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Zukunft Fitnessstudio: In Bottrop auf den Everest

Dank moderner Sportgeräte können wir als Superhelden durch digitale Welten cruisen. Doch echt fühlen sich diese Ergebnisse nicht an. Was noch zum Fitnessstudio der Zukunft fehlt – ein Wunschzettel.

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Einmal Anthony Kiedis sein. Davon habe ich als Jugendlicher geträumt. In der siebten Klasse schwärmten beinahe alle Mädchen aus meinem Jahrgang für den Sänger der „Red Hot Chilli Peppers”.

Knapp 15 Jahre später möchte ich immer noch ein Typ wie Kiedis sein. Und das nicht nur wegen der Verlockungen eines wilden Rockstar-Lebens in Kalifornien. Sondern weil die Chili Peppers eine verdammt gute Idee hatten. Im Musikvideo zum Kultsong „Californication” erkunden sie als animierte Action-Helden eine Computerspielewelt. Sie fahren Snowboard, schwimmen mit Haien oder cruisen im GTA-Style mit Cabrios durch die Gegend. Das wünsche ich mir für mein Fitnessstudio der Zukunft!

„Californication“ like in die Muckibude

Ich habe den besagten Song erst neulich vor dem erneuten Lockdown in der Muckibude meines Vertrauens gehört. Ich lief auf dem Laufband, was ich furchtbar eintönig finde, und dachte: Wie spannend wäre es, jetzt in eine peppereske Fantasiewelt zu schlüpfen. Auf einem Bildschirm vor mir würde ein Super-Mario-Level aufleuchten. Mit meinen Schritten und kleinen Sprüngen auf dem Laufband könnte ich den rotbemützten Klempner aus Italien steuern. Ich müsste Schildkröten ausweichen, Monster plattmachen und mich richtig auspowern, damit ich das Level in der vorgegebenen Zeit schaffe. Aus dem langweiligen Traben auf dem Laufband würde wahrhaftige Action werden.

Letztens lag ich auf der Hantelbank. Knapp 90 Kilo auf der Stange. Aus meinem Körper drang nur noch ein leises Ächzen. Er zitterte vor Erschöpfung. Ich wünschte mir in diesem Moment eine Virtual-Reality-Brille. Die sollte die Stange in einen umkippenden Baum, der Katzenbabys bedroht, verwandeln. Ganz sicher würde in diesem Szenario meine Kraft in Brust- und Armmuskeln zurückströmen. Geschichten, in denen Mütter und Väter bei der Rettung ihrer Kinder ungewöhnliche Kräfte entwickelten, gibt es reichlich. Manchmal fehlt in der Fitte nur die richtige Motivation. Das Fitnessstudio der Zukunft muss mich motivieren und glücklich machen können.

Millionen Fitnessjunkies und Karteileichen

Doch braucht es überhaupt den spielerischen Kick? Auch ohne diese Spezialeffekte boomen die Fitnesstempel, wenn nicht gerade eine Pandemie alles lahmlegt. Im Jahr 2018 trainierten nach Angaben des Portals „Statista” alleine 11,09 Millionen Deutsche in einem Studio. Es wird gepumpt, gerannt und, ja, das gehört ebenso zur Wahrheit, „gekarteileicht”. Viele der angemeldeten Fitnessstudio-Mitglieder schwitzen gar nicht regelmäßig. Sie sind Karteileichen, bei denen nur das Konto kontinuierlich abnimmt. Wer einmal das Menschenaufkommen in seinem Studio zwischen den Monaten Januar und Februar vergleicht, der erkennt, dass es in den Körperschmieden mit jeder Woche leerer wird.

Die eingangs beschriebene Gamification könnte der Schlüssel zum sportlichen Glück von Bewegungsmuffeln sein. So etwas wie die Kombination aus Ergometer und Rennspiel. Der Sportwagen auf der Strecke beschleunigt eben nur so schnell, wie man auf dem Fahrrad im Fitnesscenter treten kann. Schwitzen bei gleichzeitigem Spielespaß – das würde dem Sport eine neue Dimension geben. Zocken gegen Übergewicht – das wäre ein Trend, den Millionen unterstützen würden, der die Studios wirklich füllt und Krankenkassen euphorisiert. Auf einmal könnte jeder sagen: „Ich gehe jetzt mal eine Stunde X-Box- oder Playstation-laufen”. Gamification für mehr Trainingsdisziplin! Den Rocket Beans gefällt das.

Es geht auch ohne Fantasy

Was sich nach Science-Fiction anhört, ist längst in der heutigen Zeit angekommen. Die Tacx Cycling App von Garmin und die Indoor Cycling App Zwift kombinieren Computerspiel und ernsthaftes Training auf Fahrrad oder Laufband zu einem einmaligen Sportereignis. Benutzer können vom eigenen Wohnzimmer aus gegen jedes andere Zwift-Mitglied antreten. Weltweit und zu jeder Zeit.

