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Erlebnis Reiten: Wie aus einem Ausflug ein Abenteuer wird

Ausritte durch die Weite Mecklenburgs schenken dem Argentinier Amancio Mendiondo ein Gefühl von Heimat, seinen Kundinnen und Kunden Abenteuer. Wie Mehrtagestouren zum Wohl von Mensch und Tier gelingen.

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Selbstbewusst, lässig und frei. Wie ein Gaucho reitet Amancio Mendiondo über endlose Weiden in Mecklenburg-Vorpommern. Auf dem Rücken seiner argentinischen Criollos fühlt er sich fast wie in Südamerika.

Seinen Bezug zu Natur und Tieren hat Amancio aus seiner Heimat mitgebracht. Der 44-Jährige wuchs in Santa Fe, in Zentralargentinien auf. Heute lebt er seine Leidenschaft für Rinder und Pferde auf dem Gut Dalwitz unweit von Rostock und Ostsee aus. Auf Mehrtagesausritten teilt Amancio sein Wissen um die Gauchokultur, die Pferde und die Natur. Ein südamerikanisches Abenteuer unweit der Ostsee.

Was Reitfans bei Mehrtagestouren beachten müssen und was Mecklenburg-Vorpommern mit Argentinien gemeinsam hat – das erzählt Amancio im Interview.

Gruppe reitet in der Natur in San Luis
Gauchos reiten durch die argentinische Pampa. © Cavalan

#BeatYesterday.org: Du bist in der argentinischen Pampa aufgewachsen. Erzähl.

Amancio Mendiondo: Meine Familie bewirtschaftet seit Generationen eine Farm. Wir betreiben Ackerbau und eine kleine Rinderzucht mit mehr als 300 Tieren. Das haben wir schon gemacht, als es das Land Argentinien noch gar nicht gab. Bevor ich laufen konnte, saß ich auf dem Pferd. Wer hier Rinder züchtet, arbeitet die ganze Zeit mit Pferden.

#BeatYesterday.org: Was bedeutet Reiten für dich und die Region?

Amancio: Alles, was mit Rinderzucht zu tun hat, hat mit Pferdezucht zu tun. Wir leben die Gaucho-Kultur. Gauchos sind die Cowboys von Argentinien. Ich bin mit der Tradition eng verbunden. Dazu gehören die folklorische Musik und unsere Tänze. Und das Leben mit den Pferden und den Rindern auf weiten Flächen. Das ist „a way of life“. Wenn ich in Deutschland bin, kann ich die Verbindung zu Argentinien über das Reiten wahren.

#BeatYesterday.org: Die Ausflüge verbringt ihr auf Criollo-Pferden. Was macht diese Tiere so besonders?

Amancio: Das Gut Dalwitz züchtet diese Pferde seit rund 20 Jahren. Die Rasse der Criollos ist in Argentinien und Uruguay entstanden. Das sind die Nachkommen der Pferde, mit denen die Spanierinnen und Spanier nach Südamerika kamen.

Criollos sind robust und pflegeleicht. Sie sind an das Draußensein gewöhnt und das bei allen Wetterbedingungen. Sie eignen sich gut für die Arbeit mit Rindern. Sie brauchen fast nie einen Tierarzt. In einem Land wie Argentinien ist diese Unempfindlichkeit notwendig. Man ist sehr weit weg von allem. Es ist wichtig, dass das Pferd unterwegs keine Probleme bekommt.

Amancio geht mit seinen Pferden spazieren
Amancio Mendiondo reitet in traditioneller Tracht. © Cavalan

#BeatYesterday.org: Wie unterscheiden sich die Ausritte in der Natur Mecklenburg-Vorpommerns von jenen in Argentinien?

Amancio: In beiden Fällen reite ich mit ähnlichen Pferden und ähnlicher Ausrüstung aus. Alles kommt aus der Gaucho-Tradition. Die Ausritte in Argentinien sind wilder als in Mecklenburg. Obwohl: Mecklenburg ist wild für Deutschland (lacht). Aber es ist nicht vergleichbar mit Patagonien. Auch die Gaucho-Kultur ist in Argentinien viel spürbarer. Meinen Gruppen in Deutschland möchte ich diese näherbringen. Oft singe ich abends für sie mit der Gitarre. Das ist in Argentinien weit verbreitet.

