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Finding Neverland: Mit „The Piggy” durch den Norden

Litauen, Norwegen, Island. Maia und Lennart reisen ungewollt durch den Norden Europas, um nach Afrika zu gelangen. Ein Gastbeitrag in Bildern über die Liebe zu Nadelwäldern und rauer Natur.

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Maia und Lennart mussten umplanen, noch bevor sie überhaupt in ihr großes Abenteuer starten konnten. Corona machte es notwendig. Statt wie ursprünglich geplant von der Schweiz über Israel nach Afrika zu reisen, brachen sie zunächst in Richtung Norden auf.

Überhaupt ist beiden klar: Flexibilität ist in der Corona-Zeit mehr denn je gefragt. Es ist beiden bewusst, dass sie auf dieser Reise noch wachsamer als sonst sein müssen. Jederzeit könnte es in einem Gebiet zu einem Ausbruch und zu Quarantänemaßnahmen kommen.

Maia und Lennart haben im Vorfeld viel und lange darüber diskutiert, ob es Corona-bedingt überhaupt zu verantworten ist, zu reisen. Ihre Antwort: „Ja. Corona ist ein ernstes Thema, aber kein Grund für Panik und andauernde Angst. Wir werden uns auf unserer Reise verantwortungsvoll verhalten.“

Und so brachen sie auf – ihre positive Einstellung, Flexibilität und Verantwortung im Gepäck sowie Maskottchen „The Piggy“ auf dem Soziussitz. Von ihrem Roadtrip durch Europa erzählen die Biker im Folgenden in elf Bildern.

Finding Neverland bedeutet, sich auf Abenteuer einzulassen, sich eine kindliche Unbeschwertheit zu bewahren, die Welt ohne Vorurteile zu sehen. Genau das wollen Maia und Lennart erleben. Das Schweizer Paar tourt mit seinen Motorrädern quer durch Europa bis nach Afrika. 26.000 Kilometer in vier Monaten. Ihr großes Ziel: Kapstadt in Südafrika. Auf #BeatYesterday.org berichten sie von ihrer Reise.

Ein Stück Schweiz auf dem Soziussitz: „The Piggy“

Piggy Glücksbringer auf einem Motorrad
„The Piggy” ist der treue Begleiter von Maia und Lennart – und ein Türöffner. © Lennart Andreas

Nahezu alles, was wir bei uns haben, muss einen Zweck erfüllen und praktikabel sein, sonst ist es in unserem Gepäck überflüssig. Akribisch planten wir vor der Abfahrt, wogen ab. Was brauchen wir wirklich? Worauf können wir verzichten? „The Piggy“ musste mit – als Erinnerung, als Teil von unserem Zuhause. Wenn wir jeden Tag an einem fremden Ort schlafen, schenkt „The Piggy“ uns am Abend das Gefühl von Vertrautheit.

Inzwischen hat sich herausgestellt, dass The Piggy viele Fans hat. Er wird fotografiert, auf der Autobahn aus vorbeifahrenden Autos bejubelt und freudig gegrüßt. Auf Island erhielt The Piggy sogar einen eigens für ihn gestrickten Pullover mit passendem Mützchen. Damit ist The Piggy der perfekte Eisbrecher. Vielfach werden wir bereits aufgrund der Motorräder spontan von Fremden angesprochen. Wer sich dann aber doch nicht für die Motorräder begeistern kann, muss spätestens beim Anblick von The Piggy schmunzeln und will mehr über uns erfahren. Aber wir beginnen von vorn im ersten Land, das wir durchfuhren.

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Deutschland: Aufbruch nach Norden

Felder und einsame Straßen in Deutschland
Felder und einsame Straßen im deutschen Hinterland. © Lennart Andreas

Auf bekannten Schweizer Wegen starten wir in unser Abenteuer. Aus einem großen Ziel sind inzwischen viele kleine Zwischenziele geworden. Der Grund: Wir können nicht sicher sein, wohin wir in den kommenden Wochen reisen dürfen oder wo Grenzen geschlossen werden. So hatten wir uns das ursprünglich nicht vorgestellt. Auch nicht, dass wir in Richtung Norden aufbrechen würden. Aber wir sind unterwegs, raus aus der Schweiz, in Deutschland. Und wir sind fest entschlossen, uns im Kopf nicht aufhalten zu lassen.