Mann trainiert zuhause mit dem Tacx Rollentrainer
Hightech fürs eigene Fitnessstudio: Mit Tacx holen Radfahrer die Straße ins Wohnzimmer. © tacx

Für die Benutzung der Apps brauchen Läufer einen speziellen Chip, Radfahrer dagegen einen sogenannten Rollentrainer. Diese Geräte wie der Tacx von Garmin simulieren das Straßentraining. Die Fahrer müssen lediglich ein Rennrad, Mountainbike oder ein sogenanntes Hybridmodell mit dem Rollentrainer verbinden. Die Leistungsdaten werden von diesem Rollentrainer in Echtzeit mit der App synchronisiert. Der Fahrer sieht sich in Form eines Avatars auf einem Monitor in einer digitalen Welt fahren. Je nach Wunsch können Nutzer weltweit Rennen oder gemeinsame Rundfahrten miteinander austragen. Außerdem sind die Rollentrainer mit den Uhren von Garmin oder den Edge-Fahrradcomputern koppelbar. Videospiel und Training auf dem Fahrrad – das ist keine Vision mehr, sondern längst Realität.

Im vergangenen Frühjahr fuhren Amateursportler in Belgien die berühmte Flandernrundfahrt digital. Das Rennradmagazin „Tour” bilanzierte: „Interaktive Rollentrainer und Trainingssoftware mit aufwendig gestalteten 3D-Welten verändern gerade den Radsport. Neue Software, bessere Trainer und ausgefallenes Zubehör machen Indoor-Training immer attraktiver.” Ein halbes Jahr nach diesen kühnen Prognosen wurden erstmals offizielle digitale Weltmeisterschaften im Radsport ausgetragen. Und wie kurios es klingen mag: Ein Ruderer gewann.

Mehrere Sportler absolvieren eine Flandernrundfahrt mit einem interaktiven Rollentrainer und Trainingssoftware
E-Sport, der Kalorien verbrennt: Hier messen sich Fahrer auf der digitalen Flandernrundfahrt. © Leon Van Bon

Digitalisierung auf Speed

Das Jahr 2020 brachte dem Sport viel Kurioses und eine „Digitalisierung auf Speed”. Abstellkammern, Keller und Wohnzimmer wurden zu sogenannten Pain Caves umfunktioniert, der Smart-TV zur digitalen Arena. So manch örtliche seniorige Sportgruppe zog vom Dorfgemeinschaftshaus in einen Zoom-Call.

Dass wir zu Hause nun mit Freunden Sport machen können, ohne diese tatsächlich einladen zu müssen, ist toll. Es spart Zeit, ist bequem – eine nette Alternative. Aber ist es nicht vor allem schade? Eigentlich ist Sport auch dazu da, aus dem Alltagstrott auszubrechen. 

Für mich heißt das: Wenn Corona überstanden ist, sollte sich nicht nur die Art und Weise, wie wir Sport und Bewegung erleben, weiter modifizieren. Auch der Ort an sich sollte wieder besonders sein. Was beim Heimbiken oder Zoom-Yoga fehlt, ist die realistische Atmosphäre; die Gerüche, die Geräusche, das Ambiente. Wer in seinem Bottroper Wohnzimmer hoch nach Alpe d’Huez buckelt, diesem legendären Anstieg in den Alpen, fährt leider immer noch in Bottrop. Es sei denn, die Kinder brüllen neben dem Bike „Allez! Allez! Allez!” und der Ehegatte kreuzt in einem Teufelskostüm durch die gute Stube.

Das Fitnessstudio kann Fernweh lindern

Und wenn das Reisen beschwerlich bleibt, wir vielleicht aus ökologischen Gründen unseren Bewegungsradius auf diesem Planeten dauerhaft ein wenig herunter regulieren: Das Fernweh wird bleiben. Das Fitnessstudio der Zukunft muss diesen Schmerz lindern, sich wie ein Balsam auf die Wunden legen. Es braucht kreative Lösungen.

Ich denke an Schiffscontainer, in denen Laufbänder stehen und deren Wände aus Bildschirmen bestehen, die weiße Kuppen und schroffen Fels zeigen. Während man auf der Laufmaschine steil nach oben wandert, wird die Luft im Container dünner, aus den Lautsprechern faucht der Wind und Eis knackt wie in der Wodka-Werbung. Frostig wird es im Raum. Im Schiffscontainer würde es sportlich und realitätsnah auf den Mount Everest gehen. Das wäre besser für die Umwelt als der Nepal-Tourismus und deutlich sicherer noch dazu.

Fitness-Waggons im ICE!

Sich in einer digitalen Abenteuerwelt herumlaufen und strampeln zu sehen – das ist toll und beinahe schon Alltag geworden. Sie realitätsnah zu erleben, wäre der nächste Schritt. Man stelle sich vor, das Höhentrainingslager in den Anden oder eine Radtour im australischen Outback bei 40 Grad Ofentemperatur wären nur ein paar U-Bahnstationen entfernt. Wir könnten Gipfel besteigen, ohne eine Müllhalde aus Sauerstoffflaschen zu hinterlassen, und müssten in der Atacama keinen Verdurstungstod fürchten.

Wem das zu futuristisch ist: Ich hätte passend zur Weihnachtszeit einen weniger komplizierten Vorschlag: Fitness-Waggons im ICE! Wenn im kommenden Jahr wieder alles normal ist, wir unsere Omas und Opas besuchen können, es Torte gibt mit Sahne, Kirschen, Schoko-Raspeln und noch mal Sahne, könnte man schon beim „Driving Home to Christmas” in der Bahn mit dem prophylaktischen Kalorienabbau beginnen und nebenbei ein bisschen Öko-Strom auf dem Ergometer produzieren. Vielleicht funktioniert mit genügend Energie sogar das WLAN im Zug.

Das wäre – in mehrfacher Hinsicht – ein Weihnachtswunder, das wir uns im Jahr 2021 verdient hätten.

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