#BeatYesterday.org: Wie läuft ein Mehrtagesausritt mit dir ab?

Amancio: Bei uns in Mecklenburg kann man einen Platz für zwei, drei oder vier Tage buchen. Abends übernachten die Gäste in einer Estancia auf unserem Gut. Mindestens vier, maximal zehn Leute kommen mit. Wir gestalten den Ausflug so wie wir ihn in Argentinien unternehmen würden. Die Gäste sollen alles mitmachen. Morgens satteln wir die Tiere. Dann zeige ich ihnen, wie die Sättel aus Argentinien und Uruguay funktionieren.

Wir reiten mehrere Stunden. Der Ausritt führt durch schöne Landschaften. Wir nutzen keine Reitwege, sondern ziehen über Weiden, durch Wälder, durch Matsch. Ich will den Weg abenteuerlich gestalten. Wir begegnen Rindern, wir begegnen anderen Pferden, die auf der Koppel grasen. Wir sehen Wild. Rehe, Wildschweine, Seeadler, Kraniche.

An einem abgesprochenen Ort wird uns mit dem Auto ein Picknick gebracht. Wir grillen, trinken und verbringen viel Zeit in „the middle of nowhere“. Das ist wunderschön. Erst abends kehren wir zurück.

#BeatYesterday.org: Planst du die Route immer vor?

Amancio: Ich habe immer ein paar Varianten parat. Inzwischen kenne ich alle Wege, die es im Umland gibt. Ich entscheide nach den aktuellen Bedingungen. Manchmal können wir bestimmte Äcker nicht betreten, dann muss ich die Route anpassen. Wenn die Leute Lust haben und üben wollen, arbeiten wir mit den Rindern. Sie lernen, wie man sie mit dem Pferd sammelt und von A nach B bringt.

#BeatYesterday.org: Was macht einen Mehrtagesausritt im Vergleich zu kurzen Ausritten so besonders?

Amancio: Die Menschen bauen Vertrauen zum Pferd auf. Die Teilnehmenden entwickeln eine Beziehung miteinander, die man an einem halben Tag eigentlich nicht entwickeln kann. Es geht nicht nur um das Reiten, sondern um die Verbindung zwischen den Menschen – zu den anderen Gästen, zu mir. Je länger wir unterwegs sind, umso mehr fühlen wir uns zuhause. Und das ist schön.

Gruppe beim Ausritt im Nebel
Mecklenburg ist das Patagonien Deutschlands. Zumindest ein bisschen. © Cavalan

#BeatYesterday.org: Auf was müssen sich erfahrene Reitende einstellen?

Amancio: Am Anfang ist es ein bisschen kompliziert, weil sich Gaucho-Sättel wirklich von anderen unterscheiden. Nach ein paar Tagen gewöhnen sich die Reitenden an den Sattel. Der Sattel wird nicht mit einem Gurt befestigt, sondern mit Lederriemen umwickelt. Außerdem besteht er aus mehreren Schichten und einem Schafsfell. Das ist sehr bequem.

Auch die Reittechnik ist neu. Wir reiten im Jog. Im Spanischen heißt das trotecito. Das ist eine Mischung aus Schritt und Trab. An diese Gangart müssen sich die Gäste gewöhnen. Viele sind zu stark auf den Stil fixiert. Ich sage dann immer: “relax, enjoy it!” Es geht um das Genießen. Und irgendwann können das alle. Plötzlich ist Reiten ein Gefühl.

#BeatYesterday.org: Ihr habt bei den Ausritten durch die Landschaft den Luxus, dass ein Auto das Picknick bringt. Wie seid ihr sonst ausgestattet?

Amancio: Wir haben wenig dabei. Es gibt immer wieder Leute, die Sachen mitnehmen wollen. Ich rate davon ab. Ohne Gepäck fühlen wir uns freier. Wenn wir einen Trail über sechs Tage in Argentinien machen, dann ist das eine andere Sache. Dann reiten wir durch die Berge, können sowieso nicht galoppieren.

#BeatYesterday.org: Auf den Ausritten bewegt ihr euch fernab vom Schuss. Wie steht es um die Sicherheit?

