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Warum ein Marathon der beste Familienausflug sein kann

Gemeinsam mit der ganzen Familie einen Marathon bestreiten: Gar nicht so einfach, aber am Ende unendlich wertvoll, wie Ramona Richter beim 37. Hamburger Haspa Marathon herausfand.

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Eine Leidenschaft von Familie Richter ist das Laufen. Da lag die Idee, gemeinsam einen Marathon zu absolvieren, gar nicht so fern. Doch wenn jeder seine eigenen Distanzen und natürlich seinen eigenen Kopf hat, ist es gar nicht so leicht, die gemeinsame Leidenschaft unter einen Hut zu bringen. Ramona Richter kann ein Lied davon singen, denn sie hat ihre Eltern und ihren Bruder quasi angestiftet. Am Ende waren es unvergessliche gemeinsame Erfolgserlebnisse, die den Familienzusammenhalt festigen wie kaum etwas anderes. Ein unterhaltsamer Erfahrungsbericht.

Bestzeiten jagen, gemeinsam trainieren, eine Leidenschaft teilen: Warum soll die Familie nur am Streckenrand stehen? Letztes Jahr ging ich bereits mit meiner Familie alias der „Richter-Zentrale“, so heißt unsere Familien-Gruppe bei WhatsApp, beim Haspa Marathon in Hamburg als Staffel an den Start. Schon damals mussten meine Überredenskünste treffsicher landen. Nicht gerade einfach, wenn:

  • die gute Frau Mama – Alicia – Samstags maximal ihre gemütlichen vier Kilometer dreht. („Nicht mehr!“)
  • der Herr des Hauses alias Papa – Johannes – zwar schon fünf Marathons gefinisht hat, aber monatelang aufgrund eines Fersensporns nicht laufen konnte.
  • mein „Brudaaaa“ – Mathias – normalerweise eher auf kurz konditioniert ist und für seine muskulären Kraftpakete als ehemaliger Sprinter nicht länger als 200m den körpereigenen Sprengstoff zünden konnte.

Gegenwind von allen Seiten. Mama: „Ich laufe keinen Marathon!“ Papa: „Sprich mit meinem Arzt!“ Bruder: „11,2km, Ramona? Dein Ernst? Maximal elf Sekunden auf Hundert Meter.“

1. Wer läuft als was?

Dem Papa mit Fersensporn kannst du maximal 5,4km aufbürden, der Mama darfst du nicht mit 11,2km kommen, denn 9,3km sind bereits das Doppelte ihrer gewohnten Strecke. Und mein Bruder war der Einzige, dem ich ein paar Kilometer plus unterjubeln konnte. Als ehemaliger Leichtathlet des HSV sollte er schließlich mit sportlichen Herausforderungen umzugehen gelernt haben.

2. Schmackhaft machen!

„Mama, Du läufst den besten Part! Durch den Hexenkessel Höhe Eppendorfer Baum auf den wild angefeuerten letzten Metern bis ins Ziel!“ Die versteckten Höhenmeter ließ ich natürlich bewusst außen vor. Mein Bruder musste seine Laktattoleranz nur ein wenig strecken („Das geht von heute auf Morgen, bist ja nicht untrainiert…“) und Papa hatte ja noch einen Monat, um gesund zu werden.

3. Optimistisch bleiben!

Die zu Anfang unmotivierten Gesichter, die überforderten ‚Ich-schmeiße-alles-hin‘-Attacken und die kurzfristige Panik wenige Tage vorher wichen im Ziel nicht nur großer Erleichterung, sondern auch stolzer Euphorie und familiärem Zusammenhalt. Für mich stand sofort die Wiederholung fest. Ob in Hamburg oder in einer anderen Stadt. Wenn ich sie allerdings alle schon soweit habe, ein weiteres Mal zu starten, sollte ich nicht unbedingt noch mit extra Reise-Strapazen kommen. Somit stand Hamburg für die Wiederholung fest und lockte mit dem Ansporn: Bestzeit knacken! Wobei die diesjährige Streckenvergabe fairer zugehen sollte. Daher bekam der Sprinter die 5,4km, für Mama blieb es bei den 9,3km (mit dem Ziel: „Bestzeit knacken!“ konnte ich sie nämlich ganz gut motivieren) und der mehrfache Finisher der Königsdisziplin konnte sich im gesunden Zustand ruhig der zweitlängsten Strecke stellen.

© Roman Schultes

Die Vorbereitung gestaltete sich aber auch dieses Jahr wie gewohnt durchwachsen und erforderte viel Geduld. Wer mich kennt, der weiß, wie eigenwillig und ungeduldig ich sein kann, wenn es um mein Training geht. Bei meiner Mama war es aber etwas anderes. Es überwog das Gefühl, ihr aufzuzeigen, dass sie deutlich mehr kann, als es ihre Zweifel ihr immer einzureden versuchen. Ich wollte unbedingt des Gefühl vom Zieleinlauf im Vorjahr aufleben lassen und einen weiteres Highlight schaffen, das ihr auch in anderen Situationen eine Stütze ist.

