Emotional Freedom Technique: Klopfen gegen Angst und Stress?

Inhalt:

Was ist Emotional Freedom Technique?
Wie EFT entstand?
Welche positiven Auswirkungen kann EFT haben?
Hat EFT auch Nebenwirkungen?
Wie du EFT anwenden kannst

Von außen betrachtet wirkt es sonderbar. Immer wieder klopfen Menschen gezielt auf bestimmte Stellen ihres Körpers. Nicht zu stark, aber regelmäßig. Dann wechseln sie zum nächsten Punkt. Kopf, Schultern, Oberkörper.

Wozu das alles?

Die sogenannte Emotional Freedom Technique sollen Angstzustände, Stress und Blockaden lösen. Angeblich kannst du sogar chronische Beschwerden mit der Selbsthilfemaßnahme lindern. All das durch simples Klopfen auf vorgegebene Punkte deines Körpers. Manche sehen darin Humbug, andere schwören darauf.

Wie die Technik funktioniert und was die Wissenschaft über EFT sagt.

Was ist Emotional Freedom Technique?

Die Emotional Freedom Technique (kurz EFT) ist eine Methode der Selbsthilfe, die bei Angstzuständen, Stress oder emotionalen Blockaden helfen soll. Für das Abklopfen brauchst du lediglich deinen Zeige- oder Mittelfinger. Deswegen ist die Methode auch als Tapping oder Klopfakupressur bekannt.

Bei der Methode klopfst du auf zwölf sogenannte Meridianpunkte. Diese liegen auf deinen Armen, den Händen, auf der Brust und im Gesicht verteilt. In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) sind Meridiane die Bahnen deines Körpers, durch die deine Energie („Qi“) fließt. Eine Blockade oder Störung in diesen Bahnen wird in der TCM oft mit gesundheitlichen Problemen in Verbindung gebracht.

Mit dem Abklopfen der Punkte sollst du dem vorbeugen und bereits auftretende Symptome reduzieren können. Denn durch die Stimulation der Meridiane kann die Energie wieder ungehindert fließen. Im Gespräch mit dem Magazin Forbes präzisiert die Schultherapeutin Roseann Capanna-Hodge: „Im Mittelpunkt steht die Erkenntnis, dass emotionaler Stress Blockaden im Körper erzeugt, die die Heilung behindern.“

Die EFT soll dir auch in stressigen Situationen wie vor einer Prüfung oder einem wichtigen Bewerbungsgespräch helfen können. Das Klopfen kombinierst du mit einem Leitsatz, der ein Problem und den passenden Lösungsansatz enthält. Vor einer wichtigen Herausforderung könnte das so klingen: „Auch wenn ich wegen der Prüfung nervös bin, bin ich offen für Selbstvertrauen und Ruhe.“

Die zwölf Meridianpunkte

Sieben der zwölf Meridianpunkte bei der Klopftechnik EFT

Fünf der zwölf Meridianpunkte an den Händen bei der Klopftechnik EFT

Wie EFT entstand?

Die Emotional Freedom Technique kombiniert Anleihen der TCM mit heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Deswegen existiert die Methode auch noch nicht allzu lang. Erst in den 1990er-Jahren entwickelte Garry Craig, ein amerikanischer Ingenieur, die Methode aus der Gedankenfeldtherapie weiter. Daraus entstand die heutige Klopfakupressur. Der Einsatz der Methode wird nicht nur bei Angstzuständen, sondern genauso bei Stress empfohlen.

Zwei Frauen klopfen beim EFT auf ihre Thymusdrüse

Welche positiven Auswirkungen kann EFT haben?

Die angepriesenen Effekte der Klopfakupressur sind zahlreich. Und tatsächlich: Etliche davon konnten Forschende in Studien bereits belegen. Das bewirkt die Emotional Freedom Technique.

Stressreduktion

Stress löst etliche Prozesse in deinem Körper aus. Er setzt das Hormon Cortisol frei, wodurch Herz- und Atemfrequenz steigen. Auch erhöht sich deine Muskelspannung. Durch den Alarmzustand, in dem sich dein Körper befindet, schläfst du schlecht.

Wie das Abklopfen der zwölf Meridianpunkte dem entgegenwirken kann, untersuchten Forschende des Nationalen Instituts für integrative Gesundheitsfürsorge im amerikanischen Fulton. Ihre Studie zeigte, dass EFT den empfundenen Stress um bis zu 42 Prozent reduzieren kann. Eine ergänzende Untersuchung an der Psychologieschule der australischen Bond Universität belegte außerdem eine Abnahme des Cortisolspiegels um rund 43 Prozent.

Psychische Belastungen

Psychische Belastungen sind längst keine Seltenheit mehr. Laut der BIG Versicherung leiden allein in Deutschland rund 20 Millionen Menschen darunter. Ein Zustand, aus dem schnell psychische Erkrankungen wie eine Depression oder ein Burn-out entstehen können.

