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40 Tage ohne Fleisch: So verändert sich das Leben!

Der Opa war Jäger, die Mama leitet eine Fleischerei. Klar, dass unser Autor Schnitzel liebt. Jetzt hat er 40 Tage auf Fleisch verzichtet. Das Ergebnis ist genauso verblüffend wie vegane Schweinebratensoße.

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Brett Parnham sagt, ich sehe fit aus. Okay, die meisten werden Brett Parnham nicht kennen. Aber mir bedeutet seine Einschätzung einiges.

Brett hat die halbe Welt gesehen. Seine Eishockeykarriere führte ihn von Kanada über China, Japan, Südkorea bis nach Ungarn. Jetzt ist er spielender Co-Trainer bei meinem Verein, den ich ehrenamtlich unterstützte. Die Rostock Piranhas. Sollte man kennen.

Meine Transformation ist Brett als einer der ersten aufgefallen. „You’re looking fit, man”, sagte er mir. Wie schön sich das anhört. Und: Er, der Profi, muss es wissen. Außerdem ist er nicht der Einzige, der mich mit Worten errötet. Meine Mama, die Verkäuferin im Getränkefachmarkt, mein Chef und sogar ein Barkeeper reihten sich in die Liste der Schmeichelnden ein. „Hilbrecht, was los mit dir?”, ist plötzlich ein Kompliment.

Woran das liegt?

Meine Liebe zu Fleisch: Kein Jünger. Ein Prophet.

In den vergangenen 40 Tagen habe ich kein Fleisch gegessen – mit krassen Folgen. Für eine wachsende Zahl von Menschen ist diese Ernährung völlig normal. Für mich nicht. Wäre das Fleischessen eine Religion, dann wäre ich kein Jünger, sondern Prophet. Ein Apostel des Wagyurinds.

Die Liebe zu Fleisch liegt mir im Blut. Mein Opa war Jäger, meine Oma schmorte häufig Wild. Denke ich an sie, tanzen die Aromen von Wacholder und Piment auf meiner Zunge. Meine Mama leitet eine kleine Fleischerei auf dem Land. Fleisch ist meiner Familie wichtig. Wurde am Sonntag die Ente gebrochen, verbreitete sich mit dem Geruch der Backpflaumen ein Gefühl der Harmonie in der Küche.

Ich selber hab mal einen Schweinenacken mit Pfeffer und Bourbon-Whiskey mariniert, in Alufolie eingewickelt und dann acht Stunden in einem selbst ausgehobenen Erdofen gegart. Ein Akt, den ich als religiös empfand. Fleisch war mir heilig.

War?

Ja, richtig gelesen.

War.

Redakteur Hannes Hilbrecht
© Garmin

40 Tage ohne Fleisch: Die Herausforderung

Vom 2. Januar bis zum 10. Februar habe ich während der 40 Tage Challenge von Garmin auf Fleisch verzichtet. Diese Herausforderung erschien mir anfangs unüberwindbar. Besonders die erste Woche war ein Spießrutenlauf. Nur, dass keine Reitgerten auf mich eingedroschen, sondern vertraute Gerüche.

Beim Eishockey warteten Fischbrötchen und Bratwürste auf mich. Den Versuch, die Eishalle als Enklave abseits der Challenge zu ernennen, als Ort, an dem weiterhin alles erlaubt ist, parierte meine Lebenspartnerin mit Schärfe. Ich durfte aber an der Bockwurst einer Freundin riechen. Ich schmachtete wie selten zuvor für den Tankstellenfasan.

Im Supermarkt umkreiste ich den Stand mit den Leberkäsebrötchen wie ein hungriger Geier. Ich landete nicht. Mein favorisierter Bringdienst, bei dem ich sonst frittiertes Huhn orderte, brachte nun vegetarischen Döner. Der Bote, längst ein vertrautes Gesicht, beinahe Familie, fühlte sich verkackeiert. Glaub ich. Und dann war da noch die Sache mit dem Hund.