Tschechien: im Transit-Modus

Maia vor einem Monument in Tschechien
Die beiden Reisenden wissen nicht, was sie da vor sich haben. Das Monument ähnelt dem englischen Stonehenge. © Lennart Andreas

Noch etwas im Transit-Modus fahren wir durch Tschechien. Entlang der Straße erblicken wir beidseitig dieses Monument. Es wirkt auf uns wie eine jüngere Version von Stonehenge in England. Bis heute fragen wir uns, was wir da eigentlich gesehen haben. Tschechien hätte definitiv mehr unserer Aufmerksamkeit verdient, doch wir wollen zu diesem Zeitpunkt der Reise schnellstmöglich größeren Abstand zur Heimat gewinnen.

Polen: Gastfreundschaft offroad

Bekanntschaft Martha und Lukas machen ein Selfie mit Maia in Polen
Martha und Lukazs: Es wird nicht die letzte Bekanntschaft auf Reisen bleiben. © Lennart Andreas

Wir müssen Polen leider viel zu schnell durchqueren. Es zeichnet sich ab, dass Litauen die Grenze zu Polen in wenigen Tagen schließen will. Grund dafür sind die steigenden Infektionszahlen mit Covid-19. Dank Martha und Lukazs, selbst Weltreisende auf zwei Rädern, genießen wir die kurze Zeit aber sehr. Sie sind die ersten fremden Menschen – wir haben uns über Instagram kennengelernt – die uns trotz dieser verrückten, durch Unsicherheit geprägten Zeit herzlich bei sich zu Hause aufnehmen. Glücklicherweise sollten sie nicht die Letzten sein. Inzwischen haben wir unzählige solcher Homestays in fast jedem Land genießen dürfen. Wir werden jedes Mal mit lokalen Spezialitäten verwöhnt, um spannende Eindrücke und Gespräche bereichert und mit unverhoffter Gastfreundschaft überrascht.

In Polen wagen wir die Fahrt über den TET, den Trans Europe Trail. Eine Route, die landschaftlich schön verläuft und häufig nicht geteert ist. So können wir gleich zu Beginn der Reise unsere Offroad-Fähigkeiten ausbauen.

Litauen: endlose Wälder

Zelt und Motorräder stehen in Litauen unter einem Sternenhimmel
Der Himmel über dem Nylondach von Maia und Lennart ist beeindruckend. © Lennart Andreas

Hier fängt die Reise für uns so richtig an. Wir entkommen den stark besiedelten Teilen Europas immer mehr, genießen die ersten langen Fahrten entlang der Wälder Litauens. Wir bestaunen die Farmhäuser auf weitläufigen Grundstücken, ein jedes bis heute mit dem eigenen Brunnen versehen. So macht uns auch das Campen Freude. Selbst die Campingplätze sind weitläufig und jetzt im Herbst angenehm ruhig.

Wer weiß, dass wir bei unserer Reise das gesamte Gepäck hinsichtlich des Gewichts und Volumens stark reduziert haben, mag sich wundern, weshalb wir ein so großes Zelt dabei haben. Eine Ausnahme, die sich für uns lohnt. Da wir das Zelt während der halbjährigen Reise viel nutzen wollen und müssen, macht der Extraplatz den entscheidenden Unterschied. Dadurch genießen wir selbst an regnerischen Tagen etwas Komfort und können uns besser ausruhen.

Lettland: atemberaubender Ausblick

Maia und Lennart stehen in Lettland an der Küste und schauen auf das Meer
Aufwachen an unberührten, menschenleeren Plätzen. Das lieben die Abenteurer. © Lennart Andreas

Die erste Nacht Wildcamping – und wieder einen Schritt weiter heraus aus der einstigen Komfortzone. Unser Garmin zūmo XT verfügt über die iOverlander-Funktion. So ist es ein Leichtes für uns, tolle Spots wie diesen zu finden. Es ist wunderbar, den Tag mit einem atemberaubenden Ausblick zu beginnen. Überhaupt gefällt uns Lettland sehr. Wobei wir vom noch schlecht ausgebauten Straßennetz überrascht sind. Mit so vielen ungeteerten Straßen hatten wir innerhalb Europas gar nicht mehr gerechnet.

