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Vom Hausboot in die Segel-Weltspitze

Linus Klasen ist einer von Deutschlands Top-Segler*innen. Seinen Traum vom olympischen Edelmetall muss er verschieben. Dafür setzt der Vorzeigeathlet seinen ungebremsten Ehrgeiz für sozial Benachteiligte ein.

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Ob beim Segeln, dem Einsatz für bedürftige Kinder oder im Leben an sich: Top-Segler Linus Klasen geht es um die genaue Positionierung, um Haltung. Der 20-Jährige ist froh, dass er endlich wieder an Wettkämpfen teilnehmen kann. Vor Kurzem erst fuhr er einen Weltcup in den Niederlanden. Die Taktung der Rennen ist eng, alles richtet sich momentan auf die Weltmeisterschaften in Barcelona Anfang September aus. Linus wird dann wieder einer der jüngsten Teilnehmenden sein. Beim wichtigsten Wettkampf des Jahres will er bestmöglich performen.

Linus Leben gehörte immer dem Segeln. Als 14-Jähriger verließ er sein Zuhause und besuchte eine Sportschule am anderen Ende Berlins. „Wenn sich Freunde am Wochenende verabredeten, war ich auf Regatten”, berichtet das Segel-Talent. Für seine sportlichen Ziele ist er im Vorjahr sogar in die Nähe des Olympiastützpunkts nach Kiel gezogen. Der Lohn für die Entbehrungen waren viele Titel, er feierte auch internationale Erfolge. Für den Traum von Olympia wechselte er kürzlich die Bootsklasse. Vom 470er in den Laser.

Im Interview spricht Linus über seinen Werdegang und erklärt, warum Segeln für ihn mehr als ein Sport ist und wie er die richtige Balance im Leben findet.

Linus Klasen beim Segeln
Linus weiß, wie er die Kraft des Windes für sich nutzt. © Linus Klasen

#BeatYesterday.org: Ist Weltumsegler Boris Herrmann ein Vorbild, besonders was das Zusammenspiel aus Spitzensegeln und sozialem Engagement betrifft?

Linus Klasen: Er ist ein totales Vorbild. Ich finde seine Person, seinen Charakter stark. Ich kenne ihn zwar nur aus der Zeitung, halte ihn aber für authentisch, glaubwürdig und bodenständig. Das bestätigen mir auch Leute aus seinem Team. Seine Umweltkampagne hat sehr viel Aufmerksamkeit erregt.

#BeatYesterday.org: Was hat er genau gemacht?

Linus: Er hat seine Weltumseglung genutzt, um Wetterbojen ins Meer zu lassen. Die sammeln und speichern Wasserdaten. Es ist genial, zwei Sachen zu verbinden: Die Welt umsegeln und zugleich etwas für die Umwelt tun. An diese entlegenen Stellen, weit draußen auf dem Meer, gelangt sonst kein Boot.

#BeatYesterday.org: Erweitert Segeln generell den Horizont hin zur großen weiten Welt?

Linus: Es ist ein absolutes Privileg, dass ich das Segeln als Leistungssport ausüben darf. Ich liebe das Regattasegeln. Durch den Sport kann ich mich weltweit vernetzen. Der kulturelle Austausch mit anderen Sportler*innen und den Menschen vor Ort wäre ohne den Segelsport für mich gar nicht möglich. Ich war vergangenes Jahr in China und habe so viel erlebt. Das Segeln ist eine offene Tür in die Welt.

#BeatYesterday.org: Zuletzt waren große Reisen nicht möglich.

Linus: Corona war ein ziemlicher Einschnitt. Dass der Leistungssport aufs Eis gelegt wurde, ist verglichen mit anderem Elend eine kleine Sorge. Mental hat trotzdem jeder von uns mit der Situation zu kämpfen gehabt. Als Sportler warst du auf einmal nur noch in den eigenen vier Wänden. Alle Pläne wurden über den Haufen geworfen. Beim Reisen und den abgesagten Wettkämpfen hat sich das am meisten bemerkbar gemacht. Ich musste viel für mich alleine trainieren. Wenn du dich von Lockdown zu Lockdown hangelst und zum hundertsten Mal in den Kraftraum gehst, ist es schwer, fokussiert zu bleiben.

