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Wakeboard: Julia Ricks Lieblingstricks

Julia Rick ist die beste Wakeboarderin der Welt. Doch wie überwindete sie sich für die ersten Tricks? Und welche ihrer Erfahrungen können Neulingen helfen? Vier Tricks, vier Stories.

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Ihr kennt es vielleicht von einem Videospiel. Es gibt ein schweres Level, das man unbedingt meistern möchte. Doch auch nach hundert Versuchen hat man es noch nicht geschafft. Es ist einfach zu schwer. Im Kopf beginnt das Verzweifeln. So fühlt sich das Wakeboardfahren für mich manchmal an. Ich will Tricks können, die vor mir noch keiner anderen Sportlerin gelungen sind. Doch dafür braucht es Geduld und viel Willen.

Pausen sind extrem hilfreich

Manchmal bleiben Fortschritte und Erfolge auch nach hunderten Versuchen aus. Sich in einen Trick zu verbeißen, ist jedoch keine Lösung. Einen Sprung und eine Drehung zu sehr zu wollen, kann gefährlich und frustrierend sein. Wenn man sich zu stark pusht, läuft man Gefahr, sich zu verletzen. So verliert man den Spaß am Wakeboarden. In den ersten Jahren meiner Laufbahn habe ich lernen müssen, dass eine Pause extrem hilfreich sein kann. Es gibt beim Wakeboard hunderte Tricks, die man springen kann. Deshalb lohnt es sich nicht, zu lange an nur einem zu arbeiten. Es ist sogar vorteilhaft, immer mehrere Sprünge gleichzeitig zu üben.

Mein Rat: Es immer wieder aufs Neue versuchen, aber dabei nie die Grenzen ignorieren.

Julia Rick

1. Tantrum: Der Rückwärtssalto

Der Tantrum ist einer der einfachsten Tricks. Wir fahren mit normaler Geschwindigkeit über den Kicker (die Sprungrampe), drücken uns möglichst stark von der Rampe ab und legen nach dem Absprung den Kopf in den Nacken. Der Körper beginnt fast von alleine, sich einmal komplett zu drehen. Der Tantrum ist ein über die Rampe gesprungener Rückwärtssalto.

Mit diesem Trick hatte ich früher kaum Probleme. Er war einer der ersten Sprünge, die ich in mein Repertoire aufnahm. Mein großer Vorteil: Ich konnte den Rückwärtssalto sowohl auf dem Trampolin turnen als auch im Schwimmbad vom Brett springen. Es braucht für den Tantrum nicht viel mehr als das sichere Gefühl für den Rückwärtssalto.

Und keine Angst: Wenn die erste Landung nicht klappt, tut es fast gar nicht weh. Weder die Höhe noch die Geschwindigkeit sind beim Tantrum extrem hoch.

Julia Rick beim Tantrum.
Volle Kontrolle bei hohem Tempo. Julia ist die beste Wakeboarderin der Welt. © Wilfried Rick

2. Der Three Sixty: Die perfekte Drehung

Die 360 (gesprochen „three sixty“) steht für die komplette Umdrehung des Körpers. Wie beim Tantrum wird der Three Sixty über den Kicker gesprungen. In der Luft rotieren wir einmal um die komplette Körperachse. Durch Griffe ans Board können wir den Sprung optisch zusätzlich aufwerten.

Die größte Schwierigkeit für Anfänger ist die Übergabe der Hantel, mit der wir uns an der Leine festhalten. Die müssen wir in der Flugphase hinter dem Rücken von der einen Hand in die andere übergeben. Nur so gelingt die vollständige Rotation. Bei den ersten Versuchen wird dieser Move vielleicht nicht sofort klappen. Die Hände und der Kopf müssen sich erst an den Bewegungsablauf gewöhnen. Auch ich habe meine Zeit gebraucht, ehe mir die Hantelübergabe souverän gelang.

Ebenfalls wichtig: Die Rotation gleichzeitig mit dem Absprung von der Rampe einleiten. Während des Absprungs wird die Hantel zur Hüfte gezogen und die Rotation mit dem Kopf, durch einen Blick über die Schulter, eingeleitet. Diese Drehung bitte erst in der Luft vollziehen. Ansonsten kann es passieren, dass du aus der Drehachse gerätst und stark taumelst.

Julia Rick mit Ihrem Wakeboard auf einem Hindernis.
Die Obstacles sind keine Hindernisse, sondern eine Bereicherung, schreibt Wakeboarderin Julia Rick. © Wilfried Rick

3. Der Raley: Der 10-Prozent-Trick

Der Raley ist eine der populärsten Aktionen beim Wakeboarden, vielleicht sogar die bekannteste überhaupt. Man lässt sich über das Wasser ziehen, hält die Hantel fest in der Hand, baut mit Hilfe der Boardkante Druck auf, verkantet das Board und lässt sich meterhoch in die Luft katapultieren. Es ist meist der erste Air Trick, den man als ambitionierter Wakeboarder lernt.

