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40 Tage ohne Alkohol: ein Erfahrungsbericht aus der Fastenzeit

Claudia* hat sich der Herausforderung gestellt: In der Fastenzeit wollte sie sechs Wochen lang keinen Alkohol trinken. Gar nicht so leicht, wenn die „Volksdroge" überall wie selbstverständlich zum Alltag gehört.

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Schon seit Längerem trieb die 32-Jährige das ungute Gefühl um, dass Alkohol einen zu hohen Stellenwert in ihrem Leben eingenommen hatte. Zum Anstoßen, zum Feiern, zum Entspannen, zum Erzählen: Ständig und überall gab es etwas mit Promillezahl. Die alljährliche Fastenzeit kam ihr deshalb sehr gelegen.

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Claudias Versuch: bis Ostern, also 40 Tage lang, keinen Schluck Alkohol trinken. Hier erzählt sie, ob sie die Herausforderung des Alkoholfastens gemeistert hat.

Claudias Alkoholfasten-Protokoll

Ein bisschen angespannt bin ich an meinem ersten Fastentag. Das mulmige Gefühl kennen vermutlich viele Menschen, die sich aus Vernunft von einem lieb gewonnenen Laster trennen wollen – für eine Weile oder für immer: Zigaretten, Süßigkeiten, Fleisch, Alkohol.

Die meisten von uns mögen keine Änderungen ihrer vertrauten Gewohnheiten. Ich gehöre dazu. Und dieses Unwohlsein bei dem Gedanken daran, in den nächsten sechs Wochen keinen Alkohol zu trinken, macht mir gleich zum Start in die Fastenzeit erschreckend klar: Bislang hat Alkohol wie selbstverständlich zu meinem Alltag gehört. Jetzt habe ich Sorge, das Ritual in bestimmten Situationen schmerzlich zu vermissen.

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Traubensaft statt Wein. Hand aufs Herz – fastest du auch gerade und verzichtest auf Alkohol? Trinkst du sonst Bier, Wein und Co. oder lebst du generell abstinent? Welche Rolle spielt Alkohol in deinem Alltag? Erzähle es uns in den Kommentaren.
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Zum Feierabend bin ich entsprechend hibbelig. Normalerweise würde ich gleich meinen „Entspannungs-Rotwein“ am Küchentisch trinken, dabei Musik hören oder mit Freunden telefonieren. Ich versuche, mich abzulenken. Hänge die Wäsche auf. Koche einen Gewürztee. Schaue Nachrichten. Rufe aber niemanden an, weil die Plauderlaune zu sehr mit einem Glas tiefroten Bordeaux verbunden ist.

Meine Gedanken kreisen trotzdem immer wieder um das Thema. Ganz schön unheimlich. Dennoch bleibe ich standhaft und klicke am nächsten Morgen im Tagebuch der DrinkControl-App an: „Alkoholfreier Tag“. Das motiviert.

Netter Nebeneffekt: Lust auf Vitamine

Die nächsten Tage verlaufen ähnlich. Gut, dass ich im Vorfeld sämtliche Alkoholvorräte aus der Wohnung entfernt habe. Denn hier verbringe ich vorerst meine Abende. Verabredungen in der Kneipe mit Freunden oder Kollegen habe ich bewusst nicht getroffen. Auch der bislang berüchtigte Samstagabend wird gefüllt mit einem etwas langatmigen Film im Heimkino.

Es gibt Schlimmeres, stelle ich fest. Im Supermarkt mache ich einen weiten Bogen um die Regalreihen mit Prosecco, Wein, Gin und Wodka. Stattdessen halte ich mich jetzt länger in der Obst- und Gemüseabteilung auf. Der Alkoholverzicht weckt in mir das Bedürfnis, auch andere „schlechte Gewohnheiten“ abzulegen. Das war nicht geplant, ist aber ein netter Nebeneffekt.

