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40 Tage hintereinander Sport: Das sind die überraschenden Auswirkungen

Sechs Wochen jeden Tag laufen, Radfahren oder Rumpftraining. Die 40 Tage Challenge verlangte von den Teilnehmenden viel Disziplin und Ehrgeiz. Wie wirkte sich die Routine auf Alltag und Körper aus?

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40 Tage sind eine lange Zeit. Durchschnittsmenschen verschlafen in dieser Spanne etwa 320 Stunden. Sie verbringen 1.200 Minuten im Bad oder scrollen mehr als 400.000 Sekunden auf dem Handydisplay herum. Chrissi, David und Julian haben diese Zeit effektiver genutzt.

Die Teilnehmenden der Challenge #40TageBeatYesterday rannten, fuhren und „liegestützten“ für einen bewegten Alltag. Wie die tägliche Dosis Sport ihr Leben beeinflusste und welche Folgen besonders überraschten – ein Interview.

Die Teilnehmenden

Christiane aka Chrissi Haas – lief jeden Tag

Chrissi Haas

Beruf: Digital Content & Social Media Specialist

Heimatstadt: München

Garmin-Uhr: Fenix 6 Solar

Stelle dich in einem Satz vor:
In jeder freien Sekunde in den Bergen, auf dem Radl oder mit meinem Bulli unterwegs. Zu 99% gut gelaunt, kreativer Kopf, Familienmensch.


David Garbe – fuhr jeden Tag mit dem Rad

David Garbe mit seinem Jobrad

Beruf: Content Creator

Heimatstadt: Rostock

Garmin-Uhr: fēnix 7

Stelle dich in einem Satz vor:
Moin, ich bin Ehemann, zweifacher Vater, Ostseefan – und ein eisbadender Läufer, der seine Kamera immer dabei hat.


Julian Fischer – trainierte jeden Tag seine Körpermitte

Julian

Beruf: Berater Digitales Marketing

Heimatstadt: Schwerin

Garmin-Uhr: Venu 2 Plus

Stelle dich in einem Satz vor:
Ich bin stolzer Papa, Familienmensch, begeistere mich für fast alle Ballsportarten und mache beinahe jeden Schabernack mit.

#BeatYesterday.org: Chrissi, David, Julian; direkt zum Wesentlichen. An welchem Tag wären eure Challenges beinahe gescheitert?

Chrissi: Einmal war es organisatorisch arg schwierig. Ich hatte die Sportsachen mit ins Büro genommen, wollte nach der Arbeit starten. Dann ging es zum Feierabend noch mal mit Freunden raus. Da hätte ich die Runde fast nicht mehr in den Tag einflechten können. Im Halbdunkeln hab ich es noch hinbekommen.

David: Ich bin zu Beginn der Challenge an einem Sonntagabend mit meiner Tochter auf der Couch eingepennt. Natürlich, bevor die Radrunde abgehakt war. Glücklicherweise bin ich um 23:30 wach geworden. Hat gerade so für ein Ründchen gereicht.

Julian: Ehrliche Antwort? Zu keiner Zeit. Dafür bin ich zu ehrgeizig.

#BeatYesterday.org: Und jetzt von vorn: Habt ihr eigentlich schon vor der Challenge gerne Sport gemacht?

Chrissi: Ich joggte davor eher sporadisch. Vielleicht ein, zweimal im Monat. Früher spielte ich Basketball, da blieb etwas Kondition hängen. Generell laufe ich lieber, wenn ich mich nicht ausschließlich aufs Rennen konzentrieren muss.

David: Ich bin normalerweise Läufer. Als ich vor etwa vier Jahren eine Zeit verletzt ausfiel, wollte ich die fehlende Bewegung mit meinem Rennrad kompensieren. Auf dem Sattel bin ich aber nie richtig warm geworden.

Julian: Ich habe wie Chrissi einige Jahre Basketball auf Vereinsebene gespielt. Mit dem Studium ist das eingeschlafen. Anschließend war ich unregelmäßig in Fitnessstudios. Seit der Geburt unserer Tochter beschränkte ich mich auf gelegentlichen „Freizeitsport“.

#BeatYesterday.org: 40 Tage lang Einsatz – wie macht sich das körperlich und mental bemerkbar?

Chrissi: Durch die Challenge freundete ich mich mit dem Dehnen an. Das hab ich vorher selten gemacht, war bei den schweren Beinen jedoch irgendwann notwendig. Wie effektiv das ist! Und überhaupt: Sich täglich 30 Minuten nehmen, den Kopf freilaufen, eine Pause vom Alltag machen – das hat mental gutgetan. Für Frauen ist spannend, dass sich mein Zyklus komplett verschoben hat. Das Phänomen kannte ich schon aus den Erzählungen von Spitzensportlerinnen. Dass es so fix passiert, überraschte trotzdem. Es verdeutlicht, wie massiv Bewegung den Körper beeinflusst.

