Body & Soul

Autophagie: So funktioniert dein körpereigenes Recyclingsystem

Während der Autophagie baut dein Körper Zellmüll ab. Ein lebenswichtiger Prozess, der vor vielen Krankheiten schützt - allerdings auch leicht gestoppt wird.

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Was ist Autophagie?

Die Autophagie ist ein lebenswichtiger Prozess in Zellen. Dabei werden alte, geschädigte oder auch überflüssige Proteine, Fette und Zellorganellen abgebaut. Die Einzelteile werden danach neu verwendet. Autophagie soll den Abbau alter und die Produktion neuer Zellkomponenten im Gleichgewicht halten. Außerdem bremst sie den Alterungsprozess, schützt vor Infektionen und beugt verschiedenen Krankheiten vor. Es ist ein natürlich stattfindender Prozess. Er kann jedoch durch bestimmte Verhaltensweisen gestört oder auch bewusst aktiviert werden.

Wie funktioniert Autophagie?

Während der Autophagie geht – vereinfacht gesagt – deine zelleigene Müllabfuhr ans Werk. Inklusive einer ausgeklügelten Recycling-Abteilung. Molekularer Zellmüll, der sich durch Stoffwechselvorgänge in den Zellen ansammelt, und gerade im Alter Krankheiten wie Parkinson, Demenz oder Diabetes Typ 2 fördern kann, wird entsorgt und umgewandelt. Die Einzelteile werden teilweise wiederverwertet. Auch Bakterien und Viren, die in Zellen eingedrungen sind, werden in dem Zuge bekämpft. Bei der Autophagie verdauen sich die Zellen quasi selbst: Defekte oder nicht mehr benötigte Zellbestandteile werden zunächst von einer doppelschichtigen Membran umhüllt. Anschließend werden sie von Enzymen in kleinste Einzelteile zerlegt. Die werden dann als Brennstoff für die Zellen genutzt oder als Bestandteil neuer Eiweißstoffe wiederverwendet.

Infografik über den Ablauf von Autophagie
Yoshinori Ohsumi erhielt den Medizin-Nobelpreis 2016 für seine Autophagie-Forschung. © picture-alliance / dpa-infografik

Wie kannst du Autophagie aktivieren?

Permanentes Essen gilt als einer der größten Störfaktoren der Autophagie. Denn haben die Zellen genügend Nährstoffe zur Energiegewinnung von außen zur Verfügung, lassen sie den inneren Zellmüll einfach liegen. Auch übermäßige Fetteinlagerungen bremsen die Autophagie aus. Nahrungsentzug hingegen scheint den Prozess zu aktivieren: Fehlt den Zellen die Verpflegung von außen, startet der Körper sein Selbstverdauungsprogramm. Außerdem beginnt der Fastenstoffwechsel. Die Reserven werden verbraucht Nährstoffe aus überflüssigen Eiweißen werden freigesetzt. Diesen Zustand erreichst du durchs Fasten. Gerade Varianten des Intervallfastens wie die 5:2 Diät, bei der du an zwei Tagen pro Woche fastest, oder die 16:8 Diät, bei der du täglich in einem Zeitraum von acht Stunden isst und dann 16 Stunden fastest, scheinen die „Frischekur für die Zellen“ zu fördern.

Die Wissenschaftler Prof. Dr. Frank Madeo und Dr. Tobias Eisenberg vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Karl-Franzens-Universität Graz entdeckten 2014, dass das Molekül „Acetyl-Coenzym A“ (Acetyl-CoA) die Autophagie wahlweise hemmen oder in Gang setzen kann. Auch sie identifizierten das Fasten als Erfolgsfaktor. Es verringert den Acetyl-CoA-Spiegel im Organismus und kurbelt die Autophagie effektiv an.

Viele wissenschaftliche Studien beschäftigen sich mit dem Thema Fasten und Intervallfasten. Wissenschaftler fanden im Versuch mit Mäusen beispielsweise heraus, dass längere konsequente Fastenzeiten von 16 Stunden am Stück offenbar besonders wirksam sind. Sie verglichen zwei Gruppen von Mäusen. Beide nahmen insgesamt die selbe Menge an Kalorien auf. Jedoch zu unterschiedlichen Zeiten. Gruppe 1 durfte immerzu essen. Gruppe 2 der nachtaktiven Tiere nur während der Nacht. Tagsüber mussten die Mäuse fasten. Nach wenigen Monaten hatten die Tiere der Gruppe 1 eine Fettleber. Die Tiere in Gruppe 2 waren weiterhin schlank. Die Experten schließen daraus, dass nicht die Gesamtkalorienzahl pro Tag allein, sondern insbesondere auch regelmäßige Fastenzeiten, wie beim intermittierenden Fasten, für erfolgreiche Gewichtsreduktion wichtig sind. Mit der „INTERfast“-Studie läuft derzeit auch die erste Langzeituntersuchung zum periodischen Fasten mit Menschen.

Auch Sport soll die Autophagie fördern, da er deine Zellen ebenfalls in einen Zustand des Nährstoffmangels versetzen kann.

Weintrauben neben einem Glas Rotwein auf einem Tisch
Auch Lebensmittel sollen die Autophagie aktivieren können. © iStock / Getty Images Plus / LarisaBlinova

Aktivieren Lebensmittel den Recyclingprozess Autophagie?

Es wird verstärkt untersucht, inwieweit und in welchen Mengen bestimmte Stoffe wie etwa Resveratrol (OPC), Spermidin oder die Polyphenole aus schwarzem Kaffee die Autophagie anregen. Um den Prozess so nicht nur zur Vorbeugung, sondern eventuell auch zur Behebung bereits bestehender Krankheiten nutzen zu können. Es wird untersucht, ob die Symptome von Alzheimer reduziert werden können. Insgesamt besteht noch reichlich Forschungsbedarf. Fest steht heute aber schon eines: Zum Thema Autophagie werden wir garantiert noch jede Menge hören.

Lebensmittel mit Resveratrol (OPC), Spermidin und Polyphenolen:

ResveratrolSpermidinPolyphenole
WeintraubenChampignonsHeidelbeeren
HeidelbeerenWeizenkeimeKaffee
HimbeerenPinienkerneErdbeeren
MaulbeerenÄpfelWeintrauben
ErdnüsseGrapefruitGranatapfel
CranberriesWeintraubenÄpfel
RotweinReifer Käse

Damit hatte wohl niemand gerechnet: 2016 ging der Nobelpreis für Medizin und Physiologie an den japanischen Zellbiologen Yoshinori Ohsumi vom Tokyo Institute of Technology – für seine Forschungen zu Abbau- und Recyclingprozessen in unseren Körperzellen. Kurz: Autophagie. Viele waren verwundert. Immerhin galt das Thema als nicht besonders aufsehenerregend. Dabei ist die Autophagie ein lebenswichtiger Prozess, der der Zellerneuerung dient und deine Zellen gesund und leistungsfähig hält. Und dank Ohsumi ist das Interesse daran nun so groß wie nie.

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