Tipp von Maia und Lennart für den perfekten Begleiter

Ein guter Schlafplatz? Die nächste Werkstatt? Was gibt es beim nächsten Grenzübergang zu beachten? Wo gibt es interessante Sehenswürdigkeiten? Die Antworten gibt dir iOverlander (Android | iOS). Der Dienst ist im zūmo XT von Garmin bereits integriert. Die Bedienung ist intuitiv: Stellplätze, Hotels, Tankstellen, Werkstätten, medizinische Versorgung, Grenzformalitäten, Botschaften und Warnhinweise findest du schnell. Nutzer können Informationen und Erfahrungen teilen. So wächst die Zahl der schönen Übernachtungsmöglichkeiten, guten Werkstätten und markierten Grenzkontrollen stetig.

Estland: Willkommen auf „Corona-Island“

Maia entspannt im Hängesessel vor ihrem Motorrad in Estland
Zwischendurch nehmen die beiden sich Zeit. Manchmal auch mehr als gedacht, wie hier in Estland. © Lennart Andreas

Wir erfahren erst von einer lieben Gastgeberin auf einem wunderschönen Campingplatz, dass die Medien Saaremaa schnell zu „Corona-Island” tauften. Innerhalb kürzester Zeit wurden auf der Insel mehr als 500 der 30.000 Einwohner positiv getestet. Bei unserer Ankunft ist von diesem Ausnahmezustand nichts mehr zu spüren. Einzig die geringe Zahl an Touristen ist – wie überall, wo wir derzeit hinkommen – sehr eindrücklich. Wir nehmen uns für diese Insel auch etwas mehr Zeit, als ursprünglich gedacht. Dann geht es für uns weiter nach Tallinn.

Finnland: wilder Norden

Lange Sandstraße in Finnland
Kilometerweit schneiden sich die Straßen durch den finnischen Tannenwald. Wie mit dem Lineal gezogen. © Lennart Andreas

Finnland ist berühmt für seine endlos langen Straßen durch dichte Wälder. Obwohl wir als Motorradfahrer kurvige Straßen lieben, ist diese Landschaft eine wunderbare Abwechslung. Finnland bietet sich mit seiner scheinbar unberührten Natur auch bestens für Wildcamping an – sofern man bereit ist, sich dem Kampf gegen Mücken zu stellen. Das „Land der tausend Seen“ ist ein Traum für Reisende, wenn es um kostenlose Unterkünfte und offene Hütten in der Wildnis geht. Es gibt etliche Schlafplätze, die über das ganze Land in allen Formen und Größen verteilt sind. Die Laavu oder „lean-to shelter” sind am weitesten verbreitet. Die Hütte ist meist dreiseitig geschlossen, wobei eine Seite zu einer Feuerstelle hin offen ist. Für uns ein schönes Erlebnis, so zu übernachten.

Im Norden Finnlands dürfen wir sogar miterleben, wie die Sami ihre Rentierherden zusammentreiben. Für uns ein spannendes Schauspiel, bei dem schon die Kleinen mit anpacken und Quad fahren, als wäre es kinderleicht.

Am Nordkap: Start zum Südkap

Lennart und Maia hängen sich fröhlich an das Nordcap Schild.
Der nördlichste Punkt Europas. Maia und Lennart sind da, können es kaum glauben. © Lennart Andreas

Wer hätte das gedacht. Da planen wir eine Reise nach Südafrika und stehen jetzt am Nordkap. Natürlich sind wir zu diesem Zeitpunkt bereits einige Zeit unterwegs, doch für uns fühlt es sich tatsächlich plötzlich an, dass wir hier sind. Die Entscheidung, zunächst nördlich zu fahren, fiel nur eine Woche vor Abfahrt. Alles passierte so schnell und unsere Bikes trugen uns immer ein wenig schneller voran, als wir es mental überhaupt verarbeiten konnten. Die Freude, das Nordkap zu erreichen, ist dennoch ungetrübt. Begleitet von einem malerischen Sonnenuntergang fahren wir die letzten Kilometer hinauf. Ab hier geht es für uns nur noch Richtung Süden.

