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Wrestling: Mit einem Lächeln auf die Hantelbank

Wrestler verlangen ihrem Körper einiges ab. Sebastian Hackl stand selber zwischen den Seilen. Für uns erklärt der #BeatYesterday.org-Podcaster, warum die Athleten gut gelaunt schuften.

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One, two, three! In kaum einer Sportart können Träume an diesen drei Zahlen so schnell zerschellen wie im Wrestling. Sebastian Hackl weiß das. Er war selber Wrestler im Seilgeviert. Dann tauschte er Kampfkleidung gegen Bürostuhl und Mikrofon. Heute ist der gebürtige Passauer Kommentator bei der WWE, dem World Wrestling Entertainment. Ein Branchenprimus in der Welt des Sports. Mehrfache WWE-Champions wie John Cena, Kevin Owens oder The New Day interviewte Hackl für den Youtube-Kanal von WWE Deutschland. Für uns wechselt Sebastian die Ringseite und beantwortet selbst die Fragen zu seinem Lieblingssport.

„Wie ein Wahnsinniger”

#BeatYesterday.org: Wann und wie ist deine Leidenschaft fürs Wrestling entstanden?

Sebastian Hackl: Das war mit neun Jahren. Wir waren mit der Familie im Ungarn-Urlaub und empfingen auf dem Fernseher mehr als die vier Kanäle zu Hause. Nachts hab ich mich dann mit meinem Bruder ins Wohnzimmer geschlichen. Durch Zufall sahen wir eine Wrestlingsendung und waren sofort begeistert. Besonders Bret Hart faszinierte uns mit seinen langen schwarzen Haaren, der Sonnenbrille und Lederjacke. Die beiden im Ring haben sich nichts geschenkt. Unsere Augen strahlten vor Aufregung.

#BeatYesterday.org: Wie bist du zum aktiven Wrestler geworden?

Sebastian: Das Wrestling hat mich über die ganzen Jahre immer begleitet. Irgendwann habe ich mit dem Fußballspielen aufgehört und begann, wie ein Wahnsinniger mit Gewichten zu arbeiten. Ich musste Muskeln aufbauen. Dann hat der ehemalige Star Alex Wright eine Wrestlingschule in der Nähe von Nürnberg eröffnet. In der habe ich trainiert und mich auf mein erstes Match vorbereitet.

#BeatYesterday.org: Wie lief dein erstes Match?

Sebastian: Das war super. Unser Duell wurde von der Zeitschrift Power Wrestling zum Match of the Night gewählt. Danach kam aber direkt die Hiobsbotschaft. Ich beklagte schon vor dem Match häufiger Schmerzen im Knie, aber als Wrestler lässt du dich von so etwas nicht abbringen. Nach dem Kampf habe ich das untersuchen lassen. Kreuzbandriss. Das war meine erste große Verletzung.

#BeatYesterday.org: Ein Kreuzbandriss gilt als eine der langwierigsten Verletzungen, die ein Sportler erleiden kann. Wie ging es danach für dich weiter?

Sebastian: Ich war komplett raus, konnte nicht trainieren. In der Zeit erzählte mir ein guter Freund, dass der Sportsender Eurosport Wrestlingrechte gekauft habe und nun einen Moderator suchen würde. Ich habe aber erst mal an meinem Comeback gearbeitet, da ich zu den Medien überhaupt keinen Bezug hatte. Ein Jahr, nachdem ich wieder ins Training eingestiegen war, habe ich mich erneut verletzt. Wieder Kreuzbandriss, diesmal mit Knorpelschaden und einem abgetrennten Meniskus. Ich durfte mein Bein sechs Wochen lang nicht bewegen. Da mein Freund weiterhin regelmäßig auf den Job bei Eurosport hinwies, ging ich auf Krücken dort hin. Ich hab mich da vorgestellt und drei Stunden nach dem Gespräch die erste Livesendung moderiert.

#BeatYesterday.org: Wolltest du trotzdem als aktiver Wrestler weitermachen?