Wie die EFT sich auf deine mentale Gesundheit auswirken kann, untersuchten Forschende der Stiftung für epigenetische Medizin im kalifornischen Santa Rosa. Bei Teilnehmenden, die die EFT praktizierten, sank die empfundene psychische Belastung signifikant. Außerdem zeigten sie nach sechs EFT-Sitzungen weniger Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung. Die Ergebnisse einer Studie des Fachbereichs für Erziehungswissenschaften an der amerikanischen Universität Purdue zeigten außerdem einen positiven Effekt bei Angststörungen.

Chronische Schmerzen

Chronische Schmerzen sind für viele Menschen eine Qual im Alltag. Mit der Emotional Freedom Technique kannst du das lästige Empfinden lindern. Das belegte eine Studie der Universität in Queensland. Die Ergebnisse zeigten, dass die empfundene Schmerzintensität in der EFT-Gruppe im Schnitt um 21 Prozent sank. Auch verbesserte sich die Schmerzinterferenz, also die Einschränkungen, die im Alltag durch Schmerzen entstehen, um 26 Prozent.

Einen spannenden Effekt beobachteten die Forschenden im Gehirn der Teilnehmenden. Die EFT reduzierte die funktionale Konnektivität (Verbindungsfähigkeit) zwischen dem medialen präfrontalen Kortex und den bilateralen Bereichen der grauen Substanz im cingulären Cortex. Beide Hirnareale sind an der Schmerzmodulation beteiligt. Eine geringere Konnektivität zwischen ihnen kann das Schmerzempfinden reduzieren.

Verbesserte Gesundheit

Die EFT kann aber nicht nur vorhandene Symptome mindern. Sie kann auch deine Gesundheit vorbeugend stärken. Das belegten Forschende der Universität in Fulton. In ihrer Studie beobachteten sie Effekte der Methode auf mehrere Gesundheitsmarker. So konnten die Teilnehmende mit der Klopfakupressur unter anderem ihren Blutdruck und ihre Ruheherzfrequenz senken sowie ihre Immunreaktion verbessern.

Gewichtskontrolle

Bei Stress greifen viele Menschen zu ungesunden Lebensmitteln. Mit ihren Inhaltsstoffen liefern sie ein kurzes Hochgefühl, steigern danach jedoch das Verlangen nach mehr. Das fördert Heißhungerattacken, die sich auf der Waage bemerkbar machen können. Auch hier kann die EFT hilfreich sein. Bei einer Untersuchung an der Bond Universität in Australien stellten die Forschenden fest, dass bei den Teilnehmenden das starke Verlangen nach ungesunden Lebensmitteln deutlich sank. Dies reduzierte ihre Heißhungerattacken und erleichterte ihnen die Gewichtskontrolle.

Hat EFT auch Nebenwirkungen?

So vielversprechend die positiven Effekte der Methode auch klingen mögen, funktioniert die Technik nicht bei allen Menschen gleich. Manche fühlen sich schon nach einer Sitzung entschleunigt und entspannter. Andere erleben auch nach mehreren Sessions keinen spürbaren Effekt.

Manche Menschen berichten zudem, dass sich ihre negativen Emotionen durch das Klopfen sogar verstärkten. Wissenschaftliche Belege für diese Nebenwirkungen gibt es aber nicht. Diese Erfahrungen sind höchst individuell. Die Therapeutin und Expertin für psychische Gesundheit, Roseann Capanna-Hodge sagt: „Es gibt keine bekannten Nebenwirkungen oder negativen Auswirkungen des EFT-Klopfens. Es ist wirklich eine sichere, wirksame und zugängliche Therapie, die von Kindern und Erwachsenen angewendet werden kann.“

Wie du EFT anwenden kannst

Die Emotional Freedom Technique ist eine einfache und effektive Methode, die du jederzeit selbst anwenden kannst, um emotionalen Stress zu lindern und dein Wohlbefinden zu verbessern.

Vorbereitung

Bevor du mit dem Klopfen beginnst, solltest du dir einen ungestörten Platz suchen. Setze dich bequem hin und definiere zunächst, welchem Problem du dich widmen möchtest. Anschließend formulierst du den dazugehörigen Leitsatz. Nutze das folgende Schema, um deinen Leitsatz aufzubauen: „Obwohl ich [Formulierung des Problems], liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin.“

Vor dem Start der Klopfakupressur solltest du dein Problem auf einer Skala von null bis zehn einordnen. Zehn steht für einen stark aufgewühlten oder emotionalen Zustand, der dich sehr belastet. Die Null bedeutet, dass dich das Problem nicht mehr belastet. Mit dieser Skala kannst du die Erfolge deiner Klopfakupressur überprüfen.

Durchführung

Anschließend startest du mit dem Klopfen. Nutze dafür die Spitzen deines Zeige- und Mittelfingers. So triffst du die Punkte zuverlässiger. Widme dich zuerst dem höchsten Punkt, in diesem Fall der Innenseite deiner Augenbraue. Diesen klopfst du sieben Mal und wechselst dann zur nächsten Stelle. Vergegenwärtige dir dabei immer das Problem, dem du dich widmest. Nach dem Abklopfen der Punkte beurteilst du dein Problem erneut. Belastet es dich noch, kannst du die Punkte erneut abklopfen.

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