Body & SoulHealth

Mentale Gesundheit: So bleibt deine Seele in Balance

Stress und Einsamkeit belasten die Psyche. Nicht nur in Zeiten der Corona-Krise. Psychologin Prof. Dr. Isabella Heuser zeigt Wege auf, wie du dem Alltag entfliehst und die Seele in Balance halten kannst.

Teilen
0

Corona bringt eine gewisse soziale Stille in unser Leben, bei vielen auch Langeweile.
„Wir befinden uns mit Corona in einer besonderen Situation. Durch die Pandemie sind wir mit zusätzlichen Stressfaktoren belastet”, sagt Prof. Dr. Isabella Heuser, Leiterin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Charité Berlin.

Noch vor ein paar Wochen mussten wir Job, Kinder, Hund und Haushalt managen. Prüfungen und Klausuren standen an. Alles Faktoren, die Stress verursachen. Seit der Covid-19-Virus unseren Alltag bestimme, belasten uns Angst und Unsicherheit zusätzlich, sagt Heuser.

Negative Gedanken: ein Teufelskreis

Gefühle wie Langeweile, Einsamkeit oder auch Angstzustände seien in der aktuellen Situation normal und angemessen, sagen Experten des Max-Planck-Instituts. Es käme allerdings auf die Dauer und Intensität dieser Gefühlslagen an.

Hängen wir dauerhaft negativen Gedanken und Emotionen nach? Verändert sich langfristig unser Verhalten? In diesen Fällen ziehen wir uns häufig zurück, vermeiden soziale Kontakte, vernachlässigen unsere alltäglichen Aufgaben und bewegen uns weniger. Der Körper reagiert auf dieses Verhalten in Form von Verspannungen, Schmerzen, Gewichtszu- oder abnahme, Schlafstörungen und innerer Unruhe. Diese Beschwerden können wiederum Depressionen, Ängste und andere psychische Erkrankungen auslösen – ein Teufelskreis.

Frau beim morgendlichen Zähneputzen
Genau wie Zähneputzen zu deinem körperlichen Wohlbefinden beiträgt, tun Strukturen und Entspannungszeiten deiner Seele gut. © iStock / Getty Images Plus / bernardbodo

Mentale Gesundheit pflegen

Zum Glück gibt es Wege, um die mentale Gesundheit zu erhalten. Genau so, wie du deinen Körper pflegst, kannst du auch deiner Seele etwas Gutes tun. Duschen, Haare kämmen, Zähneputzen sind selbstverständliche Abläufe, die zu deinem körperlichen Wohlbefinden beitragen.

Auch um deine seelischen Belange kannst du dich kümmern, mithilfe sogenannter psychohygienischer Maßnahmen. „Dabei geht es beispielsweise darum, geregelte Strukturen zu schaffen, sich regelmäßige Entspannungszeiten zu gönnen oder sich für etwas Herausforderndes zu loben”, erklärt Psychologin Heuser.

Strukturgeber Arbeit: Was passiert, wenn sie wegfällt?

In der Regel verbringen wir acht Stunden am Tag auf Arbeit, gehen unserem Beruf – im besten Fall unserer Berufung – nach. Das gibt uns und unserem Leben Struktur. Was aber, wenn diese Struktur auf einen Schlag wegbricht? „Vor allem Selbstständige wie Gastronomen, Musiker oder Friseure trifft die Krise wirtschaftliche hart. Sie haben Existenzängste und blicken einer ungewissen Zukunft entgegen“, sagt die Psychologin.

Deshalb fragen sich viele, wie sie mit dieser Ausnahmesituation umgehen sollen: Sich mit banalen Dingen ablenken oder schon konkrete Pläne für die Zeit nach der Pandemie schmieden?

Die Psychologin gibt klare Handlungsempfehlungen: „Es kommt ganz darauf an, in welcher Situation sich Menschen befinden. Die einen räumen jetzt Keller oder Dachboden auf. Das schadet im Übrigen nie, sich von Altlasten zu verabschieden. Betroffene, die jetzt um ihre Existenz bangen müssen, empfehle ich, einen Kassensturz zu machen und zu schauen, wie lange sie finanziell noch hinkommen. Ein erster Schritt wäre es, sich über Soforthilfen zu informieren und diese zu beantragen. Und dann rate ich jedem zu jeder Zeit: Betreibe Eskapismus. Entfliehe dem Alltag für ein paar Stunden, beame dich weg.”

Um die Seele baumeln zu lassen, entwickelt jeder andere Strategien: Zum Beispiel durch das Lesen eines Krimis, das Hören eines Podcasts, das Gitarrespielen oder auch Netflixen. „Ich rate ausdrücklich dazu, auch mal abzuhängen oder das zu tun, worauf man Lust hat”, sagt Isabella Heuser.

Wovor sie jedoch warnt: „Was ich aktuell oft wahrnehme, ist der Druck, der durch die sozialen Medien aufgebaut wird. Backe doch dein eigenes Brot, fange an zu stricken oder mache deine eigene Pasta. Es ist gut und richtig diese Dinge zu starten, aber bitte doch nur, wenn man selbst wirklich Lust darauf hat.”

