Body & Soul

Kälteempfindlichkeit: Keine kalten Füße kriegen

Frieren ist eine Schutzfunktion des Körpers. Er entscheidet dabei, wie die produzierte Wärme verteilt wird. Nicht jeder Mensch friert gleich. Es gibt Mittel, die eigene Kälteempfindlichkeit zu trainieren.

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Die Bürogemeinschaft der Versicherungsagentur ist vorbildlich, in der Zusammenarbeit und menschlich. Sechs Sitzende und ein Springer, der unentwegt mit Post und Akten rotiert. Trüben kann die Harmonie nur eines: die Raumtemperatur. Manchen ist es zu kalt, manchen zu warm – und selbst das ist tagesformabhängig.

Diese Geschichte muss ohne Universalrezept auskommen, sie kann den Zwist um das geöffnete Fenster nicht aufdröseln. Aber sie wird am Beispiel der Protagonist*innen einiges aufklären, Vorurteile ausräumen und mit ein paar guten Tipps schließen.

Warum frieren Menschen?

Das Frieren ist ein biologischer Schutzmechanismus des Körpers. Er will die Körpertemperatur von rund 37 Grad Celsius in jeder Situation halten. Drinnen oder draußen, in Badehose oder mit Bommelmütze, manchmal auch beides gleichzeitig. Der Körper wendet sozusagen ein Energiesparprogramm an. Durch das Erweitern oder Verengen der Blutgefäße reguliert er, wie viel Wärme über die Haut abgegeben wird. Oder eben nicht, weil der Körper das vorhandene Wärmekontingent bevorzugt den lebenswichtigen inneren Organen zuschanzt.

Werdenden Müttern heizt dieser Automatismus vor allem die Körpermitte ein. Dass Hände, Füße, Ohren und Lippen als erstes frösteln, ist damit erklärt. Nicht jedoch, warum manche Menschen unter denselben Umständen die Temperatur unterschiedlich wahrnehmen. Manche frieren, manche nicht. Wie unsere fiktive Bürogemeinschaft mit ihrem heterogenen Kälteempfinden.

ann und Frau zugedeckt auf der Couch
Wie warm wir es mögen, hängt auch von unserem Körperbau ab. © courtneyk / E+ / Getty Images Plus

Frieren Frauen früher und mehr als Männer?

Dennis, 45 Jahre alt, Controller der Agentur – hat das Fenster geöffnet. Im November. Auf knapp 1,90 Metern sind die rund 100 Kilogramm Lebendgewicht gut verteilt. Ihm war warm, und frische Luft kann nicht schaden. Manuela, 42 und rechte Hand des Chefs, sitzt ihm direkt gegenüber und ist wenig angetan. Sie ist 1,68 Meter groß, von zarter Figur. Sie friert.

Mit den unterschiedlichen Proportionen ist die frostige Geschlechterfrage aber nicht geklärt. Was stimmt: Frauen frieren im Durchschnitt schneller. Sie haben eine dünnere Haut und häufig einen niedrigeren Blutdruck. Darüber hinaus ist – von einem weiteren, temporären Aspekt abgesehen (folgt später im Text) – das Frausein als solches kein Argument. Sie frieren rascher, weil sie naturgemäß eher kleiner und leichter sind.

Das Verhältnis ihrer wärmebildenden Muskelmasse zu der Körperfläche, die Wärme abstrahlt, ist ungünstiger als beim Mann. Durchschnittlich betrachtet. Ein kleiner Mann mit einem Gewicht, das dem einer ähnlich gewachsenen Frau gleichkommt, ist bei gleicher Körperfläche im Kälteempfinden nur hinsichtlich des Muskelanteils etwas besser situiert.

Für diese Flächentheorie finden sich in der Natur viele Beispiele: Pinguine haben sich in der bitterkalten Antarktis zu einer 1,20 Meter großen, 40 Kilogramm schweren Art, den Kaiserpinguinen, entwickelt. Den warmen Gefilden nahe des Äquators wurden – entsprechend der Bergmannschen Regel – die 50 Zentimeter kleinen und zwei Kilogramm leichten Galápagos-Pinguine besser gerecht. Kaninchen in nördlichen Regionen haben kleinere Ohren als im Süden, damit sie weniger Wärme abstrahlen. Die Lauscher und Rüssel von afrikanischen Elefanten sind dagegen riesig, weil lange Extremitäten dabei helfen, Körperhitze loszuwerden. Es gilt die Allensche Regel.

Sind gewichtige Menschen weniger kälteempfindlich?

Der Versicherungskaufmann Lukas (33) sitzt am Nebentisch. Dem offenen Fenster noch näher, als die anderen. Kalt ist ihm nicht. Zwar ist er mit 1,74 Metern kaum größer als Manuela, besitzt jedoch aufgrund seiner 119 Kilogramm eine völlig andere Sensibilität für Kälte.

Der höhere Fettanteil in der Schicht unter der Haut isoliert und wirkt wie eine Wärmesperre von innen. Dieser Effekt ist an nicht bedeckten Körperstellen besonders auffällig. Besser gegen Kälte geschützt sind auch die inneren Organe, die eine stärkere Fettschicht umgibt. So sehr Körperfett der Kältempfindlichkeit dient, so sehr verursacht es im Sommer das vermehrte Schwitzen.

Der naturgegebene höhere Körperfettanteil von Frauen – beispielhaft rund 30 Prozent zu 20 Prozent bei Männern – spricht theoretisch für eine geringere Kälteempfindung. Dem ist aber nicht so, wie der Münchner Allgemeinmediziner Prof. Dr. Jörg Schelling erklärt: „Das Fett sitzt in der Regel nicht da, wo man es zur Isolierung bräuchte – also an den Armen, Füßen, am Hals oder im Gesicht.”