Lotti, Hund von Redakteur Hannes Hilbrecht

Wem sich angesichts meiner dargelegten Konsumgewohnheiten die Haare auf den Waden kräuseln: keine Sorge. Hunde habe ich in meinem Leben nur für Streicheleinheiten angerührt. Meiner Hündin Lotti, eine alte Dame, unerschütterlich süße 15,5 Jahre alt, koche ich seit Wochen die Mahlzeiten. Huhn mit Nudeln. Lachs mit Spinat und Kartoffeln. Thunfisch mit Möhren. Alles ungewürzt und magenverträglich.

Ich musste mich beim Auseinanderpulen des Fleisches sehr zusammenreißen, dass ich nicht wie früher ein Stückchen für mich beiseiteschaffte. Am schlimmsten: Die Hündin bekommt kleine Stückchen Hot-Dog-Würstchen. Eine Gabe für die Psyche. Meine Hände rochen trotz des mehrmaligen Einseifens stundenlang nach der salzigen Wurstlake.

Die unglaublichen Auswirkungen auf Körper und Geist

Ich blieb stark. Weil ich ehrgeizig bin, ich mir selbst den kleinsten Happen nicht verziehen hätte. Auch aus einem anderen Grund hielt ich die vollen 40 Tage durch: Ich spürte schnell, wie gut mir der Fleischverzicht körperlich tat.

War ich sonst nach deftigen Mahlzeiten träge wie ein Sack mehligkochender Kartoffeln, blieb ich nach dem fleischfreien Essen bewegungsfähig. Ich war fertig, wenn ich fertig war. Früher fühlte ich mich satt und schabte trotzdem die Pfannen aus. Das passierte plötzlich nicht mehr. Dadurch, dass ich besser, weil gesünder und weniger aß, spürte ich einen fast vergessenen Bewegungsdrang. Außerdem sank mein Bedürfnis nach Alkohol. Die Folgen sollten atemberaubend sein.

Man muss wissen: Ich war früher als Kind erst dick, dann sehr sportlich. Mit 22, 23 Jahren konnte ich lange Strecken zügig laufen, noch dazu einiges an Gewicht stemmen. Dann quoll ich wieder auf wie ein Wattebausch im Wasser. Stress, weniger Zeit für Sport, natürlich auch mehr Geld für Essen und regelmäßig Alkohol.

Vor meiner Challenge wog ich mehr als 114 Kilogramm auf 1,83 Meter. Klar, ich schaffte zwar immer noch meine 50 Liegestütze, trotzdem ein ungesund übergewichtiger Zustand.

Am dritten fleischfreien Tag joggte ich das erste Mal wieder eine Runde. Eine Laune aus dem Bauch. Fünf Kilometer. Ein Anfang. Das Kuriose: Der alte Drang nach Sport loderte sofort wieder auf. Es folgte kaum ein Tag, an dem ich nicht laufen wollte. In den 40 Tagen meiner Challenge habe ich es auf 223 Kilometer gebracht. Laufend! Sogar eine 25 Kilometer-Runde war dabei.

© Garmin

Rote-Bete-Saft statt Schnaps

Ich, der Vogel, war wieder flugtauglich und hob ab. Der Verzicht auf ungesunde Mengen Fleisch und Alkohol befreite mich aus dem selbst gewählten Käfig der eigenen Lebensgewohnheiten. Statt Schnaps schlürfte ich mit zunehmender Begeisterung den Saft von roter Bete, der ist gut für die Muskulatur. Am Ende meiner Challenge war ich psychisch so robust, dass sogar ein Teller mit Dönerfleisch, den meine Nachbarin auf dem Küchentisch zurückgelassen hatte, keinerlei Anziehung ausstrahlte.

