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Bei mir ist Pasta immer Party

Die Nudel ist die beliebteste Form der Energierückgewinnung. Perfekt wird die Pasta, wenn man sie selber auswalzt. Der Hobbykoch Thorsten Firlus hat schon mal durchgedreht.

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Die Pasta-Party gehört zur Folklore des Ausdauersports. Kohlenhydrate en gros reinschaufeln im Kreise Gleichgesinnter – das bildet den gesellschaftlichen Abschluss der Vorbereitung für Marathon oder Triathlon.

Es gibt keinen guten Grund, das nicht auch daheim zu zelebrieren. Mehrmals. Häufig. Oft. Fast täglich. Aus guten Gründen. Die Nudel in ihrer Form, wie wir Mitteleuropäer sie heute zwischen Helsinki und Neapel schätzen, ist ein dankbares, gütiges, geduldiges Trägermaterial für Aromawunder aller Art. Groß, klein, dick, dünn – sie lässt so viel mit sich geschehen wie ein schnappatmender Läufer im Ziel nach einer Bestzeit.

Es gibt sie als Somen, Chasoba, Ajo no udon aus Japan, als Mee aus China, in Russland heißen sie Pelmeni, in Finnland und Osteuropa Piroggen. Es gibt Nudelteig aus Weizenmehl, aus Hartweizengrieß, aus Buchweizenmehl, Kastanienmehl, Reis oder Mais – die Vielfalt ist so erschlagend wie das Angebot an Trainingsplänen für einen Volkslauf.

Der Kosmos an Variationen ist schon so endlos wie die letzten fünf Kilometer eines Marathons, wenn man sich lediglich auf das Höllenkommando begibt, die richtige Sauce zu Penne Lisce, Rotelle Rigate oder Elicoidali zu finden. Ein Trainingsplan für eine Triathlon-Langdistanz zu verstehen, ist dagegen so leicht, wie die Packung Spaghetti aufzureißen.

Die banale Küchenanweisung für getrocknete italienische Nudeln ist das Lauf-ABC der perfekten Pasat: 1/10/100 = 1 Liter Wasser/10 Gramm Salz/100 Gramm Pasta und davon die Vielfachen. Die Formel kann der Beginn sein, seinen Speiseplan zu erweitern und sich an ein Projekt der Größenordnung Marathon zu machen: Eigene Pasta herstellen.

Bleiben wir bei der italienischen Variante, dann schließt man ein Kapitel besser gleich: Nudeln aus 100 Prozent Hartweizengrieß und Wasser. Das können Profis besser. Die Pasta Seca, wie sie in Italien heißt, darf gekauft werden. Danach bleibt die schöne Welt der Eiernudeln. Diese Masse ist formbar, füllbar, wunderbar.

Als Tagliatelle, Pappardelle, Matigliata oder gefüllt als Ravioli und für die Bastler unter den Hobbyköchen, die Tortellini. Nicht weniger als vier Grundrezepte auf Weizenbasis führt das Kochbuch „Teigwaren“ auf. Mal eine Mischung aus einfachem Mehl mit Hartweizengrieß, mal mit ganzen Eiern, mal mit mehr Eigelben, mal nur mit Eigelben.

Ich habe Nudelteig jahrelang gemieden nach einer auf einem Fehler des Grundrezeptes basierenden Küchenkatastrophe: Statt 7 Eigelb und 2 Eier, stand da 7 Eier und 2 Eigelb. Ich hätte auch versuchen können, Pudding zu einer flachen festen Scheibe ausrollen zu können. Der Matsch war aus Maschine und von der Arbeitsplatte kaum zu entfernen. Aufgeben? DNF? Fast.

Gut fünf Jahre später habe ich mich mit dem gleichen Basisrezept aus einem weiteren Buch des Autoren – nur diesmal ohne den Fehler – nochmal daran versucht. Und nie wieder eine fertige Nudel aus dem Kühlregal gekauft. Ein Sieg des Willens über die zu weiche Materie, der Wunsch nach der eigenen Nudel schlägt die Erinnerung an verkleisterte Finger.

Für den Anfang hat sich folgendes Rezept bewährt: 3 Eier, 300 Gramm Hartweizengrieß. Ach, was soll der Geiz: 4 Eier und 400 Gramm Hartweizengrieß – wir sind Athleten, wir haben Hunger. Eier verschlagen, Hartweizengrieß dazu und dann Krafttraining Schultern und Finger: Handarbeit. Kneten, bis alles trockenes Material fort ist.

Ausrollen per Nudelholz für die Könner, die handelsüblichen Pasta-Maschinen sind jedoch ratsam. 30 Minuten ruht der Teig in Folie, dann ein gutes Drittel des Teiges nehmen, platt drücken, bis es durch die gröbste Einstellung der Maschine passt. Zwei bis drei Mal durchdrehen und schrittweise die Rollen enger stellen. Die Bahn nehmen, falls sehr feucht etwas Hartweizengrieß drauf verreiben, zusammenfalten, bis die Breite der Rolle erreicht ist und wieder schrittweise durchdrehen – um 90 Grad gedreht. Das ist DER entscheidende Trick, um den Teig homogen zu machen. Falten, ein mal drehen, wieder platt walzen, bis der Teig gleichmäßig aussieht und sehr dünn ausgerollt wird.

© Thorsten Firlus

Was sich hier so leicht liest, hat mich einige Versuche, ein abendliches Trainingslager in einer Kochschule (beim obigen Autor mit dem Fehler im Grundrezept), Geduld, Ausdauer und Hartnäckigkeit gekostet.

Jene drei Eigenschaften, die uns zupass kommen, wenn beim 10km-Lauf im Städtchen nach drei Kilometern die Lunge brennt, das Schwimmtraining nach der vierten Bahn langweilt oder das Radrennen verregnet ist. Dann dranzubleiben, dann nicht aufzugeben – in der Welt der Ravioli, Tortellini und Tagliatelle wird das belohnt mit Gerichten, die jeden Pasta-Bringdienst beschämen.

Wer die Teigplatten nicht nur zu langen Nudeln schneiden will, dem eröffnet sich mit gefüllten Nudeln ein Universum an Möglichkeiten. Brennesseln im Buchweizenteig, Ziegenkäse im Rote-Beete-Teig und und und. Die Schwaben nennen ihre Maultaschen ja nicht umsonst „Herrgottsbscheiserle“, weil sie an fleischfreien Tagen, dort ihr Brät vor den wachen Augen Gottes verstecken konnten. In eine Nudel passt alles.

Und wer das alles beherrscht, dem fällt das Kohlehydrat-Doppelpack schlechthin leicht: Ravioli mit Kartoffelfüllung. Die sollte jeder Ausdauersportler beherrschen, denn ehe er sich versieht, führt die steigende Pasta-Virtuosität dazu, dass die nächste Pasta-Party seines Laufclubs bei ihm daheim gefeiert wird.

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