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Rennrodeln: Was es ist und wo du es ausprobieren kannst

Beim Rennrodeln braucht es angesichts der hohen Geschwindigkeit die komplette Kontrolle über den Schlitten. Wie Profis das gelingt – und wo du sogar selbst in den Eiskanal starten darfst.

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Bedrohlich ragen ihre steilen Kurven zwischen den Schneebergen empor. Sie fordern die Pilotinnen und Piloten heraus. Nur wer die perfekte Linie erwischt, wahrt seine Siegchancen – und kommt im Ziel überhaupt erst unversehrt an.

Die Rennrodelbahn in Oberhof gilt als eine der anspruchsvollsten der Welt. 15 knifflige Kurven müssen die Fahrerinnen und Fahrer auf der rund einen Kilometer langen Bahn bewältigen. Mit welcher Technik sie ihre Schlitten präzise steuern und auf welcher Rodelbahn du selber fahren kannst, erklärt dieser Artikel.

Was ist Rennrodeln?

Rennrodeln ist eine Wintersportart, bei der die Aktiven mit einem Spezialschlitten eine Rodelbahn hinunter rasen. Dabei liegen die Fahrenden mit den Füßen voraus auf ihrem Gefährt und nehmen eine möglichst aerodynamische Position ein. Oft neigen sie nur den Kopf minimal nach oben, damit dieser nicht über die Eisbahn schleift.

Der Start beim Rennrodeln erfolgt hingegen sitzend. Dafür sind am Start der Bahn zwei Griffe montiert, zwischen denen die Aktiven ihren Schlitten platzieren. Nach dem Abdrücken von dieser Startvorrichtung folgen sogenannten Paddelschläge. Dabei drücken sich die Rodlerinnen und Rodler mit den Händen am Eis ab.

Mann fährt beim Rennrodeln mit dem Schlitten durch den Eiskanal
Die Sporttreibenden nehmen beim Rennrodeln eine möglichst aerodynamische Haltung ein, um möglichst schnell voranzukommen. © Aksonov / E+ / Getty Images Plus

Im Eiskanal nehmen die Schlitten schnell hohe Geschwindigkeiten auf. Der deutsche Rodler Felix Loch raste beispielsweise mit mehr als 153 km/h über das Eis im kanadischen Whistler. Da starke Lenkbewegungen den Schlitten bremsen würden, steuern die Profis nur minimal mit den Beinen an den sogenannten Steuerhörnern. Alternativ können sie ihr Gewicht verlagern und so ihr Gefährt besser in die Bahn legen.

Besonders die Kurven entscheiden über wichtige Zehntel. Die Profis müssen einen optimalen Einfahrtswinkel treffen, damit sie ihre Geschwindigkeit halten oder sogar beschleunigen. In den Kurven können Kräfte mit dem Fünffachen des eigenen Körpergewichts auf die Aktiven wirken.

Wer hat das Rennrodeln erfunden?

Vorläufer des Rennrodelns existieren bereits seit dem 17. Jahrhundert. In Russland bedeckten Rodelfans große Holzplatten im Winter mit Schnee und Eis. Aus Eisblöcken mit einem Holzsitz rutschten sie die künstlichen Berge hinab. War das Rodeln zunächst nur den Reichen vergönnt, erlangte die Sportart ab dem 19. Jahrhundert immer mehr Popularität.

Aus dem Rodeln auf speziellen Holzschlitten entstand eine Sportart, in der 1883 erstmals ein Wettkampf stattfand. Da viele Aktive die Fahrten auf Natureis bevorzugten und andere Kunsteis präferierten, trennten sie die Sportarten 1964 auf. Rennrodeln auf der Kunsteisbahn zählte fortan zu den olympischen Disziplinen. Heute organisieren internationale Verbände die Wettkämpfe im Rennrodeln.

Rennrodeln und Skeleton – was sind die Unterschiede?

Der erste Unterschied der beiden Sportarten ist der Schlitten. Ein Rennrodel-Schlitten ist deutlich höher und besteht aus mehreren Teilen. Der Sitzschale, zwei Kufen, zwei Leitschienen und den beiden Steuerhörner. Das Gefährt beim Skeleton ist zu einem großen Schlitten verschweißt und steif, was das Lenken erschwert.

Auch unterscheidet sich das Gewicht. Ein Rennrodel-Schlitten darf im Einzelwettkampf maximal 25 Kilogramm wiegen. Wer darüber liegt, muss an anderer Stelle Gewicht sparen. Wiegt der Schlitten weniger als 21 Kilo, sorgen Zusatzgewichte für Chancengleichheit. Das Maximum beim Skeletonschlitten liegt dagegen bei 45 Kilo.

Der deutlichste Unterschied ist jedoch die Fahrweise. Rennrodlerinnen und Rennrodler starten im Sitzen und legen sich mit dem Rücken auf ihr Gefährt. Die sogenannten Skeletonis starten mit einem kurzen Sprint und springen bäuchlings auf ihren Schlitten. Sie lenken mit Gewichtsverlagerungen und den Armen. Beim Rennrodeln leisten das die Beine der Aktiven.

