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Liebe Veganer, bitte macht mir mein Steak nicht madig!

Warum sind viele Veganer permanent auf Ernährungsmission? Das fragt sich Autorin Nicole. Und plädiert für mehr Verständnis zwischen Steak- und Tofufans.

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Ganz leicht rümpft sie die Nase. Es ist kaum zu sehen. Und als ich gerade denke, ich hätte es mir vielleicht nur eingebildet, sagt sie: „Also, dass du das essen kannst. Schon bedenklich.“ Das ist ein Hüftsteak. Sie ist eine Kollegin, ernährt sich vegan, und sitzt mit mir beim Lunch. Und ich? Ich bin schwer genervt. „Wie erkennt man, ob jemand vegan lebt? Er erzählt es Dir!“, sagte ein Freund kürzlich zu mir. Wie wahr.

Ich habe keine Lust auf Pflanzenmissionare

1,3 Millionen Deutsche ernähren sich aktuell vegan¹, also tierfrei. Kein Fleisch, keine Eier, keine Milchprodukte, kein Fisch. Und sie haben Redebedarf, ganz offensichtlich. Versteht mich bitte nicht falsch. Es wird viel zu viel Fleisch gegessen, das sehe ich auch so. 59 Kilogramm pro Person im Jahr² – das geht nicht. Und muss dringend weniger werden. Auch wenn es der niedrigste Wert seit 2011 ist. Bei Billigfleisch vom Discounter rollen sich mir die Fußnägel hoch und ich würde die Menschen, die das kaufen, gern anschreien: „Lass das liegen! Wie soll das Huhn gelebt haben, wenn es hier für 2,99 Euro Kilopreis verkauft wird?!“ Ich bin gegen Massentierhaltung, gestopfte Gänselebern und Fische aus verseuchten Aufzuchtbecken. Und trotzdem mag ich Fleisch (und Käse, und Eier, und Milch), esse es gern und will es mir nicht komplett verbieten lassen.

Mein Motto lautet: zurück zum Sonntagsbratenprinzip. Ich bin dafür, dass die, die Fleisch mögen, es genießen sollten. Aber eben nur sehr selten und dann in guter Qualität. Bedeutet unter anderem: Nicht aus Massentierhaltung. Auch Nose-to-tail ist hier ein wichtiges Thema. Es geht nicht, immer nur das Filet vom Huhn oder Rind zu kaufen. Auch andere Fleischstücke müssen wiederentdeckt und verwertet werden. Ab und zu Fleisch zu essen und ansonsten vegetarisch oder vegan zu leben: Sich flexitarisch ernähren, heißt das neudeutsch. Ich bin Flexitarierin. Und würde jetzt gern in Ruhe dieses Steak essen.

Wenn Ernährung zur Religion wird, dann hört bei mir irgendwie der Spaß auf.

Nicole Benke, hält nichts von missionarischer Ernährungsbelehrung

Mit veganer Ernährung gegen den Klimawandel

Meine Kollegin hat andere Pläne. Sie setzt an: Tierhaltung, Treibhausgase, krebserregende Stoffe. Und sie hat ja nicht mit allem Unrecht. Würde sich die ganze Welt vegetarisch oder vegan ernähren – die Treibhausgasemissionen würden drastisch sinken. Ein wichtiger Schritt gegen den Klimawandel. Aber stets zu behaupten, vegan wäre das Allheilmittel für alles, geht mir trotzdem auf den Keks. Wenn jemand aus ethisch-moralischen Gründen keine tierischen Produkte konsumiert, dann ist da nichts gegen zu sagen. Gar nichts. Wenn mich so ein jemand dann aber permanent ermahnt, dass ich das auch machen muss, weil ich sonst ein schlechter Mensch bin und es gesünder für mich wäre, dann möchte ich platzen. Der Grat zwischen gut gemeinter Aufklärung und missionarischer Belehrung ist hier verdammt schmal. Wenn Ernährung zur Religion wird, dann hört bei mir irgendwie der Spaß auf.

„Wie erkennt man, ob jemand vegan lebt? Er erzählt es Dir!“ | © iStock.com/itakdalee

Vegan ist nicht gleich gesund

Zudem ist eine ausschließlich vegane Ernährung nicht unbedingt gesünder – jedenfalls nicht im Vergleich zu einer ausgewogenen pflanzenbasierten Ernährung mit wenig tierischen Produkten. Würden wir alle vegan leben, gäbe es Vitamin B12 nur noch als Pille. In pflanzlichen Lebensmitteln steckt es in relevanten Mengen nämlich nicht drin. Tierisches Eiweiß hat eine höhere biologische Wertigkeit als pflanzliches, weil es in seiner Aminosäurenstruktur unseren körpereigenen Proteinen ähnlicher ist. Wir können Proteine aus tierischen Quellen, wie Quark oder Eiern, also besser verwerten als pflanzliches Eiweiß. Gut ist also ein Mix, da sind sich viele Experten einig. Ich sag ja: flexitarisch leben ist gar nicht so verkehrt. „Rotes Fleisch macht Krebs!“ würde die Kollegin jetzt wohl brüllen, wenn ich ihr das sagen würde. Und das ist richtig. Wenn man zu viel isst. Veganer haben bei einigen Krankheiten tatsächlich ein geringeres Risiko als Fleischesser, bei Diabetes etwa. Aber bei manchen eben auch ein höheres – wie bei Osteoporose, gefördert durch Kalziummangel, der nicht selten auftritt. Generell sind Nährstoffmängel bei Veganern keine Ausnahme. Deshalb sollen sich Kinder und Schwangere auch besser nicht vegan ernähren. Die Gesundheitsliste ließe sich fortführen, und zwar auf beiden Seiten.

Für mich liegt die Wahrheit in der Mitte. Pflanzenbasiert und ab und an tierische Produkte, mir tut das gut.

Nicole Benke, lässt sich Fleisch nicht komplett verbieten

Bitte jeder so, wie er mag

Für mich liegt die Wahrheit in der Mitte. Pflanzenbasiert und ab und an tierische Produkte, mir tut das gut. Du kannst anders entscheiden. Kurzum: Ich würde mir wünschen, dass das Schwarz-Weiß-Denken in Sachen Fleisch endlich aufhört. Dass die, die gern Fleisch essen, ihren Konsum kritisch überdenken und, wenn noch nicht geschehen, deutlich reduzieren. Den Tieren und dem Klima zuliebe. Und dass die, die vegan leben, ein bisschen weniger militant mit dem Thema umgehen. Lasst uns diskutieren, aber sachlich bleiben. Inspiration statt Mission, gegenseitige Unterstützung statt Belehrung. Das wäre doch mal was, oder? So sage ich das auch gleich meiner Bekannten. Und jetzt: Lasst es Euch schmecken. So oder so.

¹ Quelle: ProVeg Deutschland e.V. (ehemals Vegetarierbund Deutschland e.V.)
² Quelle: Fleischatlas 2018

Vegane Ernährung im Fokus

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