Fitness

Regeneration: Mehr als heiße Luft

Krampfende Waden, überall Muskelkater, steifer Nacken: Sportler*innen behelfen sich oft mit Schmerzpillen. Jetzt will das Unternehmen Hyperice mit Recovery-Produkten eine schlauere Alternative bieten. Ein Interview.

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Wenn es darum geht, schneller wieder fit zu werden, scheuen Sportler*innen keine noch so verwegenen Lösungen. Manche lassen sich in umkleidekabinengroßen Gefrierschränken schockfrosten. Andere binden sich Quarkwickel ums Knie. Mutige wählen die Faszienrollenfolter. Und die trendbewussten setzen auf Massagepistolen von Hyperice.

Das US-Unternehmen hat besonders in seinem Heimatland einen Boom ausgelöst. Beinahe jeder Sportstar in den USA vertraut auf die Hyperice-Geräte, die entweder mit vielen kurzen Klopfern (Perkussionen), Unterdruck oder Hitze Muskelschmerzen lindern und die Regeneration ankurbeln sollen.

Nicolas Schwartz, ehemals gewiefter Basketballer und dann jahrelang für Under Armour in Deutschland tätig, schwört auf die Hyperice-Geräte. Und das nicht nur, weil er mittlerweile für das Tech-Unternehmen arbeitet und den Vertrieb in Deutschland, Österreich und in der Schweiz koordiniert. „Sondern aus Überzeugung”, sagt der Münchner.

Im Interview erklärt Schwartz, wie Hyperice-Produkte Schmerzen lindern und Verletzungen vorbeugen sollen. Und er verrät, warum die Daten von Garmin-Smartwatches die Behandlungsqualität verbessern.

Frau lockert ihre Muskulatur mit einer Faszienrolle
Vor- und Nachsorge zugleich: Mit Hyperice-Geräten können Sportler*innen die Regeneration der Muskulatur beschleunigen. © Hyperice

#BeatYesterday.org: Nicolas, du vertreibst für das US-amerikanische Unternehmen Hyperice sogenannte Recovery-Produkte. Wenn man sich die verschiedenen Produkte anschaut, sieht man vieles – nur kein Eis.

Nicolas Schwartz: Es fing aber mit Eis an. Anthony Katz, ein Highschool-Lehrer aus Los Angeles, bemerkte um das Jahr 2007, dass viele Basketballspieler aus der Profiliga NBA ihre Knie mit Eis kühlten, sobald sie auf der Bank saßen. Diese Beutel waren jedoch mehr schlecht als recht um die Gelenke gewickelt. Es sah alles andere als professionell aus. Katz kam auf die Idee, dass man auch die Ärmel von Neoprenanzügen mit Eis auffüllen und wie eine kalte Kompresse über das Knie stülpen könnte. Diesen Einfall hat er über den Mittelsmann Kobe Bryant vorschlagen dürfen.

#BeatYesterday.org: Dem Kobe Bryant?

Nicolas: Ja, dem Kobe Bryant. Der war damals schon eine Ikone bei den Los Angeles Lakers, ein Basketball-Superstar. Trotz seiner Popularität interessierte er sich für die Idee des kleinen Gründers. Den Ansatz fand er gut. Bryant war einer der ersten Spieler, die exzessiv auf das Icing vertrauten und nach professionelleren Lösungen suchten. Katz tüftelte mit Bryants Unterstützung weiter, und weil Kobe damals Schuhe trug, die Hyperdunk hießen, nannte er das Unternehmen Hyperice. Kurz darauf unterstützten auch andere US-Sportstars das Projekt.

#BeatYesterday.org: Nicolas, du warst selbst Basketballer auf professionellem Niveau. Wieso icen Sportler*innen ihre Gelenke?

Nicolas: Früher wurden Blessuren nach der PECH-Regel behandelt. Das bedeutete: Pause, Eis, Compression, Hochlagern. Eis kann bei Verletzungen abschwellend wirken, die Durchblutung anregen, Entzündungen hemmen, Schmerzen lindern und so die Regeneration beschleunigen. Deshalb setzen sich manche Sportler*innen in die Eistonne oder Kältekammer.

Mann nutzt Unterdruck zur Regeneration
Perkussionen, Wärme, Vibrationen oder die bei der Normatec-Serie mit Druck: Gerade Sportprofis profitieren von unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten. © Hyperice

#BeatYesterday.org: Wenn das mit dem Eis so gut funktioniert, warum arbeitet ihr zusätzlich mit verschiedenen Ansätzen – mit Perkussionen, dynamischer Luftkompression und Wärme?