Sebastian: Ich hab immer noch trainiert und wollte auch in den Ring zurück. Aber nach und nach kamen mehr Shows dazu, die ich als Kommentator begleiten durfte. Ich musste also schauen, wie ich mich organisiere: Training, meine Arbeit als JVA-Beamter und Wrestlingshows moderieren, das war ganz schön viel. Dann kamen die Angebote von Sky und der WWE. Für einen Wrestlingfan wie mich ist es das größte, für die WWE zu arbeiten. Da überlegst du nicht zweimal.

#BeatYesterday.org: Wie hast du die Superstars kennengelernt?

Sebastian: Das sind alles hochprofessionelle Athleten. Und das in einer beispiellosen Art und Weise. Sie organisieren sich selbst, sind eloquent und treten immer perfekt gekleidet auf. Am meisten beeindruckt mich Cesaro. Der Typ hat einen unfassbaren Körper, unglaubliche Fähigkeiten und ist ein absoluter Saubermann. Egal, wie stressig sein Tag war, der Kerl ist immer positiv. Selbst wenn er nur zwei Stunden geschlafen hat, kommt er zum Termin und lächelt, als wäre nichts gewesen. Der steigt aus dem Flieger, geht kurz duschen und dann beginnt ein Tag voller Pressetermine und zwischendrin fragt er, in welchem Fitnessstudio er abends pumpen kann. Die leben für ihren Job und schuften deshalb gern im Gym. Das ist die Leidenschaft, mit der du bei der Sache sein musst, wenn du es bei der WWE zu etwas bringen willst.

Seit 2011 begleitet Sebastian die WWE als Kommentator und Moderator. Seine prägendsten Momente erlebte er bei Wrestlemania 31 und 32. „Bei Wrestlemania 31 war ich erstmals live als Kommentator im Stadion und mein Bruder saß im Publikum. Das war ein surrealer Moment. Die Jungs, die mit neun Jahren vor dem Fernseher saßen, sitzen nun live am Ring”, sagt Hackl. Als zweiten Moment nennt er den legendären Einzug von Dwayne The Rock Johnson bei Wrestlemania 32. Über 100.000 Zuschauer waren in Arlington, Texas, dabei, als eine Legende des Sports überraschend zurückkehrte. „Man hört die ersten zwei Takte seiner Einzugsmusik und das Stadion explodierte. Meine Flasche auf dem Pult wackelte. Das Stadiondach hätte Richtung Orbit fliegen können.”

Sebastian Hackl im Studio
Im Fitness- oder im Fernsehstudio – Sebastian liebt jede Seite seines Jobs. © Sebastian Hackl

Schuften aus Leidenschaft

BeatYesterday.org: Wie intensiv muss so ein Sports Entertainer trainieren?

Sebastian: Das ist unterschiedlich. Im Performance Center, in dem die jungen Talente der WWE trainieren, wird jeden Tag geschuftet. Wer in den Main Shows von Raw und Smackdown auftritt, trainiert weniger, weil nahezu jeden Abend eine Show ansteht. Das Handwerk für den Ring müssen sie nicht mehr täglich üben. Dazu kommen sie auch gar nicht. Zwischen 200 und 300 Tagen sind sie auf Reisen und absolvieren pro Jahr rund 200 Matches. Wenn die Athleten in einer neuen Stadt landen, müssen sie sich sofort erkundigen, wo sich das Fitnessstudio befindet und wo sie qualitativ hochwertiges Essen bekommen. Auch müssen sie regenerieren, bevor es abends wieder in den Ring geht.

BeatYesterday.org: Sports Entertainer machen einen 365 Tage-Job?

Sebastian: Definitiv. Die Sportler sind das ganze Jahr unterwegs. Außerdem gibt es kaum eine Sportart, in der sich die Athleten so konstant weiterentwickeln müssen. Du musst den Zuschauern immer etwas Neues anbieten. Das nächste Match muss aufregender sein als das vergangene. Außerdem gibt es keine Sommer- oder Winterpause. 52 Wochen im Jahr wird gearbeitet.

