

Kathrin Goetz unterwegs in der Heimat. © Oriol Battista
Kathrin Goetz unterwegs in der Heimat. © Oriol Battista

#BeatYesterday: Warum bist du der Sportart Ultra Trail verfallen und wie fing alles an?

Kathrin Goetz: Ich habe früh mit dem Laufen angefangen – Straßenläufe und Halbmarathons waren meins. Während des Studiums bin ich dann zum Triathlon gekommen und bin zwei Mal beim Ironman auf Hawaii gestartet. Eine unglaubliche Zeit!

Die war dann erstmal vorbei – mit drei Kids hat man andere Sachen um die Ohren. Trotzdem war ich viel laufen und radfahren. Die Kinder habe ich einfach in den Anhänger gesetzt und bin mit ihnen ins nächste Dorf gelaufen oder geradelt. 2010 habe ich endgültig die Langdistanzen für mich entdeckt. Zufällig und ohne große Vorbereitung habe ich am Jungfrau Marathon teilgenommen. Das war der Grundstein für alle weiteren Läufe.

Meinen ersten Trail Run bin ich 2015 gelaufen. Weil ich dabei festgestellt habe, dass mir diese Läufe besonders gut gefallen, haben mein Trainer und ich entsprechend weiter geplant. Es kam die Idee auf, mal einen „richtigen“ Ultra-Trail zu laufen. Ich wollte mit 50 km starten, aber mein Trainer meinte nur: „Warum mit 50 anfangen, um dann festzustellen, dass du auch 100 laufen kannst!“ Also hat er mir den Startplatz für den Eiger Ultra Trail organisiert. Ich bin auf Anhieb Zweite geworden. Das war ein unglaublicher Moment und ich wollte mehr davon.

#BeatYesterday: Ultra Trail – ist das seitdem dein Fulltime-Job?

Kathrin: Überhaupt nicht! Es ist immer noch ein Hobby, das sehr viel Zeit und Energie braucht. Es bedeutet mir aber auch eine Menge und gibt mir viel zurück! Im Alltag bin ich Mutter von drei Girls, arbeite Teilzeit als Wasser-Fitness-Instruktorin und mache gerade noch ein Fernstudium: Bachelor in Ernährung und Diätetik. Meine Tage sind also recht ausgefüllt.

Die drei Mädels von Kathrin Goetz helfen kräftig bei den Vorbereitungen auf die Trail Runs. © Kathrin Goetz
Die drei Mädels von Kathrin Goetz helfen kräftig bei den Vorbereitungen auf die Trail Runs. © Kathrin Goetz

#BeatYesterday: Hast du einen Highlight Trail?

Kathrin: Ich habe in den letzten drei Jahren einige Wettkämpfe kennengelernt. Ein paar davon habe ich bereits mehrmals besucht, da mir die Stimmung und die Strecke einfach gefällt.
Der Eiger Ultra Trail ist immer ein Highlight, einfach weil die Strecke wunderschön ist und ich die Gegend kenne. Aber auch der Lavaredo in Italien ist super. Er hat aber einen etwas anderen Charakter. Es ist also schwer, von nur einem Highlight zu sprechen.

#BeatYesterday: Essen auf dem Trail: Wie sieht das bei dir aus?

Kathrin: Ich habe Mühe, etwas zu essen, wenn ich am Laufen bin. Daher habe ich mich bisher auf sämtlichen Trails mehr oder weniger flüssig ernährt: einige Gels, kohlenhydratreiche Getränke und ab und zu ein Gummi-Drops. Alles andere bekomm ich einfach nicht runter. Da werde ich noch etwas weiter ausprobieren müssen und gucken, was passen könnte. Ich denke da zum Beispiel an Milchreis oder so etwas in der Art. Denn über längere Distanzen ist es wichtig, genügend Energie aufzunehmen und dem Magen zwischendrin feste Nahrung zuzuführen.

#BeatYesterday: Wie sieht dein absoluter Glücksmoment auf oder neben dem Trail aus?

Kathrin: Wenn ich nach einigen Stunden Wettkampfdauer merke, dass ich nochmals etwas zulegen kann und es nach einem Tief plötzlich wieder besser läuft. Das habe ich schon mehrmals erlebt und es ist ein super Gefühl. Und ich freue mich immer sehr, wenn ich in den Verpflegungszonen meinen Partner treffe, der mich immer super betreut.

#BeatYesterday: Was war dein härtester Moment auf einem Trail?

Kathrin: Die letzten 12 km vom Lavaredo Ultra Trail – da dachte ich: Das hört nie auf!
Meine Muskeln wollten einfach nicht mehr und ich konnte im Downhill kaum mehr gehen, da sie einfach versagten. Das war schon recht hart. Ich hatte zudem immer die Befürchtung, dass ich demnächst noch eingeholt werde und meinen Podestplatz verliere.

#BeatYesterday: Was war dein bestes Naturerlebnis auf einem Trail?

Kathrin: Ein ganz wunderbarer Moment: Bei Sonnenaufgang an den drei Zinnen in den Dolomiten vorbeizulaufen. Das bleibt in Erinnerung!

#BeatYesterday: Was ist deine Lieblingsklamotte?

Kathrin: Meine Kompressionshose von Compressport ist super. Sie hilft perfekt bei Mikroverletzungen der Muskulatur durch Erschütterung. Zur Regeneration nutze ich ebenfalls die Fulllegs. Das sind Kompressionsstrümpfe fürs ganze Bein.

Mit den richtigen Strümpfen zum Befreiungsschlag! © Kathrin Goetz
Mit den richtigen Strümpfen zum Befreiungsschlag! © Kathrin Goetz

#BeatYesterday: Hörst du Musik beim Laufen?

Kathrin: Nein, da fühle ich mich nicht wohl. Ich höre viel lieber die Geräusche der Natur!

#BeatYesterday: Trägst du eine Smartwatch beim Laufen?

Kathrin: Ja, meine Garmin fēnix 5 Plus finde ich einfach cool. Ich schaue während des Trainings zwar selten auf die Uhr, um zu gucken wie schnell ich laufe oder wie lange schon – außer, wenn ich zu einer bestimmten Zeit zuhause sein will, was ich aber cool finde, ist die Navigationsfunktion. Ich kann mich immer wieder versichern, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin. Gerade wenn man bei langen Trail-Wettkämpfen ziemlich alleine unterwegs ist und lange keine Wegmarkierung sieht, hilft das.

#BeatYesterday: Was ist dein abschließendes Fazit zum Ultra Trail Run?

Kathrin: Ultra Trail ist für mich ein super Ausgleich zum restlichen Alltag und allem, was sonst noch läuft. Ich habe dabei auch schon ganze Texte für mein Studium vorformuliert. Zuhause musste ich mich dann nur noch hinsetzen und sie aufschreiben.
Und: Die langen Wettkämpfe machen mir einfach Spaß. Ich glaube, dass ich da eine Wettkampfform gefunden habe, die mir sehr gut entspricht. Durchhalten kann ich gut!

#BeatYesterday: Danke Kathrin und viel Erfolg weiterhin!

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