Regeln und Wettkämpfe im Rennrodeln

Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts finden professionelle Weltcup-Rennen statt. Über die Wintermonate fahren die Profis in ihrer Saison bis zu neun Wettbewerbe in den Disziplinen Einsitzer Herren, Einsitzer Frauen, Doppelsitzer Männer und Frauen um den Sieg im Gesamtweltcup.

In jedem Wettkampf wetteifern die Aktiven in zwei Durchgängen um die beste Gesamtzeit und die ausgelobten 100 Punkte für einen Sieg. Ab dem zweiten bis zum vierzigsten Platz erhalten die Teilnehmenden absteigende Punkte. Wer davon nach dem letzten Rennen die meisten erringen konnte, gewinnt den Gesamtweltcup.

Zwei besondere Disziplinen sind der Sprint und der Teamwettbewerb. Bei Staffelrennen treten je eine weibliche Fahrerin, ein männlicher Starter und ein Doppelsitzer an und fahren nacheinander. Im Ziel müssen sie ein Touchpad berühren, damit sich die Startklappe für das nächste Teammitglied öffnet oder die Zeit stoppt.

Bei Sprintrennen findet nur ein Durchgang statt. Nach einem fliegenden Start beginnt die Zeitmessung erst, wenn die Profis eine Lichtschranke durchfahren. Nach je einer Fahrt der 15 Bestplatzierten im Gesamtweltcup stehen die Siegerinnen und Sieger fest.

Highlights der Saison sind die Welt- und Europameisterschaften. Sie finden im jährlichen Wechsel auf einer der Eisbahnen des Weltcups statt. Alle vier Jahre stehen zusätzlich die Olympischen Winterspiele an.

Kunsteisbahn zum Rennrodeln
Die Turnierbahnen messen 1.000 bis 1.350 Meter zwischen Start- und Ziellinie. © iStock.com/chezzzers

Woraus besteht die Ausrüstung beim Rennrodeln?

Das wichtigste Utensil beim Rennrodeln ist der Schlitten. Er muss möglichst aerodynamisch und perfekt auf die Profis abgestimmt sein. Vor den Fahrten tragen die Mechanikerinnen und Mechaniker eine dünne Schicht Wachs auf die Kufen auf. Das soll das Gleiten auf dem Eis verbessern und kann wichtige Zehntel herausholen.

Auf dem Schlitten tragen die Fahrerinnen und Fahrer einen dünnen Ganzkörperanzug, der wenig Luftwiderstand bieten soll. An den Fingerspitzen ihrer Handschuhe sind kleine Spikes, die maximal fünf Millimeter lang sein dürfen. Sie bieten Halt bei den Paddelschlägen. Auch die Rennrodelschuhe sind möglichst leicht und windschnittig.

Natürlich ist ein Schutzhelm Pflicht. Damit dieser nicht zu viel Gewicht hat oder die Sicht behindert, besteht die Vorderseite meist aus einem herausnehmbaren Visier. Dadurch können die Fahrenden möglichst flach liegen und die Bahn dennoch sehen.

Wo kann ich selbst auf einer professionellen Eisbahn rodeln?

Möchtest du selbst die Geschwindigkeit des Rennrodelns erleben, kannst du dich an die Eisbahnen des Rodel-Weltcups wenden. Viele davon bieten das sogenannte Gästerodeln an. Nach einer Einweisung startest du mit dem bereitgestellten Schlitten in einer Kurve der Bahn und fährst ins Ziel. Dabei erreichst du bis zu 50 km/h. Sogar Kinder ab 12 Jahren dürfen sich in Begleitung eines oder einer Erziehungsberechtigten auf dem Schlitten versuchen.

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Quellen
  1. https://www.fil-luge.org/cdn/uploads/iro-2022-webseite-deu-18-08-2022.pdf
  2. https://www.bsd-portal.de/fileadmin/cms_data/dro_1116bf69_9409c7dd.pdf
  3. https://www.zdf.de/sport/wintersport/rodeln-teamstaffel-erklaerstueck-100.html
  4. https://www.sueddeutsche.de/sport/rodeln-neue-disziplin-im-weltcup-sprints-an-drei-wochenenden-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-141127-99-05330
  5. https://www.redbull.com/at-de/rodeln-skeleton-die-unterschiede
  6. http://sportgymnasium-oberhof.info/index.php/rennrodeln/8-sport
  7. https://www.tessloff.com/was-ist-was/archiv/Sport-und-Kultur/Wintersport/bobfahren-rodeln-skeleton.html
  8. https://www.sportlexikon.com/rodelsport-wettkampf
  9. https://rennrodeln.wordpress.com/ausrustung/
  10. https://www.xn--eisarena-knigssee-8zb.de/events-angebote/gaesterodeln/
  11. https://www.fil-luge.org/de/bahnen/kunstbahn
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