BeatYesterday.org: Arbeiten die Superstars mit Trainings- und Ernährungsplänen?

Sebastian: Zu Beginn auf jeden Fall. Der Sport stellt Anforderungen an die Sportler und ihre Körper. Da dürfen die Athleten nicht nachlässig sein. Da werden auch Einflüsse aus den Trainings anderer Sportler aufgegriffen. Wenn man aber schon einige Jahre im Geschäft ist, dann hat man seine Routine gefunden. Aber die Athleten wissen, dass sie genügend Eiweiß brauchen und die richtigen Kohlenhydrate essen müssen.

BeatYesterday.org: Bestehen die Workouts nur aus Krafttraining oder wird auch an der Ausdauer und Kondition aktiv gearbeitet?

Sebastian: Beides wird hart trainiert. Die Wrestler müssen in ihren Matches die Moves regelmäßig wiederholen. Die WWE-Superstars haben deshalb eine außergewöhnliche Ausdauer und großartige Kondition. Selbst nach zehn oder 20 Minuten, zum Ende eines langen Matches, müssen sie Power-Moves machen, bei denen sie ihre ganze Kraft brauchen. Dazu kommen zusätzlich die koordinativen Anforderungen. Die Moves müssen präzise sein, das Timing muss stimmen und die Körperspannung muss da sein. Damit schützen sie sich vor Verletzungen. Der Körper ist das Kapital der Wrestler. Und das managen sie sehr gut.

#BeatYesterday.org: Inwiefern wird das Wrestling durch andere Sportarten geprägt?

Sebastian: Da gibt es unzählige Einflüsse. Im Performance Center trainieren über 100 Sportler. Da kommen manche aus dem mexikanischen Wrestling und bringen ihre Einflüsse mit. Andere spielten zuvor American Football und setzen Tackles jetzt im Ring ein. Die Wrestlerin Ronda Rousey kam aus der UFC und hat Inhalte ihres Kampfstils in den Ring mitgenommen. Judowürfe, Armbars oder sonstige Submission Holds, also Griffe, die den Gegner zur Aufgabe zwingen sollen, sind mittlerweile auch im Wrestling praktikabel.

#BeatYesterday.org: Wir haben so viel über Einsatz und Training gesprochen, über harte Extraeinheiten. Doch nach dem Schwitzen steht für jeden Sportler das Erholen an. Deshalb zum Abschluss: Wie sieht die Regeneration eines WWE-Superstars bei diesem vollen Terminkalender aus?

Sebastian: Das ist bei jedem unterschiedlich. Grundlegende Sachen wie Eisbäder, Massagen oder der Besuch beim Chiropraktiker stehen regelmäßig an. Hinzu kommt, dass sie ein riesiges Muskelkorsett haben, das sie vor ernsten Verletzungen schützt.

Bei der Wahl seines Lieblingswrestlers tut sich Sebastian Hackl am Ende des Gespräches schwer. Hackl überlegt lange, entscheidet sich dann für The Rock. „Der Kerl hat gezeigt, zu was man es bringen kann und vergisst trotzdem nie, wo er herkommt. Er gibt der WWE immer etwas von dem zurück, was er von der Organisation zu Beginn seiner Karriere bekommen hat. Dieser Wille und die Überzeugungen dahinter beeindrucken mich”, sagt Hackl.

Dwayne Johnson, so sein bürgerlicher Name, kam über seinen Vater in die WWE und erschuf einen Charakter, den die Fans lieben. Seit Kurzem trainiert auch seine Tochter im Performance Center. Johnson ist mittlerweile erfolgreicher Schauspieler, Gastgeber von Late-Night-Shows und produziert selber Filme. „Trotzdem vergisst er nie seine Wurzeln”, sagt Hackl.

Auch Sebastian Hackl bleibt sich treu. Wenn er heute seinen Bruder besucht, schauen sie gemeinsam bis tief in die Nacht alte Wrestlingshows. Dann ist „Seb” nicht Teil des WWE Universums, sondern einfach nur Fan. Und bestaunt den Sport wieder mit den Augen eines Neunjährigen.

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