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Industriezucker: Gefährlicher Dickmacher

Raffinierter Zucker ist süß und sinnlos, sogar ungesund. Er verursacht Übergewicht und Diabetes. Welche natürlichen Alternativen gibt es?

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„Iss nicht so viel Zucker. Das ist schlecht für die Zähne”, mahnen viele Eltern. Doch häufig bleibt unklar, was sie genau mit „Zucker” meinen. Ist wirklich der Zahn das empfindlichste Opfer von Zuckerangriffen? Die Antwort lautet: Nein. Der Schaden geht weit über die Zähne hinaus.

Nicht nur Eltern verwenden das Wort Zucker oft undifferenziert. „Sowohl Fachleute wie Ärzt*innen und Ernährungsberater*innen als auch Laien verwenden das Wort Zucker meist ohne genau zu wissen oder zu definieren, was sie darunter verstehen”, kritisiert der examinierte Gesundheitsberater Felix Lösch. Was der Experte meint: Künstliche und natürliche Süße unterscheiden sich ungemein. Vor allem Industriezucker gilt als besonders schädlich, da er durch raffinierte Prozesse isoliert wird und jegliche wertvollen Begleitstoffe wie Vitamine und Mineralien verloren gehen. Doch was genau ist Industriezucker?

Was ist Industriezucker?

Die Nahrungsmittel- und Werbebranche gibt Zucker zahlreiche Namen. Die häufigsten Bezeichnungen sind Kristallzucker, Haushaltszucker, Raffinade, Rohr- oder Rübenzucker. Sie alle bestehen aus reiner Saccharose, einem Disaccharid (Doppelzucker), das aus Traubenzucker (Glukose) und Fruchtzucker (Fruktose) zusammengesetzt ist.

In dieser isolierten Form liefern sie ausschließlich „leere” Kalorien. Energie, die dem Körper keine Nährstoffe bringt. Dr. William Coda Martin bezeichnete Zucker daher bereits 1957 als „naked calories” oder „nackte Kalorien”, die im Übermaß zum Gesundheitsrisiko werden.

Mojito mit braunem Zucker
Auch brauner Zucker, der gerne in Cocktails verwendet wird, gehört zu den industriellen Sorten von Zucker. © iStock / Getty Images Plus / pilipphoto

Was macht Industriezucker so schädlich?

Der Nutzen von Kohlenhydraten spaltet Ernährungsfachleute. Einige empfehlen die Hälfte der täglichen Energiezufuhr durch Kohlenhydrate. Die „Low Carb”-Fans machen diese für Übergewicht und Diabetes verantwortlich. Sie raten zu drastisch reduzierten Mengen.

Der Mensch braucht Kohlenhydrate, unbestritten. „Viel wichtiger als die Menge ist für uns die Qualität der Kohlenhydrate”, schreibt Carina Rehberg. Die Medizinjournalistin unterscheidet zwischen guten und schlechten Kohlenhydraten.

Industriezucker gehört zu den schlechten Kohlenhydraten. Er wird im Darm schnell aufgespalten und gelangt direkt ins Blut. Dies verursacht einen raschen Anstieg des Blutzuckerspiegels, was wiederum Heißhungerattacken und starke Blutzuckerschwankungen auslöst. Diese Schwankungen können langfristig zu Insulinresistenz führen, was das Risiko für Diabetes Typ 2 deutlich erhöht. Hinzu kommt, dass hohe Zuckeraufnahmen zur Einlagerung von Fett im Bauchbereich führen, was das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Fettleber steigert.

Eine Studie aus dem Jahr 2024 zeigte sogar einen Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Zucker und einem erhöhten Risiko für Depressionen. Je mehr Zucker konsumiert wird, desto wahrscheinlicher sind depressive Symptome.

Hinzu kommt, dass Zucker die biologische Alterung beschleunigt. Forschende der University of California, San Francisco, fanden heraus, dass der Konsum von zugesetztem Zucker epigenetische Marker verändert, die eine vorzeitige Alterung der Zellen auslösen.

Industriezucker: Die versteckte Gefahr

Industriezucker verbirgt sich oft hinter einer Vielzahl an Begriffen auf den Verpackungen von Lebensmitteln. Ob in Getränken, Wurstwaren, Konserven, Joghurts oder vermeintlich gesunden Snacks wie Müsliriegeln – häufig ist mehr Zucker enthalten als vermutet. Auch die vermeintlich gesünderen Alternativen wie brauner Zucker sind nicht besser. Die in der Verarbeitung verbliebene Melasse verleiht ihm lediglich die dunkle Farbe, ohne nennenswerte gesundheitliche Vorteile zu bieten.

Welche Zuckerarten gehören zu den Industriezuckern?

