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EM 2018 – So gehen Deutschlands Top-Athleten mit der Hitze um

Höchstleistungen trotz Höchsttemperaturen – eine der größten Herausforderungen während der Leichtathletik-EM ist die Hitze. Nicht nur die Athleten schwitzen.

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Die Leichtathletik-Europameisterschaft 2018 in Berlin (06. bis 12. August) steht unter einem heißen Stern. Mit Temperaturen über 30 Grad legt sich die Sommerhitze wie eine zähe Masse über Berlin und fordert sowohl die Sportler als auch Veranstalter und Fans heraus.

Besonders auf dem Breitscheidplatz und im Olympiastadion staut sich die Wärme. Inmitten der Menschenmassen bleibt nur wenig Luft zum Atmen. Schweißperlen rinnen vom Körper, obwohl man sich als Zuschauer nicht einmal bewegt. Großes Mitgefühl also gegenüber den Athleten, die unter erschwerten Bedingungen nicht nur Sport machen müssen, sondern zeitgleich auch Höchstleistungen vollbringen.

Konstanze Klosterhalfen (Position 2) im Rennen über 5.000 Meter. | © Thomas Sobczak

Gleich am ersten offiziellen Wettkampftag müssen die Geherinnen und Geher im Rundentakt (à zwei Kilometer) insgesamt eine 50 Kilometer lange Strecke rund um die ‚Europäische Meile‘ am Breitscheidplatz abspulen. Dort findet neben einigen Qualifikationsrunden und Siegerehrungen auch täglich ein buntes Programm für die Zuschauer statt.

Die „Europäische Meile“ am Breitscheidplatz. | © Thomas Sobczak

Gestartet wird zwar schon um halb neun, aber mit der Sonne ist auch die Hitze in den Startlöchern. Und bereits um halb elf, als die Geher knapp die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht haben, brennt die Sonne glühend heiß auf die schweißgebadeten Körper. Einer der deutschen Geher, Carl Dohmann, trotzt der Hitze dennoch mit neuer Saisonbestzeit und erreicht nach 3:50:27 Stunden als Fünfter das Ziel. Spürbar beeinträchtigt hat ihn die Hitze erst über die letzten zehn Kilometer. „Das ist das Perfide, dass der Körper sich erst meldet, wenn es zu spät ist. Als Folge eines zu schnellen Starts, einer nicht ausreichenden Flüssigkeitszufuhr oder mangelnder Abkühlung von außen.“

Hitze-Tipps von Carl Dohmann

  • Im Wettkampf von Anfang an viel trinken, jedoch nichts Eiskaltes.
  • Von außen über den Körper und Nacken geschüttet, ist Eiswasser allerdings sehr empfehlenswert. Eiswürfel unter der Schirmmütze funktionieren auch wunderbar.
  • Die Geschwindigkeit dosieren: Die erste Hälfte lieber so langsam angehen, dass es dir fast schon albern vorkommt. Lieber ab der zweiten Hälfte schneller werden, das zahlt sich am Ende aus.
  • Weitere Tipps für Joggen bei Hitze findest du hier.
Der Geher Carl Dohmann wird Fünfter im Rennen über 50 Kilometer. | © privat

Drei Wochen zuvor ist Carl noch im Höhentrainingslager in Bulgarien, dort ist es vergleichsweise kälter. Die Umstellung zurück in der deutschen Sommerhitze ist schwer. Carl nimmt sich jedoch ausreichend Zeit für die Regeneration, trainiert an den heißen Tagen nie am Nachmittag und hält die Intensitäten klein.

Die Hitze fordert auch die Veranstalter heraus

Obwohl uns das Sommerhoch schon etwas länger begleitet, hat der Veranstalter nicht damit gerechnet, dass bereits nach wenigen Tagen die für die gesamte Woche kalkulierten Trinkwasservorräte fast aufgebraucht sein würden. Dank vieler freiwilliger Helfer sorgt das gesamte Organisationsteam „BEM 2018“ dafür, dass der Bedarf bis zum Ende lückenlos gedeckt ist. Zur Vorbereitung auf die Hitze zählten aber auch genügend Abkühlungsmöglichkeiten für die Athleten von außen. Zum Beispiel mit Kühlwesten während der Warm-ups vor dem Rennen – klingt nach verkehrter Welt – oder mit Eiswürfeln gefüllte Basecaps für die ganz persönliche Ice-Bucket-Challenge der Marathonläufer während des Laufs. Die Rettungssanitäter sind noch stärker sensibilisiert und schnell zur Stelle, wenn die Athleten mit Kreislaufproblemen kämpfen.

Der Geschäftsführer der Organisations-GmbH „BEM 2018“, Frank Kowalski, im Interview mit der „rasenden Reporterin“ Ramona Richter. | © privat

In der Hitze werden Europameister geboren

Die meisten Wettkämpfe finden im Olympiastadion statt. Auch auf den Rängen sucht man dort vergeblich nach Schatten. Schon während des Vormittags brutzeln die Zuschauer in der Sonne. Bis zum Abend ist die Sonne zwar meist wieder weg, die angestaute Wärme im Stadion allerdings nicht. Aus diesem „Brutkasten“ gehen dennoch Europameister als Sieger empor. Zum Beispiel holt Gesa Felicitas Krause über 3.000 Meter Hindernis Gold, Arthur Abele im Zehnkampf und Malaika Mihambo im Weitsprung.

