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Frachtschiffreisen: Eine Kreuzfahrt ohne schlechtes Gewissen?

Millionen Menschen lieben ihren Urlaub zur See. Doch Reisen auf Kreuzfahrtschiffen erscheinen wenig ökologisch und kostspielig. Sind Frachtschiffreisen die bessere Alternative?

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Die Katharina Schepers wippt über die schäumende Gischt der Nordsee. Wenn die Wellen gegen den Rumpf prallen, peitscht und knallt es. So laut, als könnte die Schale aus Eisen und Stahl jeden Moment zerbersten. Doch die Katharina Schepers wühlt sich störrisch durch die Naturgewalten.

Dabei wirkt das Frachtschiff mit seinem flachen Bug und der hohen Brücke beinahe hänflinghaft. So klein wie eine Stecknadel in einem Swimmingpool. Die 2012 erbaute Katharina Schepers ist nur 152 Meter lang und 24 Meter breit. Das sogenannte Deadweight, die maximale Traglast, liegt bei 10.600 Tonnen.

Zum Vergleich: Die Evergreen misst 400 Meter (Länge) und 61,5 Meter (Breite). Auch kann der weltweit größte Frachter das beinahe 20-fache Gewicht über das Wasser wuppen. Dafür transportiert die Katharina Schepers ein besonderes Gut: Reisende.

Frachtschiffreisen besitzen seit Jahrzehnten ein romantisches Flair. Im deutschsprachigen Raum ermöglichen circa 50 Reedereien auf 200 Schiffen die archaisch anmutende Reiseform. Spezialisierte Touristik-Unternehmen koordinieren die Buchungen. Etwa 5.000 bis 7.000 Passagiere wagen jährlich diese Törns. Im selben Zeitraum tuckern allein 2,5 Millionen Deutsche auf Kreuzfahrtdampfern über die Ozeane.

Das frühere Motto „Hand zu Koje”, durch das sich finanziell klamme Passagiere die Reise mit Schweißarbeit verdienen konnten, gilt heute nicht mehr. Die heutigen Trips gleichen eher einer Mitfahrgelegenheit. Doch welche Gründe sprechen für einen Trip mit einem Containerschiff?

Frau winkt Frachtschiff zum Abschied
Frachtschiffreisen versprechen individuelle Reisen – und Abschiede. © iStock / Getty Images Plus / Pawel Kajak

1. Frachtschiffreisen sind eher mit dem ökologischen Gewissen vereinbar

Bananen aus Mittelamerika, Kaffee aus Afrika, das neue Smartphone aus Asien. Die Containerschifffahrt vernetzt die Welt. Unternehmen transportieren mehr als 90 Prozent der Handelsgüter über den Seeweg. Und klar: Darunter leidet die Umwelt.

Die monströsen Frachter rotzen schädliche Partikel wie Ruß und Schwefelstoffe in den Himmel. Dazu kommen Ölkatastrophen und die kaum abschätzbaren Kollateralschäden der Seefahrt auf das Ökosystem Ozean. Was den CO2-Ausstoß pro Tonnenkilometer (tkm) angeht, gelten Containerschiffe (17 Gramm CO2 pro tkm) im Vergleich zu Lkws (24 bis 40 Gramm CO2 pro tkm) als verhältnismäßig saubere Vehikel.

Der große Unterschied zwischen Frachtfahrten und jenen auf Ferienkreuzern? Während die Containerschifffahrt unabhängig von Urlaubenden stattfindet, sind Kreuzfahrtschiffe reine Bespaßungsdampfer. Und zwar ziemlich schmutzige.

Wer eine Woche mit einer schwimmenden Kleinstadt durch die Weltmeere kreuzt, verursacht horrende CO2-Emissionen. Auf einer 9.000 Kilometer langen Solo-Autofahrt mit einem Verbrenner wären die Ausstöße ähnlich hoch.

Menschen, die eine Frachtschiffreise antreten, retten nicht die Welt. Aber sie hinterlassen einen schmaleren CO2-Abdruck. Um beim Bild der Autofahrt zu bleiben: Auch auf einem mit Containern beladenen Kahn mögen Menschen 9.000 Kilometer mit einem Töff Töff unterwegs sein. Allerdings steigen sie bei diesem Reisestil nur trampend dazu.

2. Frachtschiffreisen bieten außergewöhnliche Touren bei erschwinglichen Preisen

Bremerhaven, Egersund, Stavanger, Haugesund, Bergen, Fusa, Florö, Alesund, Bremerhaven. Das ist eine Frachtschiff-Tour, die sich mühelos buchen lässt.

Besonders die Stadt Egersund ist für ihren Fjord berühmt. Der ausgesprochen dünne Meeresarm ist 13 Kilometer lang und nur maximal 300 Meter breit. Auch die berühmten Hurtigruten frequentieren diese Passage regelmäßig. Die Fracht- und Urlaubsrouten unterscheiden sich meist nur in Nuancen.