Nicolas: Eis hilft immer dann, wenn es ein Trauma gab, also ein Gelenk oder ein Muskel einen Schlag abbekommen hat, wenn Bänderverletzungen oder Faserrisse vorliegen. Doch ganz oft ist die Muskulatur eben nicht stark verletzt, sondern nur überreizt, verspannt, müde. Da hilft Eis nicht so effektiv wie eine gezielte Behandlung mit beispielsweise einer Hypervolt-Massagepistole.

#BeatYesterday.org: Hypervolt-Massagepistole. Klingt ein bisschen irre. Oder?

Nicolas: Sie erinnert optisch an eine Pistole. Manche vergleichen das Gerät eher mit einem Föhn oder einem Schlagbohrer. Tatsächlich kann sie bis zu 3.200 Perkussionen pro Minute, also kurze, gedämpfte Schläge abgeben. Das aktiviert die Muskulatur. Sie wird dadurch nicht nur gelockert, sondern auch besser durchblutet. Verkrampfungen lassen sich rasch lösen. Andere Hyperice-Geräte arbeiten stärker mit Druck und Wärme. Der Effekt ist überall sehr ähnlich: Die Regeneration wird beschleunigt, Muskelschmerzen und Verspannungen klingen ab. Die meisten Geräte wirken auch vorbeugend. Athlet*innen können schneller wieder Maximalleistungen erbringen und brauchen zwischen den Trainings kürzere Pausen.

Frau lockert ihre Beinmuskulatur mit einer Hyperice Massagepistole
Mithilfe einer App können Sportler*innen ihre Behandlungsroutinen steuern. © Hyperice

#BeatYesterday.org: Hyperice, der Pionier, ist längst nicht mehr alleine auf dem Markt. Mittlerweile bieten viele Unternehmen ähnliche Geräte an. Was unterscheidet euch von der Konkurrenz?

Nicolas: Unsere Produkte zeichnen sich nicht nur durch Qualität und ergonomisches Design aus, sondern sind vor allem benutzerfreundlich bedienbar. Wir sorgen dafür, dass die Benutzer*innen die Geräte möglichst effektiv anwenden können. Die Hypervolt-Geräte sind via Bluetooth mit unserer Hyperice-App verbunden. Die Software führt die Benutzer*innen durch individuelle Regeneration-Routinen. Sie zeigt auf dem Handydisplay an, wie lange – beispielsweise – wir das Hypervolt-Gerät auf einem bestimmten Muskel anwenden müssen, damit der Effekt ideal ist.

#BeatYesterday.org: Woher will die App wissen, was gut für einen menschlichen Muskel ist?

Nicolas: Die Anwender*innen können in der App manuell angeben, was für ein Training sie soeben absolviert haben. Oder besser und noch einfacher: Sie können ihre Garmin-Smartwatch mit der Hyperice-App verbinden. Mithilfe der Fitnessdaten, die die Uhr trackt, erkennt die Software, wie stark die zuvor abgeschlossene Belastung für den Körper war und welche Muskelstränge behandelt werden sollten. Durch das Feedback der Anwender*innen sowie den Nutzungsdaten wie der Anwendungsdauer lernt die künstliche Intelligenz hinter der App, welche Routinen die Nutzer*innen als hilfreich wahrnehmen und welche sie ablehnen. Mit jeder Anwendung verbessern die Geräte ganz von selbst die Behandlungsqualität. Das ist das klare Alleinstellungsmerkmal von Hyperice.

Frau checkt mit der Hyperice App, welche Anwendung zur Regeneration in ihrem Fall empfohlen wird
Nutzer*innen von Garmin-Uhren haben einen großen Vorteil: Sie können die Smartwatch mit der Hyperice-App koppeln und so die Behandlungsqualität optimieren. © Hyperice

#BeatYesterday.org: Sportler*innen lassen ihre Gliedmaßen nicht nur nach Wettkämpfen auflockern. Viele Physiotherapeut*innen helfen auch vor und während einer Belastung.

Nicolas: Hyperice-Geräte können die Sportler*innen genauso vor oder während eines Wettkampfes nutzen. Mit ihnen können sie vor einem Lauf die Muskulatur aufwärmen oder auflockern, zum Beispiel die Waden und Fußsohlen. Unsere Geräte ersetzen nicht das Stretching und das Aufwärmen, aber sie ermöglichen es uns, einzelne Körperbereiche sehr gezielt auf die nahende Belastung vorbereiten.

