Body & Soul

Kältetherapie: Frost und Freude

Kryotherapie ist kalt, sehr kalt. Aber sie hilft gegen Schmerzen, soll sportliche Leistungen optimieren und den Körper verschönern. Wer sich Minusgraden aussetzt, kann auf überraschende Ergebnisse hoffen.

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Schmerzpatient*innen, Sportler*innen, Stars und Sternchen – sie alle bibbern regelmäßig. Kälte soll Schmerzen mithilfe von Kühlkissen, Wickel und Eisspray lindern. Dem Muskelgewebe bei der Regeneration assistieren und fiese Katerschmerzen verhindern. Und noch dazu für ein strafferes Bindegewebe sorgen. Weniger Cellulitis, weniger Falten. Was macht eine Kältetherapie so universell wirksam?

Was ist Kryotherapie?

Das Wort „kryo” kommt aus dem Griechischen und bedeutet „kalt”. Schon in der Antike wurde die Abkühlung des Körpers nach sportlichen Wettbewerben oder anstrengender Arbeit zur Regeneration angewendet. Meist in kaltem Wasser, ohne irgendwelche Technik. Heutzutage gibt es eine effizientere Alternative zum Vollbad. Die in Japan entwickelte Kältekammer-Ganzkörpertherapie ist in Europa seit 1980 bekannt.

Der Schritt ins Kalte kostet Überwindung. Werden Körper und Kreislauf mitspielen, Hände und Füße nicht doch erfrieren? Weder noch. Der Mut zahlt sich aus. Wer sich einer Kryotherapie in der Kältekammer unterzieht, wird wahrscheinlich mit wahren Adrenalin- und Endorphinschüben belohnt, letzteres ist als Glückshormon bekannt. Körperlich kann die ursprünglich als schmerz- und entzündungshemmende Therapie nach heutigem Stand noch mehr bewirken. Kryotherapie wird bei Profisportler*innen zur Regeneration ebenso eingesetzt wie bei Hautkrankheiten, psychischen Störungen, instabilen Immun- und Herz-Kreislauf-Funktionen.

Frau kühlt das Knie einer Sportlerin nach einer Verletzung
Das partielle Kühlen von Verletzungen gehört zur Kältetherapie. © iStock / Getty Images Plus / microgen

Wie funktioniert Kältetherapie?

Kalte Umschläge bei Schmerzen oder ein Kältepack aus dem Gefrierfach, das sich Kinder auf ihre erste Beule halten. Das sind bekannte Hausmittel. Anders als bei partiellen Kältebehandlungen mit Eis oder gefrorenen Erbsenpackungen herrscht bei einer Kryotherapie ein extremes Klima: bitterliche minus 110 Grad Celsius. Die frostigen Verhältnisse werden mithilfe von Stickstoff erzeugt. Die trockene Kälte ist allerdings weniger unangenehm als eine kalte Dusche. Jedenfalls für einen überschaubaren Moment.

Für die professionelle Kryotherapie gibt es zwei Möglichkeiten: Aus der tonnenähnlichen, sogenannten Kryosauna schaut nur der Kopf heraus. Komfortabler ist eine geschlossene Kältekammer, sozusagen ein riesengroßer Kühlschrank. In diesem erkaltet der gesamte Körper. Ohren, Hände und Füße werden mit Mütze, Handschuhen und Schuhen vor den Minusgraden geschützt. Haut und Haare müssen unbedingt trocken sein. Der Mund bleibt besser geschlossen.

Eine Anwendung dauert meistens drei Minuten. Die Haut kühlt auf rund 5 Grad Celsius ab. Das Aufrechterhalten der Körpertemperatur muss sich der Körper selbst erarbeiten. Der Kreislauf kommt in Schwung. Das Grundprinzip der Kältetherapie ist der gigantische Temperaturunterschied. Während andauernde Kälte prinzipiell Blutkreislauf und Stoffwechsel herunterfährt, ist der kurzfristige Effekt fast gegenläufig. Der Kälteschock an der Haut führt zur Betäubung von Nerven. Die Blutgefäße möchten den Körper vor dem Auskühlen bewahren und kurbeln die Durchblutung augenblicklich an. Dies und die Aktivierung weiterer Körperfunktionen wird mit der Wiedererwärmung nach der Behandlung weiter verstärkt. Die Kälte zwingt den Körper dazu, seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren.

