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Blutgruppendiät: Funktioniert das wirklich?

Smart, sinnlos oder sogar gefährlich? Die Blutgruppendiät spaltet die Experten. Sicher ist: Blutgruppen können einiges über unsere Gesundheit verraten.

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Dr. Peter J. D’Adamo ist ein schlanker Mann. Nun sagt die Körperfülle meist wenig über den Menschen aus. Doch bei D’Adamo ist die Figur wichtig für das eigene Marketing. Der US-amerikanische Naturheilkundler ist Vater eines Diätkonzepts. Ein Mann mit Gewicht in der Szene der Ernährungskoryphäen, vergleichbar mit anderen Diätpäpsten wie Dr. Robert Atkins oder Dr. Eckart von Hirschhausen. Mehr als sieben Millionen Bücher hat D’Adamo mit seinen Annahmen verkauft.

Wie „funktioniert” die Blutgruppendiät?

D’Adamos Theorie der Blutgruppendiät fußt auf evolutionsbiologischen Gedanken. D’Adamo behauptet, dass sich die Blutgruppen mit den neuen Lebensumständen und Ernährungsgewohnheiten im Laufe der Menschheitsgeschichte verändert haben. Glaubt man dem Naturheilkundler, liegt es an der Blutgruppe, ob Menschen Lebensmittel besser oder schlechter vertragen.

0 – diese Blutgruppe ist nach D’Adamo die älteste der vier Varianten. Sie entwickelte sich vor etwa 40.000 Jahren, als Menschen hauptsächlich Jäger waren und Fleisch aßen. Wer heute die Blutgruppe 0 besitzt, kann demnach unbesorgt viele Fleischprodukte oder fettiges Essen konsumieren.

A – diese Blutgruppe ist angeblich mit den sesshaft werdenden Menschen entstanden. Diese kultivierten den Getreideanbau und ernährten sich infolgedessen kohlenhydratreicher. Personen mit der Blutgruppe A können – so die Theorie – Lebensmittel wie Brot, Müsli oder Kartoffeln besonders gut verdauen.

B – diese Blutgruppe entstand laut D’Adamo, als Menschen begannen, Nutztiere wie Kühe oder Ziegen zu domestizieren. Milchprodukte, Eier sowie Gemüsesorten zählten mit diesen Errungenschaften zur regelmäßigen Ernährung.

AB – diese Blutgruppe ist selten (nur fünf Prozent der Deutschen besitzt sie) und mutmaßlich die jüngste. Angeblich entstand sie erst, als der Mensch zum „Mischköstler” wurde, also begann Fleisch, Getreide, Milcherzeugnisse und Gemüse regelmäßig und durcheinanderzuessen. Menschen mit der Blutgruppe AB können angeblich alle Lebensmittel sehr gut vertragen und verdauen.

Ist die Blutgruppendiät wissenschaftlich plausibel?

Während Ernährungstheorien wie Low Carb (Atkins) oder Intervallfasten (Hirschhausen) auf mühsam geschürften wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen, ist D’Adamos Blutgruppendiät umstrittener. Es fehlen schlicht die Beweise, dass das Abnehmkonzept wie versprochen wirkt. „Diese Diät entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage”, sagt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung im Magazin stern.

Auch #BeatYesterday.org-Ernährungsexpertin Caroline Rauscher blickt kritisch auf das Konzept. Sie sagt: „Ich bin sehr skeptisch. Studien mit Zwillingen zeigen, dass Geschwister mit gleichem Genpool sehr unterschiedlich auf Lebensmittel reagieren. Sich bei der Speisenauswahl an genetischen Faktoren wie der Blutgruppe zu orientieren? Das erachte ich als nicht zielführend.”

Droht bei der Blutgruppendiät Mangelernährung?