#BeatYesterday.org: Für viele aktive Sportler*innen, die eben keine Profis sind, ist die Zeit ein wichtiger Faktor. Bleibt überhaupt genug Luft für eine Perkussions-Behandlung, egal ob sie vor, nach und während des Trainings stattfindet?

Nicolas: Die Dauer der Anwendung unterscheidet sich je nach Zeitpunkt und Zweck der Behandlung stark. Athlet*innen können Routinen, die dazu da sind, ein Training vorzubereiten, in zwei bis fünf Minuten abschließen. Die Zeit sollte sich jeder ohnehin vor einem Training zum Aufwärmen und Dehnen nehmen. Was wichtig ist: Ohne die Anbindung zur App ist es schwierig, die Abläufe richtig und zeitlich effektiv durchzuführen. Die Geräte sollten nicht nur vieles können, sondern wir müssen die Menschen so befähigen, dass sie das Potenzial der Technik ausnutzen können.

#BeatYesterday.org: Bisher genügten die Hände von Physiotherapeut*innen.

Nicolas: Wir wollen Physios nicht ersetzen. Das Know-how dieser Spezialist*innen ist sehr oft entscheidend dafür, das wir Verletzungen rechtzeitig erkennen und behandeln. Wir sehen unsere innovativen Produkte daher als Werkzeuge, mit denen Physiotherapeut*innen noch effektiver mit ihren Patient*innen arbeiten können. Auch wollen wir mit der Hyperice-Technik die Regenerationsbehandlungen für alle zugänglicher machen. Viele stehen Muskelschmerzen erst mal durch oder schlucken Schmerzmittel, ehe sie ärztliche oder therapeutische Hilfe aufsuchen. Dazu haben viele schlicht nicht die Zeit oder das Geld, sich nach jedem harten Training auf die Massagebank zu legen.

Frau rollt eine Faszienrolle über ihren Oberschenkel
Wo und wie lange Benutzer*innen ein Gerät anwenden müssen, erfahren sie über eine App. © Hyperice

#BeatYesterday.org: Wie überzeugt ihr diejenigen, die hinter den immer neuen Sport-Gadgets vor allem heiße Luft vermuten und den Nutzen der Geräte stark anzweifeln?

Nicolas: Dass Menschen skeptisch sind und unbekannten Technologien vorsichtig begegnen, ist nicht überraschend. Das ist menschlich. Uns hilft, dass seit Jahren Hochleistungssportler*innen auf unsere Produkte vertrauen. Manchmal sieht man im Fernsehen, wie beispielsweise Fußballer*innen auf der Ersatzbank unsere Venom-Rückengürtel nutzen. Sie lockern mit den Geräten ihre Rumpfmuskulatur durch Wärme und Vibrationen. Im US-Sport vertrauen mittlerweile 97 Prozent der professionellen Teams aus Football, Fußball, Basketball, Baseball und Eishockey auf Hyperice. Besonders in den US-Ligen mit einer hohen Belastung und vielen Spielen in kurzer Zeit wird das Thema Regeneration sehr ernst genommen. Dass die Besten der Welt, die von ihrer Fitness leben und ihren Körper als Kapital ansehen müssen, auf unsere Produkte vertrauen, sorgt dafür, dass auch Freizeitsportler*innen ein positives Gefühl bei Hyperice-Produkten haben.

#BeatYesterday.org: Wir haben bisher vor allem über Sport gesprochen. Doch können die Produkte auch Menschen unterstützen, die krank sind oder unter chronischen Problemen wie Bandscheibenvorfällen leiden?

Nicolas: Mein Vater ist über sechzig und hat sich vor Kurzem ein Gerät aus der Normatec-Serie für seine Hüfte besorgt. Nach den Anwendungen fühlt er sich geschmeidiger und besser. Am Ende ist es egal, warum sich Muskeln verkrampfen und Faszien verhärten. Ob bei Sportler*innen mit Muskelkater oder Schmerzpatienten, bei denen sich die Muskulatur durch die fortwährende Schonhaltung verspannt – das macht für unsere Geräte keinen Unterschied.

Über Nicolas Schwartz


Nicolas Schwartz spielte früher Basketball und wechselte nach seiner Laufbahn ins Sportbusiness. Jahrelang arbeitete er für den Sportbekleidungshersteller Under Armour. Nun möchte er Hyperice-Geräte in Deutschland etablieren und dafür sorgen, dass auch Freizeitsportler*innen auf hohem Niveau regenerieren können.

Nicolas Schwartz
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