Norwegen: unter dem Regenbogen

Maia fährt mit ihrem Motorrad durch Norwegen und hinter ihr ist ein Regenbogen am Himmel zu sehen
Maia fährt durch einen perfekt gespannten Regenbogen hindurch. Unzählige konnten die beiden im nasskalten Norden bestaunen. © Lennart Andreas

In Norwegen, insbesondere auf den Lofoten, lernen wir schnell, was wechselhaftes Wetter bedeutet. Regen und Sonne wechseln sich im Minutentakt ab. Was auf dem Motorrad zunächst nervig scheint, gefällt uns. Denn wo Regen und Sonne aufeinandertreffen, da entstehen wunderbare Regenbögen. Selten haben wir so viele bunte Schauspiele an einem Tag bestaunen dürfen. Die Intensität eines dieser Naturwunder rührte mich gar zu Tränen.

Unsere knappen Vorbereitungen kurz vor Abreise bringen es dann auch mit sich, dass wir Norwegen unterschätzen. Während der gut zwei Wochen, die wir hier verbringen, müssen wir immer wieder feststellen, dass wir einfach nicht genug Zeit haben, um alles zu erkunden. Also lassen wir einige Teile Norwegens ganz aus. So können wir das, was wir sehen, ohne Eile erfahren. Wir werden aber definitiv noch einmal nach Norwegen reisen.

Eines sollte man sich immer wieder in Erinnerung rufen, wenn man durch Norwegen fährt: Die Rentiere hier bevorzugen es, genau dann auf die Straße zu laufen, sobald man an ihnen vorbei fahren möchte.

Island: schroffe Gegensätze

Maia fährt auf Island und hinter ihr kommt Rauch aus Vulkanen
Heißer Dampf schießt aus dem Boden. Die Erde ist schwarz, als käme sie direkt aus der Hölle. Island müsse man erleben, sagen die beiden. © Lennart Andreas

Island kann man nur schwer beschreiben oder auf Bildern festhalten. Island muss man erleben. So atemberaubend schön die Natur hier ist, so gnadenlos kann sie auch sein. Die Elemente lehren uns, dass es sich nicht lohnt, an Plänen festzuhalten. Wenn man Island genießen möchte, nimmt man die Umstände an, wie sie sind, und macht das Beste daraus. So ist das Wetter kaum verlässlich vorhersagbar. Niemand kann garantieren, ob und wo man die Polarlichter sehen wird. Unerwarteter Schneefall oder starker Regen können Straßen unpassierbar machen. Wir lieben das. Schnell geben wir unsere Pläne auf und genießen alles, was Island uns zu offenbaren bereit ist.

Spätestens in der schroffen isländischen Natur realisieren wir, wie gut unsere Entscheidung war, die Reise nicht aufgrund von Covid-19 abzusagen, die Route zu ändern, flexibel zu bleiben. Wir müssen immer wieder kleinere Hürden bewältigen, wie zum Beispiel die Kosten der erforderlichen Corona-Tests und eine sechstägige Quarantäne. Aber das ist es uns absolut wert.

Es sind die Gegensätze von Feuer und Eis, hell und dunkel. Island überrascht uns immer wieder aufs Neue: Ein Wunder der Natur, welches uns einmal dermaßen überwältigt, dass es uns die Tränen in die Augen treibt. Ein Anblick, der sich auf Fotos nicht einfangen lässt, vergleichbar mit dem Gefühl einer Symphonie, die den ganzen Körper durchströmt.

Und wie geht es jetzt weiter? Maia und Lennart werden entweder von den Niederlanden oder von England aus mit den Motorrädern nach Kenia fliegen, um von dort aus ihre ursprüngliche Tour bis nach Südafrika fortzusetzen. Flexibilität wird weiterhin gefragt sein. Wie es ihnen auf ihrer Reise ergeht, erzählen sie auf #BeatYesterday.org.

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