Junge Frau macht zuhause Yoga, um sich körperlich und mental fit zu halten
Sport hält fit und mental gesund. Zahlreiche Online-Angebote erleichtern dir das Training. © iStock / Getty Images Plus / LightFieldStudios

Sport steigert das Wohlbefinden

Sport und Bewegung gehören für viele im Alltag dazu. Es hält fit und macht (mental) gesund. „Jeder sollte Sport machen, zumindest moderat. Das hilft unserer Psyche ungemein. Schon durch kleine Krafteinheiten oder Stretching-Workouts wird unsere Muskulatur beansprucht und gestärkt. Dadurch verbessert sich unsere Haltung und wir gehen aufrechter. Das hat Auswirkungen auf unser Befinden, wir schlafen auch besser”, sagt Expertin Heuser.

Um geistig und körperlich in Bewegung zu bleiben, sind im Internet unzählige Fitness- und Sportangebote verfügbar. Ob interaktive Yoga-Einheiten, moderierte Cardio-Übungen oder Tanzstunden: Es gibt unzählige Möglichkeiten, Übungen flexibel in den Alltag zu integrieren. Auch Radfahren sei in Ordnung, natürlich mit dem nötigen Abstand, so die Psychologin.

Übrigens: Sport und Ernährung hängen zusammen. Gesundes und ausgewogenes Essen fördert unser Wohlbefinden zusätzlich. Was in keinem Fall hilft, sei Alkoholkonsum: „Jetzt in der Krise nicht, und auch sonst nicht.”

Frau begrüßt ihre Freunde beim Videotelefonieren
Die Digitalisierung kommt während der Pandemie sehr zugute. Telefonate und Videoanrufe schaffen Verbindung zu Verwandten und Freunden. © iStock / Getty Images Plus / Deagreez

Kein Social Distancing

Jeder von uns merkt, wie sehr uns die Digitalisierung aktuell zugute kommt. Freunde und Familie können wir über den Bildschirm sehen, mit ihnen unsere digitale Kaffeerunde abhalten. Expertin Heuser spricht deshalb nicht von Social Distancing, sondern von Physical Distancing, sie sagt: „Für alte Menschen über 75 bedeutet Corona eine echte soziale Isolation. Sie können mit den sozialen Medien nicht umgehen, wissen nicht, was Facetime oder Skype sind. Aber sie kennen das gute alte Telefon. Daher mein Appell an alle Kinder und Enkel: Ruft bei euren Eltern und Großeltern an. Für sie ist diese Situation gerade besonders schlimm.” Eine Empfehlung, die auch nach Corona nicht an Bedeutung verliert. Wann hast du das letzte Mal ganz spontan deinen besten Freund oder deine Oma angerufen?

Ein Ersatz sei der Kontakt via Smartphone und Tablet aber nicht, ergänzt die Professorin. „Echte menschliche Interaktionen sind für die meisten und besonders für Ältere viel wertvoller.”

Corona: Chance zum Reflektieren?

Die Zeit der Isolation könne wertvoll sein, um eigene Probleme zu klären und sich zu reflektieren. So suggerieren es uns derzeit häufig Medien. Die Psychologin rät dringend davon ab: „Unser Leben befindet sich mit der Pandemie in einer Schräglage, nichts ist normal. Aktuell sollten wir nicht uns und auch keine von uns getroffenen Entscheidungen hinterfragen: Hätte ich einen anderen Beruf erlernen sollen? Hätte ich meine Mutter öfter besuchen sollen? Das bringt nichts. Genauso wenig, wie eine Partnerschaft jetzt auf den Prüfstand zu stellen.”

Sicher ist sich die Expertin darin, dass diese Pandemie vorübergehen wird und wir wieder besseren Zeiten entgegen blicken: „Bis es soweit ist, sollten wir uns um unsere Psyche kümmern.“

Über Prof. Dr. Isabelle Heuser-Collier


Prof. Dr. Isabelle Heuser-Collier nahm 1973 ihr Psychologiestudium in Mainz auf, studierte dort parallel Humanmedizin und beendet dies 1981. In Bethesda (USA) machte sie ihren Doktortitel und ging 1988 als Oberärztin an die Psychiatrische Universitätsklinik Freiburg. Später wechselte sie ans Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München und leitete dort ab 1992 den Bereich Affektive und Stress-Störungen. Zwei Jahre später habilitierte Heuser-Collier an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach der Habilitation ging sie 1996 nach Mannheim ans Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, wo Heuser-Collier mehrere Jahre leitende Oberärztin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie war. 2001 wurde sie als erste Frau in Deutschland auf den Lehrstuhl für Psychiatrie und Psychotherapie und als Direktorin der Charité Berlin berufen. Dort ist sie aktuell tätig.

Prof. Dr. Isabelle Heuser-Collier
Auch Interessant

Garmin vívomove-Serie

Garmin vivomove
19.04.2018

Dein Leben in Bewegung. Voller Eleganz.

Stilvolle Hybrid-Smartwatch mit unsichtbarem Touchscreen:

  • behalte deine Fitness- und Gesundheitsdaten immer im Auge
  • beobachte dein Energielevel um zu entscheiden, wann du fit für das Training bist
  • werte dein Schlafverhalten und deine Stressbelastung aus, um dich noch wohler zu fühlen
  • nutze den Menstruationskalender für ein besseres Verständnis für deinen Körper
  • lass dich von Sport- und Fitnessapps unterstützen, dein aktuelles Fitnesslevel noch weiter zu verbessern

 

zu Garmin.com
Weitere Themen
Meinungen

Diskutiere über diesen Artikel und schreibe den ersten Kommentar:

Jetzt mitdiskutieren
Keine Kommentare

Diskutiere über diesen Artikel