#BeatYesterday.org: Wie bist du eigentlich zum Segeln gekommen?

Linus: Mein bester Freund aus der Grundschule hat mich mitgenommen, da war ich neun Jahre alt. Ich habe im sogenannten Optimisten angefangen, das ist die Ausbildungsklasse für Kinder. Im Opti A gibt es bereits internationale Wettkämpfe. Da habe ich mich 2013 für die U-15-Weltmeisterschaften qualifiziert. Danach wechselte ich in die 420er Jugend-Bootsklasse, die Talente auf die olympischen Wettbewerbe vorbereitet. Die olympischen Segler*innen sind bis auf wenige Ausnahmen über 25 Jahre alt.

Mit 14 Jahren kannst du noch nicht in ein Profi-Boot steigen, das ein Erwachsener segelt. Die Jugendboote sind zwar ähnlich gebaut, haben aber kleinere Segel und schmächtigere Rumpfformen. Alles ist ein wenig simpler gehalten. In der 420er-Klasse bin ich dann nach Köpenick auf die Sportschule gewechselt. Da feierte ich einige Erfolge, wurde Deutscher Meister und U17-Vize-Europameister. Weil wir gut genug waren, haben mein Segelpartner Daniel Göttlich und ich den Sprung in die olympische Bootsklasse geschafft. Dann ging es richtig los – nun war es Leistungssport auf professioneller Ebene.

Linus Klasen beim Segeln
Beim Segeln braucht es viel Körperbeherrschung und Erfahrung. Linus begann schon in jungen Jahren mit dem Sport. © Linus Klasen

#BeatYesterday.org: Spielte das Element Wasser in deiner Umgebung immer eine Rolle?

Linus: Ich bin bei meiner Oma und meinem Opa auf einem Hausboot groß geworden. Wir sind immer viel auf dem Wasser unterwegs gewesen. In den Ferien schipperten wir durch Berlin und Brandenburg.

#BeatYesterday.org: Wie hast du Schule und Sport miteinander verbunden?

Linus: Die Schule ist mir nicht immer leicht gefallen. Wenn ich von einem Trainingslager aus Spanien zurückkam, fragten die Leute immer, wie denn mein Urlaub gewesen sei. Mein Sport wurde damals noch nicht anerkannt. Um für Wettkämpfe freizubekommen, war häufig ein großer Spagat mit der Schulleitung notwendig. Richtig motiviert war ich erst, als ich in die Sportschule durfte. Da habe ich mir das Abitur als Ziel gesetzt. Ich konnte auf einmal beides machen, ohne große Einschränkung. Ich habe dann immer mein Bestes gegeben.

#BeatYesterday.org: Ab wann hast du gesehen, dass es für das Profitum reicht?

Linus: Leistungssport wurde es ab dem Zeitpunkt, an dem ich gemerkt habe, dass ich auf etwas verzichte, was für andere selbstverständlich ist. Als Leistungssportler befinde ich mich auf einem schmalen Grat. Meine Wohnung in Kiel zahlen momentan meine Eltern. Voriges Jahr stand ich komplett auf eigenen Beinen. Dann flog ich aus der Förderung raus und musste wieder bei meinen Eltern anklopfen. Es ist beim Segeln nie ein sicheres Ding. Ich bin froh, dem nachgehen zu können, was mich erfüllt. Durch noch größere Erfolge und soziales Engagement versuche ich Leute davon zu begeistern, mein soziales Projekt und meine seglerische Vision finanziell zu unterstützen.

Linus verstand mit der Zeit, dass eine glückliche Familie nicht selbstverständlich ist. Jetzt möchte er als PLAN-Botschafter anderen Kindern helfen. © Linus Klasen

#BeatYesterday.org: Wie wichtig war und ist dir der Rückhalt von außen?

Linus: Ich brauche Unterstützung. Sonst kann ich mich nicht entwickeln. Dass ich den nächsten Schritt als Mensch mache, ist bei meinem sozialen Engagement ein Hauptantrieb. Ich möchte etwas weitergeben, das andere voranbringt.

#BeatYesterday.org: Was motiviert dich beim Sport, wie entwickelst du Ehrgeiz?

