Athletisches Aussehen. Kurze, schwarzgefärbte Haare. Böser Blick. „The Hulk strikes” titelte die Sydney Times, als Marlon Lipke bei den Junior*innen-Weltmeisterschaften 2005 den damaligen Weltmeister Adriano De Souza im Viertelfinale schlug. Sein überraschender Erfolg gegen den Brasilianer bescherte ihm Respekt im internationalen Surf-Zirkus. Seitdem tritt Marlon regelmäßig gegen die Weltbesten an.
„Olympia in Tokio wäre die Krönung gewesen”, sagt der 37-Jährige. Doch sein Traum platzte. Während der Qualifikation, die im Zuge der Weltmeisterschaft in El Salvador ausgetragen wurde, erkrankte Marlon. Jetzt will er 2024 in Teahupoo, Französisch-Polynesien, die olympischen Wellen reiten.
Schon als Neunjähriger bekam Marlon sein erstes Board. Waren seine Anfänge im Sport noch sehr rudimentär und experimentell, wird er seit einigen Jahren von einem professionellen Team unterstützt. Er gehört sogar dem deutschen Nationalteam an. „Ich hatte noch nie so viel Wissen über meinen Körper und das Surfen. Ich gehöre zu den ersten Surfern, die richtige Trainer haben”, sagt er.
Worauf der Wellenreiter Wert legt
Um sich an die Spitze zu surfen, verbringt Marlon viel Zeit auf den Wellen. Wenn er mal weiter fortreist, bleibt er lieber länger an einem Ort, als unnötig hin und her zu fliegen. Oft ist Marlon in Europa unterwegs, beispielsweise an der Algarveküste, an der er als Kind behütet aufwuchs. Oder in den deutschen Buchten, in denen mehr und mehr Surfspots entstehen. Für jeden Surftrip muss Marlon sein Equipment individuell auswählen. Ausschlaggebend für die Packliste sind die Wassertemperatur, die Wellenverhältnisse und die Wetteraussichten.
„Die Wellen sind überall anders schön”, sagt Marlon. Die Bedingungen dagegen sehr unterschiedlich, die richtige Ausrüstung essenziell. Ein Blick in sein Boardbag zeigt, worauf der Wellenreiter Wert legt.

Die Grundausrüstung für das Boardbag
Auf den vereinzelten Flugreisen oder wenn Marlon mit dem Van unterwegs ist, verstaut er seine gesamte Surfausrüstung im Boardbag. Die gepolsterte Tasche schützt das Gepäck vor Stößen und Schmutz. Um die Surfbretter und das Zubehör zusätzlich zu schonen, legt er Handtücher und Surfkleidung zwischen seine Bretter. In Marlons Boardbag passen bis zu fünf Boards. Auf dem Weg vom Hotel oder Campingplatz zum Strand verwendet er dann eine Surfsocke, eine leichte Schutzhülle, um sein kostbares Material zu tragen.
Die richtigen Boards
Wellen. Wetter. Wassertemperatur. Die Bedingungen in den Surf-Destinationen können sich stark unterscheiden. Abhängig von ihnen wählt Marlon seine Boards.
Einsteiger*innen beginnen meist mit einem breiten Brett mit runder Spitze. Das sorgt für mehr Auftrieb und liegt stabiler im Wasser. Fortgeschrittene nutzten wendigere Shortboards, die allerdings schwieriger zu händelfn sind.
Die beliebtesten Surfboards

Das Longboard eignet sich besonders für Einsteiger*innen. 8 bis 10 Fuß breit liegt es stabil bei nahezu allen Wellenbedingungen.
Das Malibu ist etwas kürzer als das Longboard. Fortgeschrittene nehmen es gern an wellenarmen Tagen.
Das Mini-Malibu eignet sich für kleine bis mittlere Wellen. Surfschulen verwenden es gern.
Der Fish zählt zu den kurzen Brettern. Es ist hinten breit. Ein Board für Fortgeschrittene.
Das Shortboard ist eindeutig für Fortgeschrittene. Kurz und dünn erschwert es das Anpaddeln und erreicht erst durch hohes Tempo Stabilität. Seine hohe Wendigkeit macht so manchen Trick möglich.
Die Leash
Die Leash hält die Verbindung zwischen Surfer*in und Board. Die Leine ist etwas länger als das Brett selbst. Sie wird mit einem Klettverschluss am Fußgelenk sowie am hinteren Teil des Boards befestigt und sorgt dafür, dass es bei einem Sturz ins Wasser nicht abhanden kommt.
Die Finnen
Um das Brett stabil im Wasser zu halten, kommt es auf die richtigen Finnen an. Bei manchen Boards sind sie fest verbaut, bei anderen abmontierbar. Ein bis fünf Finnen pro Brett sorgen für Stabilität und Manövrierfähigkeit.
Die Surfbekleidung
Wetsuits mit kurzen Ärmeln und Beinen, sogenannte Shortys, eignen sich für warme Tage. Einen Fullsuite, der den ganzen Körper bedeckt, empfiehlt Marlon bei kälteren Luft- und Wassertemperaturen. Wie dick dein Kälteschutz sein muss, entscheidest du abhängig von Wassertemperatur, Windstärke und individuellem Kälteempfinden. Sinken die Wassertemperaturen im Herbst, schlüpft Marlon zusätzlich in Surfschuhe, Handschuhe und Neoprenhaube.