So wird die bisherige kulinarische, schwergewichtige Einöde – Pasta, Brötchen, Kartoffelauflauf – ersetzt durch Fischgerichte, Salate, Currys. Die Lieblingslasagne gibt es trotzdem noch, aber der Heißhunger auf deftiges, fettiges Essen geht spürbar zurück. Stattdessen habe ich viel häufiger Lust auf Vitamine.

Laut Forschungen vermindert Alkohol die Schlafqualität erheblich, besonders bei Frauen. Das kann ich jetzt bestätigen: Bin ich in der Vergangenheit des Nachts mehrmals wach geworden und fühlte mich morgens gerädert, spüre ich schon in der zweiten Woche ohne Alkohol einen gravierenden Unterschied.

Ich schlafe tief und fest und bin beim Aufwachen erholt. Sogar als die Voraussetzungen einmal eher mäßig sind – ich verbringe die Nacht bei meinen Eltern auf der altersschwachen Besucher-Couch – schlafe ich durch und habe morgens nur ein bisschen Rücken. Läuft also.

Screen der DrinkControl-App und eine frau, die einen Smotthie trinkt
Die App DrinkControl ist kostenlos. Mit ihrer Hilfe kannst du deinen Alkoholkonsum und auch dein damit verbundenes Empfinden einschätzen – und im Zweifel lieber auf ein Glas Wein verzichten. © iStock / Getty Images Plus

„Bist du schwanger?“

Doch die Herausforderung kommt bald: Corona. Und klar, ich meine nicht die Biersorte. Von einem Tag auf den anderen ist alles anders. Man schickt uns in Kurzarbeit. Nachdem die Entscheidung verkündet ist, ziehen wir im Tross Richtung Kneipe. Es ist erst früher Nachmittag, aber jeder bestellt sich etwas Alkoholisches.

Die Stimmung ist gedrückt. Inmitten dieses Untergangszenarios kann ich die selbstauferlegte Abstinenz kaum aushalten. Ich schließe einen Kompromiss mit mir selbst und bestelle das erste Mal in meinem Leben ein alkoholfreies Bier. Ich mag überhaupt kein Bier, doch über die Frage, ob er alkoholfreien Wein oder Sekt habe, schmunzelt der Barkeeper nur.

Meine Kollegen wundern sich laut über die Tische hinweg. „Du trinkst keinen Alkohol?“ Mein Verzicht stößt Corona kurzerhand vom Themen-Spitzenplatz. Die darauffolgende Frage wird mich während der gesamten Fastenzeit begleiten: „Bist du schwanger?“

Die größer werdenden Zukunftssorgen machen es derweil nicht leichter, auf den ein oder anderen Kummerschluck zu verzichten. Doch ich will meinen Feldversuch unbedingt erfolgreich bestehen.

Abende mit ein, zwei Litern Mineralwasser, Mate, Tee oder Saftschorle werden zur Normalität – zuerst noch in Gesellschaft, später ohne. Und dann kommt Gründonnerstag und es ist geschafft. Endlich, könnte man sagen. Doch wenn ich ehrlich bin, will ich noch eine Weile nüchtern bleiben. Ist irgendwie schöner so.

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Claudias Fazit

Laut meiner Waage habe ich in den sechs Fastenwochen nur gut ein Kilo abgenommen. Trotz des kompletten Verzichts auf Alkohol und trotz einer ziemlich gesunden Ernährung. Na gut. Optisch sieht es definitiv nach mehr als einem Kilo aus: Wenn ich in den Spiegel schaue, fehlt nun dieser kleine, fiese Ansatz eines Doppelkinns. Und dass mein Schlüsselbein zu erkennen war, ist auch schon lange her. Meine Haut sieht strahlender und viel jünger aus, ich mag mich wieder gern ansehen.

Das alles macht etwas mit mir: Ich fühle mich wohler und bin besser gelaunt. Ein Blick in die App bestätigt mein Gefühl. DrinkControl hat jeden Fastentag meine Stimmung abgefragt. Die Rückschau zeigt, dass ich die ganzen sechs Wochen fast täglich „gut“ angeklickt habe. Und das mit Corona! Das wäre in der Zeit vor dem Alkoholfasten keinesfalls so gewesen. Scheinbar wirkt der Verzicht auf Alkohol nicht nur äußerlich, sondern auch mental.