Linus: Der Kopf ist immer das Wichtigste. Wenn er mitzieht, erreichen wir unsere Ziele. Momentan führe ich das Leben eines Leistungssportlers. Die olympische Goldmedaille ist mein Ziel. Aber es ist nicht mein einziges Vorhaben. Ich möchte gerne das Projekt, mit dem ich Kindern helfe, so aufziehen, dass es nicht von meiner sportlichen Leistung abhängig ist. Ich will etwas erreichen, beim Segeln und als Mensch.

#BeatYesterday.org: Wie ist die Verbindung vom Segeln mit deinem sozialen Engagement zustande gekommen?

Linus: Ich hatte in der Corona-Zeit, als alles verschoben und die Olympia-Qualifikation abgesagt wurde, sehr viel Zeit zum Nachdenken. Ich reflektierte die vergangenen Jahre. Ich hatte so viel erlebt, eine Menge Einflüsse von außen mitbekommen. Ich konnte das alles nicht sofort verarbeiten. Ich war in Japan und China, und nebenbei machte ich mein Abitur. Es war ein Leben auf Hochtouren. Sehr anstrengend.

Als die Anspannung abfiel, habe ich erst einmal durchgeatmet. Ich habe mich neu aufgestellt. Im Sommer 2020 begriff ich, dass Geld nicht alles ist. Ich habe schon große Summen bekommen und wieder ausgegeben. Dann überlegte ich, wie ich mit dem Geld die Welt verbessern könnte. Ich wollte eine Verbindung herstellen zwischen dem Segelsport und den Leuten, die ihre Grundbedürfnisse nicht erfüllen können. Deshalb engagiere ich mich für die Initiative PLAN, die Kinder in Not unterstützt und ihnen eine Chance gibt.

#BeatYesterday.org: In jungen Jahren an andere zu denken, zeugt von Reife. Wie hat dich dein Elternhaus in der Kindheit geprägt?

Linus: Ich habe relativ spät zu schätzen gelernt, was für ein Glück ich mit meiner Familie habe. Ich musste keine Sorgen haben, dass das Essen nicht auf dem Tisch steht. Es wurde sich um mich gekümmert. Ich konnte jederzeit meine eigenen Wege gehen. Meine Eltern standen im Hintergrund und ließen mich meine Erfahrungen sammeln. Ich bin hingeflogen, aber dann wurde mir immer geholfen, wieder aufzustehen. Ich hatte nie Angst, komplett alleine dazustehen.

#BeatYesterday.org: Was sind deine nächsten Pläne?

Linus: Wir haben momentan das Glück, dass wir in Deutschland mit Philipp Buhl den aktuellen Weltmeister im Laser haben. Mein kurzfristiges Ziel ist es, an Vorbildern wie ihm zu wachsen, mich hochzuarbeiten. Dann kommen die nächsten Olympischen Spiele in drei Jahren in Paris. Mein Leistungshoch sollte ich in Los Angeles 2028 erreichen. Da will ich eine Medaille gewinnen.

#BeatYesterday.org: Welche Rolle spielt die Garmin quatix für deine Ziele?

Linus: Eine große, ich tracke die ganze Zeit meine Daten. Beim Schlafen, während der Fitness-Einheit oder auf dem Wasser. Durch die Garmin quatix weiß ich immer, wo ich stehe, wo ich mich befinde. Und das ist wichtig im Leben.

Über Linus Klasen


Der Sport hat Linus gelehrt, wie unerlässlich Unterstützung und Rückhalt sind. Mental, physisch und finanziell. Doch viele Menschen auf der Welt können sich nicht einmal auf ihre Grundrechte verlassen, leiden täglich Hunger. Mit seinem Projekt „unite people – basic needs for everyone” will Linus dazu beitragen, dass sich die Lebensverhältnisse in armen Regionen verbessern. Er ist Botschafter der Hilfsorganisation www.plan.de. Mit der Übernahme einer Kinderpatenschaft (0,92 Euro am Tag) wird einem Patenkind die Chance auf eine selbstbestimmte Kindheit und eine bessere Zukunft gegeben.

Linus Klasen beim Segeln auf dem Meer
© Linus Klasen
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