Die Instinct Surf Solar von Garmin
Die Instinct Solar Surf von Garmin bereichert Marlons Surftraining: „Die kann so viel”, schwärmt er. Die Smartwatch registriert automatisch, in welcher Bucht Marlon die Wellen reitet. Dank der aktuellen Gezeitendaten kann sich der Surfer für die perfekte Welle bereitmachen. „In Costa Rica maß meine Uhr einen 350 Meter langen Ritt”, sagt er.
Nach mehreren Stunden auf dem Wasser liebt es Marlon, jede Surfsession anhand von Werten und dazu aufgezeichnetem Videomaterial zu analylsieren. In der Uhr ist eine Surf App integriert. Sie sammelt während jeder Einheit Daten über die gesurften Wellen, die Zeit, die maximale Geschwindigkeit oder die längste Welle. Dazu misst sie Körperwerte wie das Stresslevel, die Herzfrequenz und die verbrannten Kalorien.
Die Daten sendet Marlon weiter an seine Trainer. Er erklärt: „Sie können ablesen, wie hoch mein Stresslevel ist. Oder wie mein Körper auf 20 Minuten Höchstleistung reagiert. Danach passen sie meinen Trainingsplan an, um mich leistungsstärker und stressfester zu machen.” Auch seinen Ausgleichssport an Land übt Marlon dank der Instinct effektiver aus. Seine Coaches geben ihm klare Trainingsziele vor. Marlon muss beim Laufen bestimmte Kilometer-, Pace- oder Herzfrequenz-Werte erreichen.
Das Joggen zählt nicht zu Marlons Leidenschaften. „Wenn ich weiß, dass mein Körper müde ist, dann gebe ich schnell auf. Mit den Werten habe ich ein klares Ziel vor Augen, das ich verfolge”, sagt er. Mithilfe seiner Smartwatch schafft er mittlerweile 16 Kilometer in zwei Stunden. „Durch diese Analysen trainiere ich viel professioneller als vorher”, so Marlon.

Surfwachs und Gripdecks
Für einen rutschfesten Stand auf dem Brett verwendet Marlon Surfwachs oder Gripdecks. Das Wachs ist etwas aufwändiger als ein Gripdeck. Du musst es täglich erneuern, spätestens dann, wenn die Griffigkeit nachlässt. Das Mittel gibt es in verschiedenen Härtegraden. Greifst du zum falschen Wachs, kann es bei kalten Temperaturen zu hart werden oder im warmen Wasser schmelzen. Marlon besorgt sich das richtige Wachs bereits vor seinem Abflug ins Surfabenteuer, weil es die richtige Härte nicht überall auf der Welt zu kaufen gibt.
Gripdecks sind langlebiger. Die Kunststoffpads kleben auf dem Surfbrett und halten bei guter Pflege mehrere Jahre durch. Für Einsteiger*innen empfiehlt Marlon allerdings Surfwachs, denn die Gripdecks erschweren das Aufstehen auf dem Board.
Sonnencreme
Manchmal verbringt Marlon bis zu vier Stunden auf dem Brett. Um danach nicht krebsrot aus den Fluten zu steigen, cremt er sich vorher mit Sonnenschutz ein. Gesicht, Rücken, Ohren, Nacken, die Hände und die Unterschenkel. Der Surfer favorisiert umweltfreundlich verpackte und ökologisch nachhaltige Sonnencreme, deren Inhaltsstoffe keine schädliche Korallenbleiche hervorrufen. Wenn sich schon manche Reise für den Sport nicht vermeiden lässt, will Marlon bei den Details umso genauer agieren.
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