Amancio: Die Wahrscheinlichkeit, dass in Mecklenburg-Vorpommern etwas passiert, ist sehr gering. Wir reiten häufig auf Weiden. Wer runterfällt, landet weich. Ich habe immer mein Handy dabei und wir sind nie weit entfernt von der Infrastruktur. Einmal fiel eine Reiterin vom Pferd und brach sich das Schlüsselbein. Ihr ging es halbwegs gut, aber sie konnte nicht weiterreiten. Nach zwanzig Minuten war ein Krankenwagen da, kurz darauf kam der Hubschrauber. In Patagonien ist es eine andere Sache. Da ist nichts in der Nähe. Bis ein Hubschrauber ankommt, kann das lange dauern.

Auch auf dem Pferd sicher mit Garmin unterwegs

Notfallbenachrichtigung auf Garmin Venu 2s
© Garmin

Du reitest ohne einen professionellen Guide wie Amancio durch die Wildnis, womöglich alleine? Auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist: Selbst in Mecklenburg-Vorpommern kann etwas passieren. Smartwatches von Garmin können mittlerweile potenzielle Unfälle erkennen. Im Ernstfall senden die Uhren mithilfe eines gekoppelten Handys automatisch Benachrichtigungen an deine Kontaktpersonen. Zugleich teilen die Geräte deine aktuellen GPS-Koordinaten.

Mit einem inReach von Garmin kannst du auch in Gegenden ohne Handyempfang mit Rettungskräften kommunizieren. Über moderne Satellitensysteme bleibst du dank des inReachs weltweit in Kontakt mit der Zivilisation.

#BeatYesterday.org: Du bist in freier Natur unterwegs, musst viel beachten. Das Wohl der Tiere und das der Menschen. Wie ist das für dich?

Amancio: Ich mag den Trubel. Es ist aber problematisch, wenn die Reitenden unerfahren sind und das Pferd nicht unter Kontrolle haben. Manchmal kommen selbst die erfahrene Gäste nicht mit einem Pferd klar. Irgendwas ist immer.

Das Schlimmste sind im Sommer die Bremsen. Die machen die Pferde und die Leute verrückt. Da muss ich die Teilnehmenden beruhigen. Man darf sich nicht stressen, man darf das Pferd nicht stressen. Das muss ich vorleben.

#BeatYesterday.org: Wie plant man selber einen Mehrtagesausritt?

Amancio: In Argentinien reiten wir meistens, um Rinder von A nach B zu bringen. Manchmal reiten wir auch Trails. Wer Spaß will, sollte die Route vorher planen. Man muss darauf achten, dass das Pferd im Gelände klar kommt. Häufig sind die Tiere nicht dafür trainiert. Auch die Wetterbedingungen sind wichtig. Bei einem längeren Trail braucht es Zelte und Proviant.

#BeatYesterday.org: Ab wann können Interessierte überhaupt so einen Ausritt ohne Guide machen?

Amancio: Wenn absolutes Vertrauen zum Reiten und zum Pferd da ist. Man muss wissen, ob man unterwegs anderen Tieren begegnet und wie man mit denen umgeht. Die Criollos kommen mit allem klar. Doch Pferde, die in einer Box leben, kennen die Wildnis nicht.

Ratgeber-Box: Die wichtigsten Tipps von Amancio

Worauf sollten Interessierte bei der Buchung eines Mehrtagesausritts achten?

Amancio: Auf die Pferde schauen. Kommen die im Gelände klar? Auch die Guides sind wichtig. Sie müssen die Gegend kennen und sollten nett sein. Es geht um den Austausch. Das Reiten ist ein Medium, um sich mit den Mitmenschen und der Landschaft zu verbinden.

Wie erkennen Reisende, ob die Pferde beim Anbieter gut behandelt werden?

Amancio: Das erkennt man leider erst, wenn man schon dort ist. Auf einer Website wird nichts Schlechtes stehen.

Wie lang sollte eine Etappe maximal sein?

Amancio: Das ist ganz unterschiedlich. Für das Pferd ist es okay, wenn es länger langsam geritten wird. Man muss schauen: Woran sind Tier und Mensch gewöhnt? Wie ist das Terrain? Berge, Steine und Matsch machen eine Strecke anstrengender.

Was kostet ein vernünftiger Mehrtagesausflug?

Amancio: Bei uns kostet der Ausritt pro Tag 160 Euro. Dazu kommen Unterkunft und Verpflegung. Die Preise sind von Hof zu Hof unterschiedlich. In Argentinien kann man sogar bis zu 800 Euro pro Tag bezahlen!

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