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Trainingsalltag Christoph Strasser: „Das Lachen nicht verlernen”

Ultra-Radfahrer Christoph Strasser fährt momentan nur in seinem Keller Rad. Gegen den Lagerkoller hilft sein neu entdeckter grüner Daumen.

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Christoph Strasser ist Ultra-Radfahrer und womöglich der Beste in seinem Sport. Seit Jahren gewinnt er andauernd das Race Across America, das härteste Ultrarennen der Welt. 4.800 bis 5.000 Kilometer rasen die Athleten von der US-amerikanischen West- zur Ostküste. Am Stück. Ohne Ruhetag. Ohne eingeplante Pausen. Jeder Teilnehmer fährt täglich so lange wie möglich.

Strasser sitzt mehr als 23 Stunden im Sattel. Pro Tag. Bis zum Ende des Rennens verkleinert sich sein Magen, weil der Österreicher eine Woche lang nur flüssige Nahrung konsumiert. Die dabei dämmernde Müdigkeit beschreibt er als „lebensgefährlich”. Sechsmal hat Strasser die Tortur als Erster beendet.

Wie geht so ein Leiderfahrener mit der Corona-Isolation um? Strasser verrät es in seinem #BeatYesterday-Trainingsalltag.

Name: Christoph Strasser
Alter: 37
Ort: Graz, Österreich
Sport: Ultra Radsport
Tägliche Schritte: Zu wenige, aber die Stufen vom Trainingsraum im Keller zur Wohnungstür im zweiten Stock fühlen sich nach den Einheiten trotzdem oft unendlich an.
Aktueller Energieumsatz: Je nach Trainingseinheit sind es etwa 1.000 bis 3.000 Kalorien zusätzlich zum Grundumsatz. Sie durch gutes Essen wieder aufzufüllen, fällt mir aber gar nicht schwer.
Anzahl Trainingsstunden: 12-32 Stunden pro Woche, je nach Trainingszyklus.
Tägliche Schlafzeit: 7 bis 8 Stunden.

Christoph Strasser beim Radfahren im Keller
Im Winter trainiert Strasser ausschließlich im Keller. © privat

Favorisierte Nervennahrung?

Ensure-Pulver (hochkalorische Trinknahrung, Anm. d. Red.) mit Kakaogeschmack schätze ich als Belohnung. Wenn der Drink nach dem Training mit etwas Proteinpulver angereichert ist, dann ist das ein Traum. Abends lockt mich häufiger die Schokolade. Meist halte ich dagegen. Aber immer klappt das nicht.

Dein aktueller Gemütszustand?

Sehr gut! Ich habe in meinen vielen langen Radrennen gelernt, geduldig zu sein. Ich kann Dinge so hinnehmen, wie sie sind, wenn ich aktiv nichts dagegen unternehmen kann.

Trotzdem fehlt mir der soziale Kontakt, ich vermisse meine Vortragsveranstaltungen und natürlich das Radfahren mit Trainingskollegen in der Natur. Dennoch bin ich gut drauf. Wäre ich jetzt permanent schlecht gelaunt, würde sich die Situation dadurch auch nicht verbessern.

Das Training hilft mir momentan, eine Struktur im Alltag beizubehalten. Durch das Abarbeiten des Trainingsplans habe ich jeden Tag ein herausforderndes Ziel. Auch wenn ich nicht weiß, wann es wieder Wettkämpfe geben wird, trainiere ich genauso motiviert wie immer. Einfach weil ich Radfahren geil finde, weil sich „Fitness“ gut anfühlt und meine Psyche vom Training profitiert.

Wie sieht Trainingsalltag während der Corona-Beschränkungen aus?

Im Großen und Ganzen wie immer. Ich trainiere nach wie vor die gleichen Umfänge und Intensitäten, in den vergangenen Wochen ausschließlich indoor. Normalerweise drücke ich im Winter sowieso bis zu 90 Prozent auf meinem heiß geliebten alten und „unsmarten“ Rollentrainer. Leistungsmessung und Dosierung steuere ich über mein Powermeter und die Gangschaltung.

Während des Trainings arbeite ich am Computer oder schaue mir Sport- und Musikvideos an. Auch wenn es nicht mehr verboten ist, alleine draußen zu fahren, bleibe ich lieber daheim. Bei harten Einheiten ist das Sturzrisiko ohnehin hoch, weil ich bei den Intervallen weniger aufmerksam bin. Ich habe den Kopf oft unten, schaue auf meinen Garmin-Edge und verfolge die Leistungswerte – dadurch sinkt die Konzentration für das Umfeld. Allerdings unternehme ich meine lockeren Grundlagen-Einheiten jetzt wieder im Freien. Frische Luft und Sonnenlicht sind sehr positiv für die allgemeine Gesundheit.

Deine Lieblings(hass)-Übung im Wohnzimmer?

So ziemlich alles. Ich bin ein miserabler Oberkörper-Trainierer. Egal ob Sit-ups, Liegestütze, Rückenübungen oder das Planken. Das muss sein und gehört dazu, aber es macht mir null Spaß. Für 20 Minuten Gymnastik habe ich größere Motivationsprobleme als für sechs Stunden Rollentraining.

Was ist deine größte Herausforderung im Alltag und wie verändert Corona deinen Sport?

Die Veränderung meines Sports ist schnell erklärt: Er steht still. Alle Events werden abgesagt oder verschoben. Aber in meinem Ultra-Radsport gibt es ohnehin nur ein bis zwei wichtige Saisonhöhepunkte pro Jahr. Ich bin es gewöhnt, monatelang ohne regelmäßige Renneinsätze zu trainieren.

Da ich vom Sport lebe und einen Großteil meiner Einkünfte über Vorträge verdiene, Sponsorings wiederum größtenteils an Rennen geknüpft sind, habe ich momentan kaum Einnahmen. Glücklicherweise läuft mein Online-Shop gut, den meine Lebensgefährtin Sabine managt. Ich darf nur beim Verpacken helfen. Da kann ich am wenigsten falsch machen.

Was fehlt dir am meisten?

In den Tag zu starten, den Asphalt unter meinen Rädern vorbeiziehen zu lassen und Leute beim Radfahren zu treffen. Ich möchte mich wieder locker unterhalten, ohne im Hinterkopf zu haben, dass man das eigentlich nicht tun sollte.

Deine neue Lieblingsbeschäftigung in den eigenen vier Wänden?

Pflanzen für das sommerliche Gemüsebeet mit viel Liebe vorziehen.

Dein Tipp für mentale Fitness?

Ein tägliches Ziel hilft gegen die Antriebslosigkeit. Es können neben Pflichten wie Homeoffice, Kinderbetreuung, Einkaufen für Nachbarn und Familie auch Aufräumen, Lesen oder Videotelefonate mit Freunden sein. Ich habe mir zum Ziel gesetzt, einmal am Tag etwas Lustiges zu tun, damit ich das Lachen nicht verlerne.

Dein aktueller Ernährungsplan?

Wir kochen jeden Tag selbst. Es gibt viel Gemüse, oft Fisch, haufenweise Salat, wenig Weizen und Milchprodukte. Dafür mehr Kohlenhydrate aus Naturreis oder Süßkartoffeln. Und als Belohnung, wenn ich harte Trainings überstehe, darfs ein selbst gebackener Kuchen sein.

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