Mit gerade mal 18 Jahren holt sich der schwedische Stabhochspringer Armand Duplantis die Goldmedaille, indem er die stolze Marke von 6,05 m unter sich lässt! | © Thomas Sobczak

Die Läufer leiden besonders im „Hexenkessel“

In dieser Saunaatmosphäre ist es für die Läufer enorm schwer, ihre Leistungsturbos zu zünden. So hieß es für die 10.000-Meter-Läufer 25 Stadionrunden zu drehen. Einer dieser Läufer war Sebastian Hendel, der im Hitzekessel mit einer durchschnittlichen Pace von 2:59 min/km nach 29:53,45 Minuten ins Ziel lief – nicht sein bester Lauf… „Nach dem Rennen war mir schwindlig. Beim Lauf habe ich gemerkt, wie extrem die Atemwege austrocknen und das Atmen schwerer wird.“

Expertenwissen dank meiner „Live-Kommentatoren“ Sebastian Hendel (links) und 3.000-Meter-Hindernisläufer Patrick Karl, der verletzungsbedingt nicht starten kann. | © privat

Das Training unter der Hitze in den Wochen zuvor fällt auch Sebastian nicht leicht. Schlimmer sind für ihn allerdings die Temperaturen bei Nacht, weil er dadurch unruhig schläft, was wiederum die Regeneration verzögert.

Hitze-Tipps von Sebastian Hendel

  • Immer hydriert bleiben und darauf achten, dass der Elektrolythaushalt stimmt.
  • Bei starker Hitze regelmäßig oberkörperfrei trainieren, so kann der Körper seine Temperatur am besten regulieren.

Glück im Unglück: Die Hitze kann ins Training integriert werden

„Zum ‚Glück‘ war es schon die Wochen zuvor so heiß“, sagt Hindernisläuferin Elena Burkard, „Dadurch konnte sich der Körper drauf vorbereiten – vor allem aber auch die Psyche. Wenn man schon ein paar Tempoläufe in der Hitze bestritten hat, gibt das einem auch für den Wettkampf Sicherheit.“

Die Hindernisläufer im Rennen über 3.000 Meter haben neben den 76,2 Zentimeter hohen Hürden ja noch den Wassergraben auf der Strecke. Wegen der erhöhten Stolpergefahr ein gefürchtetes Hindernis. Der 26-jährige Speerwerfer Thomas Röhler fand darin allerdings eine Abkühlung. Nach seinem Gold-Wurf von 89,47 Metern hüpfte er im Siegestaumel spontan hinein.

Elena Burkard (Mitte) im Rennen über 3.000 Meter Hindernis. | © Thomas Sobczak

Hitze-Tipps von Elena Burkard

  • Als Morgenmensch unbedingt lockere Einheiten noch vor dem Frühstück absolvieren.
  • Eine Strecke im Wald wählen, da bist du gut vor der Sonne geschützt.

Wenn der (fehlende Sonnen-) Schein trügt

Zwar kühlt es gegen Ende der Woche etwas ab – ganz zur Freude der Marathonläufer, die am Sonntagmorgen an den Start über die 42,195 Kilometer gehen. Spätestens ab halb zwölf ist die Luft jedoch wieder heiß und zum Zerschneiden dick. Das zwingt den ein oder anderen Athleten dazu, das Rennen vorzeitig zu beenden. So auch Olympionike Philipp Pflieger, der bis zu seinem Abbruch bei Kilometer 31 das deutsche Männerteam mit starkem Schrittwechsel anführt.

Es ist eine enorme Geschwindigkeit, mit der die Spitzensportler über den Asphalt spurten. Ein Marathon ist ohnehin eine unberechenbare Angelegenheit, unter solchen Bedingungen jedoch hat man als Läufer noch weniger in der Hand und muss alle Register ziehen, um das Rennen irgendwie zu beenden.

Das Laufen in der Gruppe ist hier umso mehr eine Stütze – sowohl mental, weil man sich gegenseitig puscht, als auch läuferisch, weil man sich Windschatten „spendet“.

So sammelt Philipp Baar im Dreiergespann mit Sebastian Reinwand und Jonas Koller seine Kilometer. Gemeinsam gehen sie das Rennen eher konservativ an:„Wir drei sind die beiden Hälften gleich schnell gelaufen“, verrät Philipp die Taktik des Teams. „Die Hitze hat mir persönlich über die letzten sieben Kilometer zugesetzt“, so der Profi. Das lag auch daran, dass es plötzlich eine zwei Kilometer längere Durststrecke in der Flüssigkeitsversorgung gab. „Diese zwei Kilometer waren die langsamsten meines Rennens (jeweils mit 3:25 min/km). Nach Kilometer 39 und mit gefüllter Trinkflasche wurde ich dann wieder deutlich schneller (Kilometer 41 und 42 jeweils in 3:08 min/km).“

Philipp Baar im Dreiergespann mit Sebastian Reinwand und Jonas Kolle über 42,195 Kilometer. | © Thomas Sobczak

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