DrinkControl gibt es für iPhone.


* Alkoholtrinken ist in Deutschland gesellschaftlich völlig akzeptiert. Das ändert sich jedoch meistens, wenn es zu einem Problem für den Einzelnen wird. Deshalb hat sich Claudia entschlossen, anonym zu bleiben. Ihren Namen haben wir geändert.

Was Claudia empfindet, ist kein subjektives Gefühl, bestätigen die Suchtexperten der Oberberg Kliniken: Der Verzicht auf Alkohol wirkt sich positiv auf unseren Körper aus, aber auch auf unsere Psyche. Dadurch, dass wir uns fitter, gesünder und attraktiver fühlen, steigt unser Selbstbewusstsein. Zudem verschwinden die nagenden Schuld- oder Schamgefühle, die einige von uns haben, wenn sie regelmäßig zu viel trinken. Wenn wir es stattdessen aus eigenem Antrieb geschafft haben, längere Zeit abstinent zu bleiben, macht uns das stolz. Und diese gewonnene Stärke führt zu mehr Tatendrang und Motivation im Alltag, zu Abbau von Stress und Unsicherheiten. Unterm Strich also zu mehr Lebensfreude.

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Paddy
16.01.2024 | 10:02 Uhr

Hallo,

ein toller Bericht 🙂
Ich möchte nur auf eines hinweisen:
Zitat:
„Wenn wir es stattdessen aus eigenem Antrieb geschafft haben, längere Zeit abstinent zu bleiben, macht uns das stolz. Und diese gewonnene Stärke führt zu mehr Tatendrang und Motivation im Alltag, zu Abbau von Stress und Unsicherheiten. Unterm Strich also zu mehr Lebensfreude.“

Dass man sich mental stärker, wacher, mit mehr Lebensfreude, mehr Konzentration usw. fühlt, hat sicherlich auch etwas mit „Stolz“ zu tun. Allerdings ist der Hauptgrund dafür, dass die Chemie im Kopf wieder im Gleichgewicht ist. Nach 4 Wochen Alkoholverzicht ist der Serotoninhaushalt im kompletten Gleichgewicht. Alltägliche Dinge werden leichter, mit mehr Motivation. Dauerhafter Alkoholkonsum macht müde, träge, unmotiviert, unkonzentriert mit Schlafstörungen.

Der Bezug zur Chemie im Kopf hätte gerne Erwähnung im Fazit finden dürfen 🙂

Alles Gute!

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Paddy
16.01.2024 | 10:02 Uhr

Hallo,

ein toller Bericht 🙂
Ich möchte nur auf eines hinweisen:
Zitat:
„Wenn wir es stattdessen aus eigenem Antrieb geschafft haben, längere Zeit abstinent zu bleiben, macht uns das stolz. Und diese gewonnene Stärke führt zu mehr Tatendrang und Motivation im Alltag, zu Abbau von Stress und Unsicherheiten. Unterm Strich also zu mehr Lebensfreude.“

Dass man sich mental stärker, wacher, mit mehr Lebensfreude, mehr Konzentration usw. fühlt, hat sicherlich auch etwas mit „Stolz“ zu tun. Allerdings ist der Hauptgrund dafür, dass die Chemie im Kopf wieder im Gleichgewicht ist. Nach 4 Wochen Alkoholverzicht ist der Serotoninhaushalt im kompletten Gleichgewicht. Alltägliche Dinge werden leichter, mit mehr Motivation. Dauerhafter Alkoholkonsum macht müde, träge, unmotiviert, unkonzentriert mit Schlafstörungen.

Der Bezug zur Chemie im Kopf hätte gerne Erwähnung im Fazit finden dürfen 🙂

Alles Gute!