„Hasenohr, Hasenohr, einmal rum und dann durchs Tor.“ Dieser Merksatz kursiert in vielen Kindergärten. Er hilft jenen, die zu groß werden für die Treter mit Klettverschlüssen. Auf blinkenden oder mit Dinosauriern verzierten Schuhen prangen fortan Schleifen. Mit dem Alter verschwinden die Dinos. Der geschnürte Knoten bleibt. So einfach? Nein, so simpel ist es bei Laufschuhen nicht.
Mit den Anforderungen an das Schuhwerk verändern sich die Schnürtechniken. Für das Lauftraining solltest du deine Schuhe anders schnüren als für den kommenden Waldspaziergang. Jörg Schefe weiß, wie viele Möglichkeiten es gibt. Der Inhaber eines Schweriner Sportschuhgeschäftes, der sich mit dem Equipment, aber auch dem Laufsport sehr gut auskennt, unterstützt seit Jahren Kund*innen bei der Wahl ihrer Laufschuhe. Auch berät beim Schleifenmachen. Der Experte kennt die wichtigsten Techniken und weiß, welche Vorteile sie bieten.
Drei grundlegende Techniken
Beim Schuhebinden gibt es viele Möglichkeiten. Denn jeder Fuß ist unterschiedlich. „Verschiedene Faktoren sind wichtig. Die Breite des Fußes, die Spannhöhe, der Schuh selbst. Oder der Untergrund, auf dem die Läufer*innen rennen wollen”, erklärt Jörg Schefe. Es gibt drei grundlegende Schnürtechniken. Diese lassen sich individuell erweitern und perfekt auf die persönlichen Bedürfnisse abstimmen.
Der Standard ist die normale Schnürung. Überkreuz und durch jedes Loch bietet sie sicheren Halt. Sportler*innen können sie außerdem beliebig anpassen. Läufer*innen mit einem breiten Vorderfuß können zum Beispiel die ersten Ösen auslassen und so den Zehen mehr Platz gewähren.
Läufer*innen mit schmalen Fußgelenken können auf das oberste Loch des Laufschuhs zurückgreifen. Das wird meist ausgespart. Mit den Schnürsenkeln in den höchsten Ösen bietet der Schuh jedoch besseren Halt am Knöchel. Ein Wegknicken ist so unwahrscheinlicher.
Eine spezielle Variante ist die Marathonschnürung. Während eines Wettkampfs bleibt nicht die Zeit, die Schuhe neu zu binden. Außerdem erhöhen offene Schnürsenkel das Sturzrisiko. Die Technik soll verhindern, dass sich die Schleife löst. Läufer*innen müssen die Schuhe daher mit Spannung binden.
Welche Schnürung sich für Sportler*innen eignet, finden sie bei einer persönlichen Beratung in einem Fachgeschäft heraus. Dort können sie die verschiedenen Techniken auf einem Laufband testen und die passende Variante für ihre Laufschuhe wählen. Jörg Schefe rät: „Den Schuh konzentriert und nie zu fest schnüren. Er soll anliegen, nicht abdrücken.“
Von Stretch bis Boa – Der Schnürsenkel entscheidet
Die Schuhe optimal für die individuellen Bedürfnisse schnüren – das ist ein Prozess. Und der beginnt bereits bei der Wahl des Materials für die Schnürsenkel.
Für lange Läufe bieten sich Stretch-Schnürsenkel an. „Auf langen Strecken schwillt der Fuß immer etwas an. Eine zu starre Schnürung drückt die Adern ab. Das führt zu Durchblutungsstörungen“, erklärt Jörg Schefe. Besonders im Wettkampf kann ein nicht nachgebender Schuh die Leistung schmälern.
Eine moderne Form des Schnürsenkels ist die Boa-Schnürung. Bei dieser ersetzt ein Drehknopf die herkömmliche Schleife. Bereits durch leichtes Drehen zieht er ein Band fest, das über den gesamten Schuh führt. Der Druck verteilt sich gleichmäßig auf den ganzen Fuß. Ändert sich der Untergrund, lässt sich die Boa-Schnürung binnen Sekunden nachjustieren.