Kälte für die Schönheit

Auch beim Trendthema Anti-Aging soll Kryotherapie helfen. Durch Kältebehandlungen werden Wassereinlagerungen in den Hautzellen reduziert. Das verlangsamt die Ausbreitung von Cellulite. Der Körper reagiert auf die Minusgrade, indem er Energiereserven mobilisiert und so auch hartnäckige Fettreserven anzapft. Noch Stunden nach der Behandlung läuft der Stoffwechsel durch den immensen Temperaturunterschied auf Hochtouren und fördert den Fettabbau. Und damit auch die Gewichts- und Umfangreduktion. Verminderte Faltenbildung und die Straffung der gesamten Haut sind die positiven Folgen. Ganz ohne Spritze und Skalpell.

Regelmäßige Behandlungen verstärken diese vorteilhaften körperlichen Reaktionen. Ähnlich wie beim Sport entsteht ein Trainingseffekt. Der Körper stellt sich auf die Kälteanwendungen ein.

Kälte im Sport

In den Katakomben der Stadien, in denen schon viele populäre Profikicker*innen Meisterschaften mit Schampus und Zigarre im Kältebecken feierten, lösen Kryokammern die klassischen Methoden ab. Manuel Neuer nutzt sie, Ex-Basketballstar Dirk Nowitzki war bekennender Fan. Denn das Schockfrosten ist wirksamer und zeitsparender als das Kaltwasserbecken. Nur wenige Minuten bei minus 110 Grad Celsius reichen aus, um die positiven Effekte zu aktivieren.

Und die sind vielfältig: Ermüdete Muskeln regenerieren bis zu 50 Prozent schneller. Verspannungen werden minimiert, der Muskelkater vermieden. Durch die Anreicherung der Muskulatur mit Sauerstoff können Entzündungsstoffe schneller abtransportiert werden. Der Heilungsprozess von Prellungen, Zerrungen oder sogar Muskelfaserrissen wird intensiviert. Die Athlet*innen sind nach hohen Belastungen schneller wieder fit. Kraftsportler*innen nutzen Kältetherapie zusätzlich zur gezielten Fettverbrennung und Konturenbildung ihres Körpers.

Kälte in der Medizin

Kältebehandlung wird oft im Kontext mit Schmerzlinderung erwähnt. So hat sich die Kältekammer bei rheumatisch-entzündlichen Erkrankungen wie Arthrose oder Arthritis medizinisch bewährt. „Unter anderem zur Therapie von chronischen Schmerzen und zur Verbesserung von Regeneration im Sport. Es gibt hierzu eine gute Datenlage“, sagt die auf Kältetherapie spezialisierte Berliner Ärztin Simone Koch. Zu unterscheiden sind dabei die Ganzkörpertherapie und klassische lokale Behandlungen mit Eiskompressen oder Wickelauflagen.

Erfolgreich etabliert oder in der therapeutischen Erprobung sind die frostigen Behandlungsmethoden für viele weitere Erkrankungen. In der Dermatologie wird Kälte bei Neurodermitis und Schuppenflechte sowie gegen weißen Hautkrebs und Warzen eingesetzt. Bei anderen Krebsformen, beispielsweise bösartige Nieren- oder Lebertumore, gibt es positive Erfahrungen. Im psychiatrischen Bereich – bei Angst, Panikattacken und Schlafstörungen – eignet sich die Kryotherapie ebenfalls. Die Forschung rund um die Kältetherapie und belastbare Kryostudien werden weltweit vorangetrieben.

Noch ist die Kältetherapie keine von gesetzlichen Krankenkassen unterstützte Leistung. Mitunter bewilligt sie bei Antragstellung im Rahmen einer Einzelfallentscheidung die Kostenübernahme.

Dr. Simone Koch nutzt eine Eistonne im Garten für die Kältetherapie. © iStock / Getty Images Plus / Avdeev_80

Kryotherapie zu Hause

Wer genügend Platz und noch mehr Geld zur Verfügung hat, kann sich daheim für 3.000 bis 5.000 Euro eine eigene Kältesauna einbauen. Dabei sollte niemand vergessen, die extreme Kälteeinwirkung mit einem Arzt oder einer Ärztin vorab zu besprechen.

Es geht aber auch ohne große Investitionen. Mit der gefürchteten eiskalten Dusche frühmorgens. Sie kurbelt den Kreislauf an – besonders, wenn die Nacht zuvor kurz war oder es einen kleinen Kater zu vertreiben gilt. Die Ärztin Simone Koch befürwortet diese traditionellen Methoden. Ihr Tipp für den Winter, um stark, gesund und fit zu bleiben: das Eisbaden. „Es ist immer noch die größte Herausforderung, draußen bei Minusgraden in null Grad kaltes Wasser zu steigen.”

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07.09.2023

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