Wissenschaftlich ist die Blutgruppendiät weltweit umstritten. Eine Studie der Universität Toronto fand keine Belege für einen Zusammenhang zwischen der Blutgruppe und der Verträglichkeit von bestimmten Lebensmitteln. Außerdem vermuten Wissenschaftler, dass sich die Blutgruppen viel früher entwickelt haben, als D’Adamo annimmt. Sie kritisieren zudem, dass die Empfehlungen des Heilkundlers zu einer gefährlichen Mangelernährung führen können, weil beispielsweise Ballaststoffe und Vitamine fehlen.

Während die Blutgruppendiät in der Ernährungswissenschaft kritisch beäugt wird, gibt es auch andere Meinungen. In Ernährungsforen quellt so manch positives Feedback. Anhänger des Konzepts behaupten, dass die Blutgruppendiät nicht nur bei der Gewichtsreduzierung hilft. Auch Allergien seien positiv beeinflusst worden.

Dass die Blutgruppendiät bei manchen zu funktionieren scheint, liegt laut Ernährungsexperten aber nicht am Blutgruppenkonzept. So ähnelt der Ansatz für die Blutgruppe 0 jenem Konzept, das sich auch bei der „ketogenen Diät” bewährt. Es empfiehlt eine fettige und kohlenhydratarme Ernährung. Eine israelische Studie stützt die Ernährungshypothese für Blutgruppe B. Die Wissenschaftler erforschten, dass der regelmäßige Verzehr von Molkereiprodukten Probanden beim Abnehmen unterstützen kann. Das in der Milch enthaltene Vitamin D nimmt demnach Einfluss auf die Gewichtsreduktion.

So können die Empfehlungen der Blutgruppendiät tatsächlich manchen Menschen beim Abnehmen helfen. Allerdings verrät die Blutgruppe nicht, für welchen Organismus welches Ernährungskonzept am besten geeignet ist. Das sei viel komplizierter, sagt Ernährungsexpertin Caroline Rauscher. Sie erklärt: „Es sind zahlreiche Faktoren, die unsere Reaktion auf von uns konsumierte Lebensmittel beeinflussen: Der Zeitpunkt, an dem wir essen. Unser Stoffwechsel. Die Kombination der verzehrten Lebensmittel. Unsere Mikrobiome im Verdauungstrakt. Das ist alles höchst individuell.”

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Warum sollte jeder die eigene Blutgruppe kennen?

Sinnlos ist die Auseinandersetzung mit Blutgruppen aber keinesfalls. Sogar wankelmütige Konzepte wie die Blutgruppendiät können dazu beitragen, dass sich Menschen intensiver mit ihrer Ernährung beschäftigen.

Auch kann das Wissen um und über die eigene Blutgruppe bei der Prävention vor Krankheiten wichtige Hinweise geben. Studien zeigen, dass Menschen mit gewissen Blutgruppen anfälliger für virale Infekte oder andere Erkrankungen sind. Im Fall des Corona-Virus deuten erste Datenerhebungen daraufhin, dass Erkrankte mit der Blutgruppe A ein höheres Risiko für einen gefährlicheren Krankheitsverlauf besitzen als andere Patienten.

In der Demenzforschung steigt die Bedeutung der Blutgruppen seit Jahren. Demnach leben Menschen mit der Blutgruppe AB mit einer höheren Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken. Dieses Wissen kann Personen für bislang unbewusste Risiken sensibilisieren und somit positiv auf die eigene Gesundheit einzahlen.

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Wie die Blutgruppe herausfinden?

Viele Menschen wissen gar nicht, welche Blutgruppe sie haben. Eine einfache Möglichkeit, um das herauszufinden und nebenbei Leben zu retten: Blutspenden.

Wer sich als Blutspender registriert, erhält bei den meisten Diensten eine Chipkarte. Auf dieser ist die Blutgruppe ausgewiesen. Menschen mit der Blutgruppe 0 können als sogenannte Universalspender allen Menschen mit ihrem Blut helfen. Beim Plasma gilt dasselbe für Spender mit der Blutgruppe AB. Wer spenden geht, tut nicht nur etwas für die Allgemeinheit, sondern weiß danach definitiv mehr über seinen eigenen Körper.

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