David: Da die Zeit auf dem Rad meine Laufrunden ersetzte oder ergänzte, hat sich körperlich wenig verändert. Es überwogen ähnlich wie bei Chrissi die mentalen Vorteile. Durch die abendlichen Ausfahrten konnte ich meine Arbeitstage – und was eben noch zu tun ist – besser durchdenken.

Julian: Ich kämpfte anfangs mit Muskelkater. Das zerrte mental etwas, drückte die Motivation. Als es von Tag zu Tag besser und Ergebnisse sichtbar wurden, hat sich mein Körpergefühl komplett ins Positive verkehrt.

Chrissi freut sich über den erfolgreichen Abschluss ihrer 40 tage Challenge
Chrissi fühlt sich nach Abschluss ihrer Challenge schneller, stärker und sogar erholter. © privat

#BeatYesterday.org: Was hat euch an den schwierigen Tagen zum Weitermachen motiviert?

Chrissi: Dankbarkeit. Ich sprach mit vielen Bekannten über die Challenge. Einige von ihnen können momentan aufgrund von Verletzungen oder Gelenkproblemen gar nicht laufen. Dass ich mir diese Belastungen zumuten darf, ist keinesfalls selbstverständlich. Diese Erkenntnis half beim Wertschätzen der Challenge.

David: An den Tagen, an denen ich null Bock hatte, half mir die Story von Jonas Deichmann. Der umrundete im Vorjahr mit einem Triathlon den Planeten. Seine Erzählungen in diversen Podcasts inspirierten zum Weitermachen. Wenn der den Planeten umrundet, kann ich wohl ein paar Meter mit dem Rad fahren.

Julian: Mir hat schon der Druck, dass ein Tag ohne Training auffällt, als Motivation gereicht.

#BeatYesterday.org: Wer sich viele Tage am Stück emsig bewegt, leidet rasch an Wehwehchen. Was hat euch genervt?

Chrissi: Vergangenes Jahr ist mir während des Wings for Life World Run der Nagel vom großen Zeh abhanden gekommen. Dieses Mal kämpfte ich mit Blutblasen an den Füßen. Dadurch, dass ich meine Schuhe häufiger wechselte, konnte ich das Problem lindern.

David: Wie soll ich es umschreiben: Mir hat nach dem ersten Abend der Arsch wehgetan. Mit der Zeit gewöhnte ich mich an den Sattel. Und konnte sogar ohne gepolsterte Radhose meine Kreise drehen.

Julian: Definitiv der Muskelkater nach dem Start der Challenge. Der hat die zunächst ungewohnten Übungen an den Folgetagen behindert. Mit der Zeit klang der Muskelkater ab. Und dadurch, dass ich meine Sessions variierte, bekamen die Muskeln ihre verdienten Pausen.

Julian beim Planking bei der 40 tage Challenge
Konkrete Ziele und Support der Familie motivierten Julian bis zum Schluss. © privat

#BeatYesterday.org: Wenn andere mit dem Sport anfangen wollen – was würdet ihr nach diesen 40 Tagen raten?

Chrissi: Der Grundsatz „lieber oft als viel“ bewährte sich bei mir. Jeder Kilometer zählt, und durch die kurzen und langsamen Läufe fiel mir das Dranbleiben leichter. Auch Abwechslung half beim Weitermachen. Mal eine Strecke, die ich schon immer erkunden wollte, oder eine bekannte Route mit Lieblingspodcast. Am Ende entscheidet die Regelmäßigkeit. Die mentale Herausforderung ist anspruchsvoller als die sportliche.

David: Beim häufigen Radfahren gleich mit einer gepolsterten Radhose starten.

Julian: Chrissi hat recht: langsam loslegen. Den einen oder anderen Muskelkater hätte ich mir mit einem sanfteren Challenge-Einstieg sparen können. Und obwohl es banal klingt: konkrete Ziele setzen, beispielsweise die ausgehaltene Zeit im Plank. Das half immens beim Bestehen der Challenge.

#BeatYesterday.org: Wie fühlt ihr euch nach Abschluss der Challenge?

Chrissi: Schneller, stärker, sogar erholter. Und das auf den gesamten Alltag bezogen. Einfach gut und ausgelassen. Ich schlafe weniger und bin morgens trotzdem fitter.

David: Fitter? Nein. Aber ich bin hungriger. Ich fuhr zahlreiche Strecken ab, die ich sonst laufe. Da ist der Appetit auf lange Läufe zurückgekommen. Ich spüre wieder den Ehrgeiz auflodern.

Julian: Meine Erfolge bemerke ich jedes Mal beim Aufstehen und während der Arbeit am Schreibtisch. Ich habe deutlich weniger Probleme mit dem Rücken, sitze seltener wie ein Fragezeichen auf meinem Bürostuhl. Dafür hat sich die Teilnahme schon gelohnt.