Die Angaben variieren. Die geläufigste Größenordnung liegt bei 80 Arten oder Namen. Die Aufzählung mag abschrecken. Doch wer davon ein Screenshot im Smartphone speichert, ist beim nächsten Einkauf gut vorbereitet:

Agavendicksaft · Ahornsirup · Apfelsüsse · Backmalz · Birkenzucker (Xylit) · Birnel · Brauner Reis Sirup · Brauner Zucker · Buttersirup · D-Ribose · Dattelzucker/-sirup · Demerara-Zucker · Dextrin · Dextrose · Diastatisches Malz · Ethylmaltol · Farinzucker · Feinzucker · Florida Crystals · Fruchtextrakt · Fruchtkonzentrat · Fruchtsaft/-konzentrat · Fruchtsüsse · Fruchtzucker · Fruktose/Fructose · Galaktose · Gelbzucker · Gerstenmalz/-extrakt · Glukose/Glucose/-sirup · Glukosestoffe · Goldener Sirup · Goldener Zucker · Inulin · Invertzucker/-sirup · Isoglucose · Joghurtpulver · Johannesbrot-Sirup · Karamellsirup · Kastorzucker · Kokosblütenzucker · Kokosnusszucker · Kristalline Fructose · Laktose/Lactose · Magermilchpulver · Maissirup · Maissirup-Stoffe · Maltodextrin · Maltose · Malzextrakt · Malzsirup · Melasse · Milchzucker · Molasse · Molkenerzeugnis · Molkenpulver · Naturreissirup · Olgiofruktose/-sirup · Palmzucker · Panela-Zucker · Polydextrose · Puder/Staubzucker · Raffinade/Raffinose · Raffinierter Sirup · Reissirup · Rohrohrzucker · Rohrzucker · Rohzucker · Rübenzucker · Saccharose · Schwarze Molasse · Sorghum-Sirup · Stärkesirup · Streuzucker · Sucanat · Süssmolkenpulver · Traubensüsse · Traubenzucker · Treacle · Turbinado-Zucker · Vanillezucker · Weizendextrin · Zuckerrohrsaft · Zuckerrübensirup

Künstliche Süßstoffe? Keine Lösung!

Viele greifen auf Süßstoffe wie Aspartam, Sucralose oder Saccharin zurück, um den Zuckerkonsum zu reduzieren. Doch diese künstlichen Alternativen stehen ebenfalls in der Kritik: Jüngste Studien legen nahe, dass einige Süßstoffe den Stoffwechsel negativ beeinflussen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes erhöhen könnten.

Der NDR berichtete über eine Studie, die neben Saccharin auch die künstlichen, kalorienarmen Süßstoffe Sucralose und Aspartam untersuchte. Demnach veränderten die Substanzen gesunde Darmbakterien. Diese veränderten Mikroorganismen sammelten sich in Lymphknoten, Leber und Milz und führten zu Entzündungen und Infektionen.

Darüber hinaus wurden gesundheitliche Bedenken hinsichtlich der möglichen krebserregenden Wirkung von Aspartam geäußert.

Wie viel Zucker braucht der Körper?

Der Mensch liebt Süßes. Das beginnt bereits mit der Muttermilch. Doch wie viel Zucker benötigt der Körper? Keinen. „Mit einem Stück Torte haben Genießerinnen und Genießer mehr Zucker aufgenommen als die Urahnen im ganzen Jahr”, berichtet die Ernährungswissenschaftlerin Margit Fensl in dem Magazin carpe diem. Der Körper ist in der Lage, die notwendige Glukose für das Gehirn selbst aus komplexen Kohlenhydraten wie Obst und Vollkornprodukten herzustellen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, nicht mehr als fünf Prozent der täglichen Kalorien aus zugesetztem Zucker zu beziehen. Das entspricht etwa acht Stück Würfelzucker. Der Durchschnittsverbrauch in Europa liegt jedoch bei über 29 Stück pro Tag. Kein Wunder also, dass knapp 60 Prozent der Europäer als übergewichtig gelten.

Hände voll mit Würfelzucker
Acht Stücke Würfelzucker pro Tag gelten als Obergrenze. Der europäische Durchschnitt liegt jedoch bei 29 Stücken. © iStock.com / Rostislav_Sedlacek

Was sind die Alternativen?

Die beste Alternative zu Industriezucker ist: kein Zucker. Ein gesunder Ernährungsplan setzt auf natürliche Süße aus Obst, verdünnten Fruchtsäften oder selbst zubereiteten Gerichten, die keinen zugesetzten Zucker enthalten. Frisches Obst kann den Heißhunger auf Süßes ebenso stillen, während Vollkornprodukte den Blutzuckerspiegel stabil halten.

Honig wird oft als gesunde Alternative gesehen, doch auch er besteht zu einem großen Teil aus Frucht- und Traubenzucker. Auch wenn Honig wertvolle Vitalstoffe enthält, sollte er nur in Maßen genossen werden.

Die gute Nachricht: Der Verzicht auf Süßstoffe und Zucker verändert das Geschmacksempfinden. Das Verlangen nach Süße lässt rasch nach.

Und dennoch: Ein Naschi hin und wieder ist erlaubt. Aber eben nur hin und wieder.

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Über diesen Artikel

#BeatYesterday-Redakteur Rüdiger Laube

Autor:

Rüdiger Laube

Rüdiger Laube, Hamburger Kind seit 1962, bescheinigte bereits die Grundschullehrerin “Rüdiger ist ein stilles Kind”. …

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