Gut geschnürt gegen Verletzungen
Das Schleifenbinden – nur eine Leidenschaft detailversessener Lauf-Tüftler*innen? Mitnichten. Es geht um die Gesund- und Unversehrtheit. „Die Schnürung arretiert, hält also den Schuh fest am Fuß und schützt dadurch vor Verletzungen“, sagt Jörg Schefe. So soll der Hacken immer im Schuh bleiben. Rutscht der Hacken dagegen hin und her, entstehen schnell schmerzhafte Blasen. Und nicht nur das. Bewegt sich der gesamte Fuß im Laufschuh, leiden die Zehen.
Laufen Sportler*innen auf einer Strecke bergab, muss der Fuß besonders fest im Schuh sitzen. Andernfalls stößt der große Zeh immer wieder vorn an. Er beginnt zu schmerzen. Auf unebenen Strecken stabilisiert die richtige Schnürung den Fuß und beugt dem Umknicken vor.
Modisch ja, sicher nein
Laufschuhe, die ohne Schnürung auskommen, sind nicht zum Joggen geeignet. Die sogenannten Slipper sehen zwar modisch aus, eignen sich aber mehr als Sneaker für den Läufer*innenalltag. „Der zu dehnbare Stoff bietet keinen ausreichenden Halt für den Fuß. Dadurch wächst das Risiko auf Verletzungen“, erklärt Jörg Schefe.
Schnürtechniken für das Lauftraining
Diagonale Schnürung
Die diagonale Schnürung eignet sich für Läufer*innen, die sich an den Zehen schnell eingeengt fühlen. Sie sorgt für mehr Platz im Schuh und unterstützt die natürliche Haltung des Fußes. Fädel deinen Schnürsenkel zuerst durch das oberste Loch der einen und dann durch das unterste Loch der anderen Seite. Es entsteht eine diagonale Linie. Führe das untere Ende durch alle Löcher auf beiden Seiten bis nach oben und binde dort eine Schleife.
Ian-Knoten
Die schnelle und sichere Variante. Der Informatiker Ian Fieggen erfand diese Methode bereits im Jahr 1982. Neben der Marathonschnürung ist sie bei Läufer*innen besonders beliebt. Der Knoten gelingt, wenn du zunächst die beiden Enden deines Schnürsenkels überkreuzt. Binde anschließend mit Daumen und Zeigefinger zwei Schlaufen, deren Enden nach außen zeigen. Stecke die Schlaufen jeweils durch die Öffnung der anderen und ziehe beide gleichzeitig fest. Der Knoten muss danach waagerecht auf deinem Schuh liegen.
Marathonschnürung
Die Marathonschnürung soll vor allem Sicherheit bieten. Top-Athlet*innen dürfen auf der Strecke keine Zeit mit ihren Schuhen verlieren. Die Schnürung hält die Schleife unter Spannung und verhindert, dass sie sich löst.
Dafür fädelst du deine Schnürsenkel an den obersten Löchern von außen nach innen. Es entsteht eine Schlaufe. Kreuze die beiden Enden des Schnürsenkels und stecke sie durch die gegenüberliegende Schlaufe. Ziehe alles fest und binde abschließend eine normale Schleife.
Extra Ösen
Zusätzliche Ösen an der Schuhspitze eignen sich für alle Läufer*innen, die häufig in ihren Schuhen rutschen. Sie bieten noch mehr Halt. Aber Achtung: Nicht jeder Schuh besitzt die zusätzlichen Löcher. Diese können sich entweder am Knöchel oder am Vorderfuß befinden. Das Binden ist einfach: Führe den Schnürsenkel durch alle verfügbaren Ösen und befestige ihn mit einer Schleife. Dadurch sitzt der Fuß fester im Schuh. Achte aber immer darauf, ihn nicht abzuschnüren.
Schnürung mit Aussparung
Jeder Fuß ist anders. Besonders bei einem hohen Spann sitzt eine normale Schnürung oft zu eng an. Darunter leidet das Laufvergnügen. Sparst du einzelne Ösen aus, nimmst du dir den Druck vom Fuß. Führe deine Schnürsenkel ganz normal durch die Löcher, lasse aber die Stellen aus, an denen sich der Schuh zu eng anfühlt. Das kann am Vorder- oder Mittelfuß der Fall sein. In der Nähe des Knöchels solltest du jedes Loch nutzen. Sonst knickst du beim Laufen schneller um.
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