Im Training mit ihr habe ich eigentlich alles erlebt:

– „Mir ist zu warm.“
– „Die Strecke zu lang.“
– „Die Beine zu schwer.“
– „Der Druck in der Blase zu groß.“

Ich musste es einfach klein reden und die Probleme harmloser darstellen, als sie es tatsächlich waren. Bisschen Flunkern war also erlaubt:

– „Nur noch drei Kilometer!“ – obwohl wir noch mindestens vier vor uns hatten.
– „Was sollen die Marathonis bei Kilometer 30 sagen? Wir sind gerade mal bei 7,2km!“
– „Zu warm? Mama, das sind alles Extremsituationen, die du hier durchmachst! Im Wettkampf kann dich dann nichts mehr schocken!“

Anders mein Bruder: wie immer extrem entspannt.. Ich erinnerte ihn zumindest vor seiner Anreise daran, die Laufschuhe einzupacken („Stimmt, da war ja was…“). Mein Papa nahm das Training selbst in die Hand und ließ sich als erfahrener 42k-Bezwinger auch nichts einreden. Allerdings schaffte er es mal wieder am Tag vorher, sich die Tür ins Knie zu rammen und beim Geburtstags-Bowling am Abend vor dem Rennen (die B-Variante des Bahntrainings und quasi unser Warm-Up) streichelte er mit einer zehn Kilogramm schweren Kugel noch einmal über die Wunde. Die sorgenvolle Nachfrage: „Papa, geht es dir gut?“ wurde am Morgen vor dem Rennen einfach überhört bzw. mit dem Rauschen einer sich auflösenden Aspirin übertönt. Er wollte starten!

Und am Sonntag, den 23. April 2017, mussten wir alle ran.

Bescheidene Vorbereitung, besch…eidenes Wetter!

Kurz vor neun begab ich mich zum Startblock C. Wie vor jedem Wettkampf genehmigte ich mir ein Stück Schokolade und quetschte mich so weit es ging nach vorn. Bei den frostigen vier Grad am Morgen war ich ganz glücklich, windgeschützt zwischen den anderen Teilnehmern in Pinguin-Formation auf den Startschuss zu warten. Dieser fiel pünktlich um 9 Uhr und mit ihm die scheinheilige ‚es-bleibt-trocken‘-Fassade. Denn auf einmal hagelte es akupunkturartig vom Himmel und die ersten drei Kilometer gestalteten sich als entnervtes Gegen-Angehen bzw. Laufen entlang des Pfützenslaloms.

Scheinbar drehte mein Vierzylinder bei diesen Bedingung aber von alleine auf und brachte mich überraschend ganze vier Minuten schneller als noch im Vorjahr zum ersten Staffel-Wechselpunkt an der Binnenalster. Das Wetter hatte sich fairerweise wieder beruhigt, aber die Zuschauer pushten uns noch immer lautstark über die Kilometer. Mein Vater schleuderte wild mit seiner neongelben Jacke, um auf sich aufmerksam zu machen. Unübersehbar kam ich bei ihm zum Stehen, übergab den Zeitchip und scheuchte ihn zuversichtlich auf seine 11,2km lange Strecke.

Ihn begrüßte das Wetter ebenfalls nachsichtig mit Hagelschwarten. Aber er ließ sich davon nicht unterbuttern und sammelte eisern Kilometer für Kilometer.“ Heute hätte ich auch bis 20km weiterlaufen können“, warf er mir später nur lässig entgegen. Jaja Papa, mit deinen ‚Wehwehchen‘ in den Tagen vorher willst du doch nur Druck aus der angespannten Wettkampfstimmung nehmen und keine großen Erwartungen schüren – durchaus geschickt. Wobei, die Wunde am Knie und der blaue Fleck sprechen eher für seinen Ehrgeiz.Mein Bruder brachte die 5,4km lange Strecke nach knapp 25 Minuten hinter sich. „Ramona, erinnere mich das nächste Mal früher dran, dass wir laufen wollen.“ Würde ich auch sagen, denn wer aus dem Stehgreif knapp unter fünf Minuten pro Kilometer rennen kann, der kann mit ein wenig mehr Vorbereitung das nächste Mal so richtig einen raushauen.

© Detlef Rahrt

Meine Mama musste natürlich unnötig lange in der Kälte stehen und warten, während der Nervositätspegel immer mal wieder bedenklich auszuschlagen drohte. Ich positionierte mich schließlich auf der gegenüberliegenden Straßenseite, um ihr das Startzeichen zu geben (sobald ich meinen Bruder an der Ecke sichtete), die der Kälte geschuldeten extra Kleidungsschichten auszuziehen, um sich nur in Dreiviertel-Hose und einem Shirt plus Regenjacke auf den Endspurt unserer Staffel zu begeben.
„Wir können frühestens fünf nach halb eins mit ihr rechnen…“ Dementsprechend ließen wir uns Zeit, um zum letzten Staffel-Wechselpunkt zu gelangen. Aber wer rennt bereits zwei Minuten nach halb eins fokussiert an uns vorbei? „Mamaaaaa!!“ Sie war scheinbar so im Flow, dass sie das Rennen allein nach Hause fahren wollte. Also jagten wir ihr schnell hinterher und erwischten sie noch rechtzeitig, um gemeinsam Hand in Hand über die Ziellinie zu laufen. Ja was war denn da los? Einfach mal zwei Minuten schneller gerannt als letztes Jahr und das bei semi-optimaler Vorbereitung? Mama: „Ja, ich hab die Arme gut mitgenommen!“ Einfach nur süß. Die Uhr stoppte bei 3:36:06h! Ebenfalls neue Bestzeit für die Richter-Zentrale‘ und Platz 257 insgesamt.

Family time is quality time!

Wenn man neben den sportlichen Erfolgen diese Momente obendrein nämlich noch mit seiner Familie teilen darf, sind es Momente, die uns keiner nehmen kann und bedeuten jedes Mal – unabhängig von Zeiten und Platzierungen – ein Erfolg! Ich freue mich daher schon auf das nächste Jahr, auch wenn ich weiß, dass ich mir bis dahin wieder aufs Neue Argumente zurecht legen muss.

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