Chrissis Connect Daten der 40 tage Challenge
Chrissi konnte durch die Challenge ihr Fitnessalter um ein Jahr senken und erreichte ein all time high beim VO2max. © privat

#BeatYesterday.org: Könnt ihr eure Challenge mit Zahlen aus Garmin Connect zusammenfassen?

Chrissi: Ich habe 164 Kilometer auf die Uhr bekommen, 4,1 pro Lauf. Das waren etwa 20 Stunden. Im Schnitt habe ich pro Tag 30 Minuten laufend verbracht.

David: 450 km/h, ähm, Kilometer waren es in den 40 Tagen insgesamt.

Julian: Die Anzahl der geleisteten Wiederholungen habe ich irgendwann aus den Augen verloren – beim Core-Training prinzipiell ein gutes Zeichen. Nach anfänglich sehr zittrigen 20 Sekunden im Plank konnte ich am Ende die zwei Minuten knacken.

#BeatYesterday.org: Abgesehen von Plank-Erfolgen: Was war das Highlight während eurer Challenge?

Chrissi: Der Family-Support! Sogar meine Mama ist mitgekommen. Die ist zwar superfit, aber joggt sonst selten. Auch mit meiner Schwester und meinem kleinen Neffen im Buggy war ich unterwegs. Das half beim morgendlichen Aufstehen.

David: Schön war eine Tour, bei der es eigentlich nur zehn Kilometer werden sollten. Und dann wurden es 50. Perfektes Wetter, gute Gedanken, sogar die Beine waren frisch. Es rollte von selbst.

Julian: Wie Chrissi erinnere ich mich besonders an einen familiären Moment. Die kleine Tochter robbte zu mir auf die Matte und fragte, ob sie mitmachen dürfte. Außerdem waren die Trainings bei frühsommerlichen Temperaturen im Garten äußerst angenehm. Beim Krafttraining kommt es auf ein angenehmes Umfeld an, habe ich gelernt.

#BeatYesterday.org: Würdet ihr den Ansatz der Challenge weiterempfehlen?

Chrissi: Unbedingt. Es gibt sonst genug Ausreden, mit denen man ein Training aufschieben kann. Müdigkeit, schlechtes Wetter, Stress. Durch den Ansatz der Challenge konnte ich es mir dieses Mal nicht einfach machen. Ich bin unter anderem im strömenden Regen gelaufen – und das war wundervoll. Das Ankommen hat sich an den blöden Tagen noch besser angefühlt.

David: Zum Reinkommen in eine neue Disziplin würde ich zur Challenge raten. In 40 Tagen findet man heraus, ob man die Sportart langfristig mag oder nicht. Für ein effektives Training ist ein Plan mitsamt seinen definierten Pausen die bessere Alternative.

Julian: Absolut. Die Challenge hat sich als Format gut in den turbulenten Familienalltag einpassen lassen.

David bei seiner Streakbiking Challenge
Inspiriert von seiner 40 Tage Challenge, plant David nun einen Familienurlaub auf dem Rad. © privat

#BeatYesterday.org: Welche Herausforderung wagt ihr als Nächstes?

Chrissi: Ich will noch mal die Alpen mit dem Radl überqueren und richtig schwimmen lernen. Regelmäßig ziehe ich im Becken meine Bahnen, aber technisch könnte ich besser werden. Wer weiß, vielleicht bin ich am Ende dieser Challenges eine Triathletin.

David: Einen der nächsten Familienurlaube möchte ich teilweise auf dem Rad verbringen. Mit der Fähre nach Dänemark rüber machen, und dann schauen, wie weit einen die Räder tragen.

Julian: Zunächst das Weitertrainieren. Vermutlich nicht jeden Tag, aber hoffentlich regelmäßig. Außerdem liebäugle ich mit der Streakrunning Challenge.

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Meinungen
Gregor
23.06.2022 | 10:02 Uhr

Tolle Geschichte. Ich finde es vor allem super das ihr von Familienaltag sprecht. Da kann es ja mitunter sehr trubelig zugehen und das Ihr das in den 40 Tagen hinbekommen habt zeigt mir das es durchaus möglich so eine Challenge einzubauen.

Danke dafür!

Ich werde mir das für den Herbst auch vornehmen.

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Ein Kommentar

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Gregor
23.06.2022 | 10:02 Uhr

Tolle Geschichte. Ich finde es vor allem super das ihr von Familienaltag sprecht. Da kann es ja mitunter sehr trubelig zugehen und das Ihr das in den 40 Tagen hinbekommen habt zeigt mir das es durchaus möglich so eine Challenge einzubauen.

Danke dafür!

Ich werde mir das für den Herbst auch vornehmen.