Ich schätze, dass nur zehn Prozent aller Menschen, die mal auf einem Wakeboard standen, den Raley beherrschen. Dabei ist die Technik gar nicht so schwer – wenn wir sie einmal verinnerlicht haben. Einmal erfolgreich gesprungen, gelingt das Herauskatapultieren aus dem Wasser fast automatisch. Der Raley ist der schwierigste Trick, wenn man ihn noch nicht geschafft hat. Und der leichteste, sobald die Technik eingeprägt ist.

Wie bei allen Air Tricks oder Sprüngen über den Kicker gilt: Vorsicht! Ohne Konzentration kann es schnell sehr weh tun. Ich habe diese Schmerzen selbst gespürt, an Armen, Beinen und am stärksten im Kopf. Nachdem ich meinen allerersten Raley gemeistert hatte, schlug ich beim zweiten Versuch hart auf. Ich stach ins Wasser ein, von fast 50 km/h auf Null. Es fühlte sich wie ein Autounfall an. Meine Begleiter zogen mich bewusstlos aus dem Wasser. Ich erlitt eine schwere Gehirnerschütterung, war schwer benommen.

Ans Aufhören habe ich trotzdem nie gedacht. Der Sturz war mir eine positive Lehre. Denn wagt man sich schnell genug zurück aufs Board und ins Wasser, ist der Mut überraschend schnell wieder da. Das ist das Wichtigste nach Stürzen: durchatmen und weitermachen. Die Angst wird größer, je länger wir uns nicht zurück auf das Bord trauen.

Julia Rick am Strand.
Julia Rick lebt ihren Traum. Durch den Wakeboard-Sport reist sie viel um die Welt. © Wilfried Rick

4. Ten Eighty: Das Meisterwerk?

Diesen Sprung habe ich annähernd tausend Mal probiert und erst einmal perfekt gestanden. Ich landete so stabil, dass ich die Landung locker und leicht aussehen ließ. Zuvor konnte ich den „1080“ (gesprochen „Ten Eighty“) nur stehen, indem ich mich mit dem Hintern fast auf das Board setzte. Ich war die erste Frau auf der Welt, die diesen Sprung erfolgreich absolvierte.

Hinter dem „1080” verbergen sich drei volle Umdrehungen um die eigene Achse. Der Trick vereint sämtliche Elemente, die beim Wakeboard wichtig sind.

Zunächst das Anfahren auf den Kicker. Die Beinmuskeln sind extrem gefordert, sehr viel Kraft ist gefragt. Wie immer, wenn wir über die Rampe fahren, müssen wir die richtige Geschwindigkeit und Körperspannung aufbauen. Sonst geht es schief und wir verlieren die Kontrolle noch vor dem Absprung.

Dann das Timing. Wie beim Skispringen muss der Absprung perfekt sein. Egal ob zu früh oder zu spät – der Sprung scheitert schon bei der kleinsten Abweichung in der allerersten Phase. Ein guter Absprung ist auch deshalb so wichtig, weil wir beim „1080” viel Höhe und Weite gewinnen müssen. Je länger wir in der Luft sind, desto mehr Zeit haben wir für die Rotationen. Im Schnitt fliege ich bei einem „1080” zehn Meter weit und erreiche eine Höhe von vier Metern.

Bei diesen und vielen anderen Tricks zeigt sich: Wakeboarden ist nicht nur körperlich, sondern auch mental sehr fordernd. Gedankenschnelligkeit und Sorgfalt sind genauso wichtig wie die Muskelkraft. Die Hantel muss jeweils perfekt übergeben werden, jedes Abrutschen an der Hantel bringt den einstudierten Ablauf durcheinander. Und dann verlangt der „1080” noch die volle Balance. Die Landephase ist nach den drei Umdrehungen sehr kurz. Das unglaublich schwierige bei diesem Trick: Wirklich jeder Fehler wird bestraft. Egal wie klein er ist.

Der „1080” war eine große Herausforderung für mich, physisch und psychisch. Aufgrund meines starken Ehrgeizes habe ich ihn jedoch immer wieder versucht, auch nach den härtesten Einschlägen. Manchmal riss es mich drei, viermal hintereinander schwer vom Board. Entscheidend war jedoch, dass ich nie aufgegeben habe, denn die körperlichen Voraussetzungen und das Können waren bei mir vorhanden. Somit konnte ich ihn schließlich blitzsauber stehen. Die ganzen Mühen zahlten sich endlich aus!

Es zählt der Spaß

Mit voller Absicht habe ich keine Schwierigkeiten hinter die Tricks geschrieben. Denn das Empfinden, wie schwer ein Sprung oder eine Drehung ist, verschwimmt mit der Zeit. Was mir extrem schwer fällt, kann anderen Wakeboardern sehr gut liegen.

Und für alle Anfänger oder leidenschaftlichen Hobbyfahrer, die sich noch nicht an die Obstacles, also die Hindernisse in den Wakeparks, trauen oder keinen Air Trick wagen wollen: Auch als Weltmeisterin liebe ich noch das einfache Fahren auf dem seichten Wasser. Ich könnte stundenlang meine Bahnen ziehen, das Brett von rechts nach links neigen und das Wasser sprayen. Das wichtigste am Wakeboarden ist nicht der weiteste Sprung oder die spektakulärste Drehung. Es ist der Spaß.

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