Frachtschiffreisen sind außerdem auf allen Kontinenten möglich. Sogar den Atlantik können Passagierinnen und Passagiere überqueren. Sämtliche Reiseangebote sind deutlich günstiger als auf herkömmlichen Kreuzfahrten.

Die oben beschriebene siebentägige Norwegentour kostet beispielsweise 686 Euro pro Person. Für eine zwei Tage längere Reise auf einem Schiff mit Lipglossmund wird deutlich mehr als das Doppelte abgerufen.

3. Frachtschiffreisen versprechen authentische Abenteuer

Ein Frachtschiff bietet nicht den Komfort eines Luxusliners. Pools und Liegen fehlen an Deck. Auch 17 verschiedene Restaurants suchen die Mitfahrenden vergebens. Stattdessen kocht die oder der Smutje in der Kombüse urige Kost.

Genau dieses Flair lieben Frachtschiffreisende. In unzähligen Blogs und Videos schwärmen sie über das authentische Gefühl der Seefahrt. Sie beschreiben die schnaubenden Geräusche der Schiffsmaschinen. Das schrille Klirren von Metall, wenn der Wind die Flagge am Hinterschiff vibrieren lässt. Das Brausen des Wassers.

Erleben Touristinnen und Touristen auf Kreuzfahrtschiffen einen treibenden Pauschalurlaub, geht es auf den „Lastkähnen” tatsächlich um die salzig schmeckende Luft und das Abenteuer zwischen den Wellen. Auch Landgänge – an jedem Hafen prinzipiell möglich – versprechen individuelle Erlebnisse.

Dazu kommt die soziale Komponente. Auf einem mehr als 5.000 Gäste zählenden Koloss wie der „Symphony of Seas“ verkommt das Zusammenleben rasch zu einer bizarren Anonymität. Auf einem kleinen Containerschiff lässt sich die Besatzung an zwei Händen abzählen. Dadurch entstehen Begegnungen mit der jungen Kapitänin oder dem zotteligen Maschinisten mit Drei-Wochen-Bart. Und mit Glück – oder Voraussicht – befindet sich genügend Schnaps an Bord. Besonders passend: Aquavit oder isländischer Brennivín.

Das Mini-FAQ für Frachtschiffreisen

Sind Frachtschiffreisen auf Flüssen möglich?

Ja, besonders in Deutschland sind sie beliebt. Rhein, Neckar und Mosel gelten als frequentierte Flüsse. Die Reisedauer beträgt meist zwischen fünf und sieben Tagen.

Dürfen Hunde auf Frachtschiffen mitreisen?

Leider nein. Die Reedereien lehnen in der Regel die Mitnahme von Haustieren strikt ab.

Welche Dokumente sind auf Frachtschiffen nötig?

Auf europäischen Passagen genügt ein Reisepass als Ausweisdokument. Auf transkontinentalen Routen können andere Dokumente wie beispielsweise gültige Visas verpflichtend sein. Zudem ist ein negativer Corona-PCR-Test vor vielen Reisen vorgeschrieben.

4. Frachtschiffreisen eignen sich ideal für eine Workation

Dirk Rohrbach lebt das Leben, dass der Barde Achim Reichel in seinem legendären Lied “Aloha Heja He” besang. Rohrbach, Berufsabenteurer und ehemaliger #BeatYesterday-Kolumnist, hat die halbe Welt erpaddelt. Mit einem selbst geschnitzten Kanu mäanderte er sogar über den Yukon.

Wenn der gebürtige Hesse in seine amerikanische Wahlheimat reist, nutzt er gelegentlich das Frachtschiff. Und das nicht nur, weil diese Beförderungsform deutlich umweltfreundlicher als ein Interkontinentalflug ist.

Zwar sind Überseereisende per Schiff nicht zehn Stunden, sondern mindestens elf Tage unterwegs. Dafür genießen sie am Bord die maximale Entschleunigung. Kaum Internet, mobiler Empfang ausschließlich über Satellitentelefon oder das inReach von Garmin. Rohrbach, der zahlreiche Reisebücher schrieb, nutzt die Einkehr auf dem Boot für seine Schreibarbeiten. Frachtschiffreisen sind somit eine besondere Stilart der trendigen Workation.

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Sei weltweit erreichbar – auch ohne Funknetz. Schreibe und empfange Nachrichten, folge einer Route, verfolge dein Abenteuer und teile deine Tour mit anderen. Im Notfall bekommst du immer und überall Hilfe. Setze bei Bedarf einen SOS-Notruf ab. Über das Iridium-Satellitennetzwerk mit 100%iger globaler Abdeckung erhältst du von einer rund um die Uhr besetzten globalen Notrufzentrale Hilfe.

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