In fast sechs Wochen ohne Fleisch und nur ausnahmsweise Alkohol habe ich neun Kilogramm Gewicht verloren. Ich laufe die 10-Kilometer-Strecke wieder in unter 55 Minuten. Auf dem Gürtel habe ich drei Löcher aufgeholt. Viele T-Shirts passen mir besser oder überhaupt wieder. Mein Brustkorb, da war ich immer eitel, zeichnet sich wie eine schroffe Klippe unter Pullover und Shirts ab. Zumindest ein bisschen. Auch meine Haut ist geschmeidiger, Unreinheiten sind verschwunden. Mir war gar nicht klar, wie sehr mir das gesunde Körpergefühl fehlte. Und nicht zu verachten: Mein Verzicht auf Fleisch ist gut für das Klima.

Wie ich weitermache: Bleibt Fleisch tabu?

Die Frage aller Fragen: Werde ich weiterhin auf Fleisch verzichten?

Nein. Zumindest nicht komplett. Das mag für manche enttäuschend wirken. Inkonsequent. Aber es geht schließlich um ein ehrliches Feedback. Der Konsum von Fleisch ist Teil meiner Identität, die Zubereitung und der Verzehr bestimmter Gerichte eine Verbindung in die Vergangenheit. Ein ausgefranster Faden Emotion, der über die Kulinarik wieder fest und lebendig wird. Rieche ich die Aromen eines Wildgulasches, ist Opa mir nahe, wie pathetisch und komisch das klingen mag.

Ich werde meinen Konsum jedoch fundamental reduzieren. Auch wenn es mir um die Kantine gegenüber leidtut: Unter der Woche wird es für mich kein Fleisch mehr geben. Ebenso sind industriell verarbeitete Produkte tabu. Ich will wissen, wo es herkommt. Zugegeben: Familienbedingt bin ich in einer privilegierten Lage.

Und noch etwas: Sitzen Fleischfreilebende mit am Tisch, im Restaurant zum Beispiel oder beim Grillen, werde ich auf Steaks und Würste verzichten. Der Argwohn für Menschen, die sich konsequent so ernähren wie ich in den vergangenen 40 Tagen, ist Respekt gewichen.

40 Tage fleischfrei: Meine 3 Tipps

1. Finde Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter

Meine Partnerin machte bei der Challenge mit, was sehr half. Im Kühlschrank gab es bis auf die Hundemahlzeiten keine Verführungen. Auch bestärkte man sich gegenseitig, wenn der Heißhunger zu einer Dummheit anregen wollte. In den ersten Tagen, als es noch nicht so viel zu verlieren gab, verhinderte sie, dass ich mich der Bratwurst ergab.

2. Nicht alles auf einmal wollen

Eigentlich wollte ich die 40 Tage vegan leben. Wenn schon, denn schon. Ich tat es nicht. Wie es schon #BeatYesterday-Guide steht: Leichter starten, dafür konsequent. Eier und Käse gab es rationiert weiter, das machte Fleisch noch verzichtbarer.

Nach dieser ersten, geglückten Erfahrung fühle ich mich bereit für eine „40 Tage vegan Challenge“. Es ist wie beim Bankdrücken: Wird ein Gewicht locker gehoben, sollte die Schwierigkeit steigen.

3. Meide zu Beginn besonders Ersatzprodukte

In der ersten Woche kochte ich indisch, eine sensationelle Küche für fleischfreie Kost. Danach gab es italienisch, ebenso famos. Ersatzprodukte mied ich dagegen anfangs. Erst in der vierten Woche gab es das erste Mal vegane Schweinebratensoße. Kein Scherz: ein Genuss.

Bekannte, die schon länger auf Fleisch verzichteten, hatten mir diese anfängliche Distanz zu Ersatzprodukten empfohlen. Je länger die Erinnerung an den vermeintlich echten Geschmack zurückliegt, desto besser wird die fleischfreie Alternative munden. Am 38. Abend der Challenge gab es vegane Königsberger Klopse mit frittierten Kapern. Eine Offenbarung. Ich werde sie Brett Parnham empfehlen.

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