Frau macht Bauchübungen beim Split Training
Mehr Muskeln als Frostschutzmittel? Das kann funktionieren. © Garmin

Muskeln sorgen für Wärme

Sein Sportstudium finanziert sich Tim, 22, als Aushilfe. Ordnerstapel und Kellertreppe halten die 88 Kilogramm bei 1,84 Meter fit. Frieren? Ein Fremdwort. Seine großzügig dimensionierte Muskelmasse produziert selbst dann Wärme, wenn er zur Ruhe kommt. Viele Muskeln sind unbewusst daueraktiv, beispielsweise die, die uns aufrecht halten.

„Der Großteil der Energie, die unsere Muskeln verbrennen – 70 bis 80 Prozent – wird als Abwärme freigesetzt“, erklärt Prof. Dr. Karl-Ludwig Resch, Arzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin am Deutschen Institut für Gesundheitsforschung in Bad Elster.

Damit ist gesagt: Kälteresistenz ist trainierbar. Denn Muskelaufbau ist die Folge von Bewegung und Training. Die erzeugte Stoffwechselwärme wird über das Blut in den ganzen Körper transportiert. Gezielt dorthin, wo sie gebraucht wird.

Menschen bibbern, um sich zu wärmen

„Gänsehaut” und Zittern sind nicht nur ein Zeichen von Angst, sondern auch ein Schutzmechanismus gegen frostige Temperaturen. Kleine Muskeln in der Haut ziehen sich zusammen, um das – seit über einer Million Jahren wegevolutionierte – Fell aufzustellen. Reicht das nicht, sind es schnelle, kurze Kontraktionen dieser Muskeln, die die Haut zitternd zur körpereigenen Heizung machen.

Kälteempfinden hat mit Tagesform und Gesundheit zu tun

Antonia, die 39-jährige Vertrieblerin, ist passionierte Läuferin und gehört zu den Frischluftfanatiker*innen des Teams. Doch nach nur vier Stunden Schlaf erträgt sie diese heute nicht. Lars, 53, ihr Vertriebskollege, sitzt neben ihr. Seine Kälteempfindlichkeit schwankt von Tag zu Tag. Er ist krank. Auch er friert heute.

Die Erklärung für Antonias Unbehagen ist einfach. Sie schläft zu wenig und ist deshalb gestresst. Der Körper stößt Adrenalin aus und schaltet in den intuitiven Schutzmodus. „Das Blut wird woanders gebraucht als in der Haut – sie wird nicht mehr so gut durchblutet und wir kühlen stärker ab“, erklärt Prof. Dr. Resch. Wichtiger sind in dem Moment innere Organe wie Lunge und Herz, entscheidet der Körper.

Erhöhtes Kälteempfinden kann zudem krankhafte Ursachen haben. Wie bei Lars, der wegen Durchblutungsstörungen in ärztlicher Behandlung ist. Die Symptome treten bei wenig kritischen Diagnosen wie Schüttelfrost zu Beginn einer Grippe ebenso auf wie bei schwerwiegenden Befunden – Mangelerscheinungen, Nebenwirkungen von Medikamenten, Schilddrüsenunterfunktion oder Krebs.

Dem weiblichen Zyklus geschuldet würde auch die Auszubildende Chiara, 21 Jahre alt, ihre Hand heute für „Fenster zu” heben. In der Menstruation variiert die Körpertemperatur um bis zu 0,7 Grad Celsius. Frieren ist besonders an den beiden Tage vor dem Eisprung nicht selten.

Frau dehnt sich mit Garmin Uhr am Handgelenk
Bewegung und noch mehr Bewegung sind die effektivsten Hilfsmittel gegen das Frieren. © Garmin

Übermäßiges Frieren lässt sich kontrollieren

Um einen verbreiteten Irrtum auszuräumen: Alkohol, selbst der heiße Glühwein, hilft nicht. Prozentiges erweitert zwar die Gefäße und fördert die Durchblutung. Warm wird dem Körper aber nur kurz, denn die Haut gibt die Wärme schnell wieder ab. Anders alkoholfreie Heißgetränke, besonders Ingwertee: Die Scharfstoffe des Ingwers fördern die Durchblutung der Organe und damit die Wärmeproduktion von innen.

Das beste Mittel bei Kälte ist und bleibt Bewegung. Sind die Muskeln aktiv, entsteht Wärme. Noch besser ist, kein Scherz, viel Bewegung. Denn damit verbunden ist mittelfristig der Muskelaufbau. Dem „inneren Schweinehund” wirkt ein moderater Trainingsplan mit einer Garmin-Uhr entgegen, beispielsweise einem Modell aus der fēnix-Serie. Die misst sogar die Hauttemperatur. Ausdauersportarten wie Laufen oder Radfahren eignen sich außerdem, den zu niedrigen Blutdruck anzukurbeln.

Selbst die Gefäße lassen sich trainieren. Der häufige Wechsel von Wärme und Kälte gewöhnt den Körper an die Temperaturschwankungen. Regelmäßiges Bewegen im Freien, das Wechselduschen, Saunieren, Fuß- oder Armbäder sind ideal geeignet. Für den spontanen Kälteschutz eignet sich Kleidung nach dem Zwiebelprinzip. Nicht möglichst dicke Stoffe isolieren den Körper, sondern die Luft zwischen den Schichten.

Abschließend psychisch betrachtet: Wer Stress abbaut, wird auch Frösteleien besser kompensieren. Mit einem Spaziergang in der Pause oder dem abendlichen Relaxbad. Wenn alle Maßnahmen nichts nützen, kann die Hausärztin oder der Hausarzt sicher weiterhelfen. Schon das Ausschließen einer Erkrankung